Sonntag, 16. Juli 2023

Interpretive Center in Nebraska City

Seit ihrem Start in "Camp Wood" waren 64 Tage vergangen, bis das Corps of Discovery diese Stelle am Missouri-River erreichte, an der wir heute sind. Während wir meist die kürzere Route nehmen und "nahezu bequem" auf den Straßen entlang des Missouri-Rivers fahren können, mussten die Männer damals mit ihren Booten dem stark mäandrierenden Flusslauf folgen und sicherlich mehr Kilometer zurücklegen als wir.

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Heute besuchen wir das "Missouri River Basin Lewis & Clark Interpretive Center".
Dieses informative Besucherzentrum liegt auf einem malerischen Hügel kurz vor Nebraska City. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf den Missouri-River.

Fernblick

Neben der Einfahrt am unteren Hügel begrüßen uns Merriwether Lewis, William Clark und Seaman; sie schauen Richtung Missouri River. „Pointing the Way“ (Zeige den Weg!) steht auf dem Sockel des Monumentes – dies war ja auch die hauptsächliche Aufgabe der Expedition, nämlich einen Weg bis zum Pazifik zu finden.

Pointing the way

Im Besucherzentrum selbst finden wir erneut diese Statue, etwas verkleinert und mit einer weiteren Figur, einem "Native American" versehen.

statue

Wie so oft werden auf solchen "Gedenkstatuen" die Hauptfiguren Lewis & Clark dargestellt, manchmal noch mit dem einen oder anderen aus dem Team des Corps of Discovery, doch nie fehlt der Hund von Captain Lewis, der Neufundländer Seaman.
Vor diesem Informationszentrum wird - was auf des gesamten Strecke bis zum Pazifik sehr selten ist -  sogar mit einem extra ihm gewidmeten Informationsschild gedacht. Ein anderer Ort liegt in Salmon, wo in besonderer Weise ihm sogar eine eigene Statue gewidmet ist.

Seaman

Vor dem Eingang des Besucherzentrums ist ein nachgebautes Modell des Kielbootes ausgestellt, mit dem das Corps of Discovery 1804 den Missouri bis Fort Mandan flussaufwärts fuhr. Es ist fast siebzehn Meter lang und 2,45 Meter breit. Es hat einen Mast mit einem quadratischen Segel, der Bootsrumpf ist mit einem Sonnensegel geschützt. Auch das „Achterdeck“ ist von einem Sonnensegel geschützt, unter dem Achterdeck befindet sich die Kapitänskajüte. Das Boot konnte gesegelt (wenn die Windverhältnisse stimmten), gerudert, gestakt und getreidelt (mit einer Leine gezogen) werden.

Infozentrum mit Boot
Kielboot
Kielboot

Im Erdgeschoss des Museums wird ein weiteres Boot der Expedition, ein 9,75 Meter langes, „aufgeschnittenes“ Modell der weißen Piroge (Einbaum-Ruderboot) präsentiert. Hier kann man beispielsweise die Ruder bewegen und einen Eindruck gewinnen, welcher Kraftaufwand nötig war, um ein solches Schiff zu bewegen. Am Bug ist ein Bildschirm angebracht, der einen Film aus der Perspektive eines flussaufwärtsfahrenden Bootes zeigt. Man kann sich in das Boot setzen und sich vorstellen, was die Männer des Corps of Discovery vor sich auf dem Fluss erblickt haben.

Des Weiteren sind in dem Museum viele Mitmach-Stationen zu verschiedenen Aspekten der Expedition aufgebaut. Wie haben sie ihre Messinstrumente benutzt? Wie haben sie gekocht? Würden wir heute tagtäglich das schmutzige Flusswasser trinken?

Wieder einmal geht es auch um die mitgenommenen Medikamente, die aus heutiger Sicht teilweise eher Gifte waren. Bei dieser Station spielt die Mutter von Meriwether Lewis, Lucy Meriwether Lewis Marks (1752-1837), eine Rolle.


Sie hatte für die damalige Zeit herausragende Kenntnisse über die pharmazeutische Wirkung von Pflanzen, die sie frühzeitig an ihren Sohn weitergab. Ihr medizinisches Wissen machte sie zu einer angesehenen Person in ihrer Welt und sie wurde oft zur Behandlung von Kranken gerufen. In der Familie von Meriwether Lewis gab es, neben den Männern im Militär, auch einige Ärzte.

Behandlung
Medizinkiste

Eine kleine Ausstellung im Interpretive Center geht auf die Ehrung der Expedition mit der Ausgabe von Briefmarken ein. Zwei besonders schöne Exemplare sind die 37 Cent- Briefmarke von 2004, auf der Lewis & Clark mit Blick Richtung Westen dargestellt sind, sowie die Sacagawea-Briefmarke über 19 Cent von 1994.

Briefmarke
Lewis and Clark

Der Schwerpunkt der gesamten Ausstellung liegt jedoch auf einer Präsentation von Tieren und Pflanzen, die während der Expedition von 1804/06 eine Rolle spielten.
122 bis dahin noch der Wissenschaft unbekannte Tierarten konnten während der Expeditionsjahre im von ihnen bereisten Westen von Lewis & Clark beschrieben und detailliert gezeichnet werden.
Gleichzeitig hatten sie beeindruckende Erlebnisse mit verschiedenen Tieren. So können auch wir uns beeindrucken lassen von Grizzly- und Schwarzbären, von mehreren gewaltigen Bisons, von Wölfen, von Elchen, Luchsen und Bibern und einigen mehr.
Mehrere Touchscreens ermöglichen das Beobachten von Vögeln und man kann sogar ihrem unterschiedlichen Zwitschern und Rufen lauschen.

Bison

Auch der Flora ist ein größerer Ausstellungsbereich gewidmet und anschaulich mit viel Bildmaterial erklärt, denn Lewis & Clark dokumentierten 178 neue Pflanzenarten.

Purple
Purple

Diese Purple Cone Flower (Echinacea angustifolia / Schmalblättriger Sonnenhut) z. B. lernten Lewis & Clark in den Plains kennen und schickten im April 1805 von Fort Mandan aus Wurzeln und Samen der Pflanze als einen ihrer wichtigeren Funde an Präsident Jefferson.

Etwas ganz Besonderes ist die von zwei Native American High Schools aus Idaho und Montana entworfene Fisch-Ausstellung, die nicht nur die verschiedenen Missouri- und Columbia-Fischarten zeigt, sondern auch die Fangmethoden der Native Americans präsentiert.
In diesem Zusammenhang werden auch die gesamte Reise des Expeditionskorps bis zum Pazufik und ihre damit verbundenen Ernährungsquellen aufgezeigt.

Das Besucherzentrum liegt oberhalb des Missouri-River Basin; Fotos im Museum veranschaulichen, welche Ausmaße Hochwässer des Missouri, das Letzte beispielsweise im Jahr 2019, annehmen können – so weit das Auge reicht, sieht man nur Wasser, wo vorher Felder angelegt waren und sogar Häuser standen, und dass, obwohl im Rahmen des "Pick Sloan Projektes" ↗ zwischen 1946 und 1966 entlang des Missouri-Rivers sechs neue Staudämme gebaut wurden. Selbst im weitläufigen Einzugsgebiet des Missouri-Rivers entstanden danach weitere Staudämme. Für die "Native Americans" hingegen wurden sie zur Katastrophe, da weitere Landenteignungen und erneute Entwurzelungen ihrer Kultur damit verbunden waren.

Wir haben in Nebraska City das uns nachhaltig beeindruckende Lewis & Clark Besucherzentrum besucht. Es zeigt noch vieles mehr, außer der großen Aufgabe der Expedition, die Welt der Pflanzen und Tiere der „unbekannten Welt“ zu erkunden.

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