Freitag, 21. Juli 2023

Von Onawa nach South Sioux City

Wir werden heute ab Onawa in Iowa bis South Sioux City in Nebraska, unserem Tagesziel,  erneut etwa 80 Kilometer auf dem westlich des Missouri gelegenen Highway 75 Richtung Norden unterwegs sein.
Außerdem befahren wir weiter den „Lewis & Clark Scenic Byway“ in Nebraska. Den ersten Teil dieser „malerischen Nebenstraße“ über insgesamt 107 Kilometer entlang des Highway 75 hatten wir ab Fort Calhoun im Norden von Omaha City über De Soto, Blair, Tekamah bis nach Decatur bereits vor
einigen Tagen befahren. Heute geht es nun auf dem „scenic byway“ von Decatur bis South Sioux City weiter durch eine waldreiche und intensiv landwirtschaftlich genutzte Region entlang des Missouri.

Zunächst fahren wir über die bereits erwähnte Brücke, die nur mit Eisengittern belegt ist, von Onawa zurück nach Decatur. Decatur ist ein Ort mit zurzeit knapp 400 Einwohnern und wurde 1856 gegründet. Benannt ist der Ort nach dem Siedler Stephen Decatur (1813-1888/1889), einem ehemaligen Lehrer, der Frau und zwei Kinder in New York verlassen hatte, um eine Farm am Missouri River aufzubauen. Er heiratete übrigens in Decatur ein zweites Mal und verließ auch die zweite Frau mit Kind, um nach Colorado weiter zu ziehen.
In Decatur ehrt man die in den verschiedenen Kriegen gefallenen Soldaten, die aus der hiesigen Region stammten, mit Bilderfahnen an Masten entlang der Hauptstraße.

Fahnen

Nach nur vier Kilometern erreichen wir den Blackbird Scenic Overlook / Overview.


Nach einem kurzen Spaziergang erreicht man einen Aussichtspunkt mit dem Nachbau einer offenen Hütte, die einer „earthlodge“ (Erdhütte) der Omaha-Indianer nachempfunden ist. Sie ist in einer runden Form gestaltet, in deren Nordhälfte die Kraft des Himmels und in deren Südhälfte die Kraft der Erde „wohnen“. Die zehn äußeren Säulen, auf denen das Dach ruht, stehen symbolisch für die Clans des Omaha-Stammes. In der Mitte der „earthlodge“ sind kreisförmig sieben Säulen angeordnet, die die Chiefs, die Häuptlinge, im Rat/im Council symbolisieren sollen.

Pavillion
earthlodge
Weitblick
Aussicht auf die Missouri-Ebene

Contributors
Against the current
Up the Missouri

In der „earthlodge“ befinden sich mehrere Informationstafeln zum Missouri, zum Omaha-Stamm und zur Lewis & Clark Expedition.
Hier wird im Besonderen auf zwei Teilnehmer der Expedition eingegangen – Pierre Cruzatte und Francois Labiche. Beide waren Söhne von französisch-kanadischen Vätern und Omaha-Müttern. So wird bei dieser Info-Tafel herausgestellt, dass sie „Halb-Indianer“ waren und damit für die Expedition aufgrund ihrer Sprachkenntnisse vor allem als Dolmetscher wichtig. Beide waren gleichzeitig erfahrene Flussmänner, die schon vor der Expedition viele Male auf dem Missouri unterwegs gewesen waren.

zum-Blackhill
Blick gen westen
Blick vom Black Hill gen Westen

Anschließend fahren wir noch auf einer bergigen Seitenstrecke zum Blackbird Hill, auf dem sich das Grab des berühmten Omaha-Führers („Blackbird“, die ‚Amsel‘) befunden hat. Von hier hat man, wie schon vom Overlook aus, einen wunderbaren Blick auf die Landschaft und den Fluss. Lewis & Clark sollen am 11. August 1804 das Grab des um 1800 an Pocken verstorbenen Häuptlings besucht haben.

Nun geht es weiter entlang des Lewis & Clark Scenic Byway über 25 Kilometer bis nach Winnebago. Hier befindet sich die Verwaltung des Winnebago-Reservates von Nebraska, das 1865 gegründet wurde. Gleichzeitig hat man hier einen modernen Wohnort für die Native Americans der Winnebago eingerichtet.
Wir fahren zunächst zu einem „historical marker“, der an die „Winnebago Scouts“ erinnert. Zum Einen wird hier beschrieben, dass der Winnebago-Stamm, der von ihrem ursprünglichen Land in Minnesota und Wisconsin ins Reservat nach Nebraska geschickt worden war, von dem hiesigen Omaha-Stamm aus eigenen Mitteln Land abkaufte, was dem heutigen Reservationsgebiet entspricht.
Zweitens wird erzählt, dass im Jahr 1865 bei den Nebraska-Volunteers 75 Freiwillige des Winnebago-Stammes aufgenommen wurden und die company A der Omaha Scouts bildeten. Sie wollten mit ihrem Einsatz dazu beitragen, dass sich die damaligen Beziehungen zwischen den Native Americans und den Siedlern verbesserten.

Winnebago scouts

Auf den Nebentafeln an diesem Erinnerungsort wird gezeigt, was von der Regierung der USA im 19. Jahrhundert dem Stamm der Winnebago angetan wurde, indem man sie durch verschiedene Verträge (treaties) aus ihrer ursprünglichen Heimat in Wisconsin über eine Reservation nach der anderen von Minnesota; Iowa, South Dakoata nach Nebraska vertrieb.

Remouval
Treaties

In der Ortsmitte befindet sich seit 2006 ein Skulpturen-Garten der Winnebagos. Er trägt den Namen „honoring the clans“ (Die Clans ehren!). Der Künstler, der die Skulpturen entworfen hat, ist Charles Aldrich aus dem Winnebago-Stamm. Es wurden 180.000 Dollar investiert.
Die Haupt-Statue zeigt symbolische Elemente des Stammesglaubens der Winnebago - den Adler und die heilige Pfeife. Diese Figur verharrt im Gebet und stellt die spirituelle Beziehung zu den Geistern und den Clan-Mitgliedern dar.

Adler

Die Figuren, die die einzelnen Clans symbolisieren, sind in einem Kreis angeordnet, was in der Tradition der Native Americans sehr wichtig ist. Die Aufgaben der einzelnen Clans werden jeweils am Sockel auf einer Platte beschrieben.
Es gibt vier Ober-Clans – dies sind der Adler-Clan, der Tauben-Clan, der Donner- Clan und der Krieger- bzw. Falken-Clan. Die Mitglieder dieser vier Clans waren für die Sicherheit der Häuptlinge zuständig und stellten bei Kampfhandlungen für Verteidigung oder Angriff die Krieger.


Die restlichen acht Clans übernahmen verschiedene Aufgaben im Alltagsleben des Stammes und trafen auch die entsprechenden Entscheidungen. Sie waren u.a. zuständig für: der Wassergeist-Clan (Wasserversorgung, medizinische Versorgung), der Büffel-Clan (Verbreiten von Informationen), der Fisch-Clan (Handel, Erhalten der Umwelt), der Hirsch-Clan (Wetter- und Naturbeobachtungen), der Bären-Clan (verantwortlich für Disziplin, Entscheidungen für Jagd und Reisen), der Schlangen- Clan (gemeinnützige Arbeit, Schutzaufgaben), der Elch-Clan (Verteilung und Schutz des Feuers) und der Wolf-Clan (Späher, soziale Aufgaben).
Die Vertreter der einzelnen Clans trugen entsprechend ihrer Aufgaben unterschiedliche Attribute an
ihrer Kleidung und waren so für andere gut erkennbar.

Water-Spirit-Clan
Water-Spirit-Clan
Baer-Clan
Bear-Clan

Danach fahren wir 14 Kilometer bis zum Ort Homer, wo wir einen „historical marker“ zu „Tonwantonga“ anschauen. Tonwantonga war vor zweihundert Jahren hier zu finden. Der Name bedeutet „Großes Dorf“ und war um 1795 unter dem Häuptling „Blackbird“ ein Ort, an dem etwa 1.100 Omaha-Indianer in Erdhütten, „earthlodges“, lebten. Von hieraus kontrollierte der Omaha-Stamm das Missouri-Tal und betrieb Pelzhandel mit Spaniern und Franzosen. Um 1800 ereignete sich eine große Tragödie. Über 400 Stammesmitglieder, inklusive Häuptling Blackbird, erkrankten an den Pocken und starben. So verlor „Tonwantonga, das große Dorf“ schnell an Bedeutung.

Tonwangtonga
the nation

Die zusätzlichen Tafeln hier informieren über die Erinnerungen an die Lewis & Clark Expedition, die diesen Ort zwischen dem 13. August und 19. August 1804 besuchte, über den Omaha-Stamm allgemein und über den Lewis & Clark Scenic Byway.

Byway

Hier wird auch an die Verhandlung vom 18. August 1804 durch Lewis & Clark erinnert, als der desertierte Private Moses Reed wieder aufgegriffen, bestraft und unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde.

Reed

Für die Schlusstrecke bis South Sioux City brauchen wir noch knapp 20 Kilometer.
In dieser Stadt leben heute über 14.000 Menschen. Die Stadt entstand 1893 durch die Fusion der beiden benachbarten Orte Covington und Stanton. South Sioux City liegt im Grenzbereich von gleich drei Staaten, nämlich Iowa, Nebraska und South Dakota. Sie liegt in Nebraska und ist eigenständig gegenüber der benachbarten Großstadt Sioux City in Iowa.

Kurz vor unserem Campingplatz passierten wir noch ein schönes Bild an einem Bankgebäude, dass ebenfalls der Lewis & Clark Expedition gewidmet ist und das Zusammentreffen mit den Native Americans zeigt.

meeting

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