Freitag, 30. Juni 2023

Santa Fe Trail in Arrow Rock

Nachdem durch die Lewis & Clark Expedition gesichert war, dass man einen Weg in den Westen finden konnte, starteten schon wenige Jahrzehnte später die großen Wagentrecks auf bestimmten Routen.
Da gab es u.a. den Oregon-Trail, den Mormonen-Trail, den Mohawk-Trail, den California Trail, die Route des Pony-Express und eben den Santa FeTrail. Alle diese Wege waren dafür gedacht, Menschen aus verschiedensten Gründen in den „goldenen Westen“ zu bringen und vor allem Waren in beiden Richtungen zu transportieren.


Der Santa Fe Trail startete ab 1821 im Ort Franklin, weil der Frachtunternehmer William Becknell (1788-1856) dort mit der Route begann, die er bis ins damaligen Mexiko erkundet hatte. Bei Arrow Rock mussten die Nutzer des Trails den Missouri überqueren (Landmark Arrow Rock Bluff).

Santa Fe Trail

So entstand der Ort gewissermaßen durch den Santa Fe Trail, denn die Menschen brauchten nach der Missouri-Überquerung eine Versorgungsmöglichkeit. Gleichzeitig konnten die Händler aus Arrow Rock mit eigenen Warentransporten auf dem Santa Fe Trail am Warenaustausch zwischen Santa Fé und den US-Staaten an der Ostküste teilnehmen. Und man konnte den Warenverkehr, der generell mit Schiffen über den Fluss ankam, weiterleiten.

The Province
1827
Quelle: Visitor Center Arrow Rocks

Diejenigen, die es sich finanziell leisten konnten, fuhren dann mit dem Dampfschiff über Arrow Rock hinaus bis nach Independence.

Santa Fe Trail

Dennoch, Arrow Rock wurde schnell eine wichtige Station auf dem Santa Fe Trail, der immerhin bis 1880 eine bedeutende Handelsstraße war. Allerdings wurde durch den mexikanisch-amerikanischen Krieg von 1846 bis 1848 für drei Jahre die Nutzung eingestellt. Danach „boomte“ der Weg; er wurde regelrecht zu einer Nationalstraße, da man mit der Besiedlung der „neuen“ Staaten, u.a. Texas, begann.
Der Trail führte zunächst von Arrow Rock in Missouri nach Kansas. Danach spaltete sich der Weg in eine Nord- (Colorado) und eine Südroute (Oklahoma), damit man danach Santa Fe (bis 1848 in Mexico) und teilweise noch südlichere Ziele erreichen konnte.
Der Weg wurde nach wenigen Jahren auch von Postkutschenlinien befahren und er wurde nach dem mexikanisch-amerikanischen Krieg vom Militär zur Versorgung der Forts in den südlichen Grenzregionen genutzt.

Arrow Rock

In allen diesen Jahren profitierte Arrow Rock vom Santa Fe Trail, weil sich viele Menschen hier ausrüsteten und der Warenhandel reichen Profit für die Händler in Arrow Rock einbrachte.
Die Nutzung aller Trails, auch die des Santa Fe Trails, endete mit der Fertigstellung der Eisenbahn in den 1880er Jahren, mit der man nach und nach alle Orte bequemer, billiger, schneller und sicherer erreichen konnte.

Donnerstag, 29. Juni 2023

Arrow Rock Historic River Landing Trail


Dieser kurze Weg ist eigentlich die Trasse, die früher den Ort Arrow Rock mit der "Landing Site" der Dampfschiffe am Missouri-River verband.

River

Diese "Flusslandung" war das Zentrum der kommerziellen Aktivitäten von Arrow Rock. Hier standen u.a. zahlreiche Lagerhallen. Im Jahr 1860 war die Anlegestelle am Arrow Rock eine der verkehrsreichsten Flusshäfen zwischen St. Louis und Kansas City. 
Aufgrund von Erosionen, Auswaschungen aber auch Anlandungen hatte der Missouri im Laufe der Jahre sein derzeit tatsächliches Flussbett erheblich verlagert. Vor 200 Jahren war  der Fluss wesentlich breiter und verlief, wie hellblau in der folgenden Karte eingetragen. Der heutige Flussverlauf ist dunkelblau dargestellt.

Flussveränderungen

Lewis & Clark campten am 08./09.Juni 1804 etwa 8 Kilometer flussabwärts an den "Island of Mills", später umbenannt in "Arrow Rock Island" und am 09./10. Juni 1804 etwas oberhalb.

Changing Landmarks

Heute endet der Weg nicht am Missouri, sondern stößt auf den Lewis and Clark Trail of Discovery,  der an einem Parkplatz an der River Road (auch als 2nd Street ausgeschildert) nördlich der historischen Stadt Arrow Rock beginnt. Dann folgt dieser auf einem Deich, der parallel des Missouri Rivers verläuft. Am Trail of Discovery, der insgesamt etwa 2,6 Kilometer lang ist, stehen mehrere Informationstafeln zur Kultur- und Naturgeschichte der Region. 
Heute führt der Weg durch die Jameson Island Unit des Big Muddy National Refuge. Früher waren auf diesem Land Felder, auf denen Mais und Sojabohnen angebaut wurden, doch nach der Überschwemmung von 1993 und der von 1995 wurde das komplette Gebiet in ein Naturschutzgebiet umgewandelt.

River on the Move
Then and Now
Muddy

Am Ende der kurzen Wanderung bietet sich ein toller Blick auf den Missouri River. 

Missouri
Missouri  -  Blick flussaufwärts
Missouri
Missouri  -  Blick flussabwärts
Sandbank
Missouri mit Sandbank und angelandetem Treibholz
Blick flussabwärts

Mittwoch, 28. Juni 2023

Arrow Rock

Die Arrow Rock State Historic Site ist im Grunde ein Freilichtmuseum, das den historischen Teil des heute noch bewohnten, 1829 gegründeten Dorfes Arrow Rock („Pfeilfelsen“) zeigt. Anfänglich trug der Ort den Namen „Philadelphia“ und wurde erst 1833 in Arrow Rock umbenannt. Neben den historischen Gebäuden gibt es zahlreiche aktuell bewohnte Häuser; ca. 50 Personen leben hier ständig. In den USA sieht man in der Erhaltung des historischen Arrow Rock den Beginn der amerikanischen Denkmalpflege-Maßnahmen.
Zur Historic Site gehört noch der Arrow Rock Bluff, der sich heute auf privatem Gelände befindet. William Becknell (1788-1856), der den Santa Fe Trail ins Leben rief, benannte diesen Felsen im September 1821 als Orientierungspunkt, dass man hier über den Missouri übersetzen sollte. Der Ort erhielt seinen Namen nach dem Felsen.

arrow rock
arrow rock
Arrow Rock Lage

Die Geschichte von Arrow Rock als denkmalgeschützter Ort begann eigentlich schon im Jahr 1923, als damals das ortsansässige Wirtshaus, die J. Huston Tavern aus dem Jahr 1834, restauriert wurde.

old tavern
Old Tavern

Joseph Huston (1784-1865) erbaute das Haus damals mit Hilfe etlicher Sklaven, die vor allem die Ziegelsteine herstellen mussten. Das Haus wurde dann als Gemischtwarenhandel, Post Office, Hotel und Restaurant genutzt. Durch die zahlreichen Reisenden auf dem Santa Fe Trail war es ständig gut besucht. Die Huston Tavern ist eines der ältesten kontinuierlich betriebenen Restaurants in den USA. Man kann noch heute dort essen, aber auch historische Möbel in Küche, Gästeräumen und im Obergeschoss anschauen.

Welcome
Küche
Mercantile-room
Ehemaliger "mercantile-room"
Übernachtungsmöglichkeiten

Ein weiteres interessantes historisches Gebäude ist das kleine, braune Old Courthouse. In den Jahren 1839/1840 war Arrow Rock Sitz der Gerichtsbarkeit des Kreises „Saline County“.

Court House
Old Courthouse
Old Courthouse innen

Sehr originell, aber recht klein, ist das Gefängnis (Old Rock Calaboose/ das „Kittchen“) aus dem Jahr 1873, das nur für einen Gefangenen gedacht war.

Gefängnis
Old Rock Calaboose

Auch das Haus der Freimaurer, die Masonic Lodge, ist sehenswert. Das Gebäude gibt es seit 1868 und beherbergte bis 2008 die Freimaurerloge Nr. 55.


Über hölzerne Gehwege und unter verzierten Überdachungen läuft man entlang gemütlicher Läden und wird an die „gute alte Zeit“ erinnert.

Bordwalk

Am Straßenrand wirft man einen Blick auf die historischen Bordsteine zur Regenentwässerung, die einst ebenfalls von den Sklaven von Arrow Rock bereits 1850 hergestellt wurden.

Gutter
Gutter 1850

Man kann sich in Arrow Rock das Haus von
George Caleb Bingham (1811-1879) anschauen, der als Politiker aktiv war (Delegierter im Repräsentantenhaus von Missouri), aber vor allem als Maler eine große Bekanntheit in seiner Zeit erlangte. Er ist bis heute als der „Missouri-Maler“ bekannt. Er malte sowohl Porträts und historische Ereignisse als auch Landschaften in Missouri. Bingham lebte viele Jahre in Arrow Rock und baute hier 1837 sein erstes Haus, das heute noch hier steht.

Bingham House

Neben dem Bingham-Haus findet man eine Informationstafel, die die enge Beziehung von Arrow Rock zum Missouri zeigt. Auch gibt es eine Information zur Lewis & Clark Expedition. Es wird erzählt, dass die Männer an dieser Stelle große Probleme mit der Strömung des Flusses hatten, die ihnen das Boot umdrehte. 

L&C am 08071804

Interessant ist eine weitere Informationstafel – „
Godsey’s Diggings“. Hier wird beschrieben, das von der Anlegestelle der Dampfschiffe am Missouri bis zum Ort eine Straße gebaut/ausgegraben werden musste, damit die von den Schiffen beförderten Waren in die Stadt transportiert werden konnten  - was nicht ohne Probleme mit der Firma ablief.

Godsey´s Diggings

Vielfach besucht ist das
Lyceum Theatre, das ursprünglich eine Kirche der Baptisten aus dem Jahr 1872 war, seit 1961 aber als Theater genutzt wird und viele Broadway-Produktionen im Programm hat, für die Besucher auch heute von weither anreisen.

Lyceum

Neben dem Lyceum Theatre befindet sich ein kleines Museumsgebäude, in dem eine Ausstellung zu einem berühmten Bürger der Region gezeigt wird. Es handelt sich um Dr. John Sappington ↗ (1776-1856), der Chinin-Tabletten entwickelte und diese dann landesweit gegen die Malaria-Erkrankung verkaufte. Er wurde mit der Vermarktung seines Chinins sehr reich.

Sappingtons House
Sappington
Medical kit
Medical Kit von Sappington um 1850

Sein Sohn William baute sich 1846 außerhalb von Arrow Rock ein großes Anwesen im griechischen Baustil und nannte es „Prärie Park“. Diese Anlage kann man heute noch besichtigen.

Prairie Park
Prairie Park

In der direkten Nachbarschaft befindet sich ein weiteres, gut erhaltenes Haus im griechischen Stil, das 1860 von der Familie Sanders Townsend erbaut wurde. Die Familie gehörte über Jahrzehnte zu den führenden Familien in Arrow Rock.

The Sanders
The Sanders House

Einige Kilometer entfernt gründete
Dr. John Sappington einst das „Sappington Settlement“ - eine große Farm mit etwa 25 Sklaven. Er nannte seine Farm „Pilot Hickory“. Von dieser Siedlung ist heute nichts mehr erhalten.

Pilot Hickory

Dr. John Sappington schenkte seinen Sklaven kurz vor seinem Tod 1856 zwei Acres Land, damit sie dort einen Friedhof anlegen konnten  -  den Sappington African American Cemetery (dazu gibt es einen gesonderten Artikel).

Sappington Negro Cemetery

Das Besucherzentrum der Arrow Rock Historic Site liegt etwas außerhalb des Ortes und zeigt eine Ausstellung zu den Native Americans, die in dieser Gegend seit tausenden von Jahren siedelten. Auch erhält man Informationen zur Lewis & Clark Expedition, um zu zeigen, dass die hiesige Region eine Rolle bei der Westwärts-Erkundung und -Besiedlung der USA spielte.

Weitere Schwerpunkte sind die Salzhandel-Geschichte der Familie Boone, der Bürgerkrieg, die Rolle der Sklaven und der Santa Fe Trail. Natürlich fehlt eine Präsentation zum berühmten ortsansässigen Maler George Caleb Bingham nicht und auch Dr. John Sappington, der mit dem Medikament Chinin reich wurde, wird ausreichend gewürdigt.



Sappington African American Cemetery

Im 19. Jahrhundert war es in fast allen Gemeinden in Missouri üblich, dass man für die African American-Bürger eigene Friedhöfe auswies. Man wollte halt auch im Tod „separiert“ sein. Außerdem wurden die African American-Toten bis zum Ende des Bürgerkrieges (1861-1865) anonym beerdigt.
Zunächst eine kurze Beschreibung, unter welchen Bedingungen die „schwarzen“ Menschen zu dieser Zeit leben mussten.
Um 1860 waren zehn Prozent der Bevölkerung in Missouri versklavte African Americans. In manchen Gegenden, beispielsweise mit größeren Farmen für Tabak oder Hanf, erreichten die Bevölkerungsanteile der African Americans teilweise bis zu fünfzig Prozent – diese Regionen nannte man dann übrigens „Little Dixie“. Zum Staat Missouri muss man jedoch erwähnen, dass die meisten Sklaven sich davor fürchteten in den Süden auf die Baumwollplantagen verkauft zu werden, denn es ging ihnen in Missouri verhältnismäßig gut.
Jede Familie in Arrow Rock hatte durchschnittlich drei bis fünf Sklaven, aber es gab Ausnahmen wie z.B. Dr. John Sappington, der auf seiner Farm etwa 25 Sklaven arbeiten ließ. Viele historische Gebäude in Arrow Rock würde es ohne die Sklaven von damals nicht geben.
Die Sklaven in Missouri, natürlich auch in Arrow Rock, lebten unter strikten Regeln. Es war verboten, Lesen und Schreiben zu lernen; man durfte sich nicht in größeren Gruppen treffen und man durfte nachts nicht draußen unterwegs sein. Das Schlimmste war jedoch, dass man jederzeit verkauft werden konnte und dabei wurde keine Familienbeziehung beachtet. Mütter wurden oft von ihren wenige Monate alten Babys getrennt. Manchmal wurde man nicht verkauft, sondern für eine gewisse Zeit zum Arbeiten bei anderen verliehen.
Zum Beginn des Bürgerkrieges flohen viele Missouri-Sklaven in den Norden und bekamen dort einfache, aber bezahlte Arbeitsstellen als Köche, Wagenfahrer, Kuhhirten, … Andere Missouri-Sklaven traten der Unions-Armee bei, wurden aber auch von den Soldaten des Nordens oft als „zweitklassig“ eingestuft. Die US-Regierung zahlte jedem ehemaligen Besitzer eine Entschädigung von 300 $ für den „verlorenen“ Sklaven.
Nach Kriegsende blieben viele ehemalige Sklaven bei ihren alten Besitzern, erledigten die gleiche Arbeit wie vorher, aber wurden nun dafür bezahlt. Historiker sagen heute, dass beispielsweise Arrow Rock ohne seine African American-Bürger als Gemeinde nicht überlebt hätte. In den 1880er Jahren war in Arrow Rock jeder zweite Einwohner ein African-American und trug zum wirtschaftlichen Überleben des Ortes bei.

Sappington Cemetery

Südwestlich von Arrow Rock liegt der Friedhof der "African American Mitbürger" – der „Sappington African American Cemetery“. Kurz vor seinem Tod 1856 schenkte Dr. John Sappington seinem „hochgeschätzten“ Sklaven Emanuel Banks zwei Acres Land, damit dort ein Friedhof für die Sklaven angelegt werden konnte.

The Cemetery

Auf diesem Friedhof wurden anschließend mehrere hundert African Americans bestattet, mindestens 350. Da viele Bestattungen anfangs anonym waren, kann man die genaue Anzahl nicht mehr bestätigen. Heute gibt es auf dem Friedhof noch 75 offizielle Gräber mit Grabsteinen. Im 20. Jahrhundert wählten viele, die einen Bezug zu Arrow Rock hatten, diesen Friedhof für sich als Begräbnisstätte. Eine der letzten Bestattungen war im Jahr 2012 die von James van Buren, einem bekannten Jazz- und Blues-Musiker. 

Belegungsplan

Im Laufe der Jahre wurden hier viele Menschen beerdigt, die für die African American-Gemeinde von Arrow Rock eine große Bedeutung hatten, beispielsweise John Thomas Trigg, der erste African American Lehrer von Arrow Rock, oder Ruth Banks, die sich für die „Black Church“ in Arrow Rock einsetzte.

History

Der „Sappington African American Cemetery“ soll ein Zeichen für die Leiden, aber auch die Erfolge, der schwarzen Bevölkerung von Arrow Rock sein. Dazu passt ein Zitat (1914) von Thomas Rainey, Historiker: „Although they now lie in nameless graves, we owe respect to their memory. They were also pioneers!“
(„Obwohl sie jetzt in namenlosen Gräbern liegen, müssen wir sie respektvoll in Erinnerung behalten. Auch sie waren Pioniere!“)