Freitag, 16. Juni 2023

Die Kathedralbasilika von Saint Louis

Saint Louis wird seit langer Zeit „Tor des Westens“ genannt, weil hier nach der erfolgreichen Expedition von „Lewis & Clark“ viele Menschen ihre "Reise in den Westen" begannen, um dort ein neues Leben anzufangen. Dazu passend wurde die Stadt aufgrund der Kathedralbasilika sogar „Rom des Westens“ genannt. 
In der Kirche sind romanische mit byzantinischen Elementen kombiniert und die prächtigen Mosaik-Dekorationen erinnern an den Markusdom in Venedig bzw. an die Kirchenausschmückungen in Ravenna. „Ost und West“ sind in dieser Kirche miteinander verbunden.

Cathedral of St. Louis
Kathedralbasilika von St. Louis
Basilika

Die Kirche mit einer imposanten Granitfassade ist dem Heiligen Ludwig IX. (1214-1270), einst König von Frankreich, geweiht, der auch Schutzpatron der Stadt Saint Louis ist. 
Bereits im Eingangsbereich, im Vestibül, der Kirche trifft man auf beeindruckende Mosaikdarstellungen, die sich alle mit Stationen aus dem Leben des „heiligen Ludwigs“ beschäftigen.
St. Louis
St. Louis, der Kreuzfahrer

Der Bau der Kathedralbasilika wurde 1914 fertiggestellt und ersetzte die alte Kathedrale (Old Cathedral), die für die vielen Gläubigen zu klein wurde und noch heute in der Nähe des "Gateway Arch" zu besuchen ist. Tatsächlich wurde, im Besonderen an den Mosaiken, an der Kathedrale Jahrzehnte weitergebaut. Erst im Jahr 1988 konnte das ursprünglich geplante Gesamt-Mosaik-Projekt beendet werden. Man schätzt, dass in der Kathedrale 
41,5 Millionen Glassteine in 7.000 Farbtönen auf circa 83.000 Quadratmetern Wänden verbaut sind.

Innenansicht

Innenansicht der Kathedralbasilika

Auf den Mosaiken werden Geschichten aus der Bibel, aber auch Geschichten aus der Stadt gezeigt. Es wird die enge katholische Ausprägung von Saint Louis deutlich. Noch heute gibt es etwa 185 katholische Schulen und mehrere katholische Universitäten in der Region. 
Die enge Verbindung von katholischer Kirche und Region ist am Westwandmosaik dargestellt, die auch als Bildungswand (education wall) bezeichnet wird. So sieht man drei Nonnen, die als Schulschwestern von Notre Dame für die Gründung der Grundschulen in Saint Louis verantwortlich waren. Für die Gründung der Nerinx Hall im Jahr 1812, einer Highschool für Mädchen, setzten sich die Schwestern von Loreto ein und für die Gründung des ersten Frauen-College im Jahr 1848 stehen die Ursulinen.

Schulschwestern

Sisters of the good sheperd

Neben den „Nonnen-Mosaiken“ befindet sich an der Bildungswand die Namensgeber zahlreicher Schulen/Hochschulen. Szenen aus ihrem Leben werden auf den Mosaiken gezeigt. Die meisten gehörten zu den ersten Indianer-Missionaren in Kansas, Illinois und Missouri, u.a. Pater Jacques Marquette (1637-1675) und Pater Pierre deSmet (1801-1873).

Father Marquette
Father de Smet

Weiter gezeigt wird der Heilige, John-Baptiste de la Salle (1651-1719), der Schutzpatron der Lehrer.
Selbst die University of Saint Louis hat ein eigenes Decken-Mosaik bekommen.

Die gegenüberliegenden Wandmosaiken sind dem Thema „Caritas“ (Nächstenliebe)
gewidmet und beschäftigen sich mit Menschen, die sich in Saint Louis für die Betreuung von Notleidenden einsetzten.

Caritas

Blickt man zurück auf die Wand über dem Eingangsbereich sieht man Mosaike, die sich mit der Geschichte der Stadt beschäftigen.

Die Decken zieren viele biblische Mosaike - so gibt es ein Oster- und ein Pfingstmosaik, eine Darstellung der Geschichte von Isaak und immer wieder Darstellungen aus dem Leben von Jesus.

Jesus

Auch in der Allerheiligenkapelle, wo übrigens die meisten Mosaike von der Firma Tiffany Glass and Decorating Company aus New York gestaltet wurden.

Jesus

Die Firma Tiffany realisierte auch die Mosaike in der Marien-Kapelle, die dem Leben Marias gewidmet ist, und sie waren für die Gestaltung fast aller Rosettenfenster in der Kathedrale zuständig.

IHS

Zahlreiche Künstler arbeiteten teilweise Jahrzehnte an den verschiedenen Mosaiken. Ein Beispiel hierfür sind die 1958 vollendeten „Zwölf Apostel“ in der Nordkuppel, die von Hildreth Meière (1892-1961) entworfen und mitgestaltet wurden. Ganz eng arbeitete sie mit Paul Heuduck (1882-1972) und seinem Sohn Arno Heuduck (1917-1989) zusammen, die fast ihr ganzes Arbeitsleben in der Kathedrale verbrachten.

Die Kuppel

Ein Großteil der Mosaiken wurde im Auftrag der Firma Tiffany von Professor August Oetken (1868-1951) aus Berlin entworfen, der über Jahrzehnte Mosaike für die Kathedrale plante. Er gestaltete beispielsweise auch die Mosaiken der Elisabeth-Kemenate auf der Wartburg.
Auch andere Künstler arbeiteten teilweise Jahrzehnte an einzelnen Mosaiken, so z.B. der polnisch-amerikanische Maler und Gestalter Jan Henryk Rosen (1891-1982), der die biblischen Szenen in der Hauptkuppel verwirklichte.
Aber nicht nur die berühmten Mosaike sind zu bestaunen, beispielsweise wurden die wunderschönen Bronze-Tore vor der Kapelle zum Allerheiligsten bereits 1904 bei der Weltausstellung in Saint Louis gezeigt. Der Hauptaltar und die weiteren Altäre, die Fenster, die Orgel, die zahlreichen Statuen und Säulen und selbst die Bodengestaltung sind beeindruckend.

Bodengestaltung

Auch den Bischofsstuhl im Altarbereich muss man bewundern.

Bischofsstuhl
Kardinalsstuhl

Neben der Kirche steht seit 1999 eine vier Meter hohe Edelstahlskulptur, der „Engel der Harmonie“. Sie ist zu Ehren des 1997 verstorbenen Daniel Schlafly aufgestellt, der sich für Rassengerechtigkeit und Frieden einsetzte.

Angel of Harmony

Abschließend lässt sich sagen, dass die Kathedralbasilika von Saint Louis tatsächlich ein Tor öffnet, nämlich eines, das einen mit tiefer Bewunderung an diesen Besuch zurückdenken lässt.

ich habe den Glauben

Das Siegel

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