... in Nebraska
Vor einigen Wochen haben wir Fort Osage in Missouri, östlich von Kansas City gelegen, besucht. Nun steht für uns mit dem Besuch des historischen Forts Atkinson in Nebraska, nördlich von Omaha City gelegen, ein vergleichbarer Ort auf dem Programm.
Wieder besteht ein enger Bezug zu der Lewis & Clark Expedition.
Am 30. Juli 1804 schlugen diese Männer im hiesigen Missouri-Abschnitt ihr Lager auf und am 03. August 1804 trafen sie sich mit Vertretern der Otoe- und der Missouria- Stämme. Den Hügel, auf dem dieses Treffen stattfand, nannten sie „Council Bluffs“ (council=Rat / bluff=Hügel/Klippe) und beschrieben ihn in ihren Tagebüchern als strategisch geeigneten Ort für die spätere Errichtung eines Forts. William Clark hatte auch den Hügel, auf dem das historische Fort Osage stand und der heutige Nachbau steht, als einen für den Bau eines Forts geeigneten Ort bezeichnet.
Hier an diesem Lagerplatz feierte William Clark am 01. August 1804 mit der gesamten Mannschaft seinen 34. Geburtstag.
Während Fort Osage jedoch bereits im Jahr 1808 errichtet wurde, entstand Fort Atkinson erst 1819.
Damals fand eine von Präsident James Monroe (1758-1831) und seinem Kriegsminister John Calhoun (1782-1850) angeordnete Yellowstone-Expedition statt.
Ziel dieser Expedition sollte sein, bis zur Einmündung des Yellowstone in den Missouri mehrere strategisch günstig gelegene Forts zu erbauen, die die Sicherheit von amerikanischen Pelzhändlern garantieren und die "Native Americans" kontrollieren sollten. Oberst Henry Atkinson (1782-1842) war mit der 6. Infanterie und dem 1. Schützenregiment für diese Aufgabe ausgewählt worden. Er begab sich 1818 mit seinen Soldaten von Plattsburgh bei New York startend auf diese über 4.000 Kilometer lange Expedition, sowohl zu Fuß über Land als auch per Schiff. Sie überwinterten in Saint Louis, starteten im Mai 1819 mit drei Dampfschiffen [Calhoun, Johnson und Jefferson] den Missouri flussaufwärts und erreichten Ende September nach zahlreichen Unfällen und Missgeschicken die Region Council Bluffs.
Dort erbauten sie ein Winterquartier, genannt "Cantonment Missouri". Aufgrund der katastrophalen Versorgungslage (die ursprünglich mitgebrachte Verpflegung hatte man größtenteils auf den verunglückten drei Dampfschiffen flussaufwärts verloren) starben über 200 der 1.000 Soldaten aus den beiden Regimentern in diesem Winter und viel ziviles Begleitpersonal.
Im Frühjahr überschwemmte dann der Missouri-River das Winterlager, sodass man sich gezwungen sah, in einem höheren Bereich ein neues Quartier zu errichten. Das Fort, das auf dem Hügel erbaut wurde, benannte man nach Oberst Atkinson.
Gleichzeitig musste im Frühjahr 1820 die Yellowstone-Expedition selbst aus finanziellen Gründen eingestellt werden und so blieb das Fort Atkinson der westlichste Außenposten der jungen USA. Fort Atkinson wurde insgesamt von 1819 bis 1827 betrieben. Teilweise waren dort bis zu tausend Soldaten stationiert, hinzu kamen noch etliche Zivilisten.
1822 wurde Oberst Henry Leavenworth Kommandant des Forts.
1824 erreichte das erste kommerzielle Dampfschiff das Fort.
Nachdem Inspector General Georg Croghan das Fort Atkinson im Jahr 1826 besucht hatte, fand er es nicht mehr erhaltenswert, worauf die 1st Infantry nach Fort Leavenworth abgezogen wurde.
1827 folgte die 6th Infantry, sie wurde ebenfalls nach Fort Leavenworth und in die Jefferson Barracks nach Missouri verlegt.
Fort Atkinson verschwand - trotz seiner Größe - in der Geschichte und es blieben nur einige Ruinen übrig. Erst in den 1980er und 1990er Jahren errichtete der Staat Nebraska eine Nachbildung des historischen Forts und gründete den Fort Atkinson State Historical Park.
Das Besucherzentrum des Parks wurde Anfang Juni 2023 nach einer Renovierung wiedereröffnet und besticht mit einer interessanten Präsentation der Geschichte des Forts. Das Visitor Center ist nach Harold Wayne Andersen (1923-2015) benannt, einem Herausgeber mehrerer großer Zeitungen, vor allem der „Omaha World Herald“.
Im Besucherzentrum befindet sich gleich neben dem Eingang ein Modell der Festung mit vielen kleinen Details – selbst ein Kielboot fährt auf dem benachbarten Missouri.
Im Museum wird in einem ansprechend dekorierten Theaterraum ein Film zur Geschichte von Fort Atkinson gezeigt. Es folgt eine Ausstellung, in der zunächst schwerpunktmäßig die "Native Americans" und der Pelzhandel präsentiert werden.
Danach geht es die Lewis & Clark Expedition und um die militärische Geschichte des Forts.
Sehens- und erst recht bemerkenswert ist der Nachbau des Luftgewehrs von Captain Meriwether Lewis. Das Gewehr soll eine garantierte Treffsicherheit bis 115 m gehabt haben. Durch die Möglichkeit, in einer extra Kammer im Schaft komprimierte Luft zurückzuhalten, konnten bis zu maximal 30 Schuss hintereinander aus dem Gewehr abgegeben werden.
Vom Besucherzentrum führt ein kurzer Spazierweg zu einem Monument mit dem Titel „First Council“ / “Erster Rat“. Hierzu erfolgt ein gesonderter Artikel.
Ein Stückchen weiter steht das „Monument to the Deceased“ / “Monument für die Verstorbenen“, wobei in Fort Atkinson kein eigentlicher Friedhof existiert.
Entlang des Lewis & Clark Animal Walk - hier stehen zahlreiche aus Metall ausgesägte Tiere - kommt man zum eigentlichen Fort.
Das Fort ist in einer quadratischen Form aufgebaut. In der Mitte des Innenhofes stehen das Pulver-Magazin und der Fahnenmast.
Dieses Bild gibt eine halbe Seitenlänge des Forts wieder. Rechts war ein Durchlasstor, links schloss im rechten Winkel die nächste halbe Seite des Forts an. Jeder Raum, durch die äußeren Querbalken ersichtlich, verfügte nach außen über längliche Fenster. Ferner hatte jeder Raum einen gemauerten Kamin und sowohl eine Tur und ein Fenster Richtung Innenhof.
Im Westbereich kann man die Räume der Militärführung, die Offiziersquartiere und Räume der Soldaten, sowie den Bereich des Militärarztes und den Arrestbereich mit allen Bestrafungsmethoden (Area of Punishment) anschauen.
Beim Militärarzt kann man von einer kuriosen Geschichte lesen. Die Frau von Major Woolley verstarb in Fort Atkinson, sollte aber in New Jersey beigesetzt werden. Also legte man ihren Körper in einen versiegelten Spezialsarg mit 265 Liter Rum und schickte den Sarg so zur Beisetzung.
Im Nord- und Südbereich waren einige Handwerker untergebracht (Zimmermann, Schneider, Küfer, …).
Der Schmied, der Zinngießer, der Waffenschmied, aber auch die Bäckerei und eine Getreidemühle befanden sich außerhalb des Kasernenbereiches. Hier stehen auch Nachbauten eines Gemischtwarenladens und eines Gemeindehauses.
Von der noch nicht bebauten bzw. rekonstruierten Ostseite des Forts hat man einen Blick hinunter in die Ebene, in der früher einmal das erste Camp "Cantonment Missouri" gestanden haben soll, nahe am Missouri. Heute fließt der Fluss mehr als 2 Kilometer nordöstlich vorbei.
An jedem ersten Wochenende in den Sommermonaten erwacht Fort Atkinson zum Leben, dann finden dort historische Vorführungen statt.
Quellen und weiterführende Informationen:
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