Sonntag, 9. Juli 2023

In der Stadt Atchinson

Wir fahren weiter, überqueren den Missouri-River und damit auch die Staatsgrenze zwischen den Bundesstaaten Missouri und Kansas und erreichen die 1854 gegründete Stadt Atchison. Heute leben hier fast 11.000 Menschen. 

Willkommen in Kansas

Die Stadt wurde nach Senator David Rice Atchison (1807-1886) benannt, der eine skurrile Bekanntheit als der „US-Präsident für einen Tag“ erlangt hat. Senator Atchison war im Jahr 1949 der Präsident des US-Senates, auch am 04. März 1849. Dieser Tag war ein Sonntag. Da der gewählte US-Präsident Zachary Taylor (1784-1850) und sein Vizepräsident Fillmore den Amtseid nicht an einem Sonntag ablegen wollten und der vorherige Präsident James Polk bereits am 03. März 1849 aus dem Amt geschieden war, wurde David Atchison als Senatspräsident, und damit als dritter Mann im Staat, für einen Tag Präsident.
Über ihn wird in Atchison im Museum des Santa Fé Freight Depots ausführlich informiert. Im Gebäude des Frachtdepots von 1880 ist das Museum von Atchison untergebracht, das interessante Präsentationen zu den Native Americans - hier vor allem zu dem Stamm der Kanza - , zur Geschichte der Eisenbahn, zu Waffen und von wichtigen Persönlichkeiten aus Atchison anbietet.

Santa Fe
Railroad

Auch der Lewis & Clark Expedition ist ein Ausstellungsbereich gewidmet. Es wird sogar in dem sehr vollen Museum ein Modell des „Corps of Discovery-Monumentes“ aus Kansas City gezeigt.

Corps od Discovery

Lewis & Clark erreichten am 04. Juli 1804 dieses Gebiet am Missouri, in dem sich heute die Stadt Atchison befindet. Sie entdeckten dabei zwei Bäche (Creeks), die in den Missouri einmündeten und nannten sie zu Ehren des Unabhängigkeitstages "Fourth of July 1804 Creek" und "Independence Creek" (hierzu folgt ein eigenständiger Bericht).

In Atchinson gibt es zwei Gedenkorte an die Lewis & Clark Expedition.
Eine Informationstafel steht neben dem Santa Fe Freight Depot Museum und erinnert an die Benennung des Fourth of July 1804 Creek. Die hölzerne und überdachte Brücke führt über diesen Bach, der 1804 11 m breit gewesen sein soll.

Fourth of July 1804 Creek
Creek

Das größere Denkmal ist der Lewis & Clark Pavillon an der Riverfront, der 2004 anlässlich der 200-Jahr-Feiern zur Expedition errichtet wurde. Hier befinden sich mehrere Erinnerungstafeln an die damalige Unternehmung. Der Erinnerungspavillon ist mit einem Memorial für Veteranen kombiniert.

Landing
Memorial
Memorial

Auffällig in Atchison ist die Präsenz des Benediktiner-Ordens. Das Kloster wurde bereits 1857 von Benediktinern aus Bayern gegründet und eröffnete 1858 eine Schule, um die Söhne von deutschen Einwanderern in Kansas zu unterrichten. Abtei und Kirche erheben sich über der Stadt und der Campus des Benediktiner-College nimmt mit zahlreichen Gebäuden eine große Fläche in der Stadt ein.

College
Klosterbereich

Zurzeit hat das College über 2.000 Studierende. Im Kloster leben über 60 Mönche. Das Motto von Kloster und College „Vorwärts. Immer vorwärts!“ („Forward. Always Forward!“) ist an vielen Ecken zu lesen.

Forward
Community

In Atchison ist seit 1863 auch ein Benediktinerinnen-Orden beheimatet  -  benannt nach der Heiligen Scholastika, der Schwester des Heiligen Benedikt. Die Nonnen arbeiteten bzw. arbeiten auch heute überwiegend in Lehrberufen, im sozialen Bereich und in der Mission. Derzeit leben über 80 Scholastika-Benediktinerinnen im Kloster in Atchison.

Einen Ort, den man in Atchison besuchen sollte, ist das Museum im Geburtshaus von Amelia Earhart (1897-1937), das leider geschlossen war. Amelia Earhart war eine Flugpionierin, die 1932 als erste Frau allein mit einem Flugzeug den Atlantik überquerte. 1937 versuchte sie eine Weltumrundung rund um den Äquator und verschwand kurz vor Ende ihrer Unternehmung mit dem Flugzeug über dem Pazifik. Sie zählt als wagemutige „Flug-Pionierin“, die den Weg für Frauen in der Luftfahrt ebnete. In Atchison wird ihr zu Ehren jedes Jahr im Juli ein Flug-Festival veranstaltet.

Amalia
Amelia

Abschließend kommen wir in Atchison am modernen Fox Theatre vorbei, dem örtlichen Kino, in der Commercial Street. Am Nachbarhaus, im "Aunt Pearl´s Attic Building" befinden sich Personen an der Hauswand. Etwas „unkonventionell“ schauen sie uns aus aufgemalten Fenstern an. Da ist der Kanza-Indianer, der Bahnarbeiter vom Santa Fé Frachtdepot, der „Eintagespräsident“ Atchison, der erste Benediktiner-Mönch, die Fliegerin Amelia Earhart und natürlich Lewis & Clark mit dem Hund Seaman – insgesamt eine interessante Kombination auf dieser „Mural“.

bemalte Hauswand
Lewis & Clark

Eine Person ist dort noch aufgemalt, die bisher nicht erwähnt wurde. Es handelt sich um „William Deafy Boular“ (1869-1953), der mit vier Jahren Gehör sowie Sprache und mit zwölf Jahren aufgrund eines Unfalls mit einem Zug beide Beine verlor. Über Jahrzehnte verlegte er später tausende von Ziegelsteinen auf Straßen und Bürgersteigen in Atchison. Es wird erzählt, dass er über 45.000 Pflastersteine an einem Tag schaffen konnte. So wurde er zu einer faszinierenden und unvergessenen Person. Vielleicht sollte man beim nächsten Spaziergang entlang eines Bürgersteiges, einmal daran denken, wer die Steine dort verlegt hat.

Deafy
Gehweg

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