Samstag, 30. August 2025

Das Johnson Geo-Centre in St. John´s

Als wir vom Signal Hill in St. John’s den Berg hinunter Richtung Stadt schauten, stach uns sofort ein außergewöhnliches Gebäude ins Auge: das Wissenschaftsmuseum Johnson Geo Centre ↗.

Geo-Centre
Es handelt sich um einen schräg im Berg verschwindenden Glasbau. Er sieht wie der gläserne Eingang in einen Berg hinein aus und tatsächlich befinden sich die Räume der Ausstellungen dieses Zentrums überwiegend in der Tiefe. Die Konstruktion erinnert gleichzeitig ein wenig an einen Kristall, der aus dem Berg herauswächst, oder auch an den Eingang eines Bergwerks.
Bevor wir das Zentrum besuchten, bewunderten wir zunächst die Figuren der beiden provinztypischen Hunde, die vor dem Gebäude Wache halten - einen Neufundländer und einen Labrador. Gestaltet wurden die beiden Hunde von dem Bildhauer Luben Boykov ↗ (*1960), den wir bereits von der Cook-Statue in Corner Brook her kannten.
Neufundländer
Der Neufundländer (links im Bild) ist ein langhaariger, großer Arbeitshund, während der Labrador ein mittelgroßer, kurzhaariger Jagdhund ist. Die beiden Hundefiguren sollen symbolisch an die Freundlichkeit der Menschen in dieser Provinz erinnern.

Im Außenbereich ist vor dem Eingang ein großer Steingarten angelegt. Sowohl dieser als auch die Hunde-Skulpturen sind Teile des 14 Hektar großen Johnson Geo-Vista Parks , der sich um das Zentrumsgebäude herum befindet. Im Park kann man Spaziergänge auf mehreren Rundwegen unternehmen und historische Nachbauten sowie Informationen zur Geologie anschauen.
Gesteinsweg
Gesteinsweg
Benannt ist das Informationszentrum nach einem Geschäftsmann aus St. John’s, Paul Johnson (1929-2015), der mit seiner Familien-Stiftung maßgeblich an der Erstellung des Geo-Centres beteiligt war. Das Zentrum wurde übrigens im Jahr 2002 eröffnet und es kommen ständig Ausstellungsthemen hinzu bzw. sie variieren. Der Träger ist heute die Memorial University of Newfoundland in St. John’s.
Nach dem Betreten des Gebäudes konnten wir zunächst eine kleine Ausstellung mit dem Namen „The Gardens of the Deep“ zu Korallen, Anemonen und Seesternen ansehen, die rund um Neufundland im Meer vorkommen.
Tiefsee
Korallen
Danach ging es ein Stockwerk tiefer zur eigentlichen geologischen Ausstellung. In der dortigen Empfangshalle war an der Decke eine phantastische Darstellung unseres Sonnensystems zu sehen. Gleichzeitig waren hier zahlreiche Mitmachstationen für Besucher allen Alters aufgebaut. Neben der Empfangshalle geht es zu einem "Kids-Bereich" mit vielen lehrreichen Spielstationen.
Sonnensystem
Sonnensystem
Im hinteren Bereich der Empfangshalle konnten wir das "Geo-Theatre" mit einem Lehrfilm besuchen. In der Multimedia-Präsentation mit vielen Lichteffekten und sogar einem echten Wasserfall wird sowohl die Geburt unseres Sonnensystems als auch die Entstehung und Entwicklung unseres Planeten Erde mit der Darstellung vieler geologischer Phänomene gezeigt.
In den anschließenden Ausstellungsräumen waren wir zunächst einmal von der besonderen Bauleistung des Geo-Zentrums begeistert.
Für dessen Bau wurde zunächst eine Grube im Gestein des Signal Hill ausgehoben bzw. aus dem Felsen herausgeschlagen. Dann legte man die unterirdischen Ausstellungsräume so an, dass man über 50 Meter direkt an den freiliegenden, steilabfallenden, uralten Felswänden vorbeigeht und sie auch anfassen kann. Mit Schildern wurden wir darauf hingewiesen, dass das Sandstein-Gestein des Signal Hills 550 Millionen Jahre alt und damit beispielsweise 400 Millionen Jahre älter als die Rocky Mountains im Westen von Canada ist.
rock
Alter Stein
Alter Stein
Der anschließende Rundweg durch die Ausstellung führte uns durch die Themen „Unser Planet“, „Unsere Provinz" (Neufundland und Labrador), „Unser Volk“ und „Unsere Zukunft“.
Zunächst ging es also in den Bereich „Unser Planet“. Neben vielen anderen Präsentationen ist das Modell der „dynamischen Erde“ ein gelungener Versuch zu erklären, wie durch die Zusammensetzung unserer Erde die jeweiligen geologischen Prozesse beeinflusst werden.
Unsere Erde
Ansonsten werden hier Kreisläufe, Verwitterung,  Gebirgshebungen, Erdbeben, Vulkanaktivitäten, Plattentektonik, etc. vorgestellt.
Plattentektonik
Anhand eines „Sandkörner-Modells“ versucht man, die geologische Zeit, die mit ihren Milliarden von Jahren so unvorstellbar ist, zu erklären. Außerdem konnten wir eine umfangreiche Ausstellung zu verschiedenen Gesteinen, Mineralien aber auch Fossilien bewundern und "begreifen". Bei einigen Präsentationen wird auch auf die Evolution des Lebens eingegangen.
Gesteine
Gesteine
Dem interessierten Besucher wurde aber auch verdeutlicht, aus welchen Materialien z. B. "Felsformationen" haben entstehen können und wo man sie heute überall im Küstenbereich von Neufundland antreffen kann.
Felsenentstehung
Felsengestein
Am Eingang des Bereiches „Unsere Provinz (Neufundland und Labrador)“ wurden wir von
einem riesigen Stein aus den Tablelands im Gros Morne Nationalpark ↗ "begrüßt". Das Gebiet hatten wir bereits vor einigen Wochen im Westen der Insel besucht.  Der Stein steht im Geo-Centre symbolisch für das Innere unserer Erde, da er durch besondere Bedingungen aus dem Erdmantel nach oben gehoben wurde.
Perodotite
Danach beschäftigt sich die Ausstellung zunächst mit Labrador, dem „ancient land“, das geologisch zum Kanadischen Schild gehört. Im Norden von Labrador sind einige Gesteine vier Milliarden Jahre alt und es gibt große Eisen- und Nickel-Vorkommen.
Erst dann folgt Neufundland, das vor 600 Millionen Jahren nach dem Auseinanderbrechen eines ursprünglichen Superkontinents, „Rodinia“, entstanden ist. Sowohl die Entstehung der Apalachen-Gebirgskette, die sich von der Westseite von Neufundland Richtung Süden bis Alabama in den USA erstrecken, als auch die Entstehung des Atlantischen Ozeans werden in Filmen, auf Info-Tafeln und in Modellen beschrieben und erklärt. Besonders hervorgehoben wird die Region Avalon von Neufundland, da sie ein Überbleibsel des auseinander gebrochenen Urkontinents Pangäa bzw. später Gondwana ist.
Avalon
Neufundland
Am Schluss dieses Ausstellungsbereiches durften wir die Darstellungen zum Themenkreis „Gletscher“ erkunden, uns mit den Eiszeiten und den Folgen der ehemals fast  vollständigen Vereisung von Neufundland auseinandersetzen und einen Film dazu anschauen, der die Entwicklung bis heute wiedergibt.
Dies sahen wir auch als gute Überleitung zum nächsten Ausstellungsbereich, Unsere Zukunft“. Hier werden Probleme des Klimawandels oder der vernünftige Umgang mit unseren Wasserreserven präsentiert, aber auch die
verantwortungsvolle Gewinnung und Nutzung von fossilen Brennstoffen thematisiert.
Es folgte das nächste Thema „Unser Volk/our people“. Hier wurden wir von einem großen Steinmann, einem Inukshuk begrüßt. Dieser Bereich hat weniger mit der Geologie zu tun, sondern es geht um die Evolution des Lebens beginnend mit einem Einzeller. Der Bezug zur Geologie wird hergestellt, indem man über Fossilien und Versteinerungen die Nähe des Lebens zur Geologie zeigt.
Explizit wird die gesamte Menschheitsgeschichte dargestellt und man geht insbesondere auf die Besiedlung von Neufundland ein.
Im zweiten Teil dieses Bereiches wird auch auf die Bedeutung von Mineralien in unserem
Alltagsleben eingegangen und wie wichtig es ist, dass wir mit den Ressourcen unserer Erde verantwortungsvoll umgehen müssen.
Sonne
Future
Hier fanden wir die Aufforderung, „Schützen Sie diese Welt, damit unsere Erde immer der blaue Planet bleiben darf“, sehr wichtig.

Im Bereich „Unsere Zukunft“ folgte nun mit dem sogenannten „Stellarium“ der letzte Teil der Ausstellung des Informationszentrums. Im Foyer von „Stellarium“ werden eine bemannte Raumstation, ein Modell eines Satelliten und ein Modell des „Mars Rover“ präsentiert und an den Wänden sind beeindruckende Bilder aus dem Weltraum zu sehen.
Im Stellarium werden auch verschiedene Sterne vorgestellt, die sich in der Nähe unseres Sonnensystems befinden.
Nach dem Besuch des Stellariums konnten wir den Rückweg entlang der Signal Hill 
Felswand zur Empfangshalle starten, ein wenig müde, aber angefüllt mit sehr viel  Informationen und tatsächlich beeindruckt von den kreativen und interessanten
Vorschlägen, den Besuchern die Geologie dieser Welt näherzubringen.
Wand
Wand
Rechts die "sehr alte" Sandsteinwand

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