Freitag, 15. August 2025

Die Beothuk

Ein verschwundenes Volk in Neufundland
Um mehr darüber zu erfahren, besuchten wir das Beothuk Interpretation Center.
Beothuk Interpretive Centre
Beothuk Interpretive Centre
Das Interpretation Centre ↗ liegt neben einer archäologischen Ausgrabungsstätte, die man auf einem 1,5 Kilometer langen Wanderweg erforschen kann.
spiritway
Außerdem befindet sich hier noch ein „Spirit Garden“, in dem an die Beothuk-Kultur ↗ und ihr "Verschwinden" erinnert wird. Im Zentrum selbst sollen Ausstellungen, Informationsmaterial und verschiedene Fundstücke das Verständnis für die Beothuk- Kultur vermitteln.
Wir besuchten mit dem Zentrum einen Ort, der an besondere Ureinwohner Neufundlands erinnert.  Das Volk der Beothuk gilt allerdings seit Anfang des 19. Jahrhunderts als ausgestorben, wodurch viel Wissen über ihre Kultur und Lebensweise verloren gegangen ist. Verschwunden sind sie aus mehreren Gründen, einmal erneut wegen den Krankheiten, die die Europäer mitbrachten, und gegen die sie keine Abwehrmechanismen hatten. Zum Zweiten, weil sie von den Europäern verfolgt und getötet wurden. Drittens verhungerten viele von ihnen, nachdem sie ins Landesinnere abwanderten, weil ihr ursprünglicher Küstenwohnraum durch die Europäer besetzt wurde.
So sind die Kenntnisse über ihre Sprache nicht mehr ausreichend, sodass man den Namen „Beothuk“ nur unzureichend erklären kann. Wahrscheinlich bedeutet er „das Volk“, vielleicht aber auch „die vom Fluss aufwärts kommen“.
Man geht davon aus, dass Neufundlandland bereits lange vor der Zeitenwende spärlichst in den Küstenregionen besiedelt war, wie es aus der Informationstafel des Interpretation Centres hervorgeht.
erste besiedlung
Diese Erstbesiedler sind als Vorfahren der Beothuks anzusehen. Die eigentliche Kultur der Beothuks entwickelte sich wohl um 1500 n. Chr.
Beothuk
Quelle: https://nlarchaeology.wordpress.com/wp-content/uploads/2012/11/beo.jpg
Die Gelben Punkte geben mögliche frühzeitliche Siedlungsorte vor, die roten Punkte stehen für mögliche Siedlungsorte der Beothuk.
Sie dürften nicht viele gewesen sein, wahrscheinlich nur etwa 1500 Personen, die in vielen kleinen Dörfern lebten.
Siedlung
Siedlung
Siedlung (1650 - 1720) mit möglichen Bauten der Beothuk
(Modell von David Coldwell)
Die Beothuk lebten vom Fischfang und von jeglichen anderen Meerestieren; sie jagten überwiegend Caribous und waren wie alle indigenen Völker Meister in der fast hunderprozentigen Verarbeitung ihrer gejagten Tiere. Die Nahrung wurde durch gesammelte essbare Pflanzen und Wurzeln sowie Vogeleier ergänzt.
Die genutzten Waffen wurden aus Holz, Sehnen, Knochen und Steinen hergestellt.
Ihre wichtigsten Fortbewegungsmittel waren aus Birkenrinde angefertigte Kanus. Es gab auch Kanus aus Caribou-Leder oder aus Robbenhaut. Im Winter kamen Schneeschuhe und Schlitten zum Einsatz.
Sie wohnten in Wigwams, die man aus mit Birkenrinde bedeckten Stangen erstellte.
In einem Wigwam konnten bis zu 15 Personen leben. Die Schlafplätze befanden sich in Gruben, die man in den Boden des Wigwams gegraben hatte. Bei den archäologischen Ausgrabungen entdeckte man, dass es neben den Wohn-Wigwams noch Lagerhäuser für Werkzeuge und Lebensmittel gab. Einige der Fundstücke von dort sind in dem Interpretation Centre ausgestellt.
Boot wird beladen
Ein Boot wird beladen
Kind mit Beeren
Kind mit Beeren
Wie bei vielen anderen indigenen Naturvölkern gilt auch für die Beothuk, dass die enge Verbindung zur Natur ihre Lebensweise und Kultur beeinflusste.
Der Niedergang begann mit den ersten Kontakten zu den Europäern, die ab Mitte des 16. Jahrhunderts sporadisch in Neufundland auftauchten und mit Beginn des 18. Jahrhunderts Neufundland besiedelten. Die Beothuk lehnten den Kontakt mit den Europäern ab und wollten auch keinen Handel mit ihnen treiben. Gleichzeitig raubten sie Fallen oder überfielen später auch Häuser von Siedlern. In den Anfangsjahren sammelten sie alles in den Lagern der Europäer ein, was diese nach Fischfang-Expeditionen zurückgelassen hatten. Auf diese Weise gelangten sie auch ohne Handel an das wichtige Eisen, was man vor allem für die Anfertigung besserer Waffen gebrauchen konnte. Wenn die europäischen Fischer Boote zurückgelassen hatten, wurden diese verbrannt. So bestand von Anfang an eine feindselige Haltung von beiden Seiten, die schließlich mit der Vernichtung dieser Volksgruppe endete.
Beothuk
Viele Informationen, die man heute noch zum Beothuk-Volk hat, verdankt man zwei jungen Beothuk-Frauen, Shanawdithit und ihrer Tante Demasduit, die 1819 zusammen mit der Mutter von Shanawdithit von englischen Siedlern gefangen genommen wurden. Sie wurden nach St. John gebracht, wo recht bald Mutter und Tante an Tuberkulose starben. Shanawdithit war als Haushaltshilfe tätig und fertigte zusätzlich Zeichnungen von Geschehnissen von ihrem Volk an. Auch hinterließ sie durch Erzählungen historisch verwertbares Material.
Aber auch sie starb am 6. Juni 1829 in St. John's, Neufundland, an Tuberkulose.
Uns beeindruckte ein Bild in der Ausstellung, das den Niedergang der Beothuk zum
Ausdruck bringt. Es zeigt einen stolzen Beothuk-Krieger, dessen Gesicht „in der Zeit
verschwindet“.
Beothuk

weiterführende Info:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.