Von Corner Brook fuhren wir etwa 80 Kilometer zunächst nach Deer Lake und folgten dann dem Viking Trail, der Küstenstraße im Westen, weiter bis zum Ort Wiltondale. Hier bogen wir nach Westen Richtung Woody Point ab (insgesamt 113 Kilometer).
Damit erreichten wir den Südteil des Gros Morne Nationalparks. Der Park ist nach seinem größten Berg benannt, dem „Gros Morne“ (806 Meter, französisch: „der große Düstere“), einem Berg der Long Range Mountains, dem nördlichsten Abschnitt der Apalachen.
Der 1.800 km² große Park wurde 1973 gegründet und 1987 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Der Gros Morne National Park ist nicht nur für seine beeindruckenden Landschaft bekannt, sondern für seine außergewöhnliche Geologie.
Wir besuchten zunächst das Discovery Center ↗ des Parks, wo wir die Ausstellung „Miawpukek“ zur Kultur und Lebensweise hiesiger Mi:kmaq ansehen konnten. Insbesondere das Leben im Jahreszyklus dieser First Nation Band wird ausführlich beschrieben und detailliert bebildert.
Der zweite Teil des Informationszentrums dient der Geologie, wo wir uns eine faszinierende Ausstellung zum Thema „die Geschichte im Stein“ mit vielen verschiedenen visuellen und interaktiven Demonstrationen anschauen konnten.
Hier vermittelte man dem Besucher in vereinfachtern aber anschaulichen Erklärungen nicht nur die Entstehung der Appalachen, sondern insbesondere die geologischen Besonderheiten der Tablelands, die man in nur wenigen Kilometern von hier ansehen kann.
Neugierig geworden fuhren wir auf der Straße, NL-431, auch bekannt als Bonne Bay Route, weiter, wo wir nach wenigen Kilometern die „Tablelands“ erreichten.
Schon der erste Eindruck war interessant, denn auf der linken Seite der Straße befinden sich die Tablelands. Hier gibt es fast keine Vegetation und man sieht nicht bewaldete Berge und eine rötlich-orange gefärbte Steinwüste. Auf der rechten Seite erstreckt sich bis zu den Felsen der Küste und dem anschließenden Meer eine üppig grüne Landschaft mit Wiesen und Teichen.
Die Tablelands sind geologisch als einmalig einzustufen. Anfänglich dachten Geologen, dass die Tablelands Überreste von vulkanischer Aktivität unserer Erde wären. Dann fanden sie jedoch Steine, die nicht dem Alter des anderen Gesteins entsprachen, die also schon vorher dagewesen sein mussten. Daraus folgerten sie, dass es sich bei den Tablelands um originales Erdmantelgestein handelte.
Entstanden sind die Tablelands vor etwa 500 Millionen Jahren.
Erosionen und nicht zuletzt Gletscher haben dazu beigetragen, dass man diese heutige Bergformation der Tablelands sehen kann.
So könnte man die Geologie der Tablelands kurz erklären. Vor Jahrmillionen schoben sich hier Erdplatten mit solchen Kräften über- bzw. untereinander, dass sie Teile des oberen Erdmantels freilegten und an die Oberfläche hoben.
Man erinnere sich an seinen Erdkunde-Unterricht. Die Erde besteht aus einem Erdkern, einem Erdmantel und einer Erdkruste, die zwischen 10 und 30 Kilometer dick ist. Gesteine aus dem Erdmantel trifft man auf der Erdoberfläche normalerweise nicht an.
Eigentlich ist das Gestein ursprünglich grünlich. Da es aber an der Oberfläche mit Luftsauerstoff zusammenkommt, oxidiert das Eisen im Gestein. Gewissermaßen rostet der Stein, wodurch die rötlich-orange Färbung der Steine zustande kommt.
Das Gestein wird Peridotit genannt und ist ein Silikat-Gestein mit einem hohen Anteil an Eisen und Magnesium. Durch den hohen Metallgehalt des Gesteins und die daraus resultierende Giftigkeit können auf ihm keine Pflanzen wachsen. Nur dort, wo im Laufe der Jahre durch Wind verdriftetes Material sich in Nischen hat ansammeln können, gedeihen einige wenige an die Trockenheit des Bodens angepasste Pflanzen.
Man kann eine Wanderung (selbst oder von einem Ranger geführt) in das obere Tal zwischen den einzelnen Berghängen bis zu einem kleinen Wasserfall unternehmen, um noch mehr die eigentliche „Mondlandschaft“ zu erleben. Dort findet man keinen Bewuchs mehr und in diesem Bereich sind die Steine noch mehr erodiert.
Am Wasserfall endet der Trail |
Insbeondere in den Steilbereichen findet man "zerbrochene" / abgeplatze, erodierte Steine, von denen die ursprüngliche, nicht oxidierte Oberfläche sichtbar ist.
Bei unserem Besuch mussten wir feststellen, dass uns einiges an geologischem Wissen fehlte, aber wir versuchten, uns in die Gewaltigkeit der Prozesse der Veränderung unserer Erde hineinzuversetzen, die über Zeiträume von Jahrmillionen stattfanden.Passend dazu hatten wir im "Discovery Center" auf einer Info-Tafel gelesen:
„Sie betreten die innere Seele der Erde – den Erdmantel.“
Nach dem ausgiebigen Besuch der Tablelands fuhren wir weiter auf der NL 431, auch als Bonne Bay Route bekannt. Sie endet an der Trout River Bay.
Von der Ansiedlung, die erstmals 1815 besiedelt wurde, gehen viele Wanderwege ab, die u.a. zum Leuchtfeuer, sonst aber entlang der Küste und in die Berge führen.Hintergrund zum blauen Wal im Willkommensschild: im Jahr 2014 wurde hier an die Küste der Kadaver eines Blauwals ↗ angespült. Sein Skelett und sein Herz wurden später mit anderen gestrandeten Walen im Royal Ontario Museum ausgestellt.
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