Etwa acht Kilometer nordwestlich von St. Andrews liegt die National Historic Site „Saint Croix Island“, direkt im St. Croix River.
Der 114 Kilometer lange Fluss mündet bei St. Andrews in die "Bay of Fundy" und ist über weite Strecken die natürliche Grenze zwischen dem US-Staat Maine und der kanadischen Provinz New Brunswick.
Die St. Croix Insel, die übrigens nicht betreten werden darf, ist mit ihren Maßen von ~ 200 x 100 m als recht klein anzusehen und gehört seit 1797 zu den USA. Jedoch ist sie aufgrund eines geschichtlichen Ereignisses als der Ursprungsort der französischen Besiedlung von Nordamerika anzusehen.
Eine Gruppe französische Entdecker, insgesamt 79 Männer, unter der Leitung von Pierre Dugua Sieur de Mons (1558-1628) und seinem Kartographen Samuel de Champlain (1567-1635) segelten am 07. März 1604 vom französischen "Havre de Grace" ("Le Havre" in der Normandie) ab und erreichten am 08. Mai diese Gegend von Acadien. Ab Juni 1604 siedelten sie auf der Insel und verbrachten auch den kommenden Winter dort.
Die Gruppe errichtete aus mitgebrachten Materialien nach Plänen von Champlain zehn Gebäude und wollte eine dauerhafte französische Siedlung etablieren. Es gab ein Gebäude mit einem großen Ofen, eine Wassermühle, eine Kapelle und mehrere Wohnhäuser. Sie hatten sogar neben Waffen, Getreide, Gebrauchsgegenständen und Handelswaren vorgefertigte Fachwerk-Häuser dabei.
Die Franzosen handelten mit den hiesigen First Nation, den Passamaquoddy, die die Region bereits seit Jahrhunderten besiedelten. Überwiegend ging es um den Pelzhandel, weil sich zur damaligen Zeit insbesondere Biberfelle in Europa großer Beliebtheit erfreuten.
Die First Nation begegneten den Franzosen mit Höflichkeit und Entgegenkommen und man handelte Friedensabkommen aus.
Der Winter 1604/1605 brachte für die Gruppe jedoch ein böses Erwachen. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen starben 35 der Männer an Skorbut und Unterkühlungen. Vermutlich wären noch mehr Menschen gestorben, wenn die Passamaquoddy nicht mit verschiedenen Hilfsmaßnahmen unterstützend eingegriffen hätten. Sie brachten z.B. einen Sud aus Tannennadeln, der gegen den Vitamin C-Mangel, dem Auslöser der Skorbut-Erkrankung, wirkte.
Die Überlebenden gaben den Standort 1605 auf und zogen an die Westküste des heutigen Nova Scotia weiter. Dort gründeten sie die Siedlung Port Royal.
Sieur de Mons kehrte 1605 nach Frankreich zurück und kam nie mehr nach Nordamerika. Samuel de Champlain bereiste den Atlantik insgesamt 29 Mal. Nach 1605 hielt er sich aber überwiegend im Bereich des St. Lorenz-Stromes auf.
Sir Samuel Argall (1580-1628) brannte auf Befehl aus London im Rahmen der britisch-französischen Streitigkeiten in Nordamerika im Jahr 1613 alle noch stehenden Gebäude auf der Ile Sainte Croix nieder und zog damals nach Port Royal in Nova Scotia weiter, um auch diesen Ort zu vernichten.
Heute gibt es auf beiden Seiten des Flusses je eine Erinnerungsstätte, sowohl eine amerikanische als auch eine kanadische. Auf der kanadischen Seite kann man einen Erinnerungsweg mit etlichen Informationstafeln begehen. Teilweise werden Gedenkveranstaltungen gemeinsam organisiert, so im Jahr 2004 zum 400. Jubiläum der Erstbesiedlung.
Die Ile Sainte Croix von der kanadischen Seite aus gesehen. Auf der gegenüberliegenden amerikanischen Seite des Festlandes sieht man rechts der Insel die amerikanische Gedenkstätte. |
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