Von Moncton aus fuhren wir etwa 30 Kilometer auf der NB 15 N nach Shediac. Diese Stadt hat 7.500 Einwohner und liegt an der Shediac Bay, einer Bucht der Northumberland-Straße, die eine Meerenge im südlichen Teil des St. Lorenz-Golfes ist.
Shediac liegt im Verwaltungsbezirk Westmorland-County. Dies zeigt den engen Bezug zu England, denn sowohl Northumberland als auch Westmorland sind Grafschaften im Norden von England.
Außer der Stadt Shediac gibt es in der Bucht von Shediac Bay noch Shediac Island (12 km²). Der Shediac-River mündet hier in die Bay und man überquert den Fluss über die Shediac Bridge - das Wort „Shediac“ (Mi:kmaq- Sprache: „weit zurückziehend“, bezieht sich auf das Wasser) ist also überall gut vertreten.
Shediac selbst nennt sich „lobster capital of the world“ (Hummerhauptstadt der Welt ↗), denn im Vergleich zu anderen kanadischen Orten, die mit dem Hummerfang zu tun haben, werden hier die meisten Hummer verarbeitet.
Dies zeigt die Stadt einmal mit einer stilisierten Hummerschere in ihrem Stadtwappen und mit einer großen Hummer-Skulptur. Diese Skulptur wurde aus Beton, Stahl und mit Kunststoff ummantelter Glasfaser gefertigt. Sie ist 11 Meter lang, 5 Meter hoch, wiegt 90 Tonnen und steht seit 1990 im Rotary-Park der Stadt. Sie wurde von dem Künstler Winston Bronnum (1929-1991) angefertigt, der einige monumentale Skulpturen in Kanada entwarf.
Außerdem kann man in Shediac das „Homarus Center“↗ (homarus ist die lateinische Bezeichnung für Hummer) besuchen. Es gehört der Maritimen Fischerei-Gewerkschaft (maritime fishermen’s union). Das Informationscenter wurde erst im Jahr 2022 eröffnet und ist gleichzeitig ein Forschungszentrum und eine Aufzucht-Station für Hummer.
Ziel des Zentrums ist, über das Meeresökosystem der Northumberland-Straße und über das Leben des Hummers zu informieren. Man kann das Zentrum nur mit einer Führung besichtigen.
Anfangs der Besichtigungstour wird man zu einem Becken geführt. Nach den ausführlichen Informationen des Führers kann man dort sowohl einen lebenden weiblichen als auch einen männlichen Hummer nicht nur anschauen, sondern auch anfassen.
Zwei Unterschiede fielen sofort ins Auge: der weibliche Hummer hatte einen breiteren, flacheren Schwanzfächer und das Beinpaar direkt hinter dem Schwanz ist bei den Weibchen weich und dünn. Beides ist für das Weibchen wichtig, weil sie ihre Eier länger unter dem Schwanz trägt.
Ansonsten fielen bei beiden Hummern die langen Fühler auf, die ihnen als Tast- und Geruchsorgane dienen. Sie haben sechs Beinpaare. Die ersten beiden sind zu den auffälligen Scheren umgebildet, die dem Hummer zum Greifen und Zerkleinern seiner Beute dienen. Die nächsten vier Beinpaare sind Schreitbeine und das letzte Paar sind die sogenannten Schwimmbeine. Die Hummer können ihre Gliedmaßen abwerfen, um sich vor Feinden zu schützen. Sie wachsen dann allmählich wieder nach.
Die Hummer haben ein kräftiges Außenskelett. Sie müssen sich allerdings regelmäßig (jährlich 1x) häuten, weil das Außenskelett nicht mitwächst.
Eine weitere Station während der Führung beschäftigte sich mit dem Lebenszyklus des Hummers.
Interaktiv, mit einigen Filmsequenzen und Modellen wurde gezeigt, wie sich der Hummer während vieler Jahre von der Eizelle über die Larve zum erwachsenen Tier entwickelt. Vier Larvenstadien durchlaufen die jungen Hummer mit mehreren Häutungen bis sie sich in den Meeresboden eingraben und dort noch für eine längere Zeit bleiben. Besonders hat uns beeindruckt, dass nur ein Prozent aller Tiere diese ersten Jahre überleben, bis sie das Erwachsenenstadium erreichen.
Junger Hummer [rechts unten] bei der Nahrungsaufnahme |
Hummer können bis zu 100 Jahre alt werden. Der größte Hummer, der je gefangen wurde, war 104 cm lang und wog 20,13 Kilogramm.
Auf unserer Führung folgte nun ein Berührungsbecken. Hier konnten wir erneut die Hummer vorsichtig anfassen. In diesem Becken leben Hummer verschiedenster Farben, nicht nur braune oder olivgrüne, sondern blaue, orange, gelbe, rötliche und sogar zweifarbige Tiere waren dabei.
Manche hatten sich ihrem Untergrund sehr gut angepasst |
Anschließend suchten wir gemeinsam im Außenbereich eine alte Fischerhütte auf und schauten uns Hummerfang-Körbe, historische und moderne, Bojen und andere Utensilien an, die man beim Hummerfang benötigt. Auch Reusen für den Krabbenfang waren vorhanden und wurden erklärt.
Frühere Hummer-Fangreusen aus Holz |
Heutige Fangreuse aus Metall |
Fangreuse für Krabben |
Für uns war der Besuch des Homarus Center ↗ ein sehr lehrreicher und faszinierender Aufenthalt.
Anschließend fuhren wir noch etwa 75 Kilometer auf der NB 15 E zu unserem Übernachtungsplatz am Cape Tormentine, dem östlichsten Ort von New Brunswick
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