Samstag, 5. Juli 2025

Von Percé nach Akadien

Für diese Strecke nutzten wir erneut die Küstenstraße 132 in Quebec und danach die Route 11 in New Brunswick für insgesamt etwas über 410 Kilometer; dabei "verloren" wir erneut eine Stunde, dieses Mal an der Provinzgrenze zu New Brunswick. 
Die Küstenstraße in Quebec befuhren wir zunächst bis zur Provinzgrenze für 250 Kilometer.
Nach Percé passierten wir anfänglich eher flachere Küsten-Bereiche. Danach folgten Abschnitte mit herrlichen rötlichen Felsen und mehrmals fuhren wir mit größerer Entfernung zur Küste, weil hier Vogelschutzbereiche bzw. sogar ein Nationalpark sind ((Parc National de Miguasha). Die größeren Orte auf der Strecke waren Grand Rivière, Port Daniel, New Carlisle, Caplan, New Richmond und Carleton-sur-Mer.
Der letzte Ort in Quebec war Pointe-à-la-Croix, der erste in New Brunswick war Campbellton. Zwischen diesen beiden Orten mussten wir eine große Brücke überqueren. Bei Campellton mündet der Restigouche River in den Sankt Lorenz Golf ein, wobei der hiesige Seitenarm den Namen „Chaleur-Bucht“ (Chaleur Bay) trägt. Der Fluss Restigouche bildet auch auf vielen Kilometern die Provinzgrenze zwischen Québec und New Brunswick. Der französische Entdecker Jacques Cartier ankerte 1534 an der Mündung des Flusses und gab der Bucht den Namen "Baie des Chaleurs".
Die Straße über den Fluss trägt den Namen „Subway Street“, was eigentlich Unterführung/Tunnel bedeutet. Auf der Subway-Street-Brücke geht es jedoch eigentlich hoch hinaus.
Brücke
J.C. Van Horne - Brücke
Brücke
J.C. Van Horne - Brücke
Die J.C. Van Horne - Brücke von New Brunswick aus gesehen
Die Brücke, zwischen 1958 - 1961 errichtet, wird als "Pont J.-C. Van Horne" bezeichnet, in Erinnerung an den Parlamentsabgeordneten von New Brunswick, der die Errichtung mit initiierte.
willkommen
Willkommen in News Brunswick
Campellton hat knapp 6.800 Einwohner, wurde bereits 1837 gegründet und ist für die hiesige Lachs-Fischerei bekannt. Dazu gibt es im Uferbereich sogar ein kleines Monument.
Salmon
Wir hielten 30 Kilometer später in Dalhousie (gegründet 1826 von einem schottischen Händler, knapp 3.000 Einwohner) an dem Leuchtturm des Ortes für eine kleine Rast.
Schön sieht es hier aus, doch hinter dem Leuchtturm und der Stadt verbirgt sich ein besonderes Schicksal des wirtschaftlichen Niedergangs für die Bewohner.
Leuchtturm
Aufgrund des hügeligen Geländes wurde die Stadt von der "Intercolonial Railway" umgangen. Diese Eisenbahnlinie existierte von 1872 bis 1918 und verband Nova Scotia, New Brunswick, Québec bis nach Ontario. Dafür wählte man 1920 Dalhousie als Standort für eine Papierfabrik (Abitibi-Bowater Paper Mill). Die International Paper Company gehörte zu einer der größten Zeitungspapierfabriken der Welt; damit änderte sich der Ort komplett. 80 Jahre war die Papierindustrie der wichtigste Arbeitgeber der Region, bis sie im Jahr 2008 Insolvenz anmeldete, stillgelegt und komplett abgerissen wurde. 
Auch das Chemie-Unternehmen "Olin Corporation", das Chemikalien und Munition herstellt, stelle im Jahr 2008 seine Chlor-, Natronlauge- und Natriumhypochlorit-Produktion wegen Unrentabilität ein und schloss. Die hohen Energiepreise in New Brunswick wurde beiden Betrieben zum Verhängnis.
Selbst das Kraftwerk "Dalhousie Generating Station" wurde 2014 stillgelegt und 2015 abgerissen. Es nutzte zur Energiegewinnung zuletzt Schweröl aus Venezuela und Kohle aus der Region, erzeugte neben dem Strom aber auch jede Menge Umweltemmissionen. Diese Betriebsschließungen bedeuteten den Verlust der Arbeitsplätze von vielen Bewohnern.
Dalhousie ist, wenn nicht vom Wasser, von den Ausläufern der Appalachen umgeben, was heute die Stadt mit seinem "Mountain Trail" zu einem begehrten Ausflugsort macht.

Der Blick von der Stelle am Leuchtturm auf die gegenüberliegende Seite der Chaleur-Bucht waren sehr schön, die gegenüberliegenden roten Klippen leuchteten in der Sonne.
Rote Felsen

Nach der Rast in Dalhousie starteten wir für unsere letzten 130 Kilometer dieser Etappe auf der Route 11. Es gibt noch die Küstenstraße 134, die direkt am Ufer entlangführt, aber es ist ein größerer Zeitaufwand, sie zu nutzen.
Schnell bemerkten wir, dass in dieser Region eine gewisse Bevölkerungsgruppe, die Acadier, dominant ist. Den Norden von New Brunswick nennt man "Acadian Peninsula" (Akadische Halbinsel), entsprechend der Mehrzahl der akadisch-stämmigen Bewohner, immerhin ein Drittel der heutigen Bevölkerung. An fast jedem zweiten Haus hängt, in fast jedem Garten, steht die akadische Fahne – es handelt sich um eine blau-weiß-rote-Trikolore mit einem gelben Stern im blauen Feld.
Acadia Fahne
Die heutigen Akadier sind Nachfahren von Franzosen, die um 1600 überwiegend aus der Vendée eingewandert waren. Die Vendée ↗ ist ein Departement an der Nordwest-Küste von Frankreich. Die Nachfahren der Erstbesiedler hielten Kultur und Sprache in Ehren, sodass heute New Brunswick die einzige zweisprachige Provinz in Canada ist.
Um für Touristen das Fahren durch diese Region ein wenig aufzulockern, bietet der akadische Tourismusverband eine Zusatzroute an – die Route Papillion (Route der Schmetterlinge). Insgesamt sind vierzehn großformatige, unterschiedliche Schmetterlingsfiguren im gesamten Bereich der akadischen Halbinsel verteilt. Alle Schmetterlinge besuchten wir allerdings nicht.
Schmetterlinge
Einige der Schmetterlinge standen in "Vorgärten", einige an Rastplätzen oder unweit der Straße. Nicht immer waren Beschreibungen vorhanden.
nicht gewollt

Hier hatte man gar eine Kunststoff-Kuh zwischen Schmetterling und Hinweisschild gestellt.

Nachdem wir mehrere kleine Orte passierten, erreichten wir den größeren Ort Bathurst (knapp 12.000 Einwohner) und direkt danach unseren Zielort Bertrand, wo wir am nächsten Tag das Village Historique Acadien besuchten (gesonderten Bericht).

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