Mittwoch, 8. Juni 2022

Von Glasgow nach Havre

Es ist schon kurios; unsere Fahrt startete in Glasgow und führte uns durch Malta, Harlem über Zurich nach Havre. Aber: alle erwähnten Orte (und noch mehr) liegen an der US2 in Montana.



Kaum hatten wir den Ort Glasgow verlassen und erneut die Weiten der Plains vor uns, wurden wir durch ein Informationsschild am Straßenrand daran erinnert, dass in dieser Region einmal Büffel zu Hause waren - bis sie vom "weißen Mann" ausgerottet wurden.

Bison-county

Die Felder und das Vieh der ersten Siedler in der Region litten unter Wassermangel. So beschloss man, den nahen Milk-River aufzustauen, einen Damm zu bauen, Bewässerungskanäle und Gräben anzulegen.
Viele Felder werden seit dem 1917 fertig gestellten Projekt durch die zwischenzeitliche Landflucht bedingt nicht mehr mehr bewirtschaftet, doch Wasser fließt noch immer selbst durch die kleinsten Kanäle.

Wasser in Montana

kleiner Wasserkanal

Kurz darauf querten wir diesen Milk-River, der seinen Namen von M. Lewis erhielt, der den Fluss in seinem Tagebuch 1805 wie folgt beschrieb:
"Das Wasser dieses Flusses besitzt eine eigentümliche Weiße, etwa die Farbe einer Tasse Tee mit der Beimischung eines Esslöffels Milch. Aufgrund der Farbe seines Wassers nannten wir ihn Milk River."
Diese "Farbgebung" resultiert aus den Gebieten, die dieser Fluss durchfließt und aus ihnen feinste Bodenmaterialien als Fracht mit sich bringt. Es handelt sich um Ton und Schlick reiche Gesteinsablagerungen entlang des Milk River-Beckens im Süden von Alberta, Kanada.

Milk-River

Milk-River

Zumindest am heutigen Tag war das Wasser des Milk-Rivers allerdings nur leicht bräunlich gefärbt.

Abwechselung bot der Ort Saco (im Phillips County gelegen), der sich aus einer Eisenbahnhaltestelle an der Linie der Great Northern Railway entwickelte.
Besonders interessant ist in diesem kleinen Ort die "Straßenrand-Architektur".

Noch vor dem Ortsschild steht diese ehemalige Tankstelle mit Werkstatt und das Schild "Vorübergehend geschlossen".

vorübergehend geschlossen

Saco grüsst
Dieses Schild begrüßt die Durchreisenden an dem US 2

altes auto
In unmittelbarer Nähe steht dieses alte Gefährt 

Saco Mainstreet
Die Mainstreet in Saco

Gebäude in der Mainstreet in Saco

G.W.Steele
Die Bücherei heute im Haus von G.W. Steele (1914)


Kaum hatten wir diesen kleinen Ort verlassen, überholte uns ein typischer Eisenbahnzug. Vier Diesel-Lokomitiven zogen 150 Wagen, die jeweils mit zwei Containern beladen waren.

eisenbahn

zug

Bald kamen wir an eine Stelle, die den Indianern heilig ist. "Sleeping Buffalo Rock".

sleeping buffalo

sleeping-buffalo-rock

Lustig und interessant zugleich die nächste Informationstafel am Highway 2, die über die unterschiedlichen Brandzeichen informiert.

Brandzeichen

Schmunzeln mussten wir bei der hier angegebenen Definition eines "dogie" (ein mutterloses Kalb in einer Weide-Herde).

Bald darauf erreichten wir das Städtchen Malta. Hier hielten wir zuerst an dem Great Plains Dinosaur Museum.


Während im Außenbereich durch "eye-catcher" auf das Museum aufmerksam gemacht wird, kann man in seinem Inneren tatsächlich Fossilien aus längst vergangenen Zeiten sehen. Der berühmteste Dinosaurier in diesem Museum ist der Brachylophosaurus „Leonardo“. Er steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde als der vollständigste „Mumien“-Dinosaurier, der bisher gefunden wurde.

Eisen-Dino

Wir verließen das recht große Städtchen Malta Richtung Havre, um kurz darauf in das nördliche Gebiet des Fort Belknap Reservates zu fahren.

Malta

Fort Belknap-Reservat

reservation

sei freundlich

buffalo-jump

Visionen

Nicht weit vom Highway 2 liegt das ehemalige Bear Paw Battlefield.  Es ist der Schauplatz der letzten Schlacht der Nez Perce. Nach einer fünftägigen Schlacht und Belagerung durch die US-Army ergab sich Häuptling Joseph und legte endgültig seine Waffen nieder.
Vorausgegangen war eine fast 1.800 Kilometer lange Flucht vom heutigen Dreistaateneck Idaho / Montana / Washington ausgehend, um sich der Reservation zu entziehen. Ihr Ziel war - wie Sitting Bull  es nach dem Sieg über Custer vorgemachjt hatte - die sichere kanadische Grenze zu überschreiten. Sie lag jedoch noch etwa 60 Kilometer entfernt.

Battlefield


the battle

nez perce war
Straßeninfo in Fort Benton

Nez Perce
Strasseninfo in Fort Benton


Entgegen der ursprünglichen Zusage, die sich ergebenen Nez Perce in ihre eigene Reservation zurückzubringen, wurden Häuptling Joseph und seinen Leuten ein Territorium in Kansas zugewiesen.
Nur eine kleine Truppe konnte entkommen und kanadisches Territorium erreichen.

Nicht weit von diesem Hinweis auf das Schlachtfeld informiert ein weiteres Schild über die Zeiten der Gesetzeslosen.

Gesetzlose

Harvey Alexander Logan (1867 - 7. Juni 1904), auch bekannt als Kid Curry, war ein solcher.
Er verübte u.a. mit Butch Cassidy und der berüchtigten Wild Bunch-Gang von Sundance Kid Bank- und ZugüberfälleSein Spitzname lautete: "der Wildeste der wilden Bande".

Nach einem interessanten Reisetag erreichten wir Havre, unser heutiges Tagesziel.

Pronghorn
Pronghorn (Gabelbock)














Auf dem Roosevelt-Highway gen Westen

Wir fuhren weiter westwärts auf der US 2; sie ist heute ein Ost-West-Highway, der in dieser Richtung durch die nördlichen größeren Städte von Maine / New Hampshere / Vermont / New York / Michigan / Wisconsin / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Washington nach Seattle führt.

US-2

Ihre Geschichte reicht bis in das Jahr 1919 zurück, als man zu Ehren des verstorbenen Präsidenten den Theodore Roosevelt International Highway von Portland (Main) bis Portland (Oregon) einrichtete. Er hatte eine Länge von 6.530 Kilometer.

TR-Highway

Ab 1926 verfolgte man in den Vereinigten Staaten eine einheitliche Straßenmarkierung. So wurde aus dem größten Teilabschitt dieses nicht asphaltierten Highways die US-Route-2, der heutige U.S. Highway 2.

West-2

Dienstag, 7. Juni 2022

Fort Peck Dam

 An einem Regentag besuchten wir den Fort-Peck-Staudamm am Missouri, südwestlich von Glasgow (Montana) gelegen.

Fort-Peck-Dam





















Er ist der höchste von sechs großen Staudämmen entlang des Missouri-Flusses. Er ist 6,4 km lang und hat einer Höhe von über 76 m. Außerdem ist er der größte hydraulisch gefüllte Damm in den Vereinigten Staaten und bildet den Fort Peck Lake, den fünftgrößten künstlichen See in den USA, der etwa 216 km lang und bis zu 61 m tief sein kann.
Und noch eine Zahl: die Küstenlinie des Fort Peck Sees beträgt 2.450 km. Der Damm und der 216 km lange See sind Eigentum des US Army Corps of Engineers und wird von diesem betrieben. Er dient der Stromerzeugung aus Wasserkraft, dem Hochwasserschutz und dem Wasserqualitätsmanagement.

1933 begann man mit dem Bau des Damms, 1940 wurde er fertig gestellt und im Sommer 1943 startete man mit der Stromerzeugung.
Zeitweise waren beim Bau des Dammes bis zu 10.500 Arbeiter beschäftigt. Leider gab es auch die ganze Zeit über tödliche Arbeitsunfälle, insgesamt 60 Tote waren zu beklagen; der schwerwiegendste Unfall ereignete sich im Jahr 1938, als ein Teil der Dammaufschüttungen abrutschte und 34 Arbeiter mit sich riss. 8 Personen konnten leider nicht mehr aus den Massen gerettet werden. Nur die Leichen von 2 Arbeitern fand man, die anderen sechs blieben von den Dammmassen verschüttet.
Quelle: Fort-Peck-Dam 

in Memoriam
... in memoriam

Leider war das Fort Peck Interpretive Center   geschlossen; Besucher werden hier nicht nur über die Baugeschichte des Fort-Peck-Damms informiert, sondern können auch ein Modell eines Pecks Rex sehen, ein Tyrannosaurus Rex, der 20 Meilen südöstlich von Fort Peck im Jahr 1997 entdeckt wurde. Ferner werden Besucher über die Flora und Fauna in dieser Region unterrichtet.

Fort Peck Interpretive Center

Interssant zu sehen auch der Notüberlauf des Damms (spillway), der sich etwa 5 Kilometer östlich des Damms befindet. Normalerweise springt er nur bei extremem Hochwasser an, was bisher nur 5x eintrat. Das letzte Mal im Jahr 2011.

Damm Überlauf

Fort-Peck-Dam-Spillway

Norüberlauf


800 m führt die große Betonrinne des Notüberlaufes hinunter zum Missouri River, in den kurz danach der Milk-River einmündet.

Da sich auch an dieser Stelle das Expeditions Corps von Lewis & Clark am 08. Mai 1805 aufhielt, sind in der näheren Umgebung einige Informationstafeln über ihre Erfahrungen in dieser Region aufgestellt.

Lewis and Clark

Aufgrund des Fort-Peck-Damms und der damit einhergehenden Befüllung des ehemaligen Missouri-Beckens hat sich allerdings die Landschaft in dieser Gegend gegenüber vor 200 Jahren drastisch verändert.
Uferbereich Fort-Peck-See

Fort-Peck-See-Ufer

Auf unserer Rückfahrt nach Glasgow konnten wir dann noch mehrere regennasse Bisons und White-Tailed-Deers sehen.
Bison

White-Tailes-Deer

Pelikane am Missouri

Auf unserer heutigen Fahrt an den Missouri sahen wir zum ersten Mal "Amerikanische Weiße Pelikane" (Pelecanus erythrorhynchos).

Dieser Wasservogel ist einer der größten Vögel Nordamerikas. Er kann eine Spannweite bis zu 2,80 m aufweisen. Er hat einen weißen Körper und seine Flügelspitzen und Sekundärfedern sind schwarz. Den Winter verbringt er im Süden der Vereinigten Staaten oder noch südlicher.
Anfang / Ende März zieht es sie nach Norden, um ab Ende September wieder gen Süden zu fliegen. 
Häufig kommen diese Pelikane auf großen Seen, Stauseen und Sümpfen vor. Dabei "jagen" sie bevorzugt in flachen Gewässern und tauchen ihre Köpfe unter die Oberfläche, um vornehmlich Fische zu fangen bzw. Krebse und andere Wassertiere aufzuheben. Sie tauchen nicht aus dem Flug mit dem Kopf voran ins Wasser, wie es die braunen Pelikane tun.

Pelikane

pelikane und kormorane

Kormorane

Pelikan

Sonntag, 5. Juni 2022

Das Museum in Culbertson

Würde man versuchen, „die Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren“, dann ist man beim Besuch im Museum in Culbertson am richtigen Platz angekommen.

hier liegt Culbertson

Museum in Culbertson

Sobald man das Museum betritt, begibt man sich auf eine Zeitreise in die örtliche Vergangenheit und schlendert von Raum zu Raum durch den Lebensalltag der Menschen des „alten Westens“.

Die Gestaltung ist bunt, detailgetreu und bis ins Kleinste originell. Schon im Eingangsbereich sticht einem eine Sammlung ehemaliger Häuser der Region aus bemaltem Ton ins Auge.


Sehr viele historische Fotografien und zahlreiche originale Gegenstände aus längst vergangenen Zeiten sind liebevoll zusammengestellt und man kommt von einem Themenraum zum nächsten.
Im Raum einer kleinen Landkirche stellt sich ein Hochzeitspaar vor, in einem alten Schulraum lernt man u.a. die Arithmetik mit Obstsorten.

Mathematik

In einem ehemaligen Gemischtwarenladen hätte man jeglichen Lebensbedarf erwerben können, ein kleines Uralt-Postamt befindet sich ebenfalls hier. 

Lebensmittelladen

In einer Arztpraxis und in einem Drogerieladen kann man sich anschauen, wie „Oma oder Opa“ vor 50 oder sogar 100 Jahren behandelt wurden bzw. welche Medikamente und Hygieneartikel sie kaufen konnten.

Apotheke

Im ehemaligen Schneiderladen kann man unterschiedlichste Moderichtungen der damaligen Zeit bewundern, vor allem sehr schicke Hüte, und 
die Haarbehandlung mit einem sehr originellen „Multi-Glätteisen“ im Friseursalon ist einfach nur „unglaublich“. 

Friseur

Friseur

Eine alte Landküche, ehemalige Wohnräume, bspw. mit einer außergewöhnlichen Spielzeugsammlung, und ein „Saloon von damals“ ermöglichen dem Besucher eine interessante Entdeckung nach der anderen.

im Saloon

Wohnzimmer


Im Außenbereich kann man eine gut erhaltene Schmiede sowie zahlreiche historische Traktoren besichtigen. In einer weiteren Halle, einer „Wagenscheune“, sind neben einigen antiken landwirtschaftlichen Geräten, ein originaler „Chuckwagon“ und eine „Wild-West-Kutsche“ ausgestellt.

chuckwagon

Nach der Beendigung der „Museums-Tour“ wird man noch liebevoll zu einer Tasse Kaffee und zu einem selbst gebackenen Keks eingeladen.
Und wer dann noch nicht genug gesehen hat, sollte sich Zeit nehmen, um in der Bibliothek zu stöbern. Fündig wird man dort auf alle Fälle.

Queen von 1951
Ausgabe: 01.10.1951

Dem Museum angeschlossen ist das gut sortierte Visitor-Zentrum von Culbertson, das umfangreiche Informationen zum Städtchen, zur Region und zu Montana anbietet. Außerdem kann man insbesondere Kartenmaterial zum Lewis & Clark Trail sowie weitere Informationen über das damalige Vorhaben erhalten.

Lewis & Clark