In dem sehr sehenswerten „Museum of the Northern Great Plains“ ↗ in der Stadt Fort Benton am Missouri gelegen konnten wir eine informative Ausstellung zu den Homesteadern ("Heimstättensiedler") anschauen.
Mehrere Staaten der USA, vornehmlich im Nordwesten u. a. Montana, Idaho, Wyoming, Nebraska, South und North Dakota, wurden durch die „Homesteader- Bewegung“ maßgeblich beeinflusst.
Die Geschichte der „Homesteader“ begann mit dem im Mai 1862 von Abraham Lincoln unterzeichneten Gesetz des „homestead act“ (1976 nahm man das Gesetz zurück).
In diesem Gesetz wurde festgelegt, dass jeder Vorstand einer Familie, auch alleinstehende Frauen oder Witwen erhielten dieses Recht, vom Staat 160 Morgen Land (ca. 65 Hektar) zur Bewirtschaftung erhielt. Es musste ein Haus auf diesem Land gebaut und das Land musste landwirtschaftlich genutzt werden. Nach fünf Jahren erfolgreicher Bewirtschaftung ging das Land dann in den Besitz des Siedlers über. Es gab noch die Möglichkeit, das Land nach sechs Monaten für 200 $ zu kaufen.
Mehr als ein Drittel der Homesteader kamen jedoch mit den verschiedenen schwierigen Bedingungen (Einsamkeit, Unerfahrenheit in der Landwirtschaft, extreme Wetterbedingungen, etc.) nicht zurecht und gaben dem Staat das Land wieder zurück. Abgesehen von den vielen Menschen, die mit großen Hoffnungen in den Westen zogen, scheiterten und wieder in ihre Ursprungsorte und damit in ihre dortigen schlechten Lebensbedingungen zurückkehrten, hatte die Verabschiedung des „homestead act“ noch zwei weitere schlechte Folgen: zum Einen wurden die „first Americans“, die Indianer, wegen dem „Landhunger der Siedler“ endgültig in die letzten Reservate zurück gedrängt, zum Zweiten verschwand etliches Staatsland in dunklen Kanälen irgendwelcher Spekulanten.
Inzwischen leben zahlreiche Folgegenerationen auf dem Land der Homesteader und haben es heute aufgrund der Modernisierung von Maschinen und Lebensbedingungen (Strom- und Wasserversorgung) viel leichter, das Land zu bewirtschaften.
Im „Museum of the Northern Great Plains“ konnten wir einiges zu den Alltagsbedingungen der ersten „Homesteader“ erfahren:
Das erste Problem trat in den Great Plains auf, ohne Steine und Bäume ein Haus zu bauen. Man war einfallsreich und es entstanden „Rasenhäuser“, auch „Sod-Häuser“ genannt. Diese Häuser waren dunkel und sehr anfällig für Insektenbefall . Wetterbedingte Probleme, wie Überschwemmungen, Kälte oder Schneestürme kamen hinzu.
Das oberste Ziel der „Homesteader“ war die komplette Selbstversorgung. Man versuchte alle Lebensmittel, Möbel, Kleidung, etc. selbst herzustellen. Es entwickelte sich relativ schnell ein „Community-System“, um sich über die Gemeinschaft auch bei großen Entfernungen behilflich zu sein.
Das Leben der Frauen war eintönig und anstrengend. Neben der permanenten Versorgung der Kinder und des Viehs, etc. musste die Frau auf der Farm helfen, Lebensmittel für das Winterhalbjahr konservieren, Kleider nähen und das nur aus ihrer eigenen Kraft heraus. So konnte schon ein Waschtag eine echte Herausforderung darstellen.
Kinder, sie waren zahlreich in den Familien, mussten frühzeitig Arbeitsaufgaben übernehmen, genossen selten eine Schulbildung und hatten nach heutigen Maßstäben keine eigentliche Kindheit.
Im Laufe der Jahrzehnte wichen die „Sod-Häuser“ besser bewohnbaren Holzhäusern, die Arbeitsbedingungen im landwirtschaftlichen Bereich veränderten sich durch eine „Revolution“ der Landmaschinen, die Mobilität der „Homesteader“ wurden durch Straßenbau, Fahrzeuge und dem Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen verbessert. Die Folgegenerationen leben heute (zum Glück) unter anderen Bedingungen als ihre Vorfahren.
Eine "Ein-Raum Wohnung" eines Homestaedter-Holzhauses für die ganze Familie |
Quellen und weitere Informationen:
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