Sonntag, 12. Juni 2022

Die Great Falls am Missouri

Unsere nächste Station war die Stadt Great Falls, die nach dem einen der fünf Wasserfälle des Missouri benannt worden ist, die in der näheren Umgebung der Stadt zu finden sind bzw. waren. Die fünf Wasserfälle befinden sich auf einer Flussstrecke von etwa 16 Kilometern und senken den Wasserspriegel auf dieser Strecke des Missouri um circa 185 Meter.
Entstanden sind diese Wasserfälle vor etwa 13.000 Jahren mit dem Ende der letzten Eiszeit.

Die Stadt Great Falls liegt am ehemaligen südlichen Ausläufer des Laurentide-Eisschildes ↗ , einer riesigen Gletschereisdecke, die während der letzten Eiszeit einen Großteil Nordamerikas bedeckte. Vor etwa 1,5 Millionen Jahren floss der Missouri River nach Norden. Zwischen 15.000 bis 11.000 v. Chr. blockierte dann die Laurentide-Eisdecke den Missouri River. Die Wassermassen stauten sich in einem neuen großen See. Ungefähr 13.000 v. Chr., als sich der Gletscher zurückzog, entleerten sich die angestauten Wassermassen in einer Flut entlang am bestehenden Eisschild. Der aktuelle Verlauf des Missouri River markiert im Wesentlichen die damalige südliche Grenze dieses Laurentide-Eisschildes. Der Missouri River floss jetzt ostwärts um die Gletschermasse herum und nahm seinen heutigen Lauf ein. Dabei grub sich der Missuori sein heutiges Bett.
An den Stellen der heutigen Great Falls trafen die Wassermassen auf härteres Grundgestein und die Wasserfälle entstanden.
Quelle: Wikipedia 

Lewis und Clark kamen am 13. Juni 1805 mit dem Expeditionskorps an diesen Wasserfällen an und mussten damals entsetzt feststellen, dass ab hier kein Weiterkommen per Boot mehr möglich war.

Während ihres Winteraufenthaltes (1804/05) in den Mandan-Dörfern hatten sie in Erfahrung bringen können, dass der Missouri-River in einen riesigen Wasserfall stürze. So war es auch!
Dies bedeutete letztendlich, dass ihre Boote und die gesamten mitgenommenen Gegenstände mühsam über eine Strecke von 29 Kilometern über Land transportiert werden mussten, die sogenannte „portage“.
portage

Entsprechend des Lewis-Clark-Trails erreichten wir zunächst den heutigen Morony-Dam, einer der Dämme am Missouri, die die gesamte Umgebung mit Strom aus Wasserkraft versorgen. 


Dieser Damm wurde 1930 fertig gestellt und nach John G. Morony benannt, einem Direktor der nahen "Amalgamated Copper Company". Er war auch mitverantwortlich für den Bau des nächsten Staudamms, dem Volta Dam (später als Ryan Dam bezeichnet).

Morony-Dam

Um den Monrony Dam bauen zu können, wurde im Jahr 1928 oberhalb am Ufer des Missouris ein kleines Dorf für die etwa 400 - 600 Arbeiter und ihre Familien errichtet. Als der Damm Ende 1929 fertig gestellt war, wurde diese Siedlung wieder abgerissen. Nur ein Backsteinbau hat bis heute "überlebt", allerdings sind seine Türen und Fenster fest verschlossen.

den Fluss zügeln

Von dem Parkplatz neben diesem Haus kann man eine Wanderung zu den „Sulphur-Springs“ unternehmen, deren Heilwasser bereits M. Lewis für die Genesung der erkrankten Sacagawea nutzte.

Weiter stromaufwärts folgt der Ryan Dam (1915 erbaut). Lewis und Clark benannten die Wasserfälle an dieser Stelle als die Big Falls bzw. die Great Falls.

Great Falls
The Great Falls of the Missouri River, 1880

So ist es nicht verwunderlich, dass dieser Damm auch der größte der derzeit fünf Staudämme am Missouri in Great Falls ist. Sein ursprünglicher Namen Volta Dam wurde in Ryan Dam geändert, da er kurz vor einer kleinen Insel namens Ryan Island gebaut wurde.Über eine Hängebrücke, die den Auslauf des Powerhouses überspannt, erreicht man das Ryan Island und den dortigen Aussichtspunkt auf die Fälle. Obwohl der Wasserfluss der Fälle über den Damm kontrolliert wird, kann man an dieser Stelle die Gewaltigkeit und Größe der Wasserfälle sowohl noch gut sehen als auch noch gut hören.














An das ehemalige Expeditionscorps erinnert diese Plakette in der Nähe des Damms.
LEWIS and CLARK PASSED HERE   -  1805 - 06


Einige Flusskilometer aufwärts befinden sich die Crooked Falls, die "Krummen Fälle". Sie sind die einzigen, die in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben sind und nicht durch einen Dammbau beeinflusst wurden. Sie sind 6 Meter hoch und ergießen sich auf einem „gekrümmten“ Areal in einer Breite von etwa 275 Metern.

crooket-falls
Crooket-Falls

Falllinie der crooket falls
Falllinie der Crooked Falls

In Sichtweite der Crooked Falls erreicht man die Rainbow Falls bzw. den Rainbow Dam (1910 erbaut). Lewis und Clark bestaunten diesen Ort und beschrieben diese Fälle als die „Beautiful Cascade“  bzw. "Handsom[e] Falls". 1872 benannte Thomas Paschall Roberts die Wasserfälle in Rainbow Falls um.

Beim Dammbau ließ man den eigentlichen Wasserfall unberührt und staute das Wasser vor der Falllinie. So kann man auch heute noch einen gewaltigen Wasserfall über 15 Meter nach unten stürzen sehen. Wenn man Glück hat, kann man zusätzlich bei Sonnenschein nahe der Gischt einen Regenbogen entdecken.

regenbogenfalls

Regenbogenfalls

Regenbogenfalls

Recht interessant ist hier die Technik der Stromerzeugung. Neben dem Damm führt man angestautes Wasser in eine lange, nach unten verlaufende Rinne und die Stromerzeugung findet dann erst in einigen hundert Metern Entfernung statt.

powerhouse

800 Meter weiter flussaufwärts befinden sich die nächsten Wasserfälle, die Colter Falls, die nach John Colter, einem Mitglied der Lewis & Clark Expedition, benannt wurden. Sie sind für den heutigen Besucher leider nicht mehr sichtbar. Da sie nur eine Fallhöhe von 2 Metern haben, liegen sie auf Grund der Anstauung des Missouri durch den Rainbow-Dam jetzt unter der Wasseroberfläche.

Weitere 4 Kilometer flussaufwärts trifft man auf die Black Eagle Wasserfälle bzw. den Black Eagle Dam (1890 erbaut). Sie liegen der Stadt Great Falls am nächsten.

black-eagles-falls

Die Fälle erhielten ihren Namen nach einem schwarzen Adler, der auf einer Insel unterhalb der Fälle sein Nest auf einem Pappelbaum gebaut hatte.

Info Black Eage-Dam


Power House am Black-Eagle Dam
Power House am Black Eagle Dam

Auf der linken Flussseite kann man noch einige Hinweise (terrassiertes Gelände) der ehemaligen „Anaconda Copper Mining Company“ erkennen. Die Firma war von 1891 bis 1980 aktiv, 1982 wurden die Fabrikgebäude gesprengt und zurückgebaut. In dieser Firma wurden u.a. Kupfer und Zink elektrolytisch geschmolzen bzw. raffiniert (gereinigt) und verschiedenste Metalldrähte hergestellt.
Die Firma war zwar der größte Arbeitgeber für Great Falls, war aber auch gleichzeitig der größte Energieverbraucher.

Über die gesamte Strecke der Wasserfälle hat Montana den „Giant Springs State Park“  eingerichtet, in dem sich u.a. das „Lewis and Clark Interpretive Center“   und eine „Fish Hatchery“ befinden und in dem zahlreiche Wanderwege unterschiedlicher Schwierigskeitsansprüche angeboten werden.


Und in der Mitte des Parks schauen eiserne Figuren von Lewis, Clark und Sacagawea auf die Zeit und die Veränderung dieser Landschaft.

Lewis and Clark Skulpture in Great Falls

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