Der kleine Ort Elliston, mit derzeit knapp über 300 Einwohnern, in der Trinity Bay an der Ostküste Neufundlands gelegen, wurde ab 1806 besiedelt und hieß zunächst Bird Island Cove. Zu Ehren des methodistischen Missionars William Ellis (1780-1837), der 1814 die erste Predigt in Bird Island Cove gehalten hatte, wurde er 1902 in Elliston umbenannt.
Elliston nennt sich „Root Cellar Capitol of the World“ (Wurzelkeller-Hauptstadt). Was soll man darunter verstehen?
Wir führten ein Gespräch mit einem älteren Einwohner und der erzählte uns, dass zwar schon ab 1930 in Elliston Strom zur Verfügung stand und man ab den 1950er Jahren elektrische Kühlschränke hätte kaufen können, aber die Einwohner von Elliston bevorzugten für die traditionelle Lagerung ihrer Lebensmittel, zum Teil bis heute, eben diese „Root Cellars“.
Auch heute gibt es noch über 130 solche Erdkeller, von denen die Hälfte auch genutzt werden. Oft teilen sich sogar mehrere Familien einen solchen Keller.
Wir bekamen erzählt, dass die Erstellung eines Erdkellers eine große
Gemeinschaftsaktion war. Zunächst wurde ein geeigneter Ort gesucht. Da die Gegend sehr hügelig ist, fand man schnell einen Platz in einem Wall oder in einem Hügel. Dort wurde erst einmal der Lagerraum ausgegraben, was eine mühsame und zeitaufwändige Arbeit war. Genauso gestaltete sich die Suche von geeigneten Plattsteinen am Strand. Von ihnen brauchte man einige hundert pro Keller zur Verkleidung und Stabilisierung der Innenwände und des Bereichs neben der Eingangstür. Die Innenwände wurden anschließend noch verputzt. Dann kamen Regale bzw. Kisten in den „Root Cellar“ und eine Tür, besser zwei Türen als Kälteschleuse, verschlossen den Raum. Trotz vieler Helfer brauchte man mehrere Wochen bis man einen Keller fertig hatte.
Im Winter verhinderten die dicken Steinwände und das dick mir Erde abgedeckte Dach das Erfrieren der Lebensmittel, im Sommer waren die Lebensmittel so optimal kühl gelagert.
Gelagert wurden hauptsächlich Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln, aber auch zahlreiche andere Lebensmittel fanden ihren Weg in die Vorratshaltung in einem Root-Cellar.
Äpfel lagerte man damals schon getrennt, da sie (das weis man heute) das Reifegas Ethylen "aussondern". Ethylen beschleunigt die Reifung anderer Lebensmittel, und fördert bei Kartoffeln z.B. den vorzeitigen Austrieb und das Schrumpeln.
Root Cellar mit (leeren) Holzkisten und zwei Türen. Sie dienen als Kält- oder Wärmeschleuse. |
Älterer Root Cellar mit offenen Kisten zur Kartoffellagerung |
Vor einem der Root-Cellar trafen wir noch zwei Besucher, die wohl ebenfalls an dem, was sich im Keller hätte befinden können, interessiert waren – zwei junge Rotfüchse. Sie waren allerdings bei ihrem versuchten Eindringen nicht erfolgreich - der Keller war leer!
Sie musten sich mit einer leeren Plastikflasche begnügen |