Donnerstag, 21. August 2025

Root-Cellars in Elliston

Der kleine Ort Elliston, mit derzeit knapp über 300 Einwohnern, in der Trinity Bay an der Ostküste Neufundlands gelegen, wurde ab 1806 besiedelt und hieß zunächst Bird Island Cove. Zu Ehren des methodistischen Missionars William Ellis (1780-1837), der 1814 die erste Predigt in Bird Island Cove gehalten hatte, wurde er 1902 in Elliston umbenannt.
Elliston nennt sich „Root Cellar Capitol of the World“ (Wurzelkeller-Hauptstadt). Was soll man darunter verstehen?
Elliston
Wir führten ein Gespräch mit einem älteren Einwohner und der erzählte uns, dass zwar schon ab 1930 in Elliston Strom zur Verfügung stand und man ab den 1950er Jahren elektrische Kühlschränke hätte kaufen können, aber die Einwohner von Elliston bevorzugten für die traditionelle Lagerung ihrer Lebensmittel, zum Teil bis heute, eben diese „Root Cellars“.
Erdkeller
Zwei Erdkeller nebeneinander
Auch heute gibt es noch über 130 solche Erdkeller, von denen die Hälfte auch genutzt werden. Oft teilen sich sogar mehrere Familien einen solchen Keller.
Wir bekamen erzählt, dass die Erstellung eines Erdkellers eine große
Gemeinschaftsaktion war. Zunächst wurde ein geeigneter Ort gesucht. Da die Gegend sehr hügelig ist, fand man schnell einen Platz in einem Wall oder in einem Hügel. Dort wurde erst einmal der Lagerraum ausgegraben, was eine mühsame und zeitaufwändige Arbeit war. Genauso gestaltete sich die Suche von geeigneten Plattsteinen am Strand. Von ihnen brauchte man einige hundert pro Keller zur Verkleidung und Stabilisierung der Innenwände und des Bereichs neben der Eingangstür. Die Innenwände wurden anschließend noch verputzt. Dann kamen Regale bzw. Kisten in den „Root Cellar“ und eine Tür, besser zwei Türen als Kälteschleuse, verschlossen den Raum. Trotz vieler Helfer brauchte man mehrere Wochen bis man einen Keller fertig hatte.
Root Cellar
Root Cellar
Im Winter verhinderten die dicken Steinwände und das dick mir Erde abgedeckte Dach das Erfrieren der Lebensmittel, im Sommer waren die Lebensmittel so optimal kühl gelagert.
Gelagert wurden hauptsächlich Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln, aber auch zahlreiche andere Lebensmittel fanden ihren Weg in die Vorratshaltung in einem Root-Cellar.
Äpfel lagerte man damals schon getrennt, da sie (das weis man heute) das Reifegas Ethylen "aussondern". Ethylen beschleunigt die Reifung anderer Lebensmittel, und fördert bei Kartoffeln z.B. den vorzeitigen Austrieb und das Schrumpeln.
Root Cellar
Root Cellar
Root Cellar mit (leeren) Holzkisten und zwei Türen.
Sie dienen als Kält- oder Wärmeschleuse.

Kisten
Älterer Root Cellar mit offenen Kisten zur Kartoffellagerung
Als wir durch Elliston gingen, um einige Erdkeller zu fotografierten, fühlten wir uns an eine Reise durch das Land der Hobbits erinnert.
Vor einem der Root-Cellar trafen wir noch zwei Besucher, die wohl ebenfalls an dem, was sich im Keller hätte befinden können, interessiert waren – zwei junge Rotfüchse. Sie waren allerdings bei ihrem versuchten Eindringen nicht erfolgreich - der Keller war leer!
Fuchs
Fuchs
Fuchs
Fuchs
Sie musten sich mit einer leeren Plastikflasche begnügen

Mittwoch, 20. August 2025

Von Gambo nach Bonavista

Am nächsten Tag verließen wir bei wechselhaftem Wetter den Campingplatz schon wieder und konnten bei Niedrigwasser noch einmal die Steine im Gambo-River sehen.
Campground
Steine im River
Ab Gambo nutzten wir erneut den Trans-Canada-Highway und fuhren über 130 Kilometer durch nicht endend wollende Misch- und Nadelwälder. Hier befindet sich auch der „Terra Nova Nationalpark“ . Zu dem Park gehören sowohl Abschnitte von der Atlantikküste, als auch Areale mit borealem Wald oder unendliche Mischwälder in höheren Regionen.
Wälder
Wald, soweit das Auge reicht
Bäume
dicht stehen hier die dünnen Nadelbäume nebeneinander
bewaldet
wald
wald
Aber auch Bereiche mit eng beieinander stehenden Pappeln
sind anzutreffen
Zwischendurch passiert man immer wieder kleinere Seen und Hinweisschilder, die auf die Gefahr hinweisen, die von Elchen ausgehen kann.
Unfälle
Nahe des Georges Ponds verließen wir nach etwa 100 Kilometern den Trans-Canada-Highway, um den letzten Teil der Strecke (weitere 110 Kilometer) auf der NL-230 N bis nach Bonavista zurückzulegen. Dazu fuhren wir bis Port Union ↗ , ein ehemals wichtiger Ort für die Fisch- und Robbenindustrie von ganz Neufundland. Nachdem aufgrund des Fangverbotes von Kabeljau im Jahr 1992 die Werksanlagen der Fishermen's Union Trading Company stillgelegt wurden, richtete Hurrikan Igor im Jahr 2010 in dieser Region enorme Schäden an; die verbliebene Garnelenverarbeitungsanlage wurde dabei so stark beschädigt, das auch diese örtlich verbliebene Verarbeitungsanlage im Jahr 2012 endgültig stillgelegt wurde.
Im Jahr 2017 interessierte sich ein chinesischer Investor für die Anlage, um einen Robben verarbeitenden Betrieb zu etablieren.
Im Jahr 2018 dachte man darüber nach, in den Hallen legal Cannabis anzubauen.

Hier wechselten wir von der Westseite auf die Ostseite der Bonavista Peninsula und befuhren weiter den Discovery Trail ↗.
Discovery Trail
Am Meer
Am Meer
Bonavista
Bald erreichten wir die Stadt Bonavista ↗ mit heute rund 3.200 Einwohnern, die bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Fischer-Siedlung bekannt war. Heute gibt es zwar noch eine große Fischfabrik, aber die Stadt lebt hauptsächlich vom Tourismus.
Bonavista

Dienstag, 19. August 2025

Von Twillingate nach Gambo

 
Neblig, extrem diesig und regnerisch war der Tag, als wir die Stadt Twillingate verließen, die „Iceberg Capital of the World“, mit ihrem wunderschönen historischen Seehafen sowie den beiden Twillingate Islands und fuhren für 40 Kilometer auf der NL-340 S die Strecke zurück, die wir einige Tage vorher gekommen waren. Wieder begeisterten wir uns weiterhin an den Klippen und Felsen der zerklüfteten Küste; trotz Regen.
Regen und Klippen
Kurz hinter Boyd´s Cove wechselten wir auf die NL-331 E und damit auf eine für uns neue Straßenroute. Erneut konnten wir feststellen, dass Neufundland ein Land des Wassers ist – mal fuhren wir an der Küste neben dem Meer und mal waren wir an riesigen Seen im Landesinneren unterwegs. Leider war an diesem Tag die Fernsicht extrem beeinträchtigt.
Insel
Insel
Insel
Bei Harris Point bogen wir nach rund 30 Kilometern nach Süden auf die NL-330 ab, um nach weiteren 40 Kilometern durch das Landesinnere Gander am Trans-Canada Highway gelegen zu erreichen.
Richtung Gander
Ihm folgten wir nun wieder Richtung Südosten für erneut etwa 40 Kilometer, um unseren Übernachtungsplatz nahe Gambo zu erreichen. Aufgrund des schlechten Wetters und der oft nicht vorhandenen Sicht (auf Straße und Landschaft) hatten wir entschieden, den Tag heute fahrtechnisch frühzeitig zu beenden.
Regen
TCH
Das letzte Stück auf dem Trans-Canada Highway
Gambo
Gambo liegt an der Westseite der Bonavista Bay und wurde 1857 erstmals urkundlich erwähnt; die Stadt hat zurzeit etwa 1.800 Einwohner.
Der Ort liegt in einer waldreichen Region, dementsprechend waren viele Bewohner früher als Holzfäller und in Sägewerken tätig.
David Smallwood gründete zwischen 1862 und 1863 in Gambo ein Sägewerk, eines der ersten Holzfällerunternehmen in Zentral-Neufundland. Zunächst wurde es mit Wasserkraft betrieben, später in eine größere dampfbetriebene Mühle umgewandelt. 
Schild
Ein Info-Schild am Eingang zum Campingplatz
Das Gebiet rund um den Campingplatz war früheres "Einschlagsgebiet"; die Wege und Infrastrukturen stammen noch aus dieser Zeit.
Das Wort „gambo“ kann übrigens von dem portugiesischen Wort für Holzschlitten
abgeleitet werden, der für den Holztransport genutzt wird. Eine andere Variation besagt ebenfalls die portugisisch / spanische Version für "Baie de los Gamos" ("Bucht der Hirsche"), denn die Gegend ist für ihre große Wildtier-Population bekannt. 
Die Küste vor Gambo und insbesondere der Gambo-River zeigten uns bei Niedrigwasser hunderte einzeln im Wasser liegende kleinere und größere Felsbrocken.
Felsen

Montag, 18. August 2025

Ein farbenfroher Ort

Natürlich lebt der Ort Twillingate - neben dem Fischfang - von und mit dem Tourismus.
So bleibt es nicht aus, dass an vielen Haus- oder Schuppenfassaden Werbehinweise für Angel- oder Bootstouren zu finden sind.
Werbeschild
Die oft sehr großflächigen und bunten Schilder lassen den ansonsten schon sehr farbenfrohen Ort noch bunter erscheinen.
Werbung
bunte Häuser
Eigentlich hatten wir fast kein Haus gefunden, das dieselbe Farbe wie das des Nachbarhauses aufwies. Selbst im Garten hatte man noch oft bunte Miniaturhäuschen, oder wie hier, sogar einen Leuchtturm mit dem dazugehörigen Wohnhaus aufgestellt.
Leuchtturm
Selbst neuere, modern eingerichtete Hütten als Ferienhäuschen wiesen unterschiedlich bunt leuchtende Fassaden auf.
Hütten
Bunte Fassade
Ja, und wem das als Hausbesitzer noch nicht bunt genug war, der sorgte selbst mit dem Pinsel in der Hand dafür, dass das Holz vor dem kommenden Winter noch den richtigen Schutzanstrich bekam.
schutzanstrich

Sonntag, 17. August 2025

Am Leuchtturm von Twillingate

Von Twillingate kann man nordwärts direkt zum "Long Point Lighthouse" ↗ fahren, das auch Twillingate Lighthouse ↗ genannt wird.
Leutturm
Der Leuchtturm ↗ steht auf einer markanten Erhebung am Ende einer Landzunge, die man Devil’s Cove Head nennt. Dazu muss man auf der Straße das letzte Stück noch einmal steil hoch fahren.
Zum Leuchtturm
Dort angekommen, hat man von einer Aussichtsplattform und den Wanderwegen rund um den Leuchtturm einen weiten Blick auf das Meer. 
Parkplatz
Der Leuchtturm wurde 1876 erbaut und ist ein mit Stahlbeton verkleideter Backsteinturm, der rot angestrichen ist. Auf dem roten Turm befindet sich die weiß gestrichene zylindrische Laterne mit einer Galerie, wodurch der Turm eine interessante Gesamtfigur erhält. Er steht unter Denkmalschutz, ist aber heute noch in Betrieb. Die zum Leuchtturm gehörenden Nebengebäude, sowie das ehemalige Wohnhaus des Leuchtturmwärters werden überwiegend touristisch genutzt.
Leuchtturm
Leuchtturm
Gedenkstein
Vom Leuchtturm führen einige Wanderwege entlang der Klippen von North Twillingate Island und meist sieht man von überall den Leuchtturm.
Wanderwege
Leuchtturm
Wenn man auf der Aussichtsplattform neben dem Long Point Lighthouse steht, kann man mit ein wenig Glück vorbeiziehende Eisberge sehen. Nicht umsonst nennt sich Twillingate „Iceberg-Capitol of the World“. Wir hatten übrigens dieses unglaubliche Glück, in der Ferne zwei vorbeischwimmende Eisberge zu sehen, denn normalerweise ist der August zu spät für solche Beobachtungen. Die beste Zeit ist zwischen Mitte Mai und Mitte Juli.
Touristen können für die Eisberg-Sichtung eine Bootstour ↗ nutzen, mit der man näher an die Eisberge herangefahren wird. Diese Touren sind in der Hauptsaison meistens ausgebucht, zudem erneut die Massen der Kreuzfahrtschiff-Touristen hinzukommen.
Eisberg
Eisberg
Twillingate liegt an der sogenannten „Iceberg-Alley“ (Eisberg-Gasse).
Die Eisberge brechen von Gletschern in Grönland und der kanadischen Arktis ab und schwimmen von Strömung und Wind getrieben Richtung Süden. Sie kommen an der Ostküste von Labrador und dann an der Ostküste von Neufundland näher an das Land heran, sodass man einmalig auf der Welt diese vorbeiziehenden Eiskolosse in der „Iceberg- Alley“ beobachten kann. Man muss sich vorstellen, dass sie zu diesem Zeitpunkt teilweise bereits lange unterwegs waren und dass man etwa nur 15 % des tatsächlichen Eisberges sieht, 85 Prozent befinden sich unter der Wasseroberfläche.
Wir waren auf jeden Fall fasziniert von dem Kontrast des extrem weißen Gletschers zum Meer und der Vorstellung, dass die uns aus der Ferne doch recht klein erschienenen Eisberge unter dem Wasser erheblich gewaltiger waren. Und, wir hatten sie gesehen!