Dienstag, 1. August 2023

Von Yankton zum Fort Randall Dam

Reiseroute
Unsere heutige Reiseroute (in gelb)

Wir starten von Yankton Richtung Westen auf dem Highway 52 und erreichen nach wenigen Kilometern das Bon Homme County. Der Landkreis wurde 1862 gegründet und hat heute etwa 7.000 Einwohner.
Lewis & Clark wählten 1804 für eine 2.000 Hektar große Insel in der Mitte des Missouri-Rivers den Namen „Bon Homme / gutmütiger Mann“, weil auf dieser Insel bereits vor 1800 ein französischer Fallensteller gewohnt hatte, der in der Gegend als freundlicher Mensch bekannt war. Die Insel „verschwand“ mit dem Bau des Gavin’s Point Dam 1957 unter der Wasserfläche des aufgestauten Lewis und Clark Lake. Siedler, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts hier eintrafen, übernahmen den von Lewis & Clark gewählten Inselnamen für die gesamte Region.

Im Jahr 1874 trafen in der Region unter der Führung von Michael Waldner (1834-1889) Hutterer aus der Ukraine ein. Die Hutterer sind eine „Täufer-Gemeinde“, die nach dem Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde leben. 1874 gründeten sie die „Bon-Homme-Hutterer-Kolonie“, die bis heute durchgängig existiert. Hier wohnen die Nachfahren der einzigen Hutterer, die während des Ersten Weltkrieges nicht nach Kanada ausgewandert waren. Der Auswanderungsgrund für die Hutterer war damals, dass sie aufgrund ihres pazifistischen Gemeinschaftsprinzips keine Wehrpflicht für ihre jungen Männer akzeptieren wollten. Dies war übrigens fünfzig Jahre vorher auch der Auswanderungsgrund aus der Ukraine / aus Russland gewesen.
Auf einem Historic Marker wird an eine der ersten, von 1859 bis1884 existierende Siedlung, Bon Homme Village, erinnert. Sie war sogar Kreisstadt, bis man sie 1885 nach Tyndall verlegte.

Historical Marker
Historical Highway - Marker nahe Springfield
Historic Highway
Historic Highway Marker

Unser nächster Stopp ist der kleine Ort Springfield, in dem sich das „Mike Durfee State Prison“ befindet. Die Einrichtung mit niedriger bis mittlerer Sicherheitsstufe ist ein wichtiger regionaler Arbeitgeber.

welcome

Hier kann man neben einem imposanten
Veteranen-Denkmal einen herrlichen Aussichtspunkt besuchen, von dem man einen Blick auf einen urtümlichen Teil des Missouri hat. Der Fluss mäandert durch eine Landschaft, die wie ein zersiedeltes Auengebiet aussieht, zahlreiche Flussarme umfließen viele kleine Inseln.

Veteranendenkmal
L&C
missouri
Dieser Bereich des Missouri-Rivers gehört zu dem „39-Mile-District“, der zwischen dem „Fort Randall Dam“ und den westlichen Ausläufern des Lewis und Clark Lakes (durch den Gavin’s Point Dam gebildet) liegt und „naturbelassen“ wird.

In unmittelbarer Nähe des Aussichtspunktes findet man auch einen aus Feldsteinen errichteten Gedenkstein für das Ehepaar Marsh; er gründete 1869 den Ort, sie war die erste „weiße Siedlerin“ in diesem Gebiet. Beide starben jedoch schon 1872.
 
Gedenkstein
grabplatte

Kurz hinter Springfield, immer noch im Bon Homme County, fahren wir über den
Choteau Creek, der etwas weiter südlich in den Missouri einmündet. Der Creek trägt seinen Namen nach der Pelzhändlerfamilie Chouteau, man hat nur einen Buchstaben weggelassen. Auch der Choteau Creek hat sich ähnlich dem Missouri in die sandhaltige Prärie eingegraben und ist ein typischer „muddy river“.

Creek

Der nächste Halt ist ein Hügel in der Prärie, auf dessen Spitze ein Denkmal zum Treaty 1858 (Vertrag von 1858) zwischen den Yankton Sioux und der US-Regierung aufgestellt ist. Man hat diesen Hügel ausgewählt, weil er etwa 300 Meter nördlich der winzigen Siedlung Greenwood liegt, in der sich der ursprüngliche Verwaltungshauptsitz der Yankton Sioux Agency befand.
Die Yankton Sioux nennen sich übrigens selbst „Ihanktonwan“, was „Menschen im Dorf am Ende“ bedeutet.

Agency
treaty-marker

Auf einem Bild neben dem Marker wird erklärt, dass sich die Yankton Sioux aufgrund der zahlreich zuströmenden Siedler in ihr Land um 1850 entscheiden mussten, ob sie eine friedliche oder eine gewaltbestimmte Lösung für das Problem der Doppelbesiedlung haben wollten. Sie entschieden sich für die gewaltfreie Variante, führten Verhandlungen und gaben 11.155.890 acres ihres Landes ab. Dafür zogen die Yankton Sioux dann 1859 in ein kleines Reservat nördlich des Missouri Rivers.

in washington
Reservat

Einer der damaligen Verhandlungsführer war übrigens der von Meriwether Lewis 1804 in eine US-Fahne eingewickelte Neugeborene, der zum Häuptling „Struck by the Ree“ geworden war. Seinen Namen „Struck by the Ree“ (vom Ree getroffen) muss man so verstehen, dass die Yankton Sioux den Stamm der Arikara „Ree“ nennen – er hatte wohl eine entsprechende Begegnung mit einem Vertreter dieses Stammes.
Er starb am 28. Juli 1888 (im Alter von 83).
Auf dem nur wenige hundert Meter weiter nördlich liegenden Greenwood Episcopal Cemetery fand er seine letzte Ruhestätte. ↗ 

Struck by the ree

Auf dem Denkmal selbst sind die damaligen Unterzeichner aller beteiligten Dakota Sioux-Unterstämme einzeln aufgeführt.

sioux
sioux
Dakota
Yankton
Missouri-Blick
Blick vom Treaty-Monument südöstlich auf den Missouri

Vom Treaty-Denkmal geht es weiter nach Marty. Mitten in der Prärie erhebt sich ein
stattlicher Kirchturm, der zur St. Paul’s Kirche gehört. Der Ort ist benannt nach dem Bischof Martin Marty (1834-1896), einem Benediktiner-Missionar, der als der „Apostel der Sioux“ bekannt ist und ab 1877 für viele Jahre mit den Dakota lebte.

Kirche

In Greenwood, dem ursprünglichen Verwaltungssitz der Yankton Sioux, wurde bereits eine kleine St. Paul’s Mission eingerichtet, die aber später nach Marty verlegt wurde.
In Marty baute Rev. Sylvester Eisenman (1892-1948) ab dem Jahr 1924 die neue St. Paul’s Mission auf, in der er mithilfe von Nonnen des Oblaten-Ordens eine "Schule für indianische Bildung" betrieb – die St. Paul’s Indian Mission School. Für die Schwestern gründete er 1935 in Marty ein Kloster. Auf dem Kloster- und Kirchengelände stehen zahlreiche Skulpturen und Erinnerungstafeln.

historical marker
Historical Marker mit Lageplan der Missionsstation

1975 übernahm der Stamm der Yankton Sioux die Schule und betreibt sie bis heute als Marty Indian School.

Begeistert hat uns die Idee des „Feather-Stores“ an der Marty Indian School. Wenn die Schüler/innen sich in ihrem Verhalten an den Dakota-Werten „Mut, Großzügigkeit, Weisheit und Tapferkeit“ orientieren und es entsprechend zeigen, erhalten sie eine Feder. Für diese Federn können sie für sich im „Feather-Store“ der Schule etwas eintauschen, beispielsweise für 40 Federn einen Ball, …

Home of the Braves

Auf der Weiterfahrt nähert man sich nun dem Damm von Fort Randall und erreicht kurz vorher die Kleinstadt Pickstown.

Pickstown

Dieser Ort wurde erst 1946 zu Beginn des Baus des Fort Randall Damms gegründet. Bereits 1947 erreichte die Stadt 4.000 Einwohner. Sie war damals eine der 10 größten Städte in South Dakota. Zeitweise arbeiteten 5.000 Arbeiter an der Erstellung des Damms. Bei der Volkszählung 2020 betrug die Einwohnerzahl nur noch 230.

Bild: Visitor Center Randall Dam
 
Am Ortseingang stehen zwei Informationstafeln zur Lewis & Clark Expedition. Die eine beschreibt den Gesamtaufenthalt des „Corps of Discovery“ vom 21. August bis zum 14. Oktober 1804 in dem Missouri-Bereich, der heute zu South Dakota gehört. Allgemein wird erzählt, dass sie verschiedene Stämme der Native Americans trafen und zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten beschreiben konnten.

L&C

Auf dem zweiten Schild, Pickstown-Marker genannt, wird daran erinnert, dass sie am 08. September 1804 in der Region vorbeigekommen sind und hier ihre erste Bekanntschaft mit den „prairie dogs“ hatten. Sie nannten die Tiere „bellende Eichhörnchen“. Sie fingen sogar eins und nahmen es mit nach Fort Mandan in ihr Winterlager (1804/1805), um es lebend im April des nächsten Jahres mit dem nach St. Louis zurückkehrenden "keelboat" zu Präsident Jefferson in Washington zu schicken.
Direkt nach Pickstown erreichen wir das Fort Randall Dam Visitor Center, das vom US Army Corps of Engineers (USACE) gemanagt wird. Von hier sehen wir den zweiten Missouri-Damm auf unserer Strecke, den Fort Randall Dam mit dem aufgestauten "Reservoir".

Fort Randall dam
Fort Randall dam
Damm
Fort Randall Dam mit Stromgewinnungsanlage
Damm
Fort Randall Damm mit Lake Francis Case












Durch den Fort Randall Dam, der nach dem einst unterhalb des Dammes gelegenen Fort Randall benannt wurde, wird der Lake Francis Case aufgestaut. Francis Higbee Case (1896-1962) war ein Senator von South Dakota, der sich im Besonderen für die Förderung von Straßenbau und Wasserwirtschaft einsetzte.
Der Damm wurde von 1946 bis 1956 konstruiert, hat eine Länge von 3,26 Kilometern und eine Höhe von 51 Metern. Für den Bau damals wurden insgesamt 1.350.000 Tonnen Zement gebraucht. Der angestaute Lake Francis Case hat eine Länge von172 Kilometern und ist an der tiefsten Stelle 43 Meter tief.

Quellen und weiterführende Informationen:

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