Samstag, 26. August 2023

Von Mobridge nach Fort Yates

Wir folgen weiter dem Lewis & Clark Trail flussaufwärts und benötigen für die heutige Strecke auf dem nördlichen Teil des Native American Scienic Byway, dem Highway 1806, ein wenig mehr als 80 Kilometer.

1806
Byway
Region
Weiter nach Norden entlang am linken Ufer des Missouri-River
führt uns unsere Reise

Wir überqueren die zwei große Brücken über den Oahe Lake und sehen dabei die Eisenbahnbrücke.

über den oahe lake
Eisenbahnbrücke
Die Eisenbahnbrücke

Obwohl bereits Anfang der 1870er Jahre Eisenbahnlinien den Osten von South Dakota erreichten, konnten aufgrund der Indianerreservate auf der Westseite des Flusses und der Tatsache, dass die Indianerstämme keine Züge auf ihrem Land erlaubten, keine weiteren Eisenbahnlinien gen Westen und erst recht keine Brücke über den Missouri-River gebaut werden.
Eine erste provisorische Holzbrücke wurde 1906 in Mobridge gebaut. Eine dauerhafte Stahlbrücke für den Eisenbahnverkehr konnte1908 eingeweiht werden. Ansonsten war man weiter auf eine Fähre angewiesen. Aufgrund des Oahe-Staudammprojekts und dem damit verbundenen ansteigenden Wasserspiegel baute das US Army Corps of Engineers 1961 eine Ersatzbrücke. Das ist diese Brücke.
Bereits nach 13 Kilometern erreichen wir auf der Nordostseite des Oahe Lakes die St. Elizabeth Episcopal Church im Ort Mission Township, der im Wakpala-Gebiet der Standing Rock Sioux Reservation liegt.

Church

Diese Kirche wurde 1885 erbaut, nachdem der Hunkpapa Sioux-Häuptling Gall (1838-1894) Missionare der Episcopal-Kirche eingeladen hatte, in seinem Reservat tätig zu werden. Gall kämpfte neben Crazy Horse und Sitting Bull am Little Bighorn und war mit Sitting Bull kurzeitig im Exil in Canada. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1881 versuchte er mehrfach in Washington durch Friedensverhandlungen Verbesserungen für sein Volk zu erreichen.
Einer der Missionare der Episcopal-Kirche, die Häuptling Gall unterstützten, war William Hobart Hare (1838-1909), der für seine engagierte Missionarsarbeit den Titel „Apostel des Westens“ erhielt. Er ernannte als ersten Priester der St. Elizabeth Church den Yankton-Lakota Philipp Deloria (1854-1931), der als Yankton-Sioux „Tipi Sapa“ geboren wurde, zum Christentum konvertierte und schließlich sogar Priester wurde. Er blieb für Jahrzehnte der hiesige Gemeindepfarrer und durch seinen Einsatz wurde neben der Kirche eine Internatsschule eingerichtet. Sein Sohn Vine Deloria (1901-1990) wurde übrigens ebenfalls Priester und war einige Jahre in der St. Elizabeth Episcopal Church tätig.
Die Missionsschule wurde 1886 gegründet und bis 1967 betrieben. Die Erfahrungen, die die indianischen Schüler in den achtzig Jahren der Existenz dieser Missionsschule machten, sind vergleichbar mit denen in allen ähnlichen Einrichtungen, die über die USA verteilt existierten. Es gab Licht und Schatten, aber leider war eines der wesentlichen pädagogischen Ziele, die Kultur der indianischen Urbevölkerung zu vernichten.

Gall Monument
Kreuz
Gebaut aus Versteinerungen der Region

Vor der Kirche steht eine aus Natursteinen erbaute und mit einem Steinkreuz versehene Säule, in die eine Plakette eingelassen ist, die auf das 50jährige Jubiläum der Missionsschule im Jahr 1936 hinweist.

Gedenkplatte
Gall Monument
Hare

Bei unserer Weiterfahrt kommen wir noch am Friedhof von Mission Township vorbei, auf dem u.a. Häuptling Gall beerdigt ist. Früher gab es hier noch einen Zaun und ein Eingangstor - heute stehen hier viele namenlose Kreuze, die Gräber geschmückt mit Plastikblumen und bunte Fahnen wehen im Wind.

Friedhof
Friedhof von Mission Township 

Nach rund 39 Kilometern erreichen wir den kleinen Ort Kenel im Sioux Standing Rock Reservat mit etwas über 100 Einwohnern. Benannt wurde der Ort nach dem Benediktiner Martin Kenel, der hier Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts missionierte.

Welcome
ceep it clean
⇒  "Take care of the Eath"

Der ehemalige KENEL STORE mit dazugehöriger Tankstelle gehören lange der Vergangenheit an.

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Keinerlei Hinweisschilder findet man, aber über einen Feldweg, eine Schotterstraße, erreicht man von Kenel aus den Standort des ehemaligen Forts Manuel Lisa, eine Pelzhandelsstation, die für den Handel mit den Arikaras gedacht war.
Vom Fort gibt es einen Nachbau, den man besichtigen kann, aber es ist Vorsicht geboten, denn er liegt auf Privatgelände und ein benachbartes Grundstück wird von recht laut bellenden Schäferhunden bewacht.

Privat

Die Rekonstruktion des Forts befindet sich auf keinen Fall am ursprünglichen Ort der ehemaligen Niederlassung, denn dieser wurde nach dem Oahe Dammbau überflutet. Ursprünglich muss auch der Nachbau des Forts von einem Palisadenzaun umgeben gewesen sein. Von ihm ist heute nichts mehr zu sehen. Auch führt kein Weg, kein Pfad zu den Holzbauten.

Fort Manuel

Auf einer Anhöhe finden wir ein Blockhaus, das wohl das Gebäude für den Handel und die Lagerung der Pelze war, sowie mehrere Nebengebäude.

Fort Manuel
Fort Lisa

Am nahen Waldrand entdecken wir einen fast zugewachsenen Historical Marker, der über die hiesige Existenz von Fort Manuel Lisa von 1812 bis 1813 informiert.

Lort Lisa

Angeblich gab es in der Region bereits ab 1809 ein Fort Manuel Lisa. Es ist historisch sehr problematisch, die genauen Orte und die zeitliche Existenz der jeweiligen Pelzhandelsstationen festzumachen, da der Pelzhändler Manuel Lisa (1772-1820) mehrere Stationen unter dem gleichen Namen errichtete und sie auch aus verschiedensten Gründen schnell wieder aufgab. Bereits in Omaha hatten wir den Standort von einem seiner Pelzhandelsforts „Manuel Lisa“ angeschaut.
1808/1809 konnte Manuel Lisa mehrere Geschäftsleute in St. Louis überzeugen, gemeinsam mit ihm die Missouri Fur Company zu gründen und William Clark zum Präsidenten der Handelsgesellschaft zu wählen. Auf diesem Weg erlangte er größere finanzielle Mittel, sein Pelzhandelssystem im Norden auszubauen.
Nachgewiesen durch verschiedene historische Schriftstücke ist auf jeden Fall, dass der Bruder von Meriwether Lewis, Reuben Lewis (1777-1844), für Manuel Lisa in der hiesigen Pelzhandelsstation am nördlichen Missouri gearbeitet hat. Auch Veteranen der Lewis & Clark Expedition waren für Manuel Lisa als Pelzhändler unterwegs – John Colter, George Drouillard, John Potts und Peter Weiser. Auch Touissaint Charbonneau (1767-1843) und seine Frau Sacagawea sollen 1812 in Fort Manuel Lisa gelebt haben. In einem erhaltenen Tagebuch der Station ist vermerkt, dass Sacagawea hier 1812 an einem „fauligen“ Fieber (Kindbettfieber) verstorben sein soll.

Auf unserer Weiterfahrt lernen wir erneut die Einsamkeit der Prärie mit ihren sanften Hügeln kennen.

strasse
lange gerade Straßenabschnitte
hügel
Leicht welliges Land
Prärieland
Weites, leicht welliges Prärieland
Grasland

Nach 56 Tageskilometern verlassen wir South Dakota und fahren weiter auf dem Highway 1806 in den Bundesstaat North Dakota
Es ändert sich etwas die Landschaft. In dieser Region wird intensiv Landwirtschaft betrieben.

Gras

Nach weiteren 25 Kilometern erreichen wir Fort Yates in North Dakota, wo sich der Verwaltungssitz der Standing Rock Sioux Reservation befindet.

Quellen und weiterführende Informationen:

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