Wir starten in Pickstown am Fort Randall Dam und passieren die Stelle, wo früher die amerikanische Luftwaffe bis 1968 eine größere Radarstation betrieb. Das ehemalige "Pickstown AFS" wurde komplett saniert und beherbergt heute das Fort Randall Casino & Hotel, das vom Stamm der Yankton Sioux betrieben wird.
Gegenüber liegt die alte und neue Cedar Presbyterian Church im Yankton Reservation mit einem größeren Friedhofsareal dahinter.
Danach nahmen wir den Highway 50 sowie zwischendurch ein kleines Stück den Highway 44, um nach etwas mehr als 160 Kilometern unser Tagesziel Chamberlain zu erreichen.
Eisenskulptur mit Fahne |
Zunächst kommen wir jedoch nach Ravinia, ein kleiner Ort mit knapp 70 Einwohnern, der 1909 gegründet wurde. Ein "historical marker" erinnert hier an Geschichte, die sich wahrscheinlich viele Male ähnlich in solchen ländlichen Regionen abspielte.
Die Erinnerung ist der „Ravinia Consolidated School“ gewidmet. Bereits 1910 eröffnete man in Ravinia mit 34 Schülern die erste Schule, die leider bereits 1916 abbrannte. In den Jahren 1917/18 „konsolidierte“ sich Ravinia mit seinen Nachbarorten und es wurde eine gemeinsame Schule eröffnet (Konsolidierung = Zusammenschluss). Diese Schule, ein dreistöckiges Backsteingebäude, bestand dann bis 1967. In den 50 Jahren, in denen die Schule existierte, machten dort 560 Schülerinnen und Schüler ihren Abschluss.
Weiter durch relativ flaches Land fahrend kommen nun am Lake Andes vorbei, ein zwei Quadratkilometer großer, aber nur drei Meter tiefer See. Am See, der bei Anglern sehr beliebt ist, ist ein State-Park eingerichtet, der einen größeren Naturschutzbereich für Vögel bietet.
Weite Landareale und die nahen Siedlungen waren lange durch der Missouri-Flut im Jahre 2019 unpassierbar; auch wir wären hier nicht weitergekommen.
Neben dem See befindet sich die gleichnamige, 1905 gegründete Stadt mit 700 Einwohnern, die die Kreisstadt des Charles Mix County ist.
Charles Eli Mix (1810-1878) arbeitete Jahrzehnte für das „bureau of indian affairs“ und war unter anderem mitverantwortlich für den „treaty 1858“ (Friedensvertrag) zwischen den Sioux-Stämmen und der US-Regierung. In dem County leben nur etwas mehr als 9.000 Menschen und fast 60 % des Kreises gehören zum Yankton-Reservat.
Wasserturm von Geddes |
Es folgt der nächste, vom Highway etwas abgelegene kleine Ort - Geddes. Der Ort mit seinen zurzeit etwas mehr als 150 Einwohnern wirbt mit einem historischen Dorf, das tatsächlich historisch, winzig, aber kein "Dorf" ist. Dafür ist die Geschichte des Ortes durchaus beeindruckend.
1794 siedelte sich James Geddes (1763-1838) hier an und begann mit einer Salzproduktion. In den nächsten Jahrzehnten bildeten sich in diesem Gebiet mehrere kleinere Orte, aus denen sich 1848 die Stadt Geddes entwickelte. Ab den 1920er Jahren verließen jedoch seine Einwohner den Ort, weil die wirtschaftlichen Bedingungen in der Region immer schlechter wurden.
Erhalten geblieben sind ein paar interessante Gebäude in dem „historic village“, wobei einige von ihnen von ihren ursprünglichen Standorten hierher versetzt wurden.
Das älteste Gebäude ist die „Papineau Trading Post“, die 1857 aus zugehauenen quadratischen Pappelstämmen erbaut wurde und wohl das älteste Gebäude in ganz South Dakota ist. In dieser Station war über viele Jahre ein Pelzhändler französisch-kanadischer Abstammung namens Cuthbert DuCharme (1827-1903), mit dem Spitznamen „Old Papineau“ oder auch „Old Papa“ tätig. Den Spitznamen erhielt er aufgrund seiner Fähigkeiten, guten Whisky zu brennen, der bei den französisch-kanadischen Männern oft "Papineau" genannt wurde. In den späteren Jahren waren zeitweise ein Bordell und eine Taverne in dem Gebäude untergebracht.
Neben dem Handelsposten befinden sich ein paar Grabsteine, die man vom ehemaligen DuCharme-Friedhof hierhergebracht hat. Dieser wurde durch den Bau des Fort Randall Dam geflutet.
Auch das alte Schulgebäude findet man direkt nebenan.
Eine Schmiede, ein Pferdestall und ein ehemaliges Hotel (Padley-Hotel), das lange Jahre als Gemeindekrankenhaus genutzt wurde, komplettieren das Ensemble etwas abseits.
Natürlich fehlt auch eine historische Tankstelle nicht – die malerische WNAX.
Weitere Gebäude im nahen „historic village“ von Geddes sind jüngeren Datums. Dazu gehört etwa die zweistöckige, katholische St. Anna-Kirche aus dem Jahr 1903, die mit mittelalterlichen Buntglasfenstern begeistert. Zu der Kirche gehört die St. Anna’s School aus dem Jahr 1901, ein dreistöckiges -leider verfallenes - Backsteingebäude. Zu der Schule gehört ebenso ein Gebäude, das „old dormitory“ genannt wird, weil dort die Kinder der Bauernfamilien der Region unter der Woche untergebracht waren.
Wenn man den "historischen district" verlässt und durch die heutige Main Street fährt, fühlt man sich an eine Kulisse aus einem Wild-West-Film erinnert. Allein das Bank- Gebäude würde sich hervorragend für einen Überfall in einem solchen Film eignen.
Geddes - Bankgebäude von 1901 |
Bei der Ausfahrt aus dem Ort zeigt sich uns ein Ensemble, das ganz besonders an Vergangenheit und Gegenwart erinnert – da steht ein historisches kleines Haus vor riesigen modernen Maisspeichern.
Eine kurze Strecke nach Geddes befahren wir ein Stück des Highway 44. Zunächst passieren wir die Kleinstadt Platte (1900 gegründet, 1.300 Einwohner und benannt nach dem hiesigen Platte Creek). Wir verlassen die Hauptroute und fahren direkt bis an den Lake Francis Case am Missouri.
Hier kann man über die Platte-Winner-Bridge den See überqueren (Winner ist die Stadt auf der Westseite des Lake Francis Case). Die Brücke wurde 1966 eröffnet und ist inzwischen so baufällig, dass ein Neubau mit Beginn noch in diesem Jahr geplant ist.
An der Brücke mündet der Snake Creek in den Missouri ein (nicht zu verwechseln mit dem Snake River, der der größte Nebenfluss des Columbia-Rivers und im pazifischen Nordwesten der USA zu finden ist).
Am Snake Creek-Ufer ist ein weiterer Naturpark eingerichtet – die Snake Creek Recreation Area (recreation=Erholung).
Hinten das Tal des Missouri, rechts das des Snake Creek |
Ein „historical marker“ im Park informiert uns über eine kleine Geschichte der Lewis & Clark Expedition. Der jüngste Teilnehmer war mit neunzehn Jahren der Private George Shannon. Nach einer Jagd fand er nicht mehr den Weg zum Lager zurück und verbrachte die folgenden fast zwei Wochen allein in der Wildnis.Er lebte von Beeren und einem Kaninchen, das er erschlug. Fast verhungert setzte er sich nach zwei Wochen an das Ufer des Flusses - und da kam das Kielboot um die Ecke. Er war tagelang vor dem Expeditionsteam herumgeirrt.
Während unserer weiteren Reise gen Norden wird die Region etwas hügeliger und macht ihrem Namen "rolling hills" wieder alle Ehre.
Auf unserer letzten Teilstrecke des Tages passieren wir endlich die in South Dakota viel gerühmten Sonnenblumenfelder. Unentwegt haben wir nach ihnen Ausschau gehalten und fuhren bisher nur an riesigen Mais- und Sojafeldern vorbei. Der Anblick der Sonnenblumen ist herrlich und man wird an Bilder von van Gogh aus der Provence erinnert.
Ehe wir unser Tagesziel erreichen, passieren wir wieder einmal eine Kirche, diesmal einsam inmitten von Soja-Feldern gelegen.
Schließlich erreichen wir Chamberlain, 1881 gegründet und zurzeit von fast 2.500 Bürgern bewohnt. Die Stadt liegt am nördlichen Teil des Lake Francis Case und wurde nach einem Eisenbahningenieur, Selah Chamberlain (1812-1890), benannt.
Die Stadt hat ein einprägsames Motto: „Ein Tag ist einfach nicht genug".
Quellen und weiterführende Informationen:
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