1880 wurde Pierre auf der dem Missouri-River gegenüberliegenden Seite des Ortes Fort Pierre gegründet. Als South Dakota 1889 den USA als Staat beitrat, wurde Pierre zur Landeshauptstadt ausgewählt. Sie ist mit ihrer Einwohnerzahl von knapp über 14.000 die zweitkleinste Landeshauptstadt in den USA – die kleinste mit knapp über 8.000 Einwohnern ist Montpellier in Vermont.
Am Missouri-River hat die Stadt Pierre den weitläufigen „Steamboat-Park“ eingerichtet.
Vom Ufer des Missouri-Rivers im "Steamboat Memorial Park" in Pierre kann man auf die gegenüberliegende Flussseite nach Fort Pierre sehen sowie auf die auf der Anhöhe befindlichen "Vérendrye-Gedächtnis-Site".
Im Park kann man u.a. das erste Schulhaus von Pierre aus dem Jahr 1881 anschauen, in dem zu Beginn achtzehn Schüler unterrichtet wurden. Das Holzhaus ist 5 x 6 Meter groß.
Das Gebäude wurde mehrmals in der Stadt versetzt, bis es 1966 endgültig im Steamboat-Park landete. Im Jahr 2008 erfolgte eine gründliche Renovierung. Heute ist es mit antiken Schulbänken, einem Lehrerpult und historischen Lehrbüchern ausgestattet.
Von diesem kleinen Gebäude geht es zum größten Gebäude in Pierre - dem Capitol. Es wurde zwischen 1905 und 1910 errichtet und von 1967 bis 1989, also für eine Dauer von 22 Jahren, renoviert. Es soll dem "State Capitol "von Helena im Staat Montana sehr ähnlich sehen.
Einige Kuriositäten werden zum Capitol-Gebäude berichtet - so gibt es im ersten Stock mehrere Vitrinen, in denen Puppen ausgestellt sind, die jeweils die Robe tragen, die die Gouverneursgattinnen bei der Amtseinführung ihrer Männer trugen. Des Weiteren rühmt sich die Stadt Pierre, dass im gesamten Capitol herrliche Terrazzo-Fliesenböden verlegt sind. Beim ursprünglichen Bau waren angeblich 66 italienische Künstler beteiligt. Jeder durfte einen blauen Stein zur Erinnerung an seine Handwerkerleistung hinterlassen - seltsamerweise findet man heute nur 55 blaue Fliesen statt 66.
Eine Pracht-Marmortreppe führt in den zweiten Stock, wo man einen Blick auf die beeindruckende Rotunde in der Gebäudekuppel werfen kann.
Ein Besuch des Gebäudes ist nach einer Anmeldung und einem Sicherheitscheck möglich!
Im Park neben dem Capitol-Gebäude befindet sich ein Monument mit dem Namen „Fighting Stallions“ (kämpfende Hengste), das 1994 eingeweiht wurde. Das Motiv wurde ausgewählt, weil man mit ihm zum Ausdruck bringen wollte, dass in South Dakota der Kampf gegen schlechte Bedingungen und der Willen zu Leistung von großer Bedeutung sind. Die Bronzeskulptur entstand nach einer Holzschnitzerei des Künstlers Korczak Ziókowski (1908-1982) aus dem Jahr 1935. Ziókowski ist bekannt durch seine Mitwirkung bei den Präsidenten-Köpfen am Mount Rushmore und bei der Erstellung des Crazy Horse Monumentes in den Black Hills.
Das „Fighting Stallions“-Monument wurde anlässlich eines tragischen Ereignisses errichtet. Es erinnert an acht Männer, die am 19. April 1993 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Neben dem damaligen Gouverneur von South Dakota, George Mickelson (1941-1993), waren es vier weitere Staatsangestellte und drei wichtige Unternehmer aus Sioux Falls. Für jeden von ihnen ist am Sockel des
Monumentes eine Erinnerungstafel angebracht. Zu Gouverneur George Mickelson wird zitiert: „Mit grenzenloser Energie und echtem Mitgefühl forderte er uns heraus, größere Träume zu verwirklichen.“
Neben dem Monument „Fighting Stallions“ befindet sich das Veteranen-Denkmal von Pierre, das den Namen „Flaming Fountain“ (Brennender Brunnen) trägt. Über einen Wasserfall, der aus dem Brunnen des Denkmals herabfällt, wird der Capitol Lake mit Wasser versorgt. Vor einiger Zeit hat man dem Veteranen-Denkmal eine Adler-Figur hinzugefügt, um die Mitglieder der Sioux-Nation zu ehren, die in den Kriegen der letzten Jahrzehnte für die USA gekämpft haben.
Wenn man in Pierre unterwegs ist, fällt einem eine weitere Attraktion an vielen Straßenkreuzungen auf – dort stehen einzelne, lebensgroße Bronzefiguren. Seit 2012 hat Pierre einen „Wanderweg der Gouverneure“ / “trail of governors“ in der Stadt eingerichtet – ähnlich dem „trail of presidents“ in Rapid City. Jeder Gouverneur-Statue ist ein Attribut beigefügt, das während der Amtszeit von Bedeutung war. Man möchte damit einen Beitrag leisten, Geschichte lebendig zu machen.
Wir zeigen hier eine kleine Auswahl der Figuren:
Charles Henry Sheldon (1840-1898), 2. Gouverneur von 1893-1897, dargestellt mit seinem Säbel und seinem Hut aus der Zeit in der Unionsarmee. In der Hand hält er ein Foto von sich aus der Kriegszeit. Gleich nach seinem Amtsantritt musste er sich mit dem Diebstahl der Staatskasse durch Staatsschatzmeister W. Taylor auseinandersetzen. Außerdem musste er Probleme einer in die Krise geratenen Agrarwirtschaft lösen.
William Henry McMaster (1877-1968), der 10. Gouverneur von South Dakota von 1921 bis 1925, sitzt auf einer Bank und neben ihm steht ein Benzinkanister/ein „Gasolin-Fässchen“. Er kämpfte während seiner Amtszeit erfolgreich gegen zu hohe Benzinsteuern und setzte Zwangsvollstreckungen gegen in Not geratene Farmer aus. Er gilt als einer der Brückenbauer von South Dakota. Während seiner Amtszeit wurden fünf Brücken fertiggestellt. Er wurde nach seiner Gouverneurszeit zum Senator für South Dakota gewählt.
Carl Gunderson (1864-1933), 11. Gouverneur von 1925 bis 1927, war ein lebenslanger Weizenbauer. So sitzt er in Arbeitskleidung auf einem Heuballen und hält ein Wagenrad. Gleichzeitig war er viele Jahrzehnte in verschiedenen politischen Positionen aktiv, u.a. für sieben Jahre als bundesstaatlicher indianischer Verwaltungsagent. Als konservativer Republikaner beendete er die finanzielle Förderung mehrerer Projekte seines Vorgängers und veranlasste die Kürzung vieler Staatsausgaben.
Warren Everett Green (1869-1945), 13. Gouverneur von 1931-1933; seine Figur soll an die „Dirty Thirties“ (jahrelange Dürre mit extremen Staubstürmen) erinnern - starke Winde verwehen sein Jackett, er muss seinen Hut festhalten und auf seinem Podest sitzen Heuschrecken, die an die damalige Plage erinnern sollen. Er kam als Farmer in das Amt des Gouverneurs in einer Zeit der nicht endendwollenden Krise in der Landwirtschaft. Bei ihm erinnert man sich daran, dass er Landwirten staatseigenes Farmland zu günstigsten Preisen verkaufte.
Walter Dale Miller (1925-2015), 29. Gouverneur von 1993-1995, übernahm nach dem
Tod von Gouverneur George S. Mickelson für zwei Jahre die Amtsgeschäfte.
Während seiner gesamten politischen Karriere, er war über zwanzig Jahre gewählter
Vertreter im Repräsentantenhaus von South Dakota mit verschiedensten Funktionsstellen, betrieb er weiterhin seine Viehzucht-Ranch. Er wird deshalb mit dem Brandeisen seiner Ranch und in Westernkleidung gezeigt. Miller heiratete 1993 Patricia Caldwell und ist damit der einzige Gouverneur, der während seiner Amtszeit heiratete. Souverän beendete er einen Aufstand im Staatsgefängnis im Jahr 1993 und reagierte mit schnellen Maßnahmen auf die große Missouri-Überschwemmung in 1993.
Leslie Jensen (1892-1964), 15. Gouverneur von 1937-1939, dargestellt in seiner Uniform der National Guard, die er während seines Einsatzes in Frankreich im ersten Weltkrieg trug (im zweiten Weltkrieg war er in Australien eingesetzt). Er förderte den Tourismus und reduzierte die Staatsschulden.
George Theodore Mickelson (1903-1965), der 18. Gouverneur von 1947-1951, wird als „Geschäftsmann“ präsentiert, der einen „flotten“ Spaziergang über das Kapitol-Gelände unternimmt. Der erfolgreiche Jurist war Gouverneur in der Zeit des Nachkriegswohlstandes und initiierte Straßenbauprogramme, förderte die Modernisierung der Agrarwirtschaft und investierte in die Hochschulentwicklung von South Dakota.
Sein Sohn George Speaker Mickelson (1941-1993) war der 28. Gouverneur von South Dakota. Er kam während seiner Amtszeit 1993 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
Ralph Edmund Herseth (1909-1969), 21. Governeur von 1959-1961, wird in landwirtschaftlicher Arbeitskleidung gezeigt, weil er lebenslang seine Farm betrieb. Herseth war während der Weltwirtschaftskrise Superintendent des CCC (Civilian Conservation Corps). Große Probleme waren nach den Naturkatastrophen von 1959 während seiner Regierungszeit zu bewältigen. Außerdem führte er eine Zigarettensteuer ein, erließ ein Führerscheingesetz, das eine Prüfung zum Erhalt eines Führerscheins verlangte, und führte ein Rentensystem für Lehrer ein. Seine Ehefrau Lorna war von 1973 bis 1979 Außenministerin von South Dakota.
Marion Michael Rounds (*1954), 31. Gouverneur von 2003 bis 2011, ist in Jagdausrüstung mit seinem Hund „Baby“ dargestellt. Rounds war lange Jahre als Versicherungs- und Immobilienmakler in Pierre tätig und engagierte sich zusätzlich in der Politik. Bereits 1990 wurde er für zehn Jahre in den Staatssenat von South Dakota gewählt. In seiner Zeit als Gouverneur förderte er die Hochschulentwicklung (zahlreiche Forschungszentren wurden gegründet) und den Tourismus. 2014 wurde er als Senator für das US-Repräsentantenhaus gewählt.
Dennis Daugaard (*1953), 32. Gouverneur von 2011-2019, - seine Bronzefigur zeigt mit der rechten Hand in amerikanischer Gebärdensprache: „Ich liebe dich!“. In der linken Hand hält er eine Schaufel, um zu zeigen, dass er es liebte, Bäume zu pflanzen und Dinge zu reparieren. Er arbeitete lange Jahre im Bankwesen und als Geschäftsführer der „Children’s Home Soiety of South Dakota". Bevor er Gouverneur wurde, war der studierte Jurist bereits acht Jahre Vizegouverneur gewesen. Während seiner Regierungszeit wurden Reformen im Rechtssystem und im Verwaltungswesen verwirklicht.
Dies war eine kleine Auswahl der Figuren, die man auf dem „trail of governors“ in Pierre besuchen kann. In den nächsten Jahren kommt die Figur der ersten Frau hinzu - der Republikanerin Kristi Noem (*1971), die seit 2019 Gouverneurin ist.
Quellen und weiterführende Informationen
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