Freitag, 26. Juli 2019

Zur Hubbell Trading Post

Die Fahrt von Holbrook nach Chinle begann mit einem etwas eintönigen Teilstück auf der Interstate 40. Wieder wunderten wir uns über die mit großer Geschwindigkeit fahrenden Laster, die uns ständig überholten. An fast jeder Abfahrt warben die Navajos für ihre Verkaufsstände, an denen gewebte Teppich, Navajo-Schmuck, etc. angeboten wurden.
Nicht genug damit, auch ihre Toilettenanlagen sollen funkeln.



Die Landschaft zeigte sich mal flacher, mal hügeliger, aber immer trocken.
Desert, Wüste halt.
Nach rund 75 Kilometern bogen wir bei Chambers nach links auf den U.S. Highway 191 ab. Ab hier fuhren wir nördlich durch das riesige Navajo-Reservat (27.000 km2) , das sich über Arizona und New Mexico bis nach Utah erstreckt.




Es ging jetzt stetig ein wenig bergauf.
Die Landschaft blieb sandig und trocken und wurde nur hier und da von einigen „Aussteigern“ bewohnt. Schilder mit "Keep out" kamen hier gehäuft vor!






Ehemalige Infrastrukturen aufgegeben, zerstört!



















Nach dem Passieren von Orten namens
Wide Ruins“ und „Klagetoh“, wobei man übrigens den Zentralort aufgrund der Zersiedlung nur schwerlich entdeckte, kamen wir im Kleinstädtchen Ganado und damit bei der „Hubbell Trading Post“, einer National Historic Site, an.









Auf dem Gelände gibt es ein Visitor Center,
das sich im ehemaligen Schulgebäude befindet. Hier erhielten wir eine Menge Informationen zu John Lorenzo Hubbell selbst und zu den Navajos allgemein und im Besonderen zu ihren handwerklichen Fähigkeiten im Weben.

John Lorenzo Hubbell wurde 1853 in New Mexico geboren und interessierte sich schon früh für Sprachen und Handel. So konnte er neben Englisch und Spanisch fließend mehrere Navajo-Sprachen sprechen, was sich später für ihn als eine Bereicherung seiner Handelsbeziehungen zu den Navajos erweisen sollte.
1878 kam Hubbell auf Einladung eines Freundes in die Region und erbaute hier seine erste Handelsniederlassung. Mit Hilfe der Navajos dann sogar die Siedlung Ganadao.
1883 eröffnete er seine Warenhandlung in Chinle und baute im Laufe der Jahre, gemeinsam mit seinen Söhnen, ein Handelsimperium auf, das 24 Geschäfte, ein eigenes Postkutschen- und Frachtkettensystem sowie diverse andere Geschäftsbeziehungen einschloss.

Er zählte als der bedeutendste Navajo-Händler, während er aber gleichzeitig die Navajos in vielen Lebensbereichen unterstützte. Diese Unterstützung hatten die Navajos dringend nötig, denn um 1880 erholten sie sich gerade langsam von den Strapazen des „Langen Marsches“ bzw. von der Gefangenschaft in New Mexico und ihrer Rückkehr in ihre alten Heimat-Gebiete Ende der 1860er Jahre.
Hubbell war auch politisch aktiv, an der Gründung des Staates Arizona im Jahr 1912 beteiligt, und viele Jahre als Sheriff im Apache-County zuständig.

Der Originalladen, der angeblich noch genauso aussieht wie zu Zeiten John Hubbels selber, wird heute von der „Western National Parks Association“, einer gemeinnützigen Gesellschaft, betrieben und die Nettoeinnahmen kommen den Unterrichts- und Forschungsprogrammen des Nationalpark-Dienstes zugute. Der gesamte Komplex wurde 1967 von der Schwiegertochter Hubbells, Dorothy, an den National Park übergeben.















Das Wohngebäude der Familie Hubbell konnte man nur mit einer Führung besichtigen und durfte leider keine Bilder machen. Die wohl schönste Einrichtung hatte das Esszimmer mit einem Zehnpersonen-Tisch, der reich mit Schnitzereien verziert war, vor allem an jeder Ecke mit dem Kopf eines männlichen Chelly-Schafes. Der dazugehörige Schrank war ähnlich dekoriert. Überall standen Bücherregale mit über hundert Jahre alten Originalausgaben, zum Beispiel alles von und zu Abraham Lincoln.

Zur Küche gehörte ein Außenofen. Es wurden pro Woche nicht nur die Mahlzeiten für Familie, Angestellte und Gäste zubereitet, sondern mehrere hundert Brote für die Reservation gebacken.









Im Außengelände befinden sich Scheune, Vorratshäuser und zum Beispiel ein streng gesicherter Transportwagen, mit dem Medikament transportiert wurden und diese
vor Diebstahl geschützt werden sollten.


















Die zentrale Glocke im Hof, mit der alle u.a.
zu den Mahlzeiten gerufen wurden, gibt ein
sehr nostalgisches Bild ab.










Auch die originelle Gartenlaterne, gefertigt aus Holzrad und Naben, erinnert an die „gute alte Zeit“ vor dem Gästehaus.










Hinter der Trading Post erhebt sich der so genannte „Hubbell Hügel“, der die gesamte „Warenhandlung“ überblickt. Hier sind John Lorenzo Hubbell und seine Frau Lina Rubi sowie sein bester Navajo-Freund „Viele Pferde“ beerdigt.
1930 schloss sich der Lebenskreis von „Don Lorenzo“, wie ihn die Weißen nannten, bzw. von „Doppelbrille“, wie er bei den Navajos hieß. Er beendete sein „legendäres“ Leben als bei Weißen und Navajos gleichermaßen geachteter Förderer, Fürsprecher und Vermittler zwischen der anglo-amerikanischen und der Navajo-Kultur.


Von der "Hubbel Traiding Post" in Ganado fuhren wir den Highway 191 nördlich weiter. Hier verläuft der Highway durch das „Beautiful Valley“, eine riesige Talebene zwischen den Black Mountains im Westen und den Chuska Mountains im Osten. Wir übernachteten in Chinle.














Wir sahen nicht nur eine Windhose
an diesem Tag in dieser weiten Ebene.





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Gefahrene Kilometer:  210

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