Samstag, 27. Juli 2019

Canyon de Chelly

Am Morgen besuchten wir zunächst das Visitor Center des „Canyon de Chelly“ in Chinle. Mit ein wenig Informationsmaterial versorgt ging es dann weiter zum Canyon selbst.


Wir entschieden uns, nicht den North Rim Drive zu befahren, sondern nur den South Rim Drive (Rim = Rand, vergleiche mit dem Grand Canyon).

Der North Rim Drive führt über das Örtchen Tsaile aus dem Canyon-Bereich heraus und hat dann Verbindungsstraßen zu den Highways 491 im Osten und 191 im Westen. Über den North Rim Drive erreicht man zwar eine Aussichtsplattform für die Ruinen des „Antelope House“ und zwei weitere Aussichtsplattformen für zwei Höhlen, die Massacre Cave (Two fell off) und die Mummy Cave. Wenn man den North Rim Drive befährt, sieht man aber nur an ganz wenigen Stellen in das Canyon-Tal selbst hinein  -  ein Argument für uns gegen das Befahren des North Rim.

Über Millionen von Jahren haben sich die Nebenflüsse des Chinle Creek, die in den Chuska Bergen entspringen,  in den roten Sandstein des Defiance Plateaus gegraben und das „Canyon-Labyrinth de Chelly“ entstehen lassen. Die auffallende tiefrote Farbe des Canyons bietet beeindruckende Farbschattierungen. Am Westeingang bei Chinle sind einige Felsen nur 10 bis 20 Meter hoch, während im weiteren Verlauf der Canyon immer tiefer wird, bis sich die Steilwände dann teilweise 300 bis 400 Meter erheben.

Bei dem „Canyon de Chelly“ fällt eine geologische Besonderheit auf. Hier handelt es sich nicht um einen einzigen, durchgängigen Canyon, sondern gewissermaßen um ein „Canyon-Labyrinth“. Zahlreiche „Canyon-Arme“ wie etwa die im Süden gelegenen Arme, Cottonwood Canyon, Three Turkey Canyon oder Little White House Canyon, sind nur zu Fuß erreichbar. Das Gleiche gilt für die im Norden gelegenen Arme, Slim Canyon und Black Rock Canyon. Im Nordosten schließt sich an das „Chelly-Labyrinth“ der „Canyon Del Muerto“ an.












Ein erster Blick in den Canyon und dessen "grüne" Bodenlandschaft (vom Tunnel Overlook)

Der „Canyon de Chelly“ ist für die Navajos historisch von großer Bedeutung. Nicht nur dass 1805 hier über hundert Navajos von spanischen Soldaten (Lt. Antonio Narbona) erschossen wurden (massacre cave), 1864 trieb in diesem Canyon  U.S. Colonel Kit Carson im Auftrag der amerikanischen Regierung von beiden Seiten Tausende von Navajos zusammen, um sie dann auf den „Langen Marsch“ über 450 Kilometer in die Gefangenschaft nach New Mexico zu schicken (1864-1868).

Für einen National Park unüblich ist, dass das gesamte Parkgelände von den Navajo-Indianern sowohl bewohnt als auch bewirtschaftet wird.

Bei den ersten beiden Aussichtsplattformen, Tunnel Overlook und (hier) Tsegi Overlook, bewunderten wir dementsprechend nicht nur die rot gefärbten Steilwände, sondern vor allem auch das Navajo-Farmland am Boden des teilweise breiten Canyons.

Im Sandbett des trockenen Flussbetts fahren derzeit Pickups mit Touristen, die auf diese Art und Weise den Canyon erkunden.












Wildpferde traben gemütlich durch den Canyon













Bei „Junction Overlook“ konnten wir uns das Zusammentreffen vom Canyon del Muerte mit dem Canyon de Chelly anschauen.













Für die Aussichtsplattform „White House Overlook“ mussten wir einen kleinen Abstecher vom Hauptweg machen. Die Ruinen zeigen vor über 1000 Jahre in die Felsen gebaute Häuser; die Rückwand der Ruine im oberen Teil der Wohnung zieren weiße Wände. White House Ruins ist eine Klippenwohnung, mit einem vierstöckigen Block auf der Basis. 150 m höher auf der Klippe befinden sich die in den Felsen gebauten Häuser. Diese Ruinen sollten von etwa 1060-1275 n. Chr. bewohnt gewesen sein und etwa 100 Menschen beherbergt haben.
Für uns war unvorstellbar, wie und warum man sich einen solchen Felsenbereich zum Wohnen und Leben aussuchte.
Zu den Ruinen im Canyon führt ein Wanderpfad hinunter, wobei man für den steilen Hin- und Rückweg etwa mit vier Kilometer rechnen muss.

Petroglype unterhalb der Höhlen-Häuser.























An vielen anderen Stellen des Canyons
konnten wir weitere Hinweise auf eine
ehemalige Besiedlung ausfindig machen.

Teilweise waren sie auf sehr bröckligen
Sandsteinüberhängen gebaut.
































Auch der anschließende "Sliding House Overlook" zeigte uns ähnliche Ruinen und einen tiefen Einblick in den Canyon.


Es folgte der "Face Rock Overlook", der tatsächlich einen Felsen mit recht gut erkennbarem Kopf vorwies. Auch hier waren wieder Ruinen von in den Felsen gebauten Häusern zu sehen  -  dieses Mal noch um vieles höher als die Vorherigen. Auch hier wieder unvorstellbar, wie man diese Felsenhäuser überhaupt erreicht hat.



Die letzte "Aussichtsplattform" in einer Höhe von  ~ 2.090 Metern führte uns zu einem Blick auf den so genannten „Spider Rock“. Dafür musste wir aber erst einen Weg wieder nach unten laufen, um den „Spider Rock“ überhaupt sehen zu können. Er ist ein sehr beliebtes Fotomotiv, da er sich direkt vom Canyon-Boden als Einzelfelsen 300 Meter in die Höhe erhebt und so in diesem Talbereich einen sehr markanten Punkt darstellt. Geologisch nennt man ein solches Erosionsgebilde übrigens „Spire“ (Turmspitze).

Die Sonne stand günstig (auch wenn einige wenige Wolken Schatten warfen), aber das Farbenspiel war einfach spektakulär. (Übrigens: in der Mitte des Bildes sieht man den sogar schmutzig rotbraunes Wasser führenden Fluss)








Von hier ging es den South Rim Drive wieder rückwärts nach Chinle.

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Gefahrene Kilometer:  60

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