Am Morgen starteten wir in Williams und fuhren die knapp 90
Kilometer durch den Kaibab Forest, geprägt durch lichten Nadelwald, bis zum
Eingang des Grand Canyon National Parks.
In fünf Reihen stauten sich die Fahrzeuge an der Mautstelle.
Der Park ist mit hervorragender Infrastruktur
ausgestattet; die Parkstraßen sind frisch asphaltiert, es gibt ein großes
Übernachtungsangebot, die Ausschilderung ist gut und so findet man auch schnell den Weg
zum Visitor Information Center, unsere ersten Anlaufstelle.
Dort konnten wir einen allgemeinen Film zum Grand Canyon sowie eine faszinierende und lehrreiche Licht-Projektion auf einem Globus anschauen, die die
Geschichte und die Entstehung des Grand Canyon darstellte.
Im Film wurde uns u.a. erklärt: natürlich gibt es auf der Erde tiefere oder engere Täler, wie das Tal des Kali Gandaki in Nepal oder die Tsangpo Schlucht in Tibet, aber das bekannteste Tal der Welt ist nun mal der Grand Canyon. Er ist fast 450 Kilometer lang, an einigen Stellen bis zu 29 Kilometer breit und erreicht eine Tiefe von über 1.800 Metern.
Der Nationalpark des
Grand Canyon feiert im Jahr 2019 seinen hundertsten Geburtstag; so waren
überall Roll-Ups mit Informationen zu diesem Jubiläum aufgestellt.
Themen waren
„Wunder“, „Lernen“, „Verwaltung“ und „Geschichte“.
Vor 70 bis 40 Millionen Jahren stießen tektonische Platten zusammen, tauchten an dem heutigen westlichen Rand Nordamerikas ab
und hoben das Colorado-Plateau, eine flache Wüste aus Sandstein, nach
oben. Auch verursachte es den weit verbreiteten Vulkanusmus im Westen der USA.
Das Colorado Plateau wurde in sich hoch gehoben;
es liegt also vorwiegend nicht verformt vor.
Vor etwa fünf Millionen Jahren wurde der Sandstein von riesigen Mengen Schmelzwasser, die von den
Rocky Mountains kamen, erodiert, es entstanden erste Rinnen. Danach kam der
Colorado-River ins Spiel. Er entspringt in 3.000 Meter Höhe in den Rocky
Mountains und suchte sich einen Weg durch das Urgestein des Colorado-Plateaus.
Immer tiefer grub er sich Schicht um Schicht in das Plateau ein, bis er das
Grundgestein erreichte. Weichere Schichten gaben schneller nach und so wurden
darüber liegende härtere Schichten unterhöhlt. Es entstanden die Hänge mit
Treppenstufen sowie senkrechte Wände und einzelne Überhänge.
Nach dieser geologisch intensiven Kurzinformation nahmen wir den kostenfreien Shuttle-Bus der orangen Route in
Richtung Osten bis zum Yaki-Point.
Dort ging es uns so, wie es wohl jedem geht, der das erste
Mal in den Grand Canyon hineinschaut - uns stockte der Atem. Diese
unbeschreibliche Größe, diese Erkenntnis, auf die Geschichte unserer Erde zu
blicken, diese Farbenvielfalt ….
Leider war es sehr diesig und der Sonnenstand für ein "Posterfoto" nicht der beste, doch allein der Anblick und die sich dahinter verbergende Erdgeschichte - einfach unbeschreiblich gigantisch!
Allerdings hatten wir heute noch keinen Blick auf dem tief im Canyon verlaufenden Colorado River.
Das Colorado Plateau zeigt eine Schicht auf der anderen aus farbintensivem Sedimentgestein. Diese Sedimentschichten wurden während einer Zeit abgelagert, als die tektonische Aktivität zwischen dem Ozean und dem Kontinent vor 525 bis 381 Millionen Jahren aufgehört hatte. Meere überfluteten die Region in regelmäßigen Abständen, was zu Kalksteinschichten und küstennahen Sandablagerungen führte, die letztendlich unter Druck zu Sandstein wurden.
Gleichzeitig durften wir aber auch die ersten unverantwortlichen Touristen
beobachten, die sich für ihr „Selfie“ an den bröckelnden Abgrund setzten, Füße in dem Abgrund baumeln ließen oder
sogar ein Stück hinunter krochen, um wirklich am Abgrund zu stehen.
<<Können Sie bitte einmal ein Selfie von mir machen>>? war dann die Krönung!
Wir kamen ins „Philosophieren - geht es darum,
dass „ICH“ (am besten noch mit einem zu einem "V" ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger) irgendwo gewesen bin oder geht es darum, sich die Schönheiten
unserer Erde anzuschauen und sie auf sich wirken zu lassen?
Auf dem Rückweg zum Shuttle-Bus begegneten wir einem jungen
Ranger, der über das „California Condor Rescue Program“ informierte. Nachdem
diese Vögel im Jahr 1982 als fast „ausgestorben“ galten, es gab weltweit noch
etwa 20 Exemplare, startete man mit einer Rettungsaktion. Man fing sie ein und
züchtete sie in vier verschiedenen Zoos und wilderte sie danach wieder aus.
Heute leben über 90 Tiere allein im Grand Canyon. Sie haben eine
Flügelspannweite von fast drei Metern und können bis zu 30 Jahre alt werden.
Der Ranger ließ uns mit seinem Fernglas auf ein Condor-Nest in einer Höhle
schauen.
Nach unserem „Condor-Gespräch“ fuhren wir mit dem
Shuttle-Bus zum Pipe Creek Vista, der direkt am South Rim Trail liegt (rim =
Rand). Der Rim Trail beginnt 1,4 Kilometer östlich vom Pipe Creek Vista am
South Kaibab Trailhead und führt über 20,6 Kilometer entlang des „Rims“ bis zum
Hermits Rest. Der Weg ist oft asphaltiert und man kann immer wieder zu
Aussichtspunkten abbiegen, sieht aber die ganze Zeit in den Canyon. Bei den
jeweiligen Aussichtspunkten befindet sich auch immer eine Shuttle-Bus-Haltestelle.
Der South Rim des Grand Canyon ist übrigens etliche Meter niedriger als der
North Rim, der auch keinen durchgängigen Wanderweg besitzt.
Nach der grandiosen Aussicht am Pipe Creek Vista ging es für
uns zurück zu unserem Übernachtungsplatz in Tusayan, 2 km von der Entrance
Station entfernt, im Grand Canyon Camper Village.
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Heute gefahrene Kilometer: 110
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