Sonntag, 19. August 2018

in Dawson City


Am Morgen reihten wir uns zunächst in die Warteschlange für die George Black Ferry ein und mussten leider eine Wartezeit von eineinhalb Stunden ausharren. 

 

Dies lag daran, dass am dritten Montag im August in Yukon der Discovery Day gefeiert wird und Dawson City, sich an diesem Feiertag orientierend, gleich mehrere „Discovery Days“ von Donnerstag bis Montag mit sehr unterschiedlichem Programm anbot.
Heute am Sonntag fand u.a. das „mud bog“ statt – ein „Autorennen“ in totalem Matsch. Diese Veranstaltung erfreute sich großer Beliebtheit und alle wollten über den Yukon auf die andere Seite.

Dawson City liegt 266 km südlich vom Polarkreis an einer Stelle, an der der Klondike River in den Yukon River mündet. Hier lebten seit Jahrtausenden die Han First Nation – auch „Tr‘ondek Hwéch‘in“ genannt -, die man nach der Entdeckung des Goldes am Klondike River im Rabbit Creek, heute Bonanza Creek genannt, einfach an einen Ort südlich von Dawson City, Moosehide Village, „umsetzte“. Die Han First Nation verwalten sich seit 1998 wieder selbst.

Nachdem wir nach langem Warten „Downtown“ erreichten, mussten wir als Erstes feststellen, dass das Informationszentrum der Han First Nation, der „people of the river“, das „Dänojà Zho-Center“, während der Discovery Days geschlossen bleibt. Es wird sehr gepriesen – wir konnten es leider nicht besuchen.

Unsere nächsten Ziele konnten wir ebenfalls nicht erfolgreich verwirklichen – die „SS Keno“, das zum Museum umgebaute Sternwheeler-Schiff, war wegen Renovierung geschlossen und die daneben befindliche „Camera obscura“ war durch Wandalismus beschädigt. Wenigstens das „Miner Monument“ am Ufer des Yukon ludt zum Verweilen ein.










Wir konnten allerdings einem kleinen Ausflugs-Raddampfer bei seinem Wendemanöver auf dem Yukon zusehen.













Danach bummelten wir ein wenig durch die Straßen, die immer noch so aussehen wie vor hundert Jahren. Man musste Moraststellen auf diesen so genannten „dirt streets“ ausweichen und sich auf die „old-fashioned boardwalks“
(Bretter-Gehsteige) retten.










Durch eine Baustelle hindurch erreichten wir die 1901 errichtete „Commissioner‘s Residence“, ein imposantes repräsentatives Gebäude, in dem zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Commissioners von Yukon ihre Empfänge gaben und ihre Gartenpartys veranstalteten.











Gleich nebenan befindet sich die im Jahr 1902 damals für $9.000 errichtete St. Pauls Anglican Church, die wir wegen einer Ganztagsveranstaltung auch nicht besichtigen konnten.













Im weiteren Verlauf der Church Street / Ecke 4th Avenue steht die St. Andrew‘s Presbyterian Church.
Sie hat eine asymmetrische Erscheinung mit einem Eckturm und zahlreichen Bogenfenstern. Ihr hat der Permafrost, sie steht auf schlecht entwässertem Boden – wenn er auftaut, verschieben sich Gebäude auf der Oberfläche -, zu schaffen gemacht und sie wird nur noch durch „besondere“ Kräfte vor dem Einsturz bewahrt.



Gebäude, die aufgrund von Permafrost knapp vor dem Einsturz stehen, gibt es noch einige andere, an denen wir auf unserem Bummel vorbei kommen – z.B. „Straight‘s Auction House und Second Hand Store“ mit einer typischen „Falschen-Front-Fassade“.








Als eher kurios sind zwei Gebäude in der 2nd Avenue einzustufen












Lowe‘s Mortuary,
bis 1956 ein Bestattungs-institut, in dem man sogar über eine Einbalsamierung mit Formalin erhalten konnte, 



und Ruby‘s Place, in dem bis 1960 ein Bordell und gleichzeitig eine Wäscherei betrieben wurde.















Die Vergänglichkeit dieser Schattenwelt kann man auch am „Flora Dora-Hotel“ in der Front Street sehen.










Sehr lebendig hingegen ist der Sourdough Saloon im Downtown Hotel in der 2nd Avenue, in dem man einen „Sourtoe-Cocktail“ zu sich nehmen kann. Angeblich ist eine „abgefaulte“ Fußzehe in dem Cocktail eingelegt. Hier kommen uns leider so viele mehr als angeheiterte Personen entgegen, dass wir diesen Saloon nicht besuchen.










Der Red Feather Saloon in der Princess Street ist hingegen nur noch ein Museum, das an die Zeiten der „working man‘s clubs“ erinnert.














In der Queen Street geht es turbulent zu – dort befindet sich Diamond Tooth Gerties Spielsaloon mit zahlreichen Spieltischen und 60 Spielmaschinen sowie drei Can-Can-Shows am Abend. Sie sind während der Saison ständig ausgebucht. Viele Besucher möchten den damaligen Flair bei „Spiel und Spaß“ nachempfinden.
























Leider nicht mehr so gewinnträchtig geht es hingegen in einem der ältesten Gebäude von Dawson City zu, dem Yukon Hotel, das tatsächlich bereits 1898 errichtet wurde und noch im Original da steht. Bis 1957 wurde es von verschiedenen Besitzern als Hotel betrieben, danach wurde es bis heute vermietet.

In der King Street befindet sich der 1901 erstellte Bau des Old Post Office, der von Parks Canada als Museum betrieben wird – während der Discovery Days leider auch geschlossen.












Gegenüber gilt dasselbe. Dort befindet sich das berühmte „Palace Grand Theatre“. Arizona Charlie Meadows eröffnete das Theater 1899. Das Gebäude verkam im Laufe der Jahrzehnte zu einem „Geisterhaus“. Nach einer aufwändigen Rekonstruktion im Jahr 1962 und einer sehr teuren Restaurierung in den letzten beiden Jahren, Neueröffnung im Frühling 2018, kann man als Besucher heute wieder in den „Vorhang-Abteilen“ auf dem Balkon sitzen, sich wie vor hundert Jahren fühlen und an Kostümbällen, Konzerten und Theateraufführungen teilnehmen.



Ansonsten sieht das vordere Stadtbild so aus















Im hinteren Stadtbereich stehen moderne Hotels und Restaurationsmöglichkeiten der Holland-America-Line. Sie bringen - garantiert -  in den Sommermonaten die Touristen in diese alte Stadt.



















Was wäre Dawson City ohne seine Literaten? Die beiden „Großen“, Robert Service und Jack London, haben natürlich auch ihre Plätze.
Dazu müssen wir in die 8th Avenue fahren – zunächst zur „Robert Service Cabin“, die aus Fichtenholz gebaut ist und ein „Grasdach“ hat. Robert Service wird auch der „Barde vom Klondike“ genannt, weil er viele berühmte Geschichten  und Gedichte zum „gold rush“ schrieb. Seine berühmteste Geschichte ist „The Cremation of Sam McGee“. Robert Service arbeitete von 1909 bis 1912 in Dawson City bei der Canadian Bank of Commerce und schrieb dann abends in seiner Cabin an seinen Werken. Im ersten Weltkrieg arbeitete er als Korrespondent und lebte danach in Monte Carlo.

Das Bankgebäude, in dem Robert Service gearbeitet hat.


 












In dieser Stadt war vieles Fassade  -  selbst die Fassade.

Die Blendsteine bestehen aus angemaltem Blech, wie die die gesamte Front; dahinter befindet sich ein altes Holzgebäude.









... GOLD isn´t all!


Der andere berühmte „Poet“ ist Jack London, den man ebenfalls in der 8th Avenue mit einem kleinen Museum ehrt. Die „Jack London Cabin“, die dort steht, fand man im Henderson Creek in den Klondike Goldfields. Die eine Hälfte der Originalhütte steht heute in Dawson City, die andere Hälfte brachte man zum Pioneer Square in Oakland, Californien. Jack London ist in Californien geboren und bereits mit 40 Jahren dort gestorben, obwohl er als abenteuerlustiger „Weltenbummler“ überall unterwegs war.
Jack London nahm als „stampeder“ am Goldrausch teil, überquerte den Chilkoot Pass 1897 mehrmals und suchte dann am Klondike River nach Gold. Desillusioniert und an Skorbut erkrankt, kehrte er bereits 1898 nach Californien zurück, allerdings voller Erfahrungen und Geschichten. Werke von ihm sind „Lockruf des Goldes“, „Ruf der Wildnis“, „Der Seewolf“ und „Wolfsblut“, die auch heute noch gelesen werden und in über 50 Sprachen übersetzt wurden.

Nach diesen vielen Eindrücken setzten wir wieder mit der Fähre über den Yukon, um die Nacht erneut auf dem Yukon River Government Campground zu verbringen.









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