Montag, 20. August 2018

erneut in Dawson City


Der Tag begann wieder mit dem Warten auf die George Black Ferry; heute mussten wir nur zwei Fährüberfahrten warten, ehe auch wir an der Reihe waren, auf der doch recht abenteuerlichen Überfahrt mit der kleinen Fähre auf dem großen Yukon-Fluss mit seiner starken Strömung.










 
Zuerst besuchten wir das
Dawson City Museum
in der 5th Avenue. Es ist im ehemaligen
Old Territorial Administration Building untergebracht und nur von Mitte Mai bis zum Labour Day im September geöffnet. Im Winter bietet es für die Bürger von Dawson City „special events“ an, z.B. „movie nights“.
 Das Gebäude, das 1980 komplett restauriert wurde, erzählt viel über die Geschichte des Staates Yukon. Bis zum „gold rush“ war der Norden Canadas unter der Verwaltung der North West Territories. Im Jahr 1898 spaltete sich dann die Provinz Yukon ab und lokalisierte ihre Behörden bis 1953 in Dawson City. In diesem Jahr wurde die gesamte Verwaltung dann nach Whitehorse verlagert.

Im Museum befinden sich Ausstellungen zu den First Nation, zum „gold rush“ und den „stampeders“, u.a. mit über 10.000 Fotografien, mehreren historischen Lokomotiven, etc. Man kann den Film sehen: „City of Gold“ und, - wer will – kann Stunden in der Library, der historischen Bücherei, verbringen.

Danach unternahmen wir eine kleine „discovery tour“ zu verschiedenen Grabstätten und Friedhöfen von Dawson City.
Wir begannen in der Judge Street mit dem Grab des Jesuiten,
Father William Judge, dem „Heiligen von Dawson City“. Er kümmerte sich um die Kranken, beerdigte die Toten – und es gab viele hilflose „Seelen“ in den Tagen des Goldrausches, für die er sorgen konnte -, anfangs in einem Zelt, später in einem Holzhaus. Er starb 1899 im Alter von 49 Jahren an einer Lungenentzündung.





















Nachdem wir uns am Grab von Father Judge Gedanken gemacht haben, über den großen Traum der Menschen reich zu werden (und: „Gold ist nicht alles“), fuhren wir über die 7th Avenue zur Mary McLeod Road und kammen nach 2 Kilometern bei den Hillside Cemeteries von Dawson City an. Dort befinden sich insgesamt neun Friedhöfe für verschiedene Gruppierungen.



Zum Beispiel gibt es neben einem modernen öffentlichen Friedhof einen „Masonic Cemetery“ für die Freimaurer, einen „Jewish Cemetery“, zwei protestantische Friedhöfe, zwei katholische Friedhöfe, einen Friedhof für Polizisten (Royal Canadian Mountain Police) und den „YOOP-Cemetery“ für den „Yukon Order of Pioneers“.
Die „YOOP-Organisation“ wurde 1894 in einem Goldcamp in Forty Mile gegründet, existiert heute noch und kümmert sich um in Not geratene Mitbürger.


















Auf dem Gelände des „YOOP-Cemetery“ befindet sich ein Häuschen, in dem die „Historische Gesellschaft von Dawson City“ für jeden einsehbar Bücher mit Listen der Verstorbenen und ihrer Geschichte ausgelegt hat.








Bemerkenswert fanden wir, dass zu den offiziellen Namen auch die Todesursache genannt wird.
(sogar Murder oder Gunshot)





Bei der Royal Canadian Mountain Police liegt Charlie Rivers (1894-1977) – neben Frau und Tochter - , der viele Jahre Polizisten mit seinen Kenntnissen im Überleben in der rauen Natur in Yukon unterwies und der auch der Einheit von Corporal Dempster angehörte, die nach der berühmten „Lost Patrol“ suchte.

Eingang zum jüdischen Friedhof





































Katholischer Friedhof - spätere Jahre





















Katholischer Friedhof  -  Erstbelegungszeit
Auffallend ist, das die Verstorbenen, die gleich zu Anfang der "Erstnutzung des Friedhofes" beerdigt wurden, ganz eng aneinander gelegt wurden.




























Es gibt einige erwähnenswerte Gräber, z.B. das von Jan Welzl (1868-1948), geboren in der tschechischen Republik, der über 30 Jahre ein abenteuerliches Leben im „Goldenen Norden“ lebte und u.a. ein „perpetum mobile“ bauen wollte. Nach ihm ist sogar ein Asteroid benannt (asteroid 15425 „Welzl“).


 











Eine weitere interessante lokal-historische Persönlichkeit, die hier begraben liegt, ist Alexander McDonald (1856-1909). Ihn hat man den „King of the Klondike“ genannt, weil er 1898 Gold im damaligen Wert von mehr als $8 Million aus seinen Claims holte. Er war ein großzügiger Mann und baute z.B. für Father Judge dessen abgebrannte Kirche neu auf, was ihm sogar den „Sir-Titel“ des Vatikans einbrachte.
Wie viele andere „Miner“ dachte auch McDonald, dass seine Goldfunde nie versiegen würden. Leider verstarb er 1909 allein und völlig verarmt.





Auch fanden wir wieder beeindruckend, dass Gräber sehr individuell gestaltet sind, z.B. eines auf dem „YOOP“-Friedhof, an dessen Kreuz eine Goldpfanne mit Goldherz hängt mit der Aufschrift: „mit dem goldenen Herzen eines Sourdoughs!“
Mit „Sourdoughs“ werden die Leute bezeichnet, die eine Wintersaison im Yukon – natürlich während des gold rush – überlebten und sich eben in dieser Zeit durchgängig ihr „Sauerteig-Brot“ backen konnten.






Hinter dem Grabstein der Familie Vaglio verbirgt sich eine besonders tragische Geschichte:
am 04. Juli 1912 ereignete sich in Dawson City etwas, das die ganze Stadt schockierte.
Eugene Vaglio ermorderte seine Schwester, seinen Schwager und seine zwei Nichten, ehe er sich selbst mit dem Gewehr erschoss.
Sacrfd to the Memory of
John Vaglio
died July 4 1912 aged 55 years
Camilla Vaglio
Wife of John Vaglio
died July 4 1912 aged 40 years
Rosina Vaglio
died July 4 1912 aged 17 years
and
Christina Vaglio
died July 4 1912 aged 7 years

Die Familie Vaglio wurde zusammen beerdigt, der Täter hingegen  in einem öffentlichen Grab ohne Beerdigung bestattet.

weitere infos hierzu unter
Auf dieser Seite ist auch ein sehr schönes Bild aus dieser Dawson City Zeit zu sehen

Nach so viel Historie war jetzt erst einmal etwas Ruhe angesagt und so fuhren wir - vorbei an einer heute noch aktiven „Gold-Mine“ - über die Klondike Brücke zum
Dawson City RV Park and Campground“.














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