Zunächst
fuhren wir den Silver Trail von Mayo
nach Stewart Crossing zurück (53 km) und dann auf dem North Klondike Highway über Pelly Crossing weiter bis zum Tatchun
Creek Campground (158 km), kurz vor Carmacks.
Auf der
Rückfahrt Richtung Stewart Crossing hielten wir nach etwa 43 km am Parkplatz
von Devils Elbow Wetland. Von hier
kann man einen relativ steilen, 750 m langen und mit vielen Informationstafeln
gesäumten Weg laufen, der zu einer Aussichtsplattform führt, von der man einen
schönen Blick auf das Stewart River Tal und seine Feuchtgebiete hat. Devils
Elbow werden die hier gelegenen Sümpfe genannt, weil sie wiederum in einer
Kehre des Stewart Rivers liegen und die früheren Flussreisenden in den Sümpfen
nicht weiter kamen und sich hier oft verirrten.
Die Informationstafeln beziehen
sich überwiegend auf die Wanderrouten und die allgemeine Lebensweise der Elche,
die in diesem Areal in den Frühlingsmonaten sehr häufig anzutreffen sind
(„calving time“). Auch über verschiedene Wasservögel wird informiert, wir haben
zumindest wieder einmal Trompeterschwäne beobachten dürfen.
Schwanenbalett |
Kojoten, dem wir länger zuschauen durften.
Nach
knapp 70 Kilometern kamen wir zu einer Haltebucht mit einem schönen Blick auf
den Pelly River und den kleinen Ort Pelly
Crossing. Der Fluss wurde 1848 von Robert Campbell, einem Händler der
Hudson Bay Company, bei einer Erkundungstour „entdeckt“ und von ihm zu Ehren
des damaligen Präsidenten der Hudson Bay Company, Sir John Henry Pelly, benannt. Campbell selbst
eröffnete – etwa 40 Kilometer entfernt - an der Einmündung des Pelly Rivers in
den Yukon eine Handelsstation der Hudson Bay Company, aus der später das Fort
Selkirk entstand. Dieses wurde erst 1951 aufgegeben, als der North Klondike
Highway mit einer Brücke an der Stelle des Pelly Rivers vorbei geführt wurde,
wo man bis dahin mit einem Fähre übersetzte.
Nach
weiteren 33 km erreichten wir den Yukon
Crossing Viewpoint mit schlechter Sicht wegen der hohen Bäume, aber einer
spannenden Informationstafel zu Beringia. Wir erinnerten uns an das
Beringia-Museum in Whitehorse. Bis zum Yukon erstreckte sich vor 15.000 Jahren
die eisfreie Zone, die von Ostsibirien über Alaska bis zum Yukon reichte.
Beringia war eine baumlose Steppe mit interessanten Vorfahren von Pflanze, Tier
und Mensch.
Gleich
danach kamen wir am Tatchun Creek Yukon Government Campground an, auf dem wir
wegen einsetzendem Starkregen, der auch noch die ganze Nacht über andauern sollte, den Reisetag beschließen wollten.
Nachdem
wir die Brücke über den Stewart River
passiert hatten, sind wir wieder auf dem North Klondike Highway unterwegs. Die
Strecke bis Pelly Crossing zeigte sich relativ eintönig. Wir kamen an einem
Abschnitt vorbei, der – wie schon so oft auf unserer Reise in diesen Breiten -
von Schwarzfichten und Papierbirken gesäumt ist. Da die Bäume auf schlecht
entwässertem Boden wachsen und hier Dauerfrost herrscht, lehnen sich die Bäume
beim Auftauen der Erde in alle Richtungen und man spricht dann von einem
„drunken forest“.
Für uns ist sehr unangenehm, da der Dauerfrost auch "Frostwellen" auf dem Highway entstehen lässt. Immer wieder standen rote Fähnchen
am Straßenrand, die auf diese Wellen hinwiesen. Sollte man kurz unaufmerksam
sein und nur ein wenig zu schnell fahren, „sitzt“ man mit dem Auto auf oder
wird zur Seite „abgetrieben“.
Und manchmal stand nicht nur ein Fähnchen am Straßenrand
Pelly Crossing, ein neuer Ort,
entstand.
Die
verbliebenen Bauten von Fort Selkirk, heute eine historic site, kann man nur
noch per Boot oder langer Wanderung erreichen, so dass dieser Ort aktuell
aufgrund seiner Abgelegenheit als historische Ausgrabungsstätte dient und man
tatsächlich in letzter Zeit etliche Funde einer prähistorischen Besiedlung
vorweisen kann.
Ein
weiterer Ort wurde wegen Pelly Crossing aufgegeben – der südlich gelegene Ort
Minto. Die dort wohnenden Selkirk First Nations siedelten ebenfalls nach Pelly
Crossing um, das heute von den Selkirk First Nations, sie gehören zu den Tutchonen,
selbst verwaltet wird.
Wir
besuchten zunächst das Big Jonathan
House, das ein Nachbau dieses Hauses aus Fort Selkirk ist. Big Jonathan war
ein Sohn des Tutchone-Chief Hanan, der Robert Campbell 1862 nach einem Angriff
der Chilkat das Leben rettete. Aus Dankbarkeit „schenkte“ Robert Campbell Chief
Hanan seinen Namen, den die Familie heute noch trägt. Die Chilkat, First
Nations von der Westküste, hatten damals angegriffen, weil Campbell die
Handelsbeziehungen mit ihnen beendete. Nach seiner Rettung lief Campbell u.a.
mit „snowshoes“ über Minnesota nach Montreal (über 2.500 km), um Gelder für
einen Gegenangriff auf die Chilkat zu sammeln , aber er war damit nicht
erfolgreich. Fort Selkirk konnte dann erst gegen 1890 wieder „zum Leben
erweckt“ werden.
Im Big
Jonathan House sind viele Gegenstände aus der Kultur der Selkirk First Nation
ausgestellt (perlenbestickte Hundedecken, ein Kanu aus Birkenrinde, etc.) und
man kann eine „self-guided tour“ über das Außengelände machen. Viele Bücher und
Bilder erzählen Geschichten aus der Tradition der Selkirk. Neben dem Big
Jonathan House betreiben die Selkirk eine Service-Station mit allen Angeboten,
die die lokale Bevölkerung aber auch der Reisende so braucht.
Wir
verließen Pelly Crossing weiter auf dem North Klondike Highway und passierten
etliche Naturschutzgebiete, rechts und links der Straße gelegen (meadow lake, the ndu lake, ou;tsa lake, …).
Nach 35 km kamen wir an dem ehemaligen Ort Minto vorbei, der einmal eine „Trading
post“ und eine Kupfer-Mine vorweisen konnte.
Im
weiteren Verlauf zeigte die Gegend deutliche Spuren der beiden großen
Minto-Feuer (1968 und 1995). Espen-Wälder bestimmen die Landschaft. Unter den
Espen sieht man auch heute noch verbrannte Baumstämme des früheren Waldes
liegen. Fichten konnten sich dort nicht mehr entwickeln, weil sie für ihre
Samenbildung länger als 30 Jahre brauchen und in diesem Zeitraum wütete leider schon das nächste Feuer.
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