Montag, 17. Juli 2023

Mormon Trail Center

...in "Winter Quarters“ in Florence / Omaha / Nebraska

Florence, heute ein Stadtteil von Omaha City in Nebraska, wurde 1854 von dem ehemaligen Seemann und späteren Indianeragent und Immobilienhändler James Mitchell (1810-1860/?) gegründet. Er übernahm alle Gebäude, die vorher bereits an diesem Ort existiert hatten und benannte ihn nach seiner Enkelin Florence Kilborn (1851/1854-1866). Die Bürger strebten 1854 bereits an, Florence zur Hauptstadt des Nebraska-Territoriums zu machen, scheiterten aber an ihren Nachbarort Omaha.

Zwischen den Bewohnern der beiden Orte wurden einige Konflikte ausgetragen; Omaha setzte sich durch und Florence wurde später sogar von der Stadt Omaha eingemeindet.
Einige Jahre vor der Gründung von Florence spielte die Region jedoch in einem anderen Kapitel der Geschichte eine große Rolle! Dabei handelt es sich um die Geschehnisse, die sich um eine Glaubensgemeinschaft herum ereigneten – die Mormonen.

Die Religion der Mormonen begann mit den Visionen von Joseph Smith (1805-1844), der von dem Engel Moroni besucht wurde.


Nach den Mormonen wird dieser Engel in der Bibel in Offenbarung 14,6 erwähnt. Der Engel trug ihm auf, ein Zusatzbuch zur Bibel, das Buch Mormon, aufzuschreiben. 1830 veröffentlichte Joseph Smith dieses Buch und gründete, basierend auf den Regeln im Buch Mormon die Glaubensgemeinschaft der Mormonen, die auch „Heilige der letzten Tage“ / “The Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints“ genannt werden. Mormon soll vom Wort her „mehr Gutes“ bedeuten.


Joseph Smith hatte bald viele Glaubensanhänger und zog mit ihnen 1831 nach Nauvoo in Illinois (Nauvoo, hebräisch: „schön auf den Bergen“). Obwohl in der Verfassung der USA die Religionsfreiheit garantiert ist, entwickelten sich in Nauvoo bald große Konflikte zwischen den Mormonen und den anderen Bewohnern. Gleichzeitig wuchs die Mormonengemeinde durch ständige Neuankunft von Gläubigen aus Europa stetig an.
Nachdem Joseph Smith 1844 umgebracht wurde und der Hass gegenüber den Mormonen ständig zunahm, entschied sich der Smith-Nachfolger Brigham Young (1801-1877) zur Auswanderung in den Westen. Die Wanderung / der Exodus der Mormonen begann im Jahr 1846 in Illinois und führte die Mormonen in den folgenden Jahren zu tausenden (fast 70.000 von 1846 bis 1869) über mehr als 2.000 Kilometer durch Illinois, Iowa, Nebraska und Wyoming nach Utah, wo sie schließlich siedelten und die Stadt Salt Lake City gründeten. Die von ihnen gewählte Route wird heute der „Mormon-Trail“ genannt.

Zurück zu Florence  -  welche Bedeutung hat dieser Ort für den „Mormon-Trail“? Die Antwort darauf erhält man im dortigen „Mormon Trail Center at Winter Quarters“ ↗ . Vor dem Besucherzentrum steht ein lebensgroßes Monument einer Mehr-Generationen-Familie mit einem Handwagen, die sich auf der Wanderung Richtung Westen befinden. Es wurde von Franz Johansen (1928-2018), einem mormonischen Bildhauer, Maler und Kunst-Professor an der Brigham Young University in Salt Lake City, entworfen. Das Monument der „Familie mit dem Handwagen“ weist daraufhin, dass Florence ein Ort auf der langen Reise entlang der Mormonenroute war.

Handwagen
Handwagen

Die Mormonen, die 1846 in Nauvoo/Illinois aufgebrochen waren, mussten bereits nach knapp 500 Kilometern erkennen, dass sie durch die schlechten Wegverhältnisse und andere Erschwernisse (Wetter, Krankheiten, schlechte Versorgung, …) ihr Ziel, den weiten Westen, im selben Jahr nicht rechtzeitig erreichen und ein Winterquartier brauchen würden. Von diesen Winterquartieren entstanden mehrere, überwiegend in Iowa und Nebraska, aber das „Winter Quarter“ im späteren Florence war 1846 das Hauptquartier. 1847 verlegte man das Hauptquartier auf die andere Flussseite des Missouri nach Council Bluffs, das damals noch Kanesville hieß.

Lage des Winterquartiers
Quelle: Infotafel im Mormon Trail Center

Im „Trail-Center“ wird gezeigt, mit welchem Organisationstalent die Mormonen in kürzester Zeit ein Winterquartier mit Straßen und gut organisierter Infrastruktur einrichteten. Ein nachgebautes „Überwinterungshaus“ aus Blockbohlen mit Lehmkamin und Grassoden-Dach, in dem immer zwei Familien zusammenwohnten, vermittelt einen Eindruck der damaligen Lebensbedingungen.

Das Winter-Quartier
Das "Winter-Quartier" am Missouri
Modell im Mormon Trail Center

Beeindruckend ist eine Zusammenstellung von der Menge an Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen, die eine Familie zur Versorgung während der Reise mitnehmen musste. Aber auch besondere Gegenstände, die mit auf die Reise gingen, werden gezeigt. Man kann sich beispielsweise ein Gewehr von Jonathan Browning anschauen, der ein Mormone war, und dessen Familie anschließend in Utah Gewehre produzierte. Musikinstrumente, Porzellanfiguren oder sogar ein Hochzeitskleid sind Gegenstände, die zeigen, wie schwer es ist, wenn man eine Auswahl treffen muss, was man mitnehmen kann oder nicht. Natürlich sind auch viele historische Gebrauchsgegenstände zu sehen, wie eine Schafschere, ein Kochtopf aus Gusseisen, ein Pflug, ein kleiner Amboss und sogar eine Druckmaschine. Für die Mormonen von großer Bedeutung ist der Wanderstock von Brigham Young, mit dem er bei der Ankunft in Salz Lake City die Position für den Tempelbau markierte.

In der Ausstellung werden ein Handkarren und ein von zwei Ochsen gezogener Planwagen im Nachbau gezeigt. Ab dem Jahr 1856 wurden Handkarren als Alternative zu den Fuhrwerken eingesetzt, da diese erstens langsam zu teuer wurden, zweitens zu viele Unfälle hatten und drittens immer wieder Umwege fahren mussten. Beschwerlich für die Menschen, aber billiger für das gesamte System. Den Handkarren überhaupt in Bewegung zu bringen, erwies sich schon als sehr beschwerlich. Sie wurden glücklicherweise nur wenige Jahre genutzt.
Auf einer interaktiven Leinwand werden anschließend alle Routen und die Transportmittel gezeigt, die die Mormonen in den nachfolgenden Jahren nutzten, um Utah zu erreichen.

Nachdenklich wird man im Trail Center, wenn man den Erkerraum mit Blick auf den Pionierfriedhof betritt. Krankheiten, wie Malaria, Skorbut, Fieberkrankheiten und Unfälle führten dazu, dass im Winterquartier geschätzt 600 Menschen verstarben, und das nur auf der Westseite des Missouri-Rivers.

Von ihnen wurden 359 auf dem Pioneer Cemetery bestattet, allerdings ohne Grabsteine. Im Erkerraum wird ein einzig erhaltenes Grabsteinfragment gezeigt, es markierte das Grab von Amy Sumner Porter (1815-1847). Man kann deutlich den „eingeritzten“ Namen Amy erkennen. Außerdem befindet sich hier ein verkleinertes Modell des Monumentes, das im Original seit 1936 auf dem Mormon Pioneer Cemetery steht. Diese Statue trägt den Namen „the tragedy of winter quarters“ und soll an die vielen Verstorbenen aus den Wintern 1846/47 und 1847/48 erinnern. Gezeigt wird ein Elternpaar, das sein Kind beerdigt. Allerdings macht der Vater, trotz seines gezeigten Schmerzes, einen Schritt nach vorne. Es soll weitergehen. Diese 3,60 Meter hohe Bronzestatue wurde von Arvard Fairbanks (1897-1987), einem weltbekannten mormonischen Bildhauer, geschaffen.

Bronzestatue
Statue im Pioneer Cemetery 
Denkmal
sorroy
Statue im Erkerraum mit Blick auf den Friedhof
Burial
Ölgemälde im Erkerraum des Mormon Trail Centers
Burial in Winter Quarters  -  von J. Leo Fairbanks 1933

Auf der Rückseite des Denkmals im Pioneer Cemetery ist in den Sockel geschrieben: „Die Kämpfe, die Opfer und das Leiden der treuen Pioniere und die Sache, die sie vertraten, werden niemals vergessen werden.“
Rückwärtige Gedenkplatte

Vor dem Denkmal ist ein Bodenrelief zu finden, ebenfalls von Avard Fairbanks gestaltet, mit allen bekannten Namen der 359 hier Bestatteten. Über der Relief-Figur kann man lesen: „live is eternal – das Leben ist ewig“.
Namen

Im „Mormon Trails Center at Winter Quarters“ durften wir eine sehr informative und freundliche Führung durch Herrn Porter aus Arizona genießen. Vielen Dank dafür!


Historische Gebäude in Florence

Das Gebiet im heutigen Florence wurde im Winter 1846 von Mormonen auf dem Weg in den Westen besiedelt, um dort ihr "Winter Quartier" aufzuschlagen. Sie zogen im Jahr darauf weiter. Es sollte allerdings 8 weitere Jahre dauern, bis die US-Regierung das Land westlich des Missouri für weiße Siedler öffnete und es durch den Kansas-Nebraska-Act 1854 „Nebraska Territory“ nannte.
Im Jahr 1855 gründete James C. Mitchell aus Council Bluffs, Iowa, eine neue Stadt an der Stelle der Mormon "Winter Quarters". Die Stadt wuchs schnell und galt als Omahas größter Rivale. Man konkurrierte mit der größeren Stadt um den begehrten Hauptsitz des Nebraska-Territoriums und den östlichen Endpunkt der transkontinentalen Union Pacific Eisenbahnlinie, die letztendlich beide an Omaha City fielen. Florence wurde sogar von der Stadt Omaha eingemeindet.
Aus der Gründerzeit von Florence gibt es noch einige interessante Gebäude mit den - wie üblich - eigenen historischen "Geschichten". Eines von ihnen ist die Bank von Florence.
 
Bank of florence

Sie wurde am 18. Januar 1856 vom Territorialgesetzgeber von Nebraska gebaut und gegründet. Die Praktiken der Grenzbanken waren lasch, und zusammen mit anderen Banken in Nebraska gab die Bank of Florence große Mengen ungesicherter „Wildcat-Währungen“ aus und finanzierte damit Eisenbahn- und Landspekulationen. Mit der Wirtschaftskrise ab 1857 ging die "Bank von Florence" 1859 in Konkurs (und mit ihr viele Bewohner).

Bank of florence

Das Gebäude wurde anschließend von verschiedenen Unternehmen genutzt. Zwischen der Schließung der ersten und der Eröffnung der zweiten "Bank in Florence" im selben Gebäude wurde das ursprüngliche Gebäude als Pferdestall, Lebensmittelgeschäft, chemische Reinigung, Antiquitätengeschäft und als Gebäude der Telefonzentrale von Florence genutzt und dabei immer "etwas" umgebaut. 1904 eröffnete in diesem Gebäude dann wieder eine Bank ihre Geschäfte (New Bank of Florence), die während den Jahren der Depression ebenfalls "schwächelte". 1936 firmierte sie um, stellte in diesem Gebäude den Betrieb endgültig ein und bezog ein neues Gebäude.
Seit 1976 fungiert das Gebäude als Museum der Bank von Florence und ist Eigentum der historischen Florence Foundation. Das Bankgebäude gilt als das älteste in Nebraska und besitzt noch den originalen Banktresor von 1856. Das Bankmobiliar wie der "Kassiererkäfig" wurden wieder eingebaut und auch äußerlich ähnelt das Gebäude wieder der kleinen Stadtbank in den Anfängerjahren.
Auch der erste  Stock wurde restauriert und sieht genau so aus, wie der Besitzer ihn 1860 verlassen hatte. 

Bankraum

Quelle und weiterführende Informationen:
Historical Marker https://www.hmdb.org/m.asp?m=90468 ↗

Die "Loess Hills" am Missouri

Auf der linken Flussseite des Missouri erstrecken sich von nördlich von Sioux City über etwa 350 Kilometer flussabwärts bis in die Nähe von Saint Joseph die "Loess Hills".

Löss-berge
Die linksseitigen Löss-Hügel am Missouri-River
Quelle: https://www.arcgis.com

Diese Landformation erhebt sich gewissermaßen an der östlichen Grenze der Überschwemmungsebene des Flusses über den Prärien und Wäldern - zum größten Teil im Staat Iowa liegend. Das Besondere an den Loess Hills am Missouri ist die Höhe der Hügel, öfters mit senkrecht abfallenden Wänden, und eben die durchgängige Länge von 350 Kilometern.

Löss-Hills

Entstanden sind sie nach der letzten Eiszeit. Das Eis hatte Gestein zu feinem Sand gemahlen. Die abfließenden Wässer des Missouri-Rivers transportierten diesen Sand bis in die Ebenen zwischen den heutigen Bundesstaaten Iowa, Nebraska, Missouri und Kansas. Starke Winde nahmen diesen Sand auf und verwehten ihn in östlicher Richtung. Schwerere, gröbere Partikel lagerten sich ab und es bildeten sich erste Dünen entlang des Flusstals. Der Prozess wiederholte sich über Jahrtausende, sodass die Dünenhügel immer höher wurden. Selbst vulkanische Asche lagerte sich zeitweise auf / zwischen ihnen ab. Dieser Prozess wiederholte sich; schließlich wuchs Gras auf ihnen und stabilisierte sie - die "Loess Hills" waren entstanden. Abfließendes Wasser von Regenfällen hatte Schluchten und zwischendurch stehengebliebene Grade hinterlassen.


Heute sind die "Loess Hills" ein viel bereistes Erholungsgebiet mit einer umfangreichen Flora und Fauna. Sogar ein "Loess Hills National Scenic Byway" lädt dazu ein, an dieser Landschaft entlang zu fahren und sie zu bestaunen.

Löss-Hills-am-Missouri

Selbst Lewis & Clark hatten diese Landschaft in ihren Tagebüchern 1804 beschrieben.

Bald man

Löss-berge

Quelle und weiterführende Informationen: 

Ein Blick in die Natur

Auch wenn wir uns derzeit viel mit historischen Themen befassen, bleibt noch genügend Zeit, um sich in der Natur einmal umzusehen. Auch hier können wir täglich für uns Neues entdecken.

Zykade
Dog-Day Cicada (Tibicen canicularis)
Es dauert 3 Jahre, bis eine Zykade schlüpft. Hier eine frisch geschlüpfte, die gerade dabei ist, ihre Flügel zum Trocknen aufzublasen. Der Trocknungsprozess dauert einige Zeit, während ihr hellgrüner Körper und die Flügel trocknen und sich verhärten. Nach einem Tag bereits ändert sich ihre Farbe; Körper und Flügel werden braun bis schwarz.

Zykade
Admiral
Ein Admiral auf der blühenden Hoary Verbain (Verbena Stricta)
Butterfly
Orange Sulphur Butterfly (Colias eurytheme)
auf Orange Seidenpflanze (Asclepias tuberosa) 
Hausfink
Hausfink (Carpodacus mexicanus) ♂
Coneflower
Greyheaded Coneflower (Ratibida pinnata)
Ironweed
Ironweed (Vernonia fasciculata)
Milkweed
Showy Milkweed (Asclepias speciosa)
Indigo
White wild indigo (Baptisia lactea var. lactea)
Indigo
White wild indigo (Samenstand)
Wilde Bergamotte
Wilde Bergamotte (Monarda fistulosa)

Sonntag, 16. Juli 2023

Die Schrotmühle in Florence

"The Grist Mill of the Mormons"

Nördlich der heutigen Stadt Omaha, im Bundesstaat Nebraska, liegt Florence.
Dieser Ortsteil von Omaha entstand aus den „Winter Quarters" der Mormonen im „Omaha Indian County“.
Einige Mormonen hatten im Januar 1846 aus Nauvoo, Illinois, kommend den Missouri-River überquert und bauten sich zwangsweise eine Siedlung, ihr „Winterquartier“, da sie während dieser Jahreszeit nicht weiter gen Westen ziehen konnten.

Winterquartier
Modell in "Mormon Trail Center at Winter Quarters"

Auf der gegenüberliegenden oder östlichen Seite des Missouri River, dem heutigen Council Bluffs, Iowa, war Kanesville. Viele Mormonen mussten dort den Winter verbringen, da ihnen der Übertritt in das Land der „Native Americans“ von der US-Regierung verboten worden war.
Im „Winter Quartier“ legten die Mormonen eine Stadt mit Straßen, Hütten und Häusern an. Außerdem errichteten sie eine wassergetriebene Mühle, die nicht nur Getreide und Mais mahlte, sondern auch als Sägewerk diente. Die Mühle konnte jedoch erst im März 1847 in Betrieb genommen werden. Nach dem Winter zogen die Mormonen gen Westen weiter und verließen ihre erbauten Unterkünfte. So auch die Mühle. Der Ort wurde zur Geisterstadt.
Es sollte 8 weitere Jahre dauern, bis die US-Regierung das Land westlich des Missouri für weiße Siedler öffnete und es durch den Kansas-Nebraska-Act 1854 „Nebraska Territory“ nannte.
James Mitchell, ein Immobilienmakler aus Council Bluffs, konnte jetzt Siedlern Grundstücke und alte Gebäude auf der anderen Seite des Missouri-Rivers verkaufen. Das Gebäude der alte Mühle aus „Winter Quarters“ behielt er für sich.
1856 baute Alexander Hunter die Mühle der Mormonen am Turkey Creek wieder auf und benannte den Bach in Mill Creek um.
1865 erwarb Jacob Weber (Bäcker, aus Deutschland eingewandert) das Anwesen und ersetzte den Wasserantrieb durch Dampfmaschinen; er und seine Nachfahren betrieben die Mühle für viele Jahre weiter. Bekannt war die Mühle damals unter der Bezeichnung „Weber Mill“.
1880 wurde der Sägebetrieb eingestellt und eine Walzenmühle zur Mehlproduktion eingebaut.
1915 wurde ein Getreidesilo angebaut.
1923 ersetze Strom die Dampfmaschine.
Da die Mühle immer wieder Überschwemmungen ausgesetzt war, entschloss man sich sie zu versetzen.
alter Standort
Hinweis auf alten Standort

1939 wurde die Mühle von ihrem ehemaligen Standort vom Beginn der Anhöhe an ihren heutigen Standort versetzt und dort weiter genutzt. Das Gebäude enthält immer noch einige hölzerne Balken des ursprünglichen Gebäudes.
Von 1943-1945 stand der Mühlenbetrieb still: Grund: der Eigentümer Lyman Weber diente während des Zweiten Weltkrieges in der US-Armee.
Ab 1964 betrieb das Ehepaar Harpster die Mühle bis 1989, danach wurde Futtermittel in ihr gelagert.
Mitte der 1970er Jahre sollte aus den noch existierenden alten Gebäuden von Florence ein „Historic Village“ entstehen, mit dem Mormon Bridge Tollhouse, der Bank of Florence und anderen interessanten historischen Gebäuden; das Vorhaben scheiterte.
1998 kaufte Linda Meigs das Anwesen. Als Einheimische wollte sie die Historie des Gebäudes erhalten wissen und gleichzeitig eine Bildungsstätte daraus machen, gepaart mit der Möglichkeit einer Kunstgalerie.
So wurde die ehemalige "Grist Mill of the Mormons" zur heutigen „Winter Quarters Mill Museum and ArtLoft Gallery“ ↗ mit einem Bauernmarkt.

Florence Mill
Mühle
Mühle
Das Mühlengebäude heute
Mühle

Quellen und weiterführende Informationen:
https://theflorencemill.com/ ↗

Interpretive Center in Nebraska City

Seit ihrem Start in "Camp Wood" waren 64 Tage vergangen, bis das Corps of Discovery diese Stelle am Missouri-River erreichte, an der wir heute sind. Während wir meist die kürzere Route nehmen und "nahezu bequem" auf den Straßen entlang des Missouri-Rivers fahren können, mussten die Männer damals mit ihren Booten dem stark mäandrierenden Flusslauf folgen und sicherlich mehr Kilometer zurücklegen als wir.

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Heute besuchen wir das "Missouri River Basin Lewis & Clark Interpretive Center".
Dieses informative Besucherzentrum liegt auf einem malerischen Hügel kurz vor Nebraska City. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf den Missouri-River.

Fernblick

Neben der Einfahrt am unteren Hügel begrüßen uns Merriwether Lewis, William Clark und Seaman; sie schauen Richtung Missouri River. „Pointing the Way“ (Zeige den Weg!) steht auf dem Sockel des Monumentes – dies war ja auch die hauptsächliche Aufgabe der Expedition, nämlich einen Weg bis zum Pazifik zu finden.

Pointing the way

Im Besucherzentrum selbst finden wir erneut diese Statue, etwas verkleinert und mit einer weiteren Figur, einem "Native American" versehen.

statue

Wie so oft werden auf solchen "Gedenkstatuen" die Hauptfiguren Lewis & Clark dargestellt, manchmal noch mit dem einen oder anderen aus dem Team des Corps of Discovery, doch nie fehlt der Hund von Captain Lewis, der Neufundländer Seaman.
Vor diesem Informationszentrum wird - was auf des gesamten Strecke bis zum Pazifik sehr selten ist -  sogar mit einem extra ihm gewidmeten Informationsschild gedacht. Ein anderer Ort liegt in Salmon, wo in besonderer Weise ihm sogar eine eigene Statue gewidmet ist.

Seaman

Vor dem Eingang des Besucherzentrums ist ein nachgebautes Modell des Kielbootes ausgestellt, mit dem das Corps of Discovery 1804 den Missouri bis Fort Mandan flussaufwärts fuhr. Es ist fast siebzehn Meter lang und 2,45 Meter breit. Es hat einen Mast mit einem quadratischen Segel, der Bootsrumpf ist mit einem Sonnensegel geschützt. Auch das „Achterdeck“ ist von einem Sonnensegel geschützt, unter dem Achterdeck befindet sich die Kapitänskajüte. Das Boot konnte gesegelt (wenn die Windverhältnisse stimmten), gerudert, gestakt und getreidelt (mit einer Leine gezogen) werden.

Infozentrum mit Boot
Kielboot
Kielboot

Im Erdgeschoss des Museums wird ein weiteres Boot der Expedition, ein 9,75 Meter langes, „aufgeschnittenes“ Modell der weißen Piroge (Einbaum-Ruderboot) präsentiert. Hier kann man beispielsweise die Ruder bewegen und einen Eindruck gewinnen, welcher Kraftaufwand nötig war, um ein solches Schiff zu bewegen. Am Bug ist ein Bildschirm angebracht, der einen Film aus der Perspektive eines flussaufwärtsfahrenden Bootes zeigt. Man kann sich in das Boot setzen und sich vorstellen, was die Männer des Corps of Discovery vor sich auf dem Fluss erblickt haben.

Des Weiteren sind in dem Museum viele Mitmach-Stationen zu verschiedenen Aspekten der Expedition aufgebaut. Wie haben sie ihre Messinstrumente benutzt? Wie haben sie gekocht? Würden wir heute tagtäglich das schmutzige Flusswasser trinken?

Wieder einmal geht es auch um die mitgenommenen Medikamente, die aus heutiger Sicht teilweise eher Gifte waren. Bei dieser Station spielt die Mutter von Meriwether Lewis, Lucy Meriwether Lewis Marks (1752-1837), eine Rolle.


Sie hatte für die damalige Zeit herausragende Kenntnisse über die pharmazeutische Wirkung von Pflanzen, die sie frühzeitig an ihren Sohn weitergab. Ihr medizinisches Wissen machte sie zu einer angesehenen Person in ihrer Welt und sie wurde oft zur Behandlung von Kranken gerufen. In der Familie von Meriwether Lewis gab es, neben den Männern im Militär, auch einige Ärzte.

Behandlung
Medizinkiste

Eine kleine Ausstellung im Interpretive Center geht auf die Ehrung der Expedition mit der Ausgabe von Briefmarken ein. Zwei besonders schöne Exemplare sind die 37 Cent- Briefmarke von 2004, auf der Lewis & Clark mit Blick Richtung Westen dargestellt sind, sowie die Sacagawea-Briefmarke über 19 Cent von 1994.

Briefmarke
Lewis and Clark

Der Schwerpunkt der gesamten Ausstellung liegt jedoch auf einer Präsentation von Tieren und Pflanzen, die während der Expedition von 1804/06 eine Rolle spielten.
122 bis dahin noch der Wissenschaft unbekannte Tierarten konnten während der Expeditionsjahre im von ihnen bereisten Westen von Lewis & Clark beschrieben und detailliert gezeichnet werden.
Gleichzeitig hatten sie beeindruckende Erlebnisse mit verschiedenen Tieren. So können auch wir uns beeindrucken lassen von Grizzly- und Schwarzbären, von mehreren gewaltigen Bisons, von Wölfen, von Elchen, Luchsen und Bibern und einigen mehr.
Mehrere Touchscreens ermöglichen das Beobachten von Vögeln und man kann sogar ihrem unterschiedlichen Zwitschern und Rufen lauschen.

Bison

Auch der Flora ist ein größerer Ausstellungsbereich gewidmet und anschaulich mit viel Bildmaterial erklärt, denn Lewis & Clark dokumentierten 178 neue Pflanzenarten.

Purple
Purple

Diese Purple Cone Flower (Echinacea angustifolia / Schmalblättriger Sonnenhut) z. B. lernten Lewis & Clark in den Plains kennen und schickten im April 1805 von Fort Mandan aus Wurzeln und Samen der Pflanze als einen ihrer wichtigeren Funde an Präsident Jefferson.

Etwas ganz Besonderes ist die von zwei Native American High Schools aus Idaho und Montana entworfene Fisch-Ausstellung, die nicht nur die verschiedenen Missouri- und Columbia-Fischarten zeigt, sondern auch die Fangmethoden der Native Americans präsentiert.
In diesem Zusammenhang werden auch die gesamte Reise des Expeditionskorps bis zum Pazufik und ihre damit verbundenen Ernährungsquellen aufgezeigt.

Das Besucherzentrum liegt oberhalb des Missouri-River Basin; Fotos im Museum veranschaulichen, welche Ausmaße Hochwässer des Missouri, das Letzte beispielsweise im Jahr 2019, annehmen können – so weit das Auge reicht, sieht man nur Wasser, wo vorher Felder angelegt waren und sogar Häuser standen, und dass, obwohl im Rahmen des "Pick Sloan Projektes" ↗ zwischen 1946 und 1966 entlang des Missouri-Rivers sechs neue Staudämme gebaut wurden. Selbst im weitläufigen Einzugsgebiet des Missouri-Rivers entstanden danach weitere Staudämme. Für die "Native Americans" hingegen wurden sie zur Katastrophe, da weitere Landenteignungen und erneute Entwurzelungen ihrer Kultur damit verbunden waren.

Wir haben in Nebraska City das uns nachhaltig beeindruckende Lewis & Clark Besucherzentrum besucht. Es zeigt noch vieles mehr, außer der großen Aufgabe der Expedition, die Welt der Pflanzen und Tiere der „unbekannten Welt“ zu erkunden.