Donnerstag, 12. Juni 2025

Besonderer Besuch in Hamilton

Auf der diesjährigen Reise konnten wir eine Begegnung möglich machen, die einen extremen Seltenheitswert hat.
Im Jahr 2004 durften wir über mehrere Monate mit einem sehr lieben Austauschschüler aus Kanada bei uns zuhause zusammenleben. Wir verbrachten damals eine gute Zeit miteinander und hatten uns nun seit über zwanzig Jahren nicht gesehen.
Hamilton
Er wohnt heute mit seiner Familie in Waterdown, einem Ortsteil der Stadt Hamilton, am Ontario-See.
Da wir auf unserer diesjährigen Fahrt Richtung Neufundland gewissermaßen bei ihm vorbeikamen, organisierten wir einen Besuch bei ihm. Es war ein emotionales und wirklich sehr besonderes Ereignis, ein Wiedersehen nach über 20 Jahren!

Hamilton
Mike zeigte uns viele Plätze seiner Heimat, sodass wir die Stadt Hamilton  und die benachbarte Stadt Burlington , in der er aufgewachsen war, ein wenig besser kennenlernen durften. Burlington liegt 10 Kilometer nordöstlich von Hamilton, hat heute mehr als 185.000 Einwohner und ist nach einer Region in Yorkshire/England benannt.
Hamilton (575.000 Einwohner) liegt am westlichen Ende der Niagara-Halbinsel und umschließt damit den westlichen Teil des Ontario-Sees.
Hamilton
Ein nicht gerade vorzeigenswerter Straßenzug der Stadt
Die Stadt wurde nach ihrem Gründer George Hamilton (1788-1836) benannt, der 1812 hier eine Farm kaufte, deren Gelände heute im Stadtgebiet von Hamilton liegen würde. Dies war allerdings nur möglich, da die britische Verwaltung bereits 1792 den dort lebenden Missisaugas Land abgekauft hatte. Die Missisauga sind ein Stamm der First Nations, die nördlich des Ontario-Sees lebten bzw. leben.
Brauerei
Hauswand
Bemalte Hauswand in Downtown
Hamilton trägt heute den Namen „steel city“ mit mehreren Stahlwerken, die trotz aller wirtschaftlicher Probleme immer noch etwa vier Millionen Tonnen Stahl produzieren, was 30 Prozent der kanadischen Stahlproduktion entspricht.
Die derzeitige "Zoll-Problematik" hat allerdings zu Betriebsschließungen geführt, was die Bevölkerung besonders trifft.
Stahlwerke in Hamilton
Stahlwerk in Hamilton
Die Infrastruktur, insbesondere der Hafen, und die Nähe zur Metropole Toronto sind für die Stadt von großer Bedeutung. So spielt die Schifffahrtsindustrie eine große Rolle, da im Hafen von Hamilton jährlich über 12 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen werden.
Hafengelände von Hamilton
Hafengelände von Hamilton
Wichtig für den Verkehr sind mehrere Brücken. Die wichtigste ist die 1958 errichtete Stahlbrücke Burlington Bay James N. Allan Skyway, einfach Burlington Skyway genannt, die den Burlington Bay Canal überspannt, mit einer Spannweite von 2.215 Metern. James Noble Allan (1894-1992) war ein bekannter Politiker in Ontario.

Burlington Skyway (von Clara´s Climb aus gesehen)
Besonders schön und informativ war der Besuch des Aussichtspunktes Clara’s Climb  . Dieser Ort ist zu Ehren der kanadischen Radfahrerin und Eisschnellläuferin Clara Hughes (*1972 - ) benannt, die sowohl bei olympischen Sommerspielen (Bronze) als auch bei olympischen Winterspielen (Gold und Bronze) Medaillen gewinnen konnte.
Der Aussichtspunkt befindet sich im Hamilton-Ortsteil Dundas auf dem Sydenham Hill. Von hier kann man bis zum Ontario-See und dem Hafengelände von Hamilton sowie auf fast alle anderen Ortsteile von Hamilton sehen.
Hämilton
Hamilton (von Clara´s Climb - gezoomt)
Hamilton
McMaster University (von Clara´s Climb - gezoomt)

Mittwoch, 11. Juni 2025

Von Bruce Mines bis Hamilton

 

Wieder möchten wir zwei Etappen von insgesamt 670 Kilometern zu einem Bericht zusammen fassen – die erste Etappe führte uns von Bruce Mines über Sudbury nach Parry Sound (390 km).
Auf der zweiten Etappe mussten wir von Parry Sound startend 280 Kilometer bewältigen, bis wir über das verkehrsdichte Toronto die Stadt Hamilton erreichten.
Das am Huron-See liegende Bruce Mines ↗ mit seinen knapp 600 Einwohnern hat eine interessante Bergbaugeschichte. In den 1840er Jahren kamen Auswanderer aus Cornwall hier an und führten ihr ursprünglich europäisches Bergarbeiter-Leben auf der anderen Seite des Atlantiks weiter. Sie bauten für fast vierzig Jahre Kupfer ab.
Bereits in den 1870er Jahren wurden die Bergwerke wegen sinkender Gewinne wieder geschlossen, aber noch heute kann man einige Minenschächte besichtigen.

Von Bruce Mines fuhren wir auf dem Highway 17 entlang des Nordufers vom Huron-See und passierten dabei kleine Siedlungen mit den Namen „Thessalon, Spanish oder Espaniola“, die an Europa erinnerten.
Thessalon
Nach 240 Kilometern erreichten wir die größere Stadt Sudbury (165.000 Einwohner), benannt nach dem gleichnamigen Ort in Suffolk/England.
1883 stieß man hier bei Sprengungen während des Baues der Trans-Canada Eisenbahn auf größere Nickel- und Kupfererzvorkommen, sodass diese Stadt ebenfalls lange vom Bergbau lebte und den Spitznamen „Nickel Capitol“ erhielt.
Nach einem Tank-Stopp in dieser Stadt bewältigten wir die letzten 150 Kilometer bis Parry Sound ↗ nun entlang des Nordostufers des Huron-Sees.
Parry Sound
Dieser Ort (6.900 Einwohner) liegt am gleichnamigen Uferbereich des Huron-Sees. Das Gewässer und der Ort sind nach einem Royal-Navy Entdecker, Sir William Parry (1790-1855) benannt, der 1819/20 auf der Suche nach der Nordwestpassage den Parry Kanal an der Nordküste Kanadas entdeckte und befuhr. 1827 unternahm er eine viel beachtete Nordpol-Expedition.
Im Parry Sound, einer beliebten Touristen-Region, befindet sich der tiefste natürliche Süßwasser-Hafen der Welt.
Direkt hinter Parry Sound begann der Highway 400, der die hiesige Georgia Bay am Huron-See über 225 Kilometer mit Toronto verbindet.
Hwy 400
Uns faszinierte auf diesem Streckenabschnitt u.a. der Mittelstreifen der vierspurigen Autobahn. Während wir in Europa oft nur eine Mittelleitplanke gewohnt sind, stehen hier auf dem Mittelstreifen ganze Felswände.
Felsen
Nach 170 Kilometern, kurz hinter Barrie (158.000 Einwohner), erreichten wir die sogenannte Holland Marsh . Dieses trockengelegte Marschgebiet liegt am Holland River und wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt.
Hollandmarsch
Es folgte die erste große Stadt - Vaughan mit 350.000 Einwohnern. Hier wurde uns bewusst, wie dicht besiedelt der Großraum Toronto ist.
Vaughan
Silhouette von Vaughan
Eine größere Stadt folgte der nächsten. Die Luft war wieder stärker vom Rauch belastet, die Sicht sehr beeinträchtigt und  - der Verkehr wurde dichter.
dichter Verkehr
Das absolute Chaos erwartete uns jedoch nach 220 Kilometern auf den Autobahnen rund um Toronto. Ziemlich teure kostenpflichtige, angeblich schneller befahrbare Autobahn-Abschnitte wurden angeboten (toll-express-way), doch wir stürzten uns in das Getümmel, standen im Stau und wurden immer wieder von recht aggressiven Dränglern geschnitten und "belästigt".
Doch dank verlässlichem "Navi" konnte wir diesem Wirrwar von Straßen und Abzweigungen recht bald entkommen.
Toronto
downtown
Der eigentlichen Downtown von Toronto mit dem weltberühmten CN-Tower kamen wir nicht näher, dafür konnten wir trotz weiterhin sehr diesiger Sicht mehrmals interessante Architekturen und Wolkenkratzer bewundern.
wolkenkratzer
Toronto ist mit seinen 2.8 Millionen Einwohnern derzeit die bevölkerungsreichste Stadt Kanadas und liegt am Nordwestufer des Ontario-Sees, dem kleinsten See der fünf "Großen Seen".
Die restlichen Kilometer bis zu unserem Zielort Hamilton fuhren wir auf der Landesstraße 5 mit vielen, nicht synchron geschalteten Ampeln und schlechtem Straßenbelag, dafür günstig und weniger hektisch.
Dennoch, eine ruhige Nacht hatten wir uns verdient!
Bett

Montag, 9. Juni 2025

Von Wawa nach Bruce Mines

Wieder war es eine Tagesetappe von etwa 300 Kilometern, wobei wir zusätzlich einen Abstecher in die Stadt Sault Ste. Marie einplanten.
Im Ort Wawa kamen wir zunächst am Wahrzeichen des Städtchens vorbei  -  der „Wawa Goose“. Sie befindet sich an der Kreuzung des Trans-Canada Highways und des Ontario Highways 101, der in Wawa beginnt und in östlicher Richtung zum Ontario-Quebec-Grenzgebiet führt. Die „Wawa-Gans“ wurde 1960 errichtet und 2017 durch eine neue ersetzt. „Wawa“ bedeutet in der Ojibwe-Sprache „Wildgans“.
Ganz von Wawa

Der Ort Wawa wurde 1889 mit dem Namen Michipicoten (Ojibwe-Sprache: „hohe Steilküste“) gegründet und erst 2007 umbenannt. Heute zählt er etwa 2.700 Einwohner.

am Infocenter
Es hatte in der Nacht angefangen zu regnen und so war am Morgen endlich der Rauch in der Luft verschwunden; dafür fuhren wir jetzt zeitweise entlang des Lake Superior durch Nebelschwaden.
An der „Old Woman Bay“ waren die Nebel besonders malerisch. 
Bebel am Superior Lake
Später fuhren wir durch den 16. "Superior Lake Provincial Park", dessen Hauptattraktion die „Agawa Rock Pictographs“ sind. Agawa bedeutet in der Ojibwe-Sprache „Heiliger Ort“.
16
Nach bisher rund 90 Tages-Kilometern bogen wir vom Highway ab, um von einem Parkplatz zu den Piktogrammen zu laufen. Der nur 400 Meter lange Fußweg hinunter zu der Agawa Bay ist stellenweise extrem steil, aber malerisch. Man sollte ihn sicherheitshalber jedoch nur bei trockenem Wetter und mit gutem Schuhwerk laufen.
Pfad
Treppen
Weg
schlucht
Die 35 rot-ockerfarbenen Piktogramme befinden sich unten in der Bucht auf einem höheren Steilfelsen. Um sie besser sehen zu können, muss man sich jedoch an einem steilen Felsvorsprung oberhalb der Wasserlinie entlang hangeln. Auch dies ist nur bei trockenem Wetter und geringem Wellengang zu empfehlen. Bei den den Felsen schmückenden Darstellungen handelt es sich um reale und mythische Tiere. Das bekannteste ist ein luchsähnliches Fabelwesen, das im Lake Superior leben und dort für gefährliche Verhältnisse sorgen soll. Bilder am Parkplatz gaben Hinweise.
Infobild
An dieser steilen Felswand können die bis heute von Wind und Wetter ungeschützten Felsenmalereien bewundert werden. 
An der Klippe angekommen, siegte bei uns jedoch die Vernunft über die Neugier und den Wagemut! 
Die Frau im Bild bezahlte ihre Neugier mit dem Verlust ihres Handys, als sie vermeintlich ins Straucheln geriet und sich mit beiden Händen am Felsen "festhalten" wollte. Das Telefon glitt ihr aus der Hand und rutschte über den schrägen Felsen  -  ins Wasser.
an der Klippe
Zu sehen sind u.a. solche Felsenmalerein ↗ (entnommen der Beschreibung vor Ort).
Felsenmalerei

Wir hingegen befolgten diesen Hinweis ...

Hinweis

...warfen noch einen Blick  auf die nahe Insel, ehe wir wieder den Rückweg zum Parkplatz antraten.
Insel
Danach fuhren wir 135 Kilometer weiter auf dem Highway 17 bis zur Abzweigung zum Ort Sault Ste. Marie (72.000 Einwohner). Diesen Ort gibt es gewissermaßen zweimal - am Nordufer des St. Mary’s Rivers liegt die kanadische Stadt Sault Ste. Marie, am Südufer des Flusses liegt die gleichnamige amerikanische Stadt im Staat Michigan. Die sogenannte „International Bridge“ verbindet die beiden Städte bzw. die beiden Länder.
Internationale Brücke
Internationale Brücke
Hier gibt es auch ein verzweigtes Kanalsystem mit vielen Schleusen, die den Lake Superior mit dem benachbarten Huron-Lake verbinden.
Dieser 1895 erbaute "Sault Ste. Marie Canal" war die längste Schleuse der Welt und die erste mit elektrischem Betrieb.
Etwas sehr Interessantes befindet sich nahe bzw. unterhalb der Brücke, der „emergency swing bridge dam“ von 1896. Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts ein Schiff in diesen Bereich einfuhr und die Schleuse stark beschädigte, entwickelte man diesen „Notfall-Damm“, den man in einem solchen Fall zum "Anhalten des Wasserflusses" einsetzen könnte.
Stopping the flow of water

Im Kanalbereich, der eine historisch unteressante und abwechslungsreiche Vergangenheitsgeschichte aufweist, werden Bootstouren angeboten, gibt es ein Informationszentrum und Ranger von der National Historic Site  wissen über den heutigen und einstigen Wassergweg zu berichten.
Aber auch auf der amerikanischen Seite ↗ gäbe es viel Interessantes über diese Schleusen zu sehen und in Erfahrung zu bringen, doch diesmal blieben wir in Kanada!
Kanalviertel
Bootstouren

Im gesamten Hafen- bzw. Kanalviertel von Sault Ste. Marie stehen Häuser, die stark an Bauten eines englischen Hafens erinnern. Viele werden heute noch genutzt.
alter Dock-Bereich
altes dockgebäude
Canaldistrikt
Alte Gebäude - neue Nutzung
Nach unserer Rundfahrt durch Sault Ste. Marie („sault“ ist übrigens das altfranzösische Wort für Stromschnellen), mussten wir nochmals gut 70 Kilometer bewältigen, bis wir unser vorgesehenes Etappenziel Bruce Mines und den dortigen Wald-Campingplatz erreichten, um einen geruhsamen Abend / eine ebensolche Nacht zu verbringen.

Samstag, 7. Juni 2025

Winnie Pooh in White River

Die Figur „Winnie Pooh“ gehört zwar nicht mehr zu den aktuellsten Figuren in Kinderbüchern oder Zeichentrickfilmen, aber im Prinzip kennt sie doch jeder.
Was hat nun eine kleine Gemeinde White River am Trans-Canada Highway mit knapp 500 Einwohnern im Nordosten der Provinz Ontario mit dem berühmten kleinen Bären, Winnie Pooh, zu tun?

Die Antwort würde wohl sein: „Nichts!“, denn das Kinderbuch über den Titelhelden „Winnie Pooh“ wurde 1926 von Alan Alexander Milne (1882-1956) in England geschrieben und von Ernest Howard Shepard (1879-1976) illustriert. In den 1960er Jahren wurde die Bekanntheit der Figur durch zahlreiche Walt Disney Filme  enorm vergrößert.
Tatsächlich wurde die Geschichte von einer Bärin inspiriert, die auf einem außergewöhnlichen Weg im Londoner Zoo landete und die Alan Alexander Milne mit seinem Sohn Christopher Robin viele Male besuchte, ihre liebenswerte Art bewunderte und sie zu seiner unvergesslichen Titelfigur machte.

Die Geschichte dieser Bärin, natürlich mit dem Namen „Winnie“, begann 1914 in White River. Der kanadische Tierarzt Harry Colebourn (1887-1947) befand sich damals als Mitglied des Royal Canadian Army Veterinary Corps in einem Zug, der ihn von seiner Heimatstadt Winnipeg an die Ostküste bringen sollte, damit er von dort weiter nach Europa zu seiner Kriegsteilnahme im 1. Weltkrieg transportiert werden konnte. Der Zug hielt in White River und H. Colebourn traf dort einen Jäger, der ein weibliches Schwarzbären-Junges zum Verkauf anbot. Der Tierarzt kaufte die Kleine und schmuggelte sie mit Unterstützung seiner Kollegen bis England. Er verwendete viel Zeit für die Ausbildung des Tieres, das er zu Ehren seiner Heimatstadt Winnipeg „Winnie“ taufte.
Als er schließlich nach Frankreich versetzt wurde, schenkte er die kleine Bärin dem Londoner Zoo. „Winnie“ wurde dort aufgrund ihres friedvollen Wesens und ihrer Ausbildung zu einer Attraktion, fraß Kindern aus der Hand und ging mit den Besuchern spazieren. Zu diesen begeisterten Besuchern gehörten der Autor Milne und sein Sohn Christopher Robin.
Bär
1996 gab die kanadische Post eine Briefmarke mit H. Colebourn und seiner Bärin Winnie ↗ heraus.
In White River kann man einen kleinen Winnie-Pooh-Park  besuchen und im Sommer an einem dreitägigen Winnie-Pooh-Fest teilnehmen.

Historic Trans-Canada Highway

Ein bereits in die Jahre gekommenes Schild am Trans-Canada Highway machte uns an einem "Rest-Stop" neugierig. Es trug die Überschrift:
The First Trans-Canada Route
The First Trans-Canada Route

Der Trans-Canada Highway  ist die heutige Nationalstraße, die über mehr als 7.800 Kilometer den Osten dvon Kanada mit dem Westen verbindet. Er beginnt offiziell in St. John‘s in Neufundland und endet in Victoria in British Columbien.
Früher, als es diese Straße noch nicht gab, dienten Flüsse und Seen als Verbindungswege. So gab es eine ursprüngliche Kanu-Route, die zunächst von den First Nations und später von Händlern, Entdeckern und Missionaren genutzt wurde. Besonders beschwerlich war die Reise auf dieser Strecke, da man wegen Wasserfällen und Stromschnellen immer wieder längere Abschnitte als „Grand Portage“ begehen musste – alle mitgeführten Gegenstände sowie die Kanus mussten getragen/transportiert werden. Auf dem obigen Schild, der Karte, zeigt eine gestrichelte grüne Linie einen Teil des ersten Wasser-Highways durch Kanada.
Der französisch-kanadische Entdecker und Pelzhändler Jacques de Noyon (1668- 1745) beschrieb 1688 erstmals eine Route, die entlang des St. Lorenz-Stromes und der Großen Seen Richtung Westen führte. Sie hat keinen Bezug zu dem heutigen Trans-Canada-Highway und seinem Verlauf, war aber für die damalige Zeit und die Erschließung des Westens von großer Bedeutung.
Der eigentliche Startpunkt dieser damaligen Route befand sich am Nordwestufer des Lake Superior. Bis hierher konnten Versorgungsmaterialien vom Osten problemlos angeliefert werden; ab hier starteten die Reisenden Richtung Westen.
Bis 1870 wurde diese ursprüngliche Wasserroute genutzt. Dann begann man, den nach dem Ingenieur und Politiker Simon James Dawson (1808-1902) benannten ersten Landweg, den „Old Dawson Trail, anzulegen, der 1871 bereits in Betrieb ging. Er hatte nicht lange Bestand, denn bald baute man auch Gleise für die Eisenbahn gen Westen. Bereits 1885 war die Canadian Pacific Railway (CPR) die wichtigste Eisenbahnverbindung zwischen Fort William (heute Thunder Bay) und Winnipeg.

Von Nipigon nach Wawa

Heute beabsichtigten wir eine für uns etwas längere Strecke zu fahren – über 365 Kilometer von Nipigon nach Wawa.
Das Gebiet, in dem die heutige Gemeinde Nipigon (etwa 1.600 Einwohner) liegt, wurde bereits vor 7.000 Jahren besiedelt. Man hat Felsmalereien neben der Einmündung des Nipigon Rivers in den Lake Superior gefunden, die das beweisen.
Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts betrieb die Hudson Bay Company hier am Fluss einen Handelsposten – den Red Rock Post.
Fur Trade
Heute ist Nipigon im Besonderen wegen der Nipigon River Bridge bekannt, die den Fluss mit einer Länge von etwas mehr als 250 Metern überspannt. 1937 errichtete man zusätzlich zu der bereits ab 1885 bestehenden Eisenbahnbrücke über den Nipigon-River eine Brücke, die die Highways 11 und 17 als Teile des Trans-Canada Highways miteinander verband, aber erst ab1961 konnte man auch auf diesem Highway 17 Sault Ste. Marie erreichen. Die Brücke wurde 1974 und 2018 saniert. Die Brücke ist eine Schrägseilbrücke, die mit weniger Verankerungen im Fluss gebaut wurde und dadurch das Fließverhalten des Wassers kaum beeinträchtigt.
Nipigon-Brücke
Nipigon Brücke
durch den Rauch in der Luft und der Sonneneinstrahlung
erschien die gesamte Gegend in rötlichem Schimmer
Wir starteten unsere Weiterfahrt auf der Lake Superior Circle Tour ↗, die in einem weiten Bogen um den Superior Lake herumführt und dabei viele Provincial-Parks anfährt. 

Ein auffallendes geologisches Merkmal bestimmte das Erscheinungsbild der Region bei unserer Weiterfahrt – intensiv rot gefärbtes Gestein, die Red Rocks. Diese Gesteine sind vor vermutlich 1,5 Milliarden Jahren entstanden. Auf noch älterem Granit-Gestein lagerten sich Sandstein-Erosionen ab, die durch Druck verfestigt wurden. Der charakteristische rote Farbton wird durch eisenhaltigen Hämatit verursacht.
rotes Gestein

Wir fuhren weiter durch die „rote“ Landschaft und obwohl wir an vielen kleinen Seen und Sümpfen vorbei fuhren, waren zwischen immer wieder einige Steigungen zu bewältigen. Leider war die (Fern-)Sicht aufgrund des immer noch vorherrschenden Rauchs in der Luft an vielen Stellen schlecht!
aufwärts
abwärts
Seenlandschaft

Nach insgesamt 185 km erreichten wir den Ort Marathon  (knapp 3.300 Einwohner).
Der Ort liegt an der Nordküste des Lake Superior und wirbt mit seinem besonderen Kieselstrand, dem Pebble Beach, der allerdings nur mit festem Schuhwerk zu begehen ist. Die Bewohner des Ortes lebten Jahrzehnte von der Papier- und Zellstoffindustrie bis die Werke im Jahr 2009 geschlossen wurden. Wichtig für Marathon ist heute mit mehreren aktiven Minen der Goldbergbau.
Goldmine

Weiter ging es über 90 Kilometer bis wir die kleine Gemeinde White River ↗ mit knapp 550 Einwohnern erreichten. Die einstige Eisenbahnstadt, die am gleichnamigen Fluss White River liegt, lebt heute von der Holzindustrie und einem Sägewerk.
Berühmt ist sie, zumindest in Canada, durch Winnie Pooh (siehe eigener Artikel).
Wir hatten ab hier noch einmal 90 Kilometer vor uns, bis wir nach insgesamt 365 Kilometern unser heutiges Etappenziel Wawa erreichten.