Samstag, 15. Juli 2023

Der Kulturerbe-Baum

... in Brownville


Brownville ist ein weiteres Beispiel einer „noch bewohnten“ Museumsstadt (zurzeit etwa 150 ständige Bewohner). Der Ort hat eine große Geschichte, aber über die Zeit ist von seiner einstigen Größe (1880 hatte Brownville über 1.300 Einwohner) nicht viel übriggeblieben.
Das älteste Haus von Brownville ist die Didier-Blockhütte / Didier Log Cabin des ehemaligen französischen Pelzhändlers John Didier (1827-1918). Er erbaute dieses Haus im Jahr 1854 aus ganzen Baumstämmen, lebte dort mit seiner Familie über 60 Jahre und bewirtschaftete 50 Hektar Land. Die Didier Log Cabin befindet sich „touristenfreundlich“ direkt neben dem Visitor Center des Ortes.

Didier-Hütte
Didier-Hütte-rechts
log-cabin

2017 stellte man in Brownville anlässlich des 150. Jubiläums der Gründung des Staates Nebraska einen sogenannten „Kulturerbe-Baum“ auf. Nebraska wurde am 01. März 1867 als 37. Bundesstaat in die Union aufgenommen. Der fast neun Meter hohe „Heritage-Tree“ zeigt Symbole, die die Geschichte und das Leben in dem Ort Brownville beschreiben.

Heratige-Tree
Heritage-Tree in Bronville, Nebraska

An der Spitze ist ein Apfelbaum-Metallbild befestigt. Bereits ab 1854 pflanzten die neu eingetroffenen Siedler unter der Vorreiterrolle von Robert Furnas (1824-1905), dem zweiten Gouverneur von Nebraska und einem langzeitigen Bewohner von Brownville, tausende von Bäumen, insbesondere Apfelbäume. Die Landschaft um Brownville ist bis heute von diesen Baumpflanzungen geprägt und man darf nicht vergessen, dass das Motto des Staates Nebraska („home of the arbor-day“/Zuhause des Baumtages) mit Bäumen zutun hat.


Der Ort liegt am Missouri. So konnten um 1850 viele Siedler den Ort mit Schiffen einfach erreichen. Zweitens lebte der Ort wirtschaftlich Jahrzehnte vom Fluss. Dies ist auf dem ersten Ast durch das ehemalige Steamboat/Dampfschiff „Spirit of Brownville“ dokumentiert. Das Schiff gibt es noch und wird heute als Ausflugsschiff genutzt.
Die Brownville Bridge, die 1939 über den Missouri gebaut wurde, war natürlich auch wichtig für den Ort, weil man so den Nachbarstaat Missouri schnell erreichen konnte. Die Brücke ist neben dem Schiff dargestellt.

Schiff und Brücke
Spirit of Brownville

Im 19. Jahrhundert wurden die auf dem Missouri fahrenden Dampfschiffe durch die Eisenbahn verdrängt. Die Menschen in Brownville erkannten den wahrscheinlichen wirtschaftlichen Niedergang und versuchten die Pacific Railroad Company davon zu überzeugen, die Transkontinental-Linie über Brownville zu verlegen – leider vergeblich. Omaha / Council Bluffs waren die Gewinner dieses Wettstreites. Damit war auch besiegelt, dass Brownville an Bedeutung verlor. Immerhin wurde 1875 ein Anschlussgleis zum Ort gelegt. Das seit 1875 dazugehörige Eisenbahndepot kann man heute noch besichtigen und es ist auf dem "Heritage-Tree" abgebildet.

Depot
Borlington-Route

Neben dem Eisenbahndepot steht ein Caboose, ein historischer Küchenwagen.

Ebenso wird auf dem "Heritage-Tree"ein „Seitenrad-Dampfschaufelbagger“ präsentiert. So wird dieses besondere Schiff, das eigentlich ein Bagger/eine Dredge ist, offiziell bezeichnet. Das Baggerschiff war von 1931 bis 1976 in Betrieb und sollte die Schiffbarkeit des Missouri erhalten bzw. verbessern und das Überschwemmungsrisiko eindämmen.

Dredge
Dredge

Das US Army Corps of Engineers betrieb dieses „Baggerschiff“ und gab ihm in Erinnerung an den großen „Missouri-Fahrer“ den Namen „Captain Merriwether Lewis“. Das über 80 Meter lange, stillgelegte Schiff kann man heute im Riverside Park von Brownsville besuchen, im Schiff befindet sich ein Museum.

In den Jahren 1870 und 1871 war Brownville so bedeutend, dass man hier sogar den Nebraska State Fair veranstaltete. Die Staatsmesse lockte tausende Menschen in den Ort und man feierte fröhlich und ausgelassen. Auch dies wird beim Kulturerbe-Baum gezeigt. Heute gibt es nur noch zweimal im Jahr einen Flohmarkt, der aber jeweils tausende Besucher anzieht.

Festivals

Am "Heritage-Tree" will man auch an die ersten Kirchengemeinden erinnern. Bereits 1854/1855 wurde unter Mithilfe von Richard Brown die "Christian Church" errichtet. Ihr folgte in kurzem zeitlichem Abstand die "Methodist Church", die bereits 1860 von der "Episcopal Church" aufgekauft wurde.
Aber die Zeiten ändern sich. Auch dies wird am "Heritage-Tree" zum Ausdruck gebracht. Aus den zwei ehemaligen Kirchen wurden eine Konzerthalle und ein Theater.
Aus der Brownville "Episcopal Church" wurde 1989 die Konzerthalle, allerdings erst nach mehreren Umbauten. Im Frühjahr 1991 schlug in das Gebäude der Konzerthalle ein Blitz ein und es brannte ab. Man ließ sich nicht entmutigen, baute wieder auf und eröffnete bereits im selben Jahr erneut.

Konzerthalle

Das Brownville "Village Theatre" befindet sich in der ehemaligen "Christian Church" und bringt jedes Jahr ein Musical und vier Theaterstücke während der Sommersaison zur Aufführung. Hier hat man die alte Kirche nur im Innern umgebaut. Das Theater gibt es inzwischen seit 1967 und kann somit auf eine durchgängige über 50jährige Spielzeit zurückblicken.

Theater

Am "Heritage-Tree" wird „Whiskey Run Creek“ vorgestellt. Es ist ein aufstrebendes Weingut, das 2002 westlich von Brownville auf dem Gelände einer der ersten Brauereien von Nebraska eingerichtet wurde. Man nutzt heute noch eine mit Backsteinen ausgemauerte Höhle der Brauerei aus dem Jahr 1866, in der einst Bier zur Kühlung aufbewahrt wurde. Das Symbol-Gebäude des Weingutes ist eine 100 Jahre alte Scheune, in der Weinproben angeboten werden und die direkt über den "Whiskey Run Creek" gebaut wurde. Diese Scheune über dem Creek sieht man am Heritage-Tree.

Whiskey Run Creek

Ein weiterer Ast auf dem "Heritage-Tree" ist dem Gründer von Brownville gewidmet, Richard Brown (1822- 1900), der den Ort 1854 gründete. Er errichtete 1860 ein Ziegelsteingebäude in der Main Street. Dieses Haus wurde bereits 1864 von dem Bankier John Carson (1832- 1897) übernommen, umgebaut und mit wertvollen Möbeln ausgestattet. Heute ist dieses (Brown-Carson) Haus ein Museum, das das Leben vornehmer Bürger des 19. Jahrhunderts zeigt.

Carson House

Auf der gegenüberliegenden Seite des "Heritage-Trees" wird ein weiterer bedeutender Bürger von Brownville vorgestellt, Robert Furnas (1824-1905). Er traf als einer der ersten Siedler in Brownville ein und gab schon nach wenigen Wochen die erste Zeitung heraus. In seinem Leben übernahm er viele Aufgaben in der Gesellschaft, u.a. war er zwei Jahre (1873-1875) der zweite Gouverneur von Nebraska und während des Bürgerkrieges war er Oberst in der Nordarmee und befehligte drei Regimenter mit Native Americans, die für die Union kämpften. Die Priorität in all seinem beruflichen Wirken lag allerdings in der Landwirtschaft. Er war viele Jahre Präsident der Landwirtschaftsvereinigung von Nebraska und versuchte viele neue Methoden in den landwirtschaftlichen Betrieben einzuführen.

Furnas

So wird auf den nächsten Ästen, auch im Bezug auf Robert Furnas, einmal auf die Zeit des Bürgerkrieges (1861-1865) hingewiesen. Hier wird eine Kanone gezeigt. Ein solches Exemplar kann man heute im Wheel-Museum in der Main Street von Brownville besichtigen.

Kanone

Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Pflug (plow) zu sehen, der an die Bedeutung der Landwirtschaft in der Zeit der Siedler erinnert. Neben dem Pflug ist ein sogenanntes "Land Office"  abgebildet. Nach dem Homestead Act von 1862 durch Präsident Abraham Lincoln wurde in solchen "Land Offices" über den Staat Land an Siedler vergeben. Brownville hat da eine große Berühmtheit, weil der erste Antrag auf Land über den Homestead Act hier gestellt wurde. Zehn Minuten nach Mitternacht am 01. Januar 1863 stellte Daniel Freeman (1826-1908) den ersten Antrag im Land Office in Brownville.

Pflug

Auch die Freimaurer waren in Brownville Zuhause. Ihr Logenhaus war die "Nemaha Valley Lodge", die sie seit 1894 nutzten; die Freimaurer-Loge von Brownville wurde bereits 1858 gegründet.

Lodge

Eine Schule gab es in Brownville seit 1856 und sie existierte fast für 150 Jahre. Erst seit 2005 müssen Kinder aus Brownville eine Schule im 15 Kilometer entfernten Auburn besuchen. Das ehemalige Schulgebäude, das „Lyzeum“, ist heute ein Teil des sogenannten Book-Town, in dem sich ein Restaurant, ein Buchladen und ein Vortragsraum befinden.

Schule

An diesem "Heritage-Tree" hat man die Gelegenheit, die Geschichte eines Ortes (Brownville) und eines Staates (Nebraska) in komprimierter Form kennenzulernen.

Capt. Meriwether Lewis Dredge

Bei Brownville in Nebraska liegt am Missouri-River ein besonderes Boot, die „Captain Meriwether Lewis“.

Captain Meriwether Lewis

Ganz in der Nähe hatten Lewis & Clark mit ihrem Team auf der Reise flussaufwärts für eine Nacht Station gemacht.

Campsite

Heute liegt hier neben vielen "Eisenrelikten" aus früheren Tagen die "Captain Meriwether Lewis".

Meriwether Lewis

Dieser Seitenrad-Dampfschaufelbagger wurde in West Virginia von der Marietta Manufacturing Company in Point Pleasant gebaut und am 12. Dezember 1931 vom Stapel gelassen. Er wurde vom U.S. Army Corps of Engineers betrieben, um bei der Kanalisierung des Missouri River zu helfen, ihn als schiffbare Wasserstraße für Dampfschiffe zu erhalten.

zugewachsen

Das Schiff selbst ist 82 m lang, gut 15 m breit, fast 15 m hoch, hat einen Stahlrumpf und zweistöckige Aufbauten aus Stahl und Holz. Ihr Tiefgang betrug 1,5 Meter. Bei laufenden drei Dampfmaschinen (je eine für die Seitenschaufeln und eine für die Wasserpumpe) verbrauchte der Bagger bis zu 23.000 Liter Diesel an einem Tag. (Das war auch später der Hauptgrund der Außerbetriebnahme).
Standardmäßig war eine Besatzung von 52 Personen an Bord.

Kommandobrücke
Die Kommandobrücke

1976 wurde die „Captain Meriwether Lewis“ der „Nebraska State Historical Society“ übergeben. Bereits 1977 wurde sie nach Brownville gebracht und dort aus dem Wasser genommen, um Untergang oder Überschwemmungsschäden in einem ständig schwankenden Missouri-River zu vermeiden. Heute befindet sich die „Captain Meriwether Lewis“ in einem speziell ausgegrabenen und eingedeichten Becken am Ufer und ruht auf Betonpfählen sowie Stahlträgern.

Das Schiff

1989 wurde das Schiff zur „National Historic Landmark“ erklärt. Bereits seit 1981 ist in ihm das „Museum of Missouri River History“ eingerichtet. Für die Ausstellungsfläche wurden 28 Schlafkojen der Besatzung entfernt, dafür Vitrinen und Schautafeln eingebaut; alles andere ist weiter im Originalzustand erhalten.

kein Erhalt

In der Ausstellung wird neben dem Schiff selbst und seinen einzelnen Funktionsräumen sowie der Aufgabe des Schiffes für die damalige Schifffahrt auf dem Missouri-River auch auf die Geschichte der „Native Americans“ eingegangen. Ein weiteres Thema ist die West-Expansion der Siedler.

Hundehütte
Die kleine Unterkunft ("Hundehütte"), in dem derjenige saß,
der die Entladeleitung dirigierte.

Zwei Abschnitte der pontongestützten Entladeleitung sind vor dem hinteren Backbordseite ausgestellt, einer davon ist der letzte Abschnitt mit der „Hundehütte“ und der Prallplatte zur Lenkung der Leine.

Rohre

Im näheren – sehr stark zugewachsenen – Umfeld sind weitere Schiffe und ihre rudimentären Reste zu sehen, die jedoch nicht ausgestellt bzw. gepflegt werden. Die „Captain Meriwether Lewis“ war Teil einer kleinen Flotte, die die Schiffbarkeit des Missouri gewährleisten sollte.

zugewachsen
zugewachsen
Vogelnest

Anhand des nachfolgenden kurzen Videos kann man die Strömungsgeschwindigkeit erkennen, die derzeit bereits bei Normalwasserstand in diesem Flussabschnitt herrscht.


Quellen und weiterführende Informationen:

Über den Missouri

Wir haben es nicht gezählt, wie oft wir bisher den Missouri-River überquert haben, manchmal auf einer modernen vierspurigen Betonbrücke, oft aber auch nur auf einer engen Brücke in Stahlkonstruktion. Viele Brücken über den Missouri gibt es nicht, insbesondere nicht in der ländlichen Region. Man muss sich also schon vorher gut überlegen, auf welcher Flussseite man dem Missouri-River folgen möchte. Wer sich für die Missouri-Brücken und ihre Details interessiert, könnte es hier ↗ nachlesen.
Zum Glück sind seit dem letzten großen Hochwasser 2019 die meisten Brücken wieder hergestellt, so dass wir unserer geplanten⁰ Route auf dem Lewis & Clark Trail bisher ohne Probleme folgen können. Viele Landstriche, durch die wir nun fahren, wären für uns vor 4 Jahren unpassierbar gewesen.

nach norden
Weiter gen Norden

Bei Rock Port, das während des letzten Hochwassers fast gänzlich überflutet war, biegen wir nach Westen Richtung Brownville ab. Mit dem Überqueren des Missouri-Rivers verlassen wir den Bundesstaat Missouri und fahren in den Bundesstaat Nebraska.

Brücke
Diese Brücke war nach dem letzten Hochwasser lange Zeit nicht befahrbar
State Line
Mitten im Missouri verläuft die Grenze zwischen den Bundesstaaten
der Missouri
Der Missouri-River bei Brownville, Nebraska
Nebraska

Wieder auf dem "Festland" angekommen, wird man von diesem Schild willkommen geheißen.

Freitag, 14. Juli 2023

Big Lake State Park

Der früher auch in dieser Region stark mäandrierende Missouri-River führte durch seine Wasserkraft ungeheure Mengen an Sand und feinsten Siltmengen mit, die er - bedingt durch geringer werdende Strömungen - auch wieder ablagerte. Dies konnte sogar zur Verlandung einzelner Flusswindungen führen. Andererseits - wenn die Strömung wieder zunahm - suchten sich die Wassermassen neue Wege und durchbrachen gelegentlich ihre eigenen, früheren Flussschlingen. Die vom Hauptstrom abgeschnittenen Flussschleifenenden verlandeten nach und nach; dadurch wurde das in der Schleife stehende Wasser zu einem sogenannten „Altwassersee“. 
Der Big Lake ist ein solcher Altwassersee, der größte im Gebiet des heutigen Bundesstaates Missouri. Er entstand vermutlich bereits vor dem frühen 19. Jahrhundert, da ihn bereits Lewis & Clark im Juli 1804 in ihrem Tagebuch beschrieben.

Lewis & Clark

Seit über 100 Jahren bereits genießt der flache See einen Ruf als Erholungsgebiet. Schon in den 1850er-Jahren entstanden rund um den See Hütten und Ferienanlagen. In den frühen 1920er Jahren gab es in Big Lake sogar ein vierstöckiges Hotel mit 22 Zimmern, ein Geschäft und zwei Tanzlokale, die für Versammlungen, Tänze, Filmvorführungen und kirchliche Versammlungen genutzt wurden.
Mehrere Überschwemmungen beschädigten oder zerstörten viele Geschäfte und insbesondere Wohnhäuser rund um den See. Seit 1932 wurde das Gebiet im Nordwesten von Missouri zu einem der ersten State Parks des Landes.

State Park
Freizeitarea

Am Rande des Sees findet man neben Campingplätzen öffentlich zugängliche Picknickplätze und Informationstafeln zu der Lewis & Clark Expedition von 1804/06, die am 11./12. Juli 1804 etwas südlich von hier ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Auch auf ihrer Rückreise machten sie am gegenüber liegenden Ufer des Big Lake am 10. September 1806 für eine Nacht Halt.

am Missouri
Am Missouri

Quellen und weiterführende Informationen:

Donnerstag, 13. Juli 2023

Der Pony Express

Der Pony-Express verlief
von Saint Joseph in Missouri bis nach Sacramento in Kalifornien

Eine von Jackson und Driggs entworfene Karte,
umgesetzt und gezeichnet von William Henry Jackson (1843-1942).

Auf einer Grünfläche neben der Frederick Avenue / Ecke Francis Street steht in Saint Joseph seit 1940 ein Monument, das an den Pony Express erinnert. Es handelt sich um eine Bronze-Statue, die von dem amerikanischen Bildhauer Hermon Atkins MacNeil (1866-1947) entworfen wurde.

Statue

Gezeigt wird ein „Pony Express-Reiter auf einem Pferd“, das gerade mit einem riesigen Satz nach vorne springt. Die Statue soll an den Pioniergeist erinnern, den die Bürger von Saint Joseph in den Zeiten des Pony-Express 1860/61 lebten. Das Monument wurde zum 80. Jubiläum des Pony Express errichtet, zur Erinnerung an den 03. April 1860, als mit dem jungen Reiter Johnny Fry aus Rushville der erste Express-Reiter von Saint Joseph Richtung Sacramento startete.
Man wollte auch daran erinnern, dass das gesamte Pony-Express-Projekt nur durch den Einsatz eines großen Teams von Reitern, Stationsmitarbeitern und Verwaltungsleuten realisiert werden konnte. Man muss sich vorstellen, dass eine Postzustellung über eine Gesamtstrecke von etwa 3.200 Kilometern insgesamt 20 Reiter- und fast 100 Pferdewechsel benötigte.

Johnny Fry (1840-1863) war nicht nur der Startreiter, er war auch einer der schnellsten - er soll durchschnittlich 20 Kilometer pro Stunde geschafft haben. Andere Reiter erreichten durchschnittlich nur 10 Kilometer. Er arbeitete beim Pony-Express bis zum Mai 1861 und wurde danach Botenreiter für die Unionstruppen. Er wurde von Guerillakämpfern aus dem Süden bei einem Einsatz getötet.

Neben der Pony Express-Statue gibt es ein zweites Denkmal im Patee-Park direkt gegenüber dem Pony Express Museum. Es wurde bereits 1913 errichtet und soll den Punkt markieren, an dem Johnny Fry 1860 startete.

startpunkt
Museum

Rund um das Museum befinden sich weitere Informationstafeln und Skulpturen, die alle in Bezug zum Pony-Express-Projekt stehen.
Am Schönsten ist ein großes Wandgemälde hinter dem Museumsparkplatz.

Wilde Westen

Den Museumsbesuch startet man mit einem neben dem Eingang gezeigten Film, der darüber informiert, wie es dazu kam, dass der Pony Express ins Leben gerufen wurde, mit welchen Problemen die Reiter zu kämpfen hatten (Wetter, schlechte Wege, Indianerkriege, …) und warum das Ende der Reiter-Postlinie bereits nach 18 Monaten zustande kam.

Die rasante Besiedlung des Westens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts forderte einen zuverlässigen und schnellen Postdienst von der amerikanischen Ostküste an die Westküste. Der Posttransport mit Schiffen entlang der Küsten dauerte Monate. Es gab erste, nicht sehr erfolgreiche Versuche, Postkutschen auf dem Landweg einzusetzen. Ende der 1850er Jahre entstand die Idee, Post mit Reitern über eine zentrale Route auf dem Landweg zu befördern.

Die Männer, die diese Idee umsetzen wollten, waren Alexander Majors (1814-1900), William Russell (1812-1872) und William Waddell (1807-1872).

Gründer
Russel Major und Waddell
Quelle: Infotafel Museum

Sie gründeten die "Central Overland, Californian and Pike´s Peake Express Company" ↗  (C.O.C. & P.P.), den Pony Express und legten Saint Joseph in Missouri als östlichen Startpunkt (hier war vorerst Endstation der aus Westen kommenden Eisenbahn und Telegraphenleitung) und Sacramento in Kalifornien als Zielpunkt ihrer „berittenen Schnellpostlinie“ fest. Anfangs waren eine Menge Investitionen notwendig. Hunderte Pferde mussten gekauft, Reiter mussten gesucht und eingestellt sowie etwa 160 Versorgungsstationen auf dem gesamten Weg eingerichtet und mit Personal versorgt werden.
Während der ersten 10 Wochen starteten die Reiter des Ponny Express mehr oder weniger gleichzeitig beginnend (in St. Joseph bzw. Sacramento) nur einmal in der Woche, danach zweimal innerhalb einer Woche.
Im Museum, das sich übrigens im Original-Stall (Pony Express Stables) befindet, wird dies alles erklärend vermittelt.

Stables
seit
Museum

Im ersten Raum geht es los - im wahrsten Sinne. Dort sehen wir Johnny Fry, der mit seinem Pferd auf das Öffnen der Stalltür wartet. Über der Tür steht sehr passend: „Moment in time.“

It Beginns
Start

Danach kann man die Stallungen und einen Arbeitsraum für den Schmied ansehen.

Es gibt den Nachbau des Büros der drei Gründer im ersten Stock des Patee-Hotels anzuschauen und man kann die rekonstruierte Hütte einer „Relais-Station“ auf dem Weg der Pony Express-Reiter besichtigen.

Plain Stations
Station

Der gesamte Trail ist in Dioramen mit den unterschiedlichsten Landschaften dargestellt, die die Reiter durchquerten; auch mit Darstellungen der Wetterbedingungen innerhalb des Jahres, denen die Reiter auf dem Weg ausgesetzt waren. Auch werden in der Präsentation die historischen Probleme (Indianerkrieg in Nevada, Mormonenkrieg in Utah, usw.) thematisiert.

Wetter

Ein Seitenraum ist den Menschen gewidmet - den Reitern und den Angestellten in den Versorgungsstationen.

Die Reiter waren zwischen elf und 44 Jahren alt, unverheiratet (außer zweien), alles Weiße, keine Frauen dabei, und überwiegend schlank und drahtig.

Einer der berühmtesten von ihnen war wohl William Frederick Cody, „Buffalo Bill“, (1846-1917), der mit seinen Wild-West-Shows berühmt wurde. Es wird erzählt, dass er als, damals 1860 ja erst Vierzehnjähriger, nur für Kurztransportdienste zwischen Telegraphenstationen eingesetzt worden wäre. „Buffalo Bill“ jedoch behauptete, dass er riesige Stecken ohne Ablösung beritten hätte. Über den „Wilden Westen“ gibt es viele Legenden - dazu gehört auch „Buffalo Bill“ als „Pony Express-Reiter“.

Gürtelschnalle
Eine Gürtelschnalle

In der „Reiter-Ehrenhalle“ werden viele Schicksale der ehemaligen Reiter im Einzelnen beschrieben. Man verlor z.B. einen Reiter im Dezember 1860, der sich in Nevada verirrte und erfror. Ein Angestellter einer Versorgungsstation wurde, ebenfalls in Nevada, von Indianern getötet.

Am Ende des Rundgangs durch das Museum wird auf das Ende des Pony Express eingegangen: Bereits im Juni 1860 hatte der US-Kongress ein Gesetz verabschiedet, das die Subventionierung einer transkontinentalen Telegraphenlinie gestattete.

Telegraph
Komplett

Sofort wurde das Vorhaben von zwei Unternehmen gestartet und der Bau begann. Ende Oktober 1861 wurde die Telegraphenlinie fertig gestellt - und infolge dessen zwei tage später die Dienste des Pony Express eingestellt. Die drei Männer, die die Linie gegründet hatten, blieben mit einem Schuldenberg zurück und erholten sich finanziell nie mehr.
Der Pony-Express bestand nur eineinhalb Jahre und ist trotzdem eine Legende des Westens geworden. Heute gibt es einen durch acht Bundesstaaten führenden Pony Express National Historic Trail, der an diese legendäre Pionierleistung erinnert.

Pony Express Trail Map

Dieses Wandbild, von der First Lady der Vereinigten Staaten, Frau Anna Eleanor Roosevelt, 1938 enthüllt, hing früher in dem Crystal Ball Room im Hotel Robidoux in St. Joseph / Missouri und kann jetzt im Museum bestaunt werden. 
Außer dem Pony Express Trail zeigt sie den Oregon Trail, den California- und den Santa Fe -Trail, sowie den Old Spanish Trail, die Reiseroute von Lewis & Clark, die Butterfield Route und zahlreiche andere Routen, die von Entdeckern genommen wurden.

Text