Sonntag, 31. Juli 2022

Fort Walla Walla

Walla Walla (34.000 Einwohner / 2020) ist eine Stadt in Washington in der Nähe zur Grenze zu Oregon, die 1856 gegründet wurde. Den Namen bekam die Stadt aufgrund einer Bezeichnung des Ortes in der Nez Percé-Sprache  -  „walla walla“ bedeutet „Ort der vielen Wasser“.
In der Region von Walla Walla (insbesondere südlich) befinden sich heute über 120 Weingüter, die sowohl die wirtschaftliche Situation als auch den örtlichen Tourismus fördern.


Besuchens Wert in der Stadt Walla Walla ist u.a. das Fort Walla Walla Museum ↗ , das auf dem Gelände des ehemaligen Forts untergebracht ist. Direkt im Eingangsbereich wird man von einer originalen, restaurierten Postkutsche („stagecoach“) begrüßt, die dazu einlädt, eine Reise in die historische Vergangenheit von Walla Walla und Umgebung zu unternehmen.
Bereits im Eingangsgebäude erhält man zahlreiche Informationen zum ehemaligen Fort. Das Fort Walla Walla existierte von 1856 bis 1910 und war damit einer der am längsten besetzten militärischen US-Außenposten im Nordwesten. Selbst zum Training der Soldaten für ihren Einsatz im Ersten Weltkrieg wurde es noch einmal genutzt.Vor der offiziellen Fort-Gründung 1856 gab es mehrere Forts Walla Walla   -  das Erste (damals noch Fort Nez Percé genannt) stand bereits ab 1818 an der Einmündung des Walla Walla River in den Columbia River und war eigentlich nur ein Handelsposten der Northwest Company .
Als diese 1821 von der Hudson Bay Company   aufgekauft wurde, nannte man diesen Handelsposten  in Fort Walla Walla um. Von diesen Pelzhandelsforts gab es im Laufe der Jahre noch zwei weitere, bis Aufstände der "Native Americans", bedingt durch die ihnen aufgezwungenen Friedensverhandlungen von 1855, dazu führten, diesen Standort aus Sicherheitsgründen aufzugeben.

1. Fort Tradingcenter Walla Walla

2-Fur Trade Fort Walla Walla

3. Fur Trade Fort Walla Walla

Dafür errichtete man nun ein militärisches Fort. Bevor das heutige Fort Walla Walla an seiner endgültigen Position erbaut wurde, gab es auch hier zwei Vorgängerbauten an anderen Orten im heutigen Stadtbereich von Walla Walla, die ihrerseits nach kurzer Zeit wieder aufgegeben wurden. Es gab also insgesamt 6 Forts mit dem Namen Walla Walla, drei Handelsstationen und drei militärische.

1-fort Walla Walla

2. Fort Walla Walla

3. Fort Walla Walla

Fort Walla Walla

Neben vielen Flaggen, Uniformen und Waffen wird auch der möblierte Privatsalon eines Offiziers aus dem Jahr 1910 gezeigt.

Es folgen weitere Themen:


Im Eingangsgebäude befindet sich eine kleine Ausstellung zur Lewis & Clark Expedition. Im Oktober 1805 und erneut im April 1806 traf sich das Discovery Corps westlich vom heutigen Walla Walla mit den Walla Walla-Indianern, die sich erstens gastfreundlich und zweitens sehr am Handel interessiert zeigten.
Diese "Native Americans" halfen dem Expeditionscorps auf dem Rückweg bei der Überquerung des Columbia-Rivers und zeigten ihnen den weiteren Weg gen Osten.

Lewis & Clark in Walla Walla Region

weisses Pferd

Meriwether Lewis erhielte von dem Walla-Walla-Häuptling Yelleppit ein weißes Pferd und gab ihm dafür seinen Säbel sowie Munition für Gewehre. Ein gefangener Shoshone half, die Gespräche mit Sacajawea, Charbonneau und einem der Franzosen zu übersetzen.

Einen kleinen Abstecher kann man im Außenbereich des Museums zur Schmalspurlokomotive „Blue Mountain“, 1877 gebaut, unternehmen. Die „blaue Berglokomotive“ ist natürlich schwarz und kann auf besondere Einsatzorte zurückblicken  - nach ihrer Verwendung in Washington wurde sie sogar einige Jahre in Nome in Alaska auf den Goldfeldern eingesetzt.

eisenbahn

Es folgen fünf größere Ausstellungshallen  -  die ersten drei sind der Entwicklungsgeschichte der Landwirtschaft in dieser Region gewidmet.

pioniere

Homestaeder

Beeindruckend ist der von einem „Team von 33 Maultieren“ gezogene Mähdrescher. Können war verlangt, denn es war schon eine Kunst, dieses Gefährt erfolgreich zum Einsatz zu bringen.

















Pferdegespann

Auch ein ungewöhnlicher Koch- und Esswagen zeigt, wie einfallsreich man in vergangenen Zeiten gewisse Situationen bei der Ernte bewältigte. Es galt immerhin, irgendwo in der Nähe des Feldes Essen für mehr als 40 Personen vorzubereiten.

Küchenwagen

Bemerkenswert fanden wir im Fort Walla Walla Museum die Bronzestatue von Dr. Marcus Whitman, in die Ecke geschoben, als Lückenfüller neben einer Vitrine zu einem ganz anderen Thema. Sie hat 2/3 der Größe der Original-Statur, die von dem Bildhauer Avard T. Fairbanks (1897–1987) geschaffen wurde, einem international renommierten amerikanischen Bildhauer, der für zahlreiche Denkmäler und Gedenkskulpturen bekannt ist, die in den Vereinigten Staaten und im Ausland öffentlich ausgestellt werden.

In einer Zeit, in der über die Sinnhaftigkeit historischer Denkmäler nachgedacht ↗ wird, hatten bereits im Jahr 2021 die Gesetzgeber des Bundesstaates Washington beschlossen, die über 70 Jahre lang in der National Statuary Hall in the US Capitol in Washington, D.C ↗ befindliche Statue gegen eine Statue des verstorbenen Aktivisten für Stammesabkommen, dem Nisqually tribal leader Billy Frank Jr. ↗, im US-Kapitol auszutauschen ↗.
Im Rahmen der Frage nach der "erlebten Geschichte" der "Native Americans" war man auch in Walla Walla z.T. der Meinung, die "Glorifizierung" von Whitman sei fehl am Platz. Aus diesem Grund wollte man die Statue von Marcus Whitman vor dem Whitman-Campus in Walla Walla entfernen ↗ , wo sie 30 Jahre stand; mehrheitlich entschied man sich jedoch im Stadtparlament Anfang 2022 für den Beibehalt: vorerst!

Da sich in der Stadt Walla Walla seit 1886 ein Staatsgefängnis von Washington befindet, das „Walla Walla State Penitentiary“ ↗ (penitentiary = Zuchthaus), kann man in der letzten Ausstellungshalle auf dem Museumsgelände  zu dieser Thematik zwei Gefängniszellen aus früheren Zeiten besichtigen.

Im Außengelände des Fort Walla Walla Museums befindet sich eine Pionier-Siedlung ↗ mit 17 Gebäuden, die aus der näheren Umgebung zusammengetragen und hier aufgestellt wurden.

Beim Rundgang trifft man auf eine Arztpraxis (Dr. Campbell / Dr. Baxter), ein Badehaus (1890), eine Schmiede (1880er-Jahre), eine Schule (Union-School: 1867), ein kleines Bahnhofsgebäude (1880er-Jahre), ein kleines Gefängnis (Prescott: 1903) und mehrere typische Wohnhäuser / Cabins (R. Clark: 1859; J. Davis: 1864; W. Davies: 1877; H. Jacky: 1925), teilweise mit Outhouse oder Wasserpumpe und alle mit den typischen Inneneinrichtungen der damaligen Zeit.

freilichtmuseum

holzhaus

Interessant ist ein Miniaturhaus, das 1903 vom Ehepaar Baker für ihre Tochter Henrietta als Spielhäuschen erbaut wurde. Es wird „Kennedy Playhouse“ genannt und steht im Kontrast zu einigen der nicht viel größeren „Cabins“, in denen teilweise zehnköpfige Familien wohnten.

Play-house


kennedy-house

Das Spielhaus zeigt heute eine Puppensammlung und andere "Spielgeräte" in Miniaturform für Kinderhand, vom Geschirr, einem Ofen bis zu einem Spielzeug-Bügelbrett.

Nach so viel Geschichte ist es angenehm, unter einem der alten Walnuss-Bäume im Museumsgarten zu sitzen und Kolibris beim Anfliegen auf  Futterstationen zu beobachten.

Kolibrie

Kolibrie

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