Westlich von Walla Walla (in der Nez Percé-Sprache: „Ort der vielen Wasser“) kann man eine nationale historische Stätte der USA besuchen, die „Whitman Mission National Historic Site“ ↗. Sie liegt im sogenannten „Wai-i-lat-pu - Tal“ (in der Nez Percé-Sprache: das Tal des Weidelgrases / rye gras).
Hier wirkten und starben das Missionar-Ehepaar, Dr. Marcus Whitman (1802-1847) und seine Ehefrau Narcissa (1808-1847); sie haben in der amerikanischen Geschichte eine größere Bedeutung.
Zunächst einmal zählen die Whitmans zu den ersten Reisenden auf dem sogenannten „Oregon Trail“, weil sie 1836 den Weg mit einer kleinen Gruppe erstmalig befuhren. In den folgenden Jahren waren große Wagenzüge auf dieser Route Richtung Westen unterwegs. Den Oregon-Trail nutzten bis zum Bau der transkontinentalen Eisenbahn (1869) zunächst Siedler, später vor allem Goldsucher. Sie zogen über eine Strecke von fast 3.500 Kilometern zu Tausenden aus dem Osten über die Rocky Mountains in den Westen.
Zum Zweiten war das „traurige Schicksal“ des Ehepaares Whitman der Auslöser für die Einrichtung des Territoriums Oregon im Jahr 1848 - der Bundesstaat Oregon wurde dann offiziell 1859 gegründet. Die Missionsstation liegt allerdings im Staat Washington.
Die Whitmans begannen ihre Missionstätigkeit 1836 bei dem Stamm der Cayuse - die Cayuse gehören zur Gruppe der Nez Percé-Indianer. Bezüglich ihres Missionsauftrages waren die Whitmans nicht sehr erfolgreich. Nach anfänglichem Interesse an der christlichen Religion fühlten sich die Cayuse später von den christlichen Vorstellungen eher bedroht.
Das missionarische Ziel wurde allerdings nicht erreicht |
Die Katastrophe des nicht funktionierenden Miteinanders hatte folgende Ursache: die Mission in Waiilatpu entwickelte sich Anfang der 1840er Jahre zu einer Auffangstation für Oregon-Trail-Reisende Richtung Fort Vancouver mit Problemen, vor allem mit Krankheiten. Die Zahl der ankommenden Siedler stieg rasant und leider brachten sie die verschiedensten Krankheiten mit, an denen auch die Cayuse erkrankten. Das Immunsystem der Indianer hatte den „westlichen Krankheiten“ nichts entgegenzusetzen und so starb z.B. im Herbst 1847 der halbe Stamm der Cayuse an Masern, die allerdings von Stammesangehörigen eingeschleppt wurden. Gleichzeitig sahen die Cayuse, dass der studierte Mediziner Dr. Whitman sowohl an die Siedler als auch an sie Arznei verteilte - viele der Siedler wurden daraufhin wieder gesund, die Indianer hingegen starben. Also dachten die Indianer, dass Dr. Whitman sie mit seiner Medizin eher vergiften wolle, damit die Siedler einfacher an das Land der Cayuse kämen.
So passierte dann am 29. November 1847 das Massaker von Waiilatpu - die Cayuse ermordeten das Ehepaar Whitmann sowie elf weitere Personen und nahmen über fünfzig Menschen als Geiseln. Die Geiseln wurden erst einige Wochen später nach einer Lösegeld-Zahlung der Hudson Bay Company wieder freigelassen.
Als diese Nachrichten in Washington ankamen, entschied man sich dort, die Cayuse zu vertreiben und das Land für die USA zu beanspruchen.
Die „Whitman Mission National Historic Site“ erinnert an diese Vorkommnisse. So kann man z.B. einen Film („a prophecy fulfilled“ – eine „erfüllte Prophezeiung“) sehen, der versucht, die geschichtlichen Zusammenhänge der Missionsstation und ihrem Misslingen zu erklären.
In einer Ausstellung wird das Leben auf der Missionsstation, aber auch das Leben der Cayuse, gezeigt.
Es werden noch im Original erhaltene Gegenstände der Whitmans ausgestellt, so z. B ein Kompass und eine Bibel.
Auf dem benachbarten Hügel steht das Whitman Monument, am Fuß des Hügels befindet sich ein Friedhof, auf dem u.a. die Opfer des damaligen Massakers beerdigt sind.
Fünf Kilometer entfernt von der Missionsstation der Whitmans befindet sich das „historische“ Frenchtown, das um 1824 in der Nähe des heutigen Walla Walla gegründet wurde und ab den 1830er Jahren Pelzhändlern der Hudson Bay Company als Stützpunkt und Wohnort diente. Da viele der Männer mit indianischen Frauen verheiratet waren, wurde der Ort auch als „Métis-Ort“ bekannt - die Métis sind eine ethnische Gruppe gemischter europäischer und indigener Abstammung.
Dementsprechend sind auf dem Gelände des historischen Frenchtowns viele Informationstafeln angebracht, die vom Leben von Menschen, insbesondere Frauen, aus unterschiedlichen Kulturkreisen erzählen.
Die Frenchtown Historic Foundation hat das Gelände 2005 erworben und eine historische Erinnerungsstätte eingerichtet, die viele interessante Informationen bietet.
So kann man auf einer Karte sehen, dass es im ehemaligen Frenchtown keine eigentliche Hauptstraße gab, sondern dass die Hütten über ein größeres Areal bunt verteilt entlang des Walla Walla Rivers und seinen nahen Creeks gelegen waren.
Die Geschichte des "historischen Frenchtowns" endete im Prinzip 1855, als Leutnant McClellan den Ort wegen der erwarteten Kriegshandlungen mit den Nez Percé evakuieren ließ. Anschließend fand in diesem Areal tatsächlich die letzte Schlacht zwischen den Soldaten der US-Armee und den Indianern statt.
Besonders interessant auf dem Gelände ist die restaurierte „Princes Cabin“, ein kleines Blockbohlenhaus, das zu den ältesten Bauten dieser Art in Washington gezählt wird und früher einmal an anderer Stelle ein Pelzhandelsposten war.
In Frenchtown errichtete der katholische Pater Eugene Chirouse (1821-1892) die „Saint Rose-Mission of the Cayuse“. Er wurde jedoch während der bald darauf stattfindenden Indianerkriege aus Sicherheitsgründen von seinem Orden aus der Region abgezogen, sodass auch die Missionsstation zunächst aufgegeben werden musste.
Nach den Indianerkriegen kamen einige Siedler und Händler wieder in die Region von Frenchtown zurück. 1911 wurde die letzte Holzkirche abgetragen.
Ein Gedenkkreuz auf dem Hügel über Frenchtown erinnert an einen Ort, der für viele Menschen für eine Zeit ihre Heimat bedeutete und heute verschwunden ist. Der Friedhof, der sich dort befindet, ist komplett von Gestrüpp und hohem Gras zugewachsen.
Nicht weit von Walla Walla kann man einige imposante Longhorn-Rinder bestaunen.
Quellen und weiterführende Informationen:
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