Auf der gesamten Strecke wird man bei der Abfahrt links der Straße vom Lochsa River begleitet, der seinem Ruf als Wildwasserfluss gerecht wird. Immer wieder schaut man beeindruckt auf einen über Stromschnellen und mitten im Flussbett befindliche große Steine stürzenden Fluss.
Des Öfteren informierten wieder Tafeln über die Lewis & Clark Route, beispielsweise kam die Gruppe unter der Führung ihres Shoshonen-Guide „Old Toby“ am 15. September 1805 am Whitehouse Pond vorbei, einem bei den Indianern häufig genutzten Angelplatz.
Im Canyon des Lochsa Rivers gab es wegen der vielen Klippen für das Expeditionscorps 1805 kein Fortkommen, sodass Old Toby die Gruppe anschließend wieder auf die Kammlinie der Berge hochführen musste.
Der schwierigste Teil, den das Discovery Corps 1805 erklettern musste, führte sie hoch zur Wendover Ridge (ridge = Grat, wendover = Wende). Sie mussten dabei einen Höhenunterschied von fast 900 Metern überwinden. Captain Clark vermerkte damals in seinem Tagebuch, dass einige Pferde stürzten und dass dabei sein Schreibpult zerbrach.
Am Lochsa-River befindet sich heute ein kleiner Campingplatz |
Auf der Weiterfahrt auf dem heutigen Highway 12 ist die Informationsstation aufschlussreich, die an die historische Entwicklung der Route durch die Bitterroute Mountains erinnert.
Nicht nur das Lewis & Clark Expeditionscorps nutzte den Weg, sondern seit Hunderten von Jahren waren schon die „native americans“ auf ihm unterwegs. Bei ihnen hieß der Weg in der Sprache der Nez Percé „K’useyneisskit“ – der „Weg zum Büffel“. Und wenn die „Nez Percé Buffalo Road“ erzählen könnte, würde sie davon berichten, dass auf ihr Pferde und Maultiere, und später Autos sowie Motorräder unterwegs waren, sich die Straßenbreite änderte, aber die Gewaltigkeit der Berge unverändert blieb.
Anfang 1860 wurden in Idaho sowie Montana Gold und Mineralien entdeckt, was zu einem Boom an Migranten in den Westen führte. Bessere Verbindungswege waren gefragt. Präsident Lincoln unterzeichnete im März 1865 ein Gesetz zum Bau von Wagenstraßen. Er gab u.a. 50.000 US-Dollar für den Bau der "Wagon Road" von Lewiston nach Virginia City frei, auch bekannt als Bird-Truax Trail.
Lewiston, am Snake River gelegen, war sehr gut per Schiff zu erreichen und Virginia City entwickelte sich gerade zur boomenden Bergbauregion im Montana-Territory. Doch bald durchzogen Schienenstränge die Landschaft; die Bird-Truax-Route war das letzte bundesstaatlich finanzierte Projekt für "Wagon-Trails".
Eine richtige Straße wurde nie gebaut, nur ein für große "Packstrings" (Pferde und Maultiere) geeigneter baum- und buschfreier Pfad mit einer geringen Steigung und einer Breite von 3 - 3,50 Meter. Der Weg begann bei Weippe und endete am Lolo-Pass, verlief meist parallel zum Nez Perce Trail, überlagerte ihn aber auch an einigen Stellen. Teile dieses Weges wurden während des Nez-Percé-Krieges von 1877 von den Nez-Percé unter Looking Glass, White Bird und Chief Joseph als auch von den sie verfolgenden Soldaten der U.S. Armee unter General Oliver O. Howard genutzt.
Anfang der 1900er Jahren eröffnete der Forest Service die "Bird-Truax-Route" für die allgemeine Nutzung als Hauptpfad.
Um 1925 verstärkte man zusätzlich die Ausbauaktivitäten der "Bird-Truax-Route" als einspurige Straße, dem Lolo-Motor-Way, da auch von Lolo Hots Springs in Montana mit einem Motor Way zum Pass hinauf begonnen wurde. 1934 konnte eine erste durchgängige Verbindung von Idaho nach Montana über den Lolo-Pass gemeldet werden.
Anfang der 1900er Jahre kamen erste Träume auf, zwischen Orofino und Powell entlang am Lochsa-River eine Straße zu bauen. 1916 war ein erster Vorschlag genehmigt, der Bau des heutigen „Lewis and Clark Highways“ hätte beginnen können, doch 1919 wurde erst einmal über die Middle Fork bei Kooskia eine Brücke gebaut. In den folgenden 43 Jahren wurden immer wieder neue Abschnitte fertig gestellt. Hilfe kam 1938 vom Civilian Conservation Corps (CCC). Das CCC-Programm endete 1942!
Ab 1935 wurden Insassen des Staatsgefängnisses Fort Levenworth eingesetzt; zuerst richteten sie ein Camp ein; zwei Jahre später arbeiteten etwa 160 von ihnen im Straßenbau. Während der letzten beiden Jahre des zweiten Weltkrieges lösten Japaner (256 Männer) die straffällig Gewordenen ab. Sie waren in einem sogenannten Internmentcamp untergebracht.
Erst 1962 wurde die heutige Passstraße fertig gestellt und im Jahr 2000 zum National Scenic Highway erklärt.
Heute kann man diese Strecke (160 Kilometer vom Lolo-Pass nach Kooskia) mit einem modernen Fahrzeug in wenigen Stunden zurück legen, für die die Expeditionsteilnehmer von 1805 11 entbehrungsreiche Tage benötigten.
Across the endless Sea of Mountains ↗ |
Eine weitere Etappe am Highway 12 ist die historische „Lochsa Ranger Station“; sie wurde zwischen 1927-1933 erbaut. Leider ist sie derzeit für Besucher geschlossen.
Interessant auch die Hintergrundgeschichte, warum dieser Fleck an dem Highway Colgate heißt.
Auf einer Höhe von inzwischen nur noch knapp 450 Metern erreicht man Lowell, eine Mini-Gemeinde mit 24, nein 23 Einwohnern. Sie wurde nach dem ersten Postmaster Henry Lowell benannt.
Bei Lowell vereinigen sich die beiden Wildwasser-Flüsse, der Lochsa River, und der südöstlich von der Bitterroot Range kommende Selway River, zum Middle Fork Clearwater River, der ein schiffbarer ruhigerer Fluss ist. Die wenigen Einwohner von Lowell leben saisonal vom Tourismus (Motels, Resorts, Campingplätze, …). Der Ort ist nur über eine Brücke über den Lochsa River zu erreichen.
Der Standort des Internierungslagers Kooskia ↗ (1943–45) lag etwa 10 km stromaufwärts von Lowell an der U.S. 12 am Nordufer des Flusses Lochsa.
Der Lochsa River ist übrigens bis zu der Einmündung des Selway Rivers bei Lowell auf einer Strecke von etwa 160 Kilometern von einer Höhe von 1.050 Metern bei Powell auf 450 Meter bei Lowell gefallen.
Rechts der Lochsa-River, links der Selway River. Im Vordergrund der Middle Fork Clearwater River |
Kurz vor Kooskia kann man die geologische Veränderung der Landschaft bestaunen. Bisher hatten sich Kalkgesteine in verschiedensten Felsformationen rechts und links am Straßenrand erhoben. Die bewaldeten Berghänge waren langsam flacher geworden. Plötzlich erblickt man schwarze, hohe Basaltsäulen magmatischen Ursprungs – ein völlig neues geologisches Erscheinungsbild. Diese Region war einmal die Westküste von Amerika. Von der Nähe des Äquators schob sich eine Kette von vulkanischen Inseln langsam Richtung Küste und glitt unter die bestehenden Landmassen. Heiße Granitmagma stieg durch das sie umgebende Gestein wie eine große Blase. Eine neue Küstenformation war geschaffen (Plattentektonik!). Diese Gesteinsform ist unter Idaho Batholith bekannt und gilt als einer der größten zusammenhängenden Granitkörper der Welt.
Erneut kamen wir an einem „Nez Percé-Trauerplatz“ vorbei. Häuptling „Looking Glass“ hatte sich von den anderen Nez Percé-Stämmen abgewandt und hier am Clearwater River ein kleines Dorf aufgebaut. Er wollte erreichen, dass er an dieser Stelle mit seinem Stamm siedeln konnte, indem er seine friedliche Haltung demonstrierte. Captain Stephen Whipple griff jedoch das Nez Percé-Dorf am 01. Juli 1877 „unprovoziert“ an und zerstörte es völlig. Dies führte dazu, dass sich Looking Glass mit seinen Kriegern den kämpfenden Nez Percé anschlossen.
Direkt hinter diesem Ort liegt Kooskia (ca. 610 Einwohner). Das Städtchen wurde bereits 1895 gegründet und hieß ursprünglich „Stuart“, benannt nach einem angesehenen Bürger, James Stuart (1863-1929), ein Metis, der sowohl Nez Percé- als auch europäische Elternteile hatte. Die Stadt erhielt 1902 ihren heutigen Namen. „Kooskia“ kommt aus der Nez Percé-Sprache und bedeutet „wo sich die Wasser treffen“, orientiert am hiesigen Zusammenfluss der Southfork und der Middlefork des Clearwater River. Zur Stadt gehören zahlreiche kleine Gemeinden in der weiteren Umgebung. Wieder ist es ein Ort, dessen wesentliche Wirtschaftszweige die Holzproduktion, die Viehzucht, die Landwirtschaft und der Tourismus sind.
Am Ortseingang befindet sich ein Rondell mit mehreren Informationstafeln. Hier geht es um die Geologie der Region, um die Gefährdung der Tier- und Pflanzenwelt durch die Industrialisierung und um die Geschichte der Region. Wieder sind der Lewis & Clark Expedition zahlreiche Tafeln gewidmet. Alle Informationen werden bei der Präsentation jedoch zu einem wesentlichen Punkt zusammengefasst - auf die Verantwortung des Menschen, seine Umwelt zu erhalten.
So soll abschließend ein auf den Infotafeln angebrachtes Zitat erwähnt werden:
„Der größte Wert der „Wilderness“ (Wildnis) liegt nicht in der Vergangenheit oder der Gegenwart, sondern in der Zukunft.“ (Aldo Leopold, 1887-1948, amerikanischer Forstwissenschaftler).
Nach einer Fahrt durch eine so unbeschreibliche Landschaft darf man tatsächlich nicht vergessen, dass wir mit dem Erhalten von urtümlichem Lebensraum bewusster umgehen sollten, damit unsere Nachfahren noch auf dieser Erde leben und so schöne Dinge wie wir sehen dürfen.
Quellen und weiterführende Informationen:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.