Auf der Strecke von Wisdom zum Chief Joseph - (2.210 m) bzw. dem Lost Trail Pass (2.138), auf dem Highway 43, erreicht man nach knapp 15 Kilometern das „Big Hole National Battlefield“.
Sowohl ein Informationszentrum als auch ein etwas längerer, ausgeschilderter Rundweg informieren über eines der vielen traurigen Kapitel der Geschichte der amerikanischen Urbevölkerung in ihrer Auseinandersetzung mit dem aufstrebenden US-Staat. In dem Zentrum werden ein Film und zahlreiche Ausstellungsstücke aus dem Leben der Nez Percé gezeigt. Durch sie kann man u.a. einiges über persönliche Schicksale erfahren.
Hier geht es um den Stamm der Nez Percé, was aus dem Französischen übersetzt „durchbohrte Nasen“ bedeutet. Dieser Name wurde dem Stamm fälschlicherweise zugeordnet, denn kein Stammesmitglied trug je ein Nasen-Piercing. Die Nez Percé selbst nannten sich „Nimi’ipuu“ - das Volk.
Die Nez Percé hatten 1855 einen Vertrag (Treaty) ↗ mit der US-Regierung unterzeichnet, in dem sie sich verpflichteten, einen großen Teil ihres Stammesgebietes abzutreten.
1863 wollte die US-Regierung die Nez Percé in einem neuen Vertrag verpflichten, weitere 90 Prozent ihres Gebietes abzugeben und in ein Reservat zu ziehen. Einige Nez Percé-Unterstämme unterzeichneten, aber viele weigerten sich, den neu ausgehandelten Vertrag zu akzeptieren.
In den folgenden Jahren kam es zu vielen kleineren Zusammenstößen zwischen der Armee, Siedlern und den Indianern. 1877 sollten die Nez Percé, die die Unterschrift verweigert hatten, von der Armee endgültig in ein kleines Reservat „getrieben“ werden.
Fünf Unterstämme der Nez Percé beschlossen daraufhin nach Kanada zu fliehen. Sie wählten Chief Joseph (ca. 1840 - 1904) zu ihrem Anführer. Sie verließen ihre Heimat, das Wallowa-Tal in Oregon, und machten sich mit über 800 Personen zu einer Fluchtreise auf, die über mehr als 2.000 Kilometer verlaufen und auf der sie sich mehrere verlustreiche Kämpfe mit den Soldaten der US-Armee liefern sollten. Die gesamte Fluchtroute kann man heute auf dem Nez Percé-Trail nachfahren.
Ein Kampf, wahrscheinlich der größte und der brutalste, der während dieser Flucht stattfand, ereignete sich am 09. August 1877 am Big Hole National Battlefield.
Die Nez Percé waren bis dahin von General Oliver Howard verfolgt worden, den sie weit hinter sich wähnten. Dementsprechend hatten sie ein Lager aufgebaut, keine Späher ausgeschickt und nicht einmal Wachen aufgestellt. Sie wussten nicht, dass parallel Colonel John Gibbon von Fort Shaw aus unterwegs war und sie am Big Hole treffen würde. Colonel Gibbon hatte übrigens den militärischen Befehl, dass er keine Gefangenen nehmen sollte und dass es keine Verhandlungen geben würde.
Die Soldaten von Colonel Gibbon und eine Freiwilligentruppe aus Montana pirschten sich in den frühen Morgenstunden an das Indianerlager heran und eröffneten das Feuer. Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder. Die Tipis wurden in Brand gesteckt und einige Kinder verbrannten in den Tipis. Man muss sich vorstellen, dass die indianischen Frauen und Kinder, teilweise nackt, teilweise in ihren wunderschönen, traditionell mit Perlen bestickten Gewändern den Soldaten völlig hilflos gegenüberstanden und einfach dahin gemetzelt wurden.
Nach dem ersten Schock begannen auch die Nez Percé-Krieger zu kämpfen und erreichten, dass die Armee sich zurückziehen musste. Sie hatten sogar eine von den Soldaten mitgeführte Haubitze erobert.
Die Krieger drängten die Soldaten auf die andere Flussseite ab; so konnten die Überlebenden der Nez Percé fliehen - allerdings mit großen Verlusten an bisher mitgeführten Lebensmitteln, Ausrüstungsgegenständen und unter Zurücklassen ihrer Toten.
Der Kampf am Big Hole war für beide Seiten verlustreich - bei der Armee beklagte man etwa 30 Tote und 40 Verletzte, während bei den Nez Percé etwa 90 Menschen starben, davon höchstens 30 Krieger.
Nach einer weiteren kräftezehrenden Flucht und vielen nachfolgenden kleineren Kämpfen gaben die Indianer schließlich bei Fort Assiniboine nach dem „battle of bearpaw“ Anfang Oktober 1877 auf - etwa 60 Kilometer vor der sie schützenden kanadischen Grenze. Von diesem Tag gibt es ein Zitat von Chief Joseph: „Hört mich, meine Häuptlinge, ich bin müde; mein Herz ist krank und traurig. Nun werde ich für immer nicht mehr kämpfen“ (Chief Joseph).
Einigen Nez Percé gelang die Flucht nach Canada, der größte Teil der Überlebenden wurde in die Colville-Reservation im nördlichen Washington gebracht. Chief Joseph versuchte sein ganzes restliches Leben zu erreichen, dass man den Überlebenden seines Stammes gestattete, ins Wallowa-Tal, ihre Heimat in Oregon, zurückzukehren – leider vergeblich.
Auf der Weiterfahrt vom Big Hole National Battlefield passierten wir verbrannte Wälder aber auch bunte Wiesen, ehe wir den Chief Joseph Pass erreichten, benannt nach dem bekannten Nez Percè-Häuptling. Er befindet sich am südlichen Ende der Bitterroot Bergkette und liegt an der Continental Divide, kontinentalen Wasserscheide, zwischen Montana und Idaho.
Blühendes Bärengras (Xerophyllum tenax) - kurz vor dem Pass |
Am Chief Joseph Pass |
Fährt man vom Chief Joseph Pass weiter, verlässt man den Bundesstaat Montana und kommt nach Idaho. Nur wenig weiter befindet sich der Lost Trail Pass, allerdings auch schon wieder in Montana gelegen. Erst wenn man von hier auf dem Highway 93 in südwestlicher Richtung weiter fährt, ist man wieder in Idaho. Diese Strecke führt zum Salmon River Scenic Byway bzw. ist Teil des Lewis & Clark Trail Highways. Dieser Teil unserer Route wird nachfolgend gesondert beschrieben.
Quellen:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.