Freitag, 15. Juli 2022

Zum Lolo-Pass

Heute wollten wir von Lolo (975 m) kommend den Lolo-Pass (1593 m) erreichen, der sich für die Lewis & Clark Expedition 1805 als anspruchsvollste Überwindung der Bitterroot Mountains herausstellen sollte.



Wir verließen den Yellowrock Campground ↗ westwärts; als Tagesziel nahmen wir uns den kurz hinter den Lolo Pass gelegenen Powell Campground  ↗  vor, eine Strecke von etwa 70 Kilometern.
Die eigentliche Passstraße ist 215 Kilometer lang und verläuft von Lolo (bei Missoula, Montana) nach Westen bis nach Kooskia (Weippe-Prärie, Idaho). Sie entspricht einem Abschnitt des Highways 12, der hier „Lewis and Clark Highway“ genannt wird und 1962 fertiggestellt wurde. Man könnte auch sagen, dass sie das Bitterroot Valley in Montana mit der Weippe Prärie in Idaho verbindet.

Am Straßenrand befinden sich wieder zahlreiche „historic site marker“  -  so wird man bald nach Lolo durch Informationstafeln über Fort Fizzle (Das "missglückte" Fort) unterrichtet.


Sie berichten, dass am 25. Juli 1877 die Nez Percé mit etwa 750 Personen und 2.000 Pferden von den Bitterroot Mountains kommend nach Montana fliehen wollten, die Armee jedoch den Auftrag hatte, dies zu verhindern. Freiwillige (etwa 170 Mann), da nicht genug Soldaten, und etwa 35 Soldaten selbst hoben mit querliegenden Bäumen verstärkte Schützengräben aus und verschanzten sich dahinter.
Als die Nez Percé kamen, konnten ihnen in einem kurzen Gespräch die Bedingungen übermittelt werden. Sie sollten aufgeben und alle Waffen incl. Munition und auch alle Pferde abgeben. 
Die Nez Percé weigerten sich, boten ihrerseits aber an, friedfertig an diesem Hindernis vorbei zu gehen. Die meisten der Freiwilligen akzeptierten diesen Vorschlag, befürchteten sie doch anderseits gewalttätige Auseinandersetzungen, sogar gegen ihre Familie und ihre Besitzungen in der Nähe. Sie verließen die kurz vorher fertig gestellte Befestigungslinie. Und – die Soldaten waren in zu geringer Zahl, um ihrerseits tätig zu werden.
Später nannte die Bevölkerung die Stelle „Fort Fizzle“, um sich über eine Stelle zu belustigen, an der ein Vorhaben fehlgeschlagen war.

Fort Fizzle

Bald folgt eine Infotafel zur Pferdezucht der Nez Percé. In der Sprache der Nez Percé heißt Pferd „Sikum“. Die Nez Percé starteten etwa um 1730 mit der Pferdezucht und waren bekannt dafür, dass sie über ausdauernde und widerstandsfähige Pferde verfügten. M. Lewis beschrieb sie auf seiner Rückreise in seinem Journal am 15. Februar 1806 als exzellente Rasse.

Sikum

An einem weiteren historic marker wird darauf hingewiesen, dass Lewis und Clark sehr viele Pflanzen- und Tierarten erstmalig dokumentierten und gewissermaßen als „Soldaten als Naturkundler“ unterwegs waren.

Solda als Naturkundler

Nach einer anspruchsvollen, kurvigen, ständig ansteigenden Strecke, sowie nach Passieren des  Lolo Hot Springs Pools Resorts ↗ , erreichen wir den Pass, den „Lolo Summit“. Der Name „Lolo“ soll ein Spitzname des französischen Vornamens Laurent sein und an einen französischen Trapper erinnern, der im 19. Jahrhundert hier unterwegs war.

Besucherzentrum

Besucherzentrum

Am Pass befindet sich ein Besucherzentrum, das mit einer Ausstellung zu den Lewis & Clark Unternehmungen, zur Flucht der Nez Percé Indianer 1877 und zu allgemeinen Erklärungen von Geologie, Geschichte sowie Fauna und Flora zum Verweilen einlädt. Es wurde 2003 in der Blockbauweise historischer Ranger-Stationen des Forest Service erbaut.

Neben dem Zentrum stehen eiserne Skulpturen reitender Nez Percé-Krieger, die symbolisch darauf hinweisen, dass die „native americans“ die Wege über den Pass bereits viele Jahrhunderte nutzten, bevor je ein „Weißer“ diese Gegend betrat.

Nez Perce

Von hier fuhren wir eine kurze Strecke (etwa 2 Kilometer) auf einer Forststraße zu einer großen Wiese, „Packer Meadows“. Hier befindet sich der Ort, an dem Lewis & Clark mit ihrer Gruppe ein Lager errichteten.
Das Lewis & Clark Discovery Corps nutzte den Lolo Pass zweimal während ihrer Tour  -  einmal im September 1805, als sie sich gemeinsam mit ihrem Shoshonen-Führer „Old Toby“ über die bereits schneebedeckten Höhen kämpften und im Juni 1806 nochmals auf der Rückreise.

Packer Meadows

Leider waren wir einen Monat zu spät. Diese Wiese ist berühmt dafür, dass hier im Juni tausende von Camas-Pflanzen blühen und man in ein „Meer von Blau“ blickt. Nochmals zur Erinnerung - die Knollen der Camas wurden von den „native americans“ als eine Art Kartoffel verzehrt. Immerhin durften wir uns an einem Blick auf ein „Meer von Gelb“ erfreuen.


Camas-Wiese
So sollen Lewis & Clark diese Wiese im Juni 1806 gesehen haben.

Unsere Fahrt führte uns zurück zur Passstraße. Da wir nun Montana verließen und in Idaho einfuhren, durften wir zuerst einmal unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen.

Zuerst am Haskell Creek, später an der Crooked Fork entlang, fuhren wir nun hinab weiter Richtung Westen.


Von hier oben könnte man auch auf der unbefestigten Forststraße 500 mit einem Geländefahrzeug den eigentlichen „Lolo Trail“, die tatsächliche Route von Lewis und Clark, fahren.

Direkt hinter dem Pass weist ein Schild mit der Aufschrift, „Winding road next 99 miles“, auf die anspruchsvolle Straßenführung des Highways 12 auf den folgenden Kilometern hin und ist dementsprechend bei Motorradfahrern sehr beliebt.

winding road

Bald erreichten wir den „DeVoto Memorial Cedar Grove“ (cedar grove = Zedernhain), der an Bernard DeVoto (1897-1955) erinnern soll. Seine Asche wurde an dieser Stelle 1956 von einem Flugzeug des Forest Service aus verstreut. 


De Voto war nicht nur ein bekannter amerikanischer Naturschützer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern veröffentlichte drei bedeutende historische Werke über den amerikanischen Westen (The Year of Decision: 1846  ↗ [1943]; Across the Wide Missouri [1948] ↗ ; The Course of Empire ↗ [1952]) und gab 1953 ein weiteres heraus, The Journals of Lewis and Clark. ↗

DeVoto

In diesem Gedächtnis-Park befindet sich ein kurzer, empfehlenswerter Lehrpfad durch den Wald, der im Besonderen Informationen zu den hier wachsenden Zedern liefert, aber generell zum Verweilen in der Natur einlädt.

Zeder

Wurzel

Man wird eingeladen, dem „Konzert der Natur“ zuzuhören – dem Plätschern des Lochsa-Rivers, dem Zwitschern der Vögel, dem Rauschen des Windes in den Wipfeln der Zedern, …

Zerder umgefallen
Das Wurzelwerk einer umgefallenen Zeder

Nach unserem Rundgang im DeVoto Memorial Cedar Grove war es nur noch ein kurzes Stück bis zu unserem Übernachtungsplatz „Powell Campground“, mitten im Wald direkt am Lochsa River gelegen. Der Powell Campground wird von der Powell Ranger Station betreut, die zu dem Verwaltungsbezirk des Nez Percé-Clearwater National Forests gehört. Er ist nach dem Trapper Charley Powell benannt, der um 1903 in der Nähe eine Hütte erbaute.
Wieder einmal durften wir das einsame Campen in einem urtümlichen Wald direkt an einem Wildwasserfluss (und mit abendlichem Lagerfeuer) erleben.

Lochsa-River
Am Lochsa-River

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