Freitag, 1. Juli 2022

Bannack - a ghost town

Bannack kann man im Vergleich zu Virginia City (old town für Touristen) und Nevada City (Freilichtmuseum) als tatsächliche „ghost town“ beschreiben. Der Ort liegt im Bannack State Park auf 1.750 m Höhe. Ranger betreuen neben der „ghost town“ mit über 60 Gebäuden ein Besucher-Zentrum, einen großeren Picknickplatz mit einer „day use-Halle“ und zwei Campgrounds.

Campgrounds in Bannack State Park

Der Ort etablierte sich rasch nach dem ersten großen Goldfund in Montana am 28. Juli 1862 durch John White und einige Begleiter. Sie fanden das Gold an einem hier fließenden Bach, von Lewis und Clark 1805 noch Willard Creek, später im Jahr 1862 nach einer Heuschrecken-Plage jedoch in Grashopper Creek umbenannt.

Goldfund

Grashoffer Creek

1863 beantragten die Bürger des Ortes, zwischenzeitlich mehrere tausend, in Washington den Namen „Bannock“ für ihren Ort, entsprechend dem hier lebenden Indianerstamm; Washington trug jedoch den Namen „Bannack“ mit einem „a“ ein. Für ein Jahr (1864/65) bekam Bannack sogar die Ehre, Territorialhauptstadt von Montana gewesen zu sein.

Die Entwicklung des Ortes Bannack wurde bereits im Mai 1863 wieder „ausgebremst“, als im 130 Kilometer östlich liegenden Alder Gulch (Erlenschlucht) ebenfalls Gold gefunden wurde und eine Abwanderung der Bevölkerung in diese Richtung erfolgte. Mit einer sich rasant reduzierenden Bevölkerungsanzahl hielt sich der Ort mühevoll am Leben, bis 1938 das Post Office und Anfang der 50er Jahre die Schule geschlossen wurden. Danach verließen auch die letzten Bürger den Ort.

Die Beaverhead County Museum Association übernahm die Verwaltung der „verlassenen Stadt“ und übergab im Jahr 1954 ihre Rechte an den Staat Montana mit der Vorgabe, dass man Bannack nicht in eine Touristenstadt verwandeln, sondern als eine Art „konservierten“, historischen Ort erhalten sollte.

Bannack

Der Staat Montana kaufte in den folgenden drei Jahrzehnten die restlichen, noch in privater Hand verbliebenen Häuser auf und richtete in den 1960er Jahren den Bannack State Park ein.

Wenn man den Rundgang durch Bannack beginnt, trifft man als erstes auf der linken Seite auf das „Turner-Haus“ von 1900, gebaut von Arthuer Conway, später im Besitz der Familie Turner. Über die Zeit war es Familienresidenz, Post Office incl. Telegraphenstation und Friseurladen.

Turner House

Die hölzernen Innenwände wurden sogar verputzt und anschließend tapeziert; oft mit einer Isolationsschicht von Zeitungen unter der Tapete. 

innenansicht

Die Holzböden waren mit Linoleum belegt und das Haus verfügte über mindestens einen Kamin.

Zeitung unter der Tapete
Zeitung unter der Tapete

Zeitung unter der Tapete
Zeitung unter der Tapete

Auf dem Rundgang folgt links das erste Backsteingebäude Montanas, das 1875 erbaut wurde. Einige Jahre diente es als Gerichtsgebäude (Beaverhead County Courthouse) bis die Verwaltung des Counties nach Dillon verlegt wurde und das Gebäude anschließend jahrelang leer stand. Es wurde 1891 von Dr. John Meade gekauft und zu einem vornehmen Hotel umgebaut, das mit kleinen Unterbrechungen bis 1940 betrieben wurde. Lange Zeit zählte es zu den Erste-Klasse-Hotels in Montana.

Hotel

Hotel Meade

Passend findet man das Nachbargebäude „Skinner’s Saloon“ mit einem schön geschnitzten Tresen. Hier kann man seine Phantasie einsetzen und sich eine üppigere Ausstattung, Musik und das Lachen der Besucher vorstellen, die hier einmal ihren Drink einnahmen - vielleicht, nachdem sie ein wenig Gold gefunden hatten.


1962 wurde das Gebäude in Yankee Flats (auf der anderen Seite des Grashopper Creeks) errichtet. Dort befindet sich heute die Halle mit der "day-use-area". Schon ein Jahr später wurde das Haus an seinen jetzigen Standort versetzt.

Cyrus Skinner und Henry Plummer betrieben den Salon. Sie kannten sich aus dem Gefängnis von San Quentin. Anständige Bewohner, erzählt man, hielten sich von diesem Saloon fern, da sich dort die rücksichtslosesten und gefährlichsten Männer versammelten. So wurde z. B. Georg M. Carhat nach einem Kartenspiel angeschossen. Kurz nach diesem Vorfall verstarb er. Zudem wurde der Saloon zu einem regelmäßigen Treffpunkt für Plummer’s Road Agents.
Nach dem Tod von Skinner und Plummer wurde das Gebäude von 1869 bis in die 1930er Jahre zu einem Laden für Handelswaren.

Nun heißt es den Hügel hinaufzusteigen, um zur Hinrichtungsstätte mit dem Galgen und zum alten Friedhof zu kommen. Leider gehört der Galgen zu einem Ort, der um 1860/70 mit einem hohen Maß an Gesetzlosigkeit konfrontiert war. Hier wurde u.a. auch der Sheriff von Bannack, Henry Plummer, gehängt.

Galgen in Bannack

Auf dem Hügel rechts befindet sich der alte Friedhof von Bannack, der von etwa 1862 bis 1880 genutzt wurde  - nicht nur für ehrbare Bürger, sondern auch für viele von dieser Hinrichtungsstätte. Ein zweiter wurde westlich der Stadt ab 1876 angelegt.

Auf dem Rückweg vom Galgen / Friedhof erreicht man linksseitig das Roe-Graves-Haus, benannt nach den beiden ehemaligen Besitzern. Es ist das erste Fachwerkhaus und wurde von William Roe 1866/67 erbaut. William Roe wurde in Bannack sehr reich, aber nicht durch einen Goldfund, sondern über seine Beteiligungen im Bankgewerbe, im Handel und im Transportwesen.

Es folgt die Methodistenkirche, die 1877 zum Dank an einen nicht erfolgten Angriff der Nez Percé-Krieger erbaut wurde. Die Außenfassade der Kirche mit einem gotischen Fenster über der Eingangstür lädt zu einem Foto ein.

Kirche

Die Bestuhlung ist bestückt mit hölzernen Klappsitzen von "A M Desk & Seating Co. Chicago", diese wurden um 1900 hergestellt. Die beiden vorderen Reihen sind allerdings gepolsterte Klappsitze!

chicago

Eines der wohl am meisten fotografierten Gebäude ist die „Masonic Lodge“ (Gebäude der Freimaurer), in deren Untergeschoss für über siebzig Jahre die ehemalige Schule untergebracht war. Unter dem Dachfirst weist eine Tafel mit den Freimaurer-Zeichen (Zirkel, Kompass und der Buchstabe „G“/für Geometrie und für Gott/) auf die Bedeutung des Hauses hin. Das Haus wurde 1874 erbaut und 1975 restauriert.

freimaurerhaus

Freemasonic

Zirkel und Kompass

Über eine Außentreppe erreicht man das Obergeschoss, in dem sich eine Präsentation der Freimaurer befindet. In der Mitte des Raumes steht ein Altar mit einer Bibel und einem dreieckigen Kerzenständer. Unter dem Altar liegt ein Teppich, in den Freimaurer-Symbole eingewebt sind. Auf der Ostseite des Raumes stehen die Stühle des Logen-Meisters, des Schatzmeisters und des Sekretärs. In der Mitte des Raumes fallen zwei Säulen auf, die an den zerstörten Tempel des Königs Salomon erinnern sollen. Die Freimaurerloge von Bannack ist nach ihrer Auflösung im Jahr 1921 seit 1974 unter der Nummer 3-7-77 wieder aktiv.

masonic-temple

Es wären noch viele weitere interessante Gebäude entlang der Main Street zu besuchen, die jedoch nicht alle im Einzelnen beschrieben werden können.
Erwähnenswert ist vielleicht abschließend der Ort, an dem einst der erste Gouverneur des Territoriums Montana, Sidney Edgerton, mit seiner Familie wohnte. Es war mehr als eine bescheidene Bleibe; das Dach war mit Grasnarbe bedeckt. Das Haus hatte vorher schon einem Laden gedient. Die aus Ohio stammende Familie hatte mit der einfachen Lebensweise in Montana ihre Probleme, sodass sie auch nur wenige Jahre in Bannack verweilte. Das Haus, in dem Edgertons wohnten, brannte um 1920 ab, geblieben ist ein Schuppen.

Schuppen

Hier kann man sich die Bauweise der meisten Häuser von Bannack anschauen: Blockbohlenbau. Die Ritzen zwischen den Bohlen wurden ausgefüllt und dann eventuell die Innenwände verputzt.

Mit Holzteilen des nicht verbrannten Daches errichtete Chan Stallings um 1930 ein neues Haus an der Stelle, an der das Haus der Familie Edgerton stand. Es hat somit - außer den verwendeten Holzbalken - keinen Bezug zu "Old Bannack".

Neubau um 1930

Auf der Rückseite einer Broschüre des Informationszentrums in Bannack steht ein Zitat, das man beherzigen sollte:
„Bannack ist keine tote Geisterstadt, sondern ein lebendiger Klassenraum.
Damit zukünftige Generationen verstehen können, wie weit und von wo wir gekommen sind,
müssen wir unsere Vergangenheit erhalten, sowohl die gute als auch die schlechte.“
(Stan Smith)

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