Donnerstag, 17. Juli 2025

Cape Tormentine

Unser Aufenthalt in Cape Tormentine stimmte uns traurig, weil wir in diesem Ort die Vergänglichkeit und Schnelllebigkeit unserer Zeit erkennen konnten. Cape Tormentine liegt an der Northumberland-Straße des St. Lorenz-Golfes und zwar an der kürzesten Entfernungsstelle zwischen dem Festland von New Brunswick und der Prince Edward Island (PEI abgekürzt) – 13 Kilometer.
Dementsprechend bestand hier bereits seit 1827 eine temporäre Fährverbindung zwischen den beiden heutigen Provinzen (mit Unterbrechungen im Winter). 1873 trat die Prince Edward Island der 1867 gegründeten Kanadischen Konföderation bei.
Damit war die kanadische Regierung verpflichtet, eine beständige Fährverbindung zu der Insel aufrecht zu erhalten. Ab 1886 transportierte die Fähre sogar Eisenbahnzüge.
So war der Ort Cape Tormentine für lange Zeit ein quicklebendiger aktiver Fährhafen, verbunden mit der Beförderung von Eisenbahnwaggons, Lastwagen und Autos.
Diese aktive Zeit endete bereits 1989 mit der Einstellung der Eisenbahnline und endgültig mit der Fertigstellung der Confederation Bridge im Jahr 1997 (Baubeginn 10/1993). Der Fährbetrieb wurde eingestellt, die Terminals abgerissen, die Eisenbahnschienen entfernt und der historische Leuchtturm dem Verfall preisgegeben.
ehemaliger Leuchtturm
Das nächste Bild zeigt die ehemalige Zufahrt zum Fährhafen mit dem Wartebereich für das Fährschiff. Der Pfeil markiert den kleinen verfallenen Leuchtturm. Hier finden sich immer noch Einheimische zum Angeln ein.
Wartebereich
Im Hintergrund ist die 1997 fertig gestellte Confederation Brücke zu sehen. Diese wollen wir am folgenden Tag zur Weiterfahrt nach Prince Edard Island nutzen.
An Leuchtturm
(zum Vergrößern der Bilder diese bitte anklicken)

Mittwoch, 16. Juli 2025

Das Homarus Center in Shediac

Von Moncton aus fuhren wir etwa 30 Kilometer auf der NB 15 N nach Shediac. Diese Stadt hat 7.500 Einwohner und liegt an der Shediac Bay, einer Bucht der Northumberland-Straße, die eine Meerenge im südlichen Teil des St. Lorenz-Golfes ist.
Shediac liegt im Verwaltungsbezirk Westmorland-County. Dies zeigt den engen Bezug zu England, denn sowohl Northumberland als auch Westmorland sind Grafschaften im Norden von England.
Außer der Stadt Shediac gibt es in der Bucht von Shediac Bay noch Shediac Island (12 km²). Der Shediac-River mündet hier in die Bay und man überquert den Fluss über die Shediac Bridge - das Wort „Shediac“ (Mi:kmaq- Sprache: „weit zurückziehend“, bezieht sich auf das Wasser) ist also überall gut vertreten.
Shediac selbst nennt sich „lobster capital of the world“ (Hummerhauptstadt der Welt ↗), denn im Vergleich zu anderen kanadischen Orten, die mit dem Hummerfang zu tun haben, werden hier die meisten Hummer verarbeitet.
Hummer
Dies zeigt die Stadt einmal mit einer stilisierten Hummerschere in ihrem Stadtwappen und mit einer großen Hummer-Skulptur. Diese Skulptur wurde aus Beton, Stahl und mit Kunststoff ummantelter Glasfaser gefertigt. Sie ist 11 Meter lang, 5 Meter hoch, wiegt 90 Tonnen und steht seit 1990 im Rotary-Park der Stadt. Sie wurde von dem Künstler Winston Bronnum (1929-1991) angefertigt, der einige monumentale Skulpturen in Kanada entwarf.
Außerdem kann man in Shediac das „Homarus Center (homarus ist die lateinische Bezeichnung für Hummer) besuchen. Es gehört der Maritimen Fischerei-Gewerkschaft (maritime fishermen’s union). Das Informationscenter wurde erst im Jahr 2022 eröffnet und ist gleichzeitig ein Forschungszentrum und eine Aufzucht-Station für Hummer.
Homarus
Homarus
Ziel des Zentrums ist, über das Meeresökosystem der Northumberland-Straße und über das Leben des Hummers zu informieren. Man kann das Zentrum nur mit einer Führung besichtigen.
Anfangs der Besichtigungstour wird man zu einem Becken geführt. Nach den ausführlichen Informationen des Führers kann man dort sowohl einen lebenden weiblichen als auch einen männlichen Hummer nicht nur anschauen, sondern auch anfassen.
Hummer von unten
Zwei Unterschiede fielen sofort ins Auge: der weibliche Hummer hatte einen breiteren, flacheren Schwanzfächer und das Beinpaar direkt hinter dem Schwanz ist bei den Weibchen weich und dünn. Beides ist für das Weibchen wichtig, weil sie ihre Eier länger unter dem Schwanz trägt.
Ansonsten fielen bei beiden Hummern die langen Fühler auf, die ihnen als Tast- und Geruchsorgane dienen. Sie haben sechs Beinpaare. Die ersten beiden sind zu den auffälligen Scheren umgebildet, die dem Hummer zum Greifen und Zerkleinern seiner Beute dienen. Die nächsten vier Beinpaare sind Schreitbeine und das letzte Paar sind die sogenannten Schwimmbeine. Die Hummer können ihre Gliedmaßen abwerfen, um sich vor Feinden zu schützen. Sie wachsen dann allmählich wieder nach.
Die Hummer haben ein kräftiges Außenskelett. Sie müssen sich allerdings regelmäßig (jährlich 1x)  häuten, weil das Außenskelett nicht mitwächst.
Eine weitere Station während der Führung beschäftigte sich mit dem Lebenszyklus des Hummers.
Interaktiv, mit einigen Filmsequenzen und Modellen wurde gezeigt, wie sich der Hummer während vieler Jahre von der Eizelle über die Larve zum erwachsenen Tier entwickelt. Vier Larvenstadien durchlaufen die jungen Hummer mit mehreren Häutungen bis sie sich in den Meeresboden eingraben und dort noch für eine längere Zeit bleiben. Besonders hat uns beeindruckt, dass nur ein Prozent aller Tiere diese ersten Jahre überleben, bis sie das Erwachsenenstadium erreichen.
junger-hummer
Junger Hummer [rechts unten] bei der Nahrungsaufnahme
Hummer können bis zu 100 Jahre alt werden. Der größte Hummer, der je gefangen wurde, war 104 cm lang und wog 20,13 Kilogramm.
Auf unserer Führung folgte nun ein Berührungsbecken. Hier konnten wir erneut die Hummer vorsichtig anfassen. In diesem Becken leben Hummer verschiedenster Farben, nicht nur braune oder olivgrüne, sondern blaue, orange, gelbe, rötliche und sogar zweifarbige Tiere waren dabei.
Hummer
Hummer
Hummer
Hummer
Manche hatten sich ihrem Untergrund sehr gut angepasst
In den Becken gab es aber auch diverse Krebse, Krabben und Muscheln (alle zum Anfassen).
Krabbe
Anschließend suchten wir gemeinsam im Außenbereich eine alte Fischerhütte auf und schauten uns Hummerfang-Körbe, historische und moderne, Bojen und andere Utensilien an, die man beim Hummerfang benötigt. Auch Reusen für den Krabbenfang waren vorhanden und wurden erklärt.
alter Korb
Frühere Hummer-Fangreusen aus Holz
Moderne Fangreusen aus Metall
Heutige Fangreuse aus Metall
Durch die schwarzen Öffnungen können all die Hummer wieder entweichen, die noch hindurchpassen, d.h. nicht der Mindestfanggröße entsprechen.
Fangreuse
Fangreuse für Krabben
Für uns war der Besuch des Homarus Center  ein  sehr lehrreicher und faszinierender Aufenthalt.

Anschließend fuhren wir noch etwa 75 Kilometer auf der NB 15 E zu unserem Übernachtungsplatz am Cape Tormentine, dem östlichsten Ort von New Brunswick

Der Magnetic Hill in Moncton

In Moncton wollten wir dem mysterischen Phänomen des "Magnetic Hills" auf den Grund gehen  -  oder im Nachhinein gesagt, auf den Leim gehen!
Moncton ist mit seinen über 85.000 Einwohnern die größte Stadt der Provinz New Brunswick und wurde bereits 1766 gegründet.
Am nordwestlichen Rand von Moncton befindet sich das Stadtviertel „Magnetic Hill“.
Auf dem eigentlichen Magnetic Hill gibt es zahlreiche touristische Angebote, u.a. einen beliebten Zoo, ein nachgebautes Fischerdorf und ein Schmetterlingshaus. Die eigentliche Attraktion ist jedoch die „Magnetic Hill Illusion“, ein Ort, der bereits seit den 1930er Jahren von Touristen aufgesucht wird.
Hierbei muss man voranstellen, dass der Name irreführend ist. Bei dem Phänomen, das einen hier erwartet, soll es sich um eine optische Täuschung und nicht um einen Magneteffekt handeln.
Illusion
Wir zahlten unseren Eintritt; immerhin 10 Dollar 😕 für einen Effekt, der nur wenige Sekunden andauert. Dazu fuhren wir zu dem berühmten „Illusionsweg“, der insgesamt knapp 500 m lang ist.
Die Anweisungen waren recht klar; wir mussten ein Stückchen „bergab“ fahren und in der vermeintlichen „Talsohle“ an einem weißen Pfosten anhalten. Dort musste man die Bremse lösen, in den Leerlauf schalten und was passierte? Unser Auto rollte „rückwärts den Hügel hinauf, im Leerlauf“, eigentlich unmöglich.
Anleitung
Die früheren Besucher schwankten bei ihren Erklärungen zwischen „magnetische Effekte oder Störung der normalen Gravitation“. Der Betreiber dieser "Illusion" hat eine Erklärung:
Info
wie es wirkt
Er "verkauft" es als eine optische Täuschung.
>>Es läge an dem besonderen Gelände um die kleine Straße herum. An der vermeintlichen „Talsohle“ bzw. in der Mitte der Straße kann man aufgrund der die Straße begrenzenden kleinen Hügel den Horizont nicht sehen, wodurch man bergauf und bergab falsch einschätzt.
Die Bäume an der Seite der Straße erschweren zusätzlich, den Straßenverlauf korrekt einzuordnen. Das Gehirn interpretiert aufgrund dessen, was man von der Umgebung wahrnimmt, eine scheinbare Steigung als bergauf, obwohl es sich um ein leichtes Gefälle handelt. Gewissermaßen sieht ein leichtes Gefälle wie ein Anstieg aus.<<  Alles klar?
Nun, wir machten das Experiment zwei mal. Wir rollten also einen leichten Hügel hinab (den der Betreiber als optische Täuschung bezeichnet) und fuhren dann leicht hügelaufwärts bis zum weißen Pfosten. Dann legten wir den Leerlaufgang ein und nahmen den Fuß von der Bremse. Tatsächlich: wir rollten rückwärts, bis wir keinen Schwung mehr hatten.
start
Start am weißen Pfosten für das Rückwärtsrollen
auf leicht abschüssiger Straße
Wir rollten nicht bergauf, unser Gehirn sollte dies jedoch anders sehen. Der Effekt war extrem kurz und auch schnell durchschaubar. Wir wussten nicht so recht, was wir davon halten sollten; also wollten wir es noch einmal probieren. Allerdings kam uns ein PKW zuvor. Auch er hielt am weißen Pfosten, um anschließend langsam zurückzurollen. Nur: er kam nicht so weit wie wir, hatte er ja auch wesentlich weniger eigene "Schwungmasse".
PKW
Auf dem folgenden Bild ist die "Teststrecke" sehr gut auszumachen.
test
Der obere Pfeil markiert das Ende des Magnetic Hill Weges; links vom zweiten Pfeil (über dem PKW) befindet sich der weiße Pfosten, der rote Kreis gibt die Stelle an, von der man rückwärts rollend startet.
Der PKW hatte es immerhin bis dahin geschafft, wo er sich im Bild befindet. 
Wow: magnetische Kräfte auf einer schiefen Ebene!

Wir hatten uns mehr erwartet und waren von dem Magnetic Hill nicht nur enttäuscht, sondern fühlten uns desillusioniert - getäuscht! Wir waren der Magnetic Hill Illusion "auf den Leim gegangen"!

Dienstag, 15. Juli 2025

Von den Hopewell Rocks bis ans Cape Tormentine

Von den Hopewell Rocks orientierten wir uns Richtung Nordosten nach Moncton (40 Kilometer über die NB 114 North). Dabei fuhren wir an einem der Seitenarm-Endausläufer der Bay of Fundy und konnten diesen Eindruck "mitnehmen".
schlamm
Schlammiges Ufer - schlammiges Wasser
Moncton
Überrascht waren wir von der Begrüßung für den "Flussblick"; dieser ist allerdings eine eigene Stadt, gegenüber von Moncton gelegen.
Riverviwe
Der "Blick auf den Fluss" präsentierte sich uns nämlich bei vorangeschrittener Ebbe so: wenig rotbraun verschlammtes Wasser, teilweise schlammige steile Ufer.
riverview
schlamm
In Moncton besuchten wir den Magnetic Hill (gesonderter Bericht).
Nach diesem kurzen Zwischenstopp fuhren wir etwa 30 Kilometer auf der NB 15 nach Shediac, der sogenannten „Hummer-Hauptstadt“ von Kanada. Hier besuchten wir das „Homarus Center“, eine Einrichtung, die über alles, was mit Hummern zu tun hat, informiert (erneut gesonderter Bericht). Selbstverständlich deckten wir uns in einem Fischgeschäft im Hafen sowohl mit fangfrischem Fisch, Garnelen als auch Krabbenfleisch ein.
fisch
Von dort mussten wir noch einmal 70 Kilometer auf der NB 15 und der NB 16 zu unserem Übernachtungsort in Cape Tormentine zurücklegen. Dies ist der Ort, der neben der Confederation Bridge  auf der Seite von New Brunswick liegt.

Montag, 14. Juli 2025

Die Hopewell Rocks

Von Alma brauchten wir nochmals 45 Kilometer auf der NB 114 N Richtung Norden, immer entlang der Küste der Bay of Fundy, bis wir die Hopewell Rocks erreichten.
Hopewell Rocks
Immer wieder erstreckten sich größere Areale von Salzwiesen (salt marsh) neben der Straße, die über Siele eine Verbindung zur "Bay of Fundy", und damit zum Meereswasser, haben. Sie sind eine besondere Vegetationszone.
Salzwiese
Ebbe
Ablaufendes Wasser bei Ebbe
Ebbe
Nach fortgeschrittener Ebbe
Gleichzeitig konnten wir bei Ebbe eine Unmenge von rötlich braunem Schlamm im Uferbereich der Bay sehen, die Größe des Watts ist hier beeindruckend. Dann erreichten wir den Hopewell Rocks Provincial Park und informierten uns zunächst im Interpretive Center.
Info
Es gibt zwei kleinere Aussichtsplattformen in der Nähe des Informationszentrums, aber zu den eigentlichen Hopewell Rocks muss man von hier noch einen 890 Meter langen Wanderweg bewältigen (oder entscheidet sich für den gebührenpflichtigen Shuttel-Dienst).
Strand
Ein Blick auf den mittlerweile wasserfreien "Strand",
das sich zurückziehende Wasser befindet sich links im Bild.
Die Hopewell Rocks tragen ihren Namen gemäß dem benachbarten Dorf Hopewell Cape, dass Siedler aus Pennsylvania Ende des 18. Jahrhunderts nach ihrem ehemaligen amerikanischen Heimatort benannten.
Die aus abgelagertem und verdichtetem rotem Sandsteinkonglomerat gebildeten Hopewell Rocks sind eigentlich keine "Rocks" (Felsen). Sie werden aufgrund ihrer besonderen Form und ihres Baumbewuchses auch „flowerpot rocks“ (Blumentopffelsen) genannt.
Sandstein
Sie befinden sich am Ende der „Bay of Fundy“ (nach portugiesischen Seefahrern: Rio Fundo = Tiefer Fluss). Die Bucht ist an ihrer breitesten Stelle etwas über 50 Kilometer breit, sie ist etwa 150 Kilometer lang und sie liegt zwischen den Provinzen New Brunswick im Osten und Nova Scotia im Westen.
Sie entstand vor etwa 250 Millionen Jahren, als die Kontinentalplatten von Nordamerika und Afrika auseinander drifteten und der Atlantik entstand. Hierbei bildete sich u.a. ein Tal, das zur heutigen Bay of Fundy wurde.
Die Form der Bay of Fundy, wie wir sie derzeit kennen, wurde während der letzten Eiszeit, die vor etwa 1,5 Millionen Jahren begann, endgültig festgelegt. Kalte Temperaturen führten dazu, dass riesige Eisschichten, oder Gletscher, in dieser Zeit den größten Teil Nordamerikas bedeckten. Als sich das Klima änderte, rückten die Gletscher über den Kontinent vor und zurück, formten und prägten die Erdoberfläche, schufen eine neue Landschaft unter sich und trugen zur Gestaltung der Bay of Fundy bei.
Mit dem Anstieg der globalen Temperaturen vor etwa 13.500 Jahren zogen sich die Gletscher langsam nach Norden zurück. Als sie schmolzen, stiegen die Ozeane. Diese Veränderung erwies sich jedoch als nur vorübergehend. Ohne das enorme Gewicht der Gletscher begann sich das Land langsam zu "erholen" und der Meeresspiegel sank.
Vor etwa 6.000 Jahren, als sich der nordamerikanische Kontinent senkte und die Ozeane zu steigen begannen, wurden große Ebenen trockenen Landes überflutet.
Das Ufer, das zuvor den Wasserfluss in die Bay of Fundy blockiert hatte, wurde jedoch erst vor etwa 4.000 Jahren vollständig überflutet, was zu einem dramatischen Anstieg der Gezeiten in der Bucht führte.
Infolge der Überschwemmungen begannen die Fluten, die Küste von Fundy zu erodieren. Dieser Prozess dauert bis heute an und verändert langsam das Gesicht der Landschaft, indem er den Lauf der Flüsse verändert, die Küstenlinie formt und die "Blumentöpfe" bildet.
(Info aus Visitorcenter Hopewell Rocks)
schlammig
Schlammig zeigt sich der "Strand" bei Ebbe
Das interessanteste an der heutigen Bay of Fundy ist jedoch ihre trichterähnliche Form. Diese Form ist u.a. für die großen Gezeitenunterschiede in der Bucht verantwortlich. Durch den schmalen Eingang strömen bei Flut große Wassermassen ein, die in dem Trichter gewissermaßen aufgestaut werden. Bei Ebbe können die Wassermassen durch den Trichterhals nur langsam wieder hinausfließen.
Eine weitere Kraft spielt eine Rolle - die sogenannte Resonanz. Man muss sich die Wassermassen in dem Trichter der Bay Of Fundy wie in einem Wassertank vorstellen, in dem das Wasser hin und her schwappt. Diese Schwingung des Wassers verstärkt die nächste Gezeitenwelle, die vom Atlantik bei der Flut am Trichterhals eintrifft.
Zwei Mal am Tag bewegen sich mehr als 100 Milliarden Tonnen Wasser in die Bucht hinein und wieder hinaus und verursachen einen Tidenhub von bis zu 14 Metern. Diese Angabe bezieht sich auf das Ansteigen der gesamten Wassermenge in der Bucht. Wenn die Flut die Hopewell Rocks erreicht, ist der anschließende  Anstieg hier wesentlich geringer.
Rocks
Blick auf "Lovers Arch and Bear Rock"
Zurück zu den Hopewell Rocks – sie wurden über Jahrtausende durch die Gezeitenkräfte und durch Erosion geformt, sodass viele von ihnen heute besondere Namen tragen. Da gibt es den Lovers Arch, den Mother in Law-Felsen, den Außerirdischen (E.T.) oder auch den Bären. Mit etwas Phantasie kann man die Namen nachvollziehen.
Fingerrock
E.T. (Außerirdischer - nach Hause)
Zwei Mal am Tag kann man entlang der Felsen am "Meeresgrund" entlangspazieren und zwei Mal am Tag könnte man mit einem Kanu um die selben Felsen herumfahren, denn ihre "Stiele" stehen dann meterhoch unter Wasser.
Rocks
Rocks
Mother in Law - Felsen
Spalt
Felsen
Blick auf Big Cove
Die Hopewell Rocks sind den Kräften der Natur ausgesetzt und so stürzte beispielsweise im März 2016 einer der Felsen, Elephant Rock genannt, teilweise ein.
Man muss diesen Ort mit großem Respekt besuchen und ist gleichzeitig fasziniert, dass man seinen Fußabdruck auf dem schlammig roten Meeresboden hinterlassen kann, zumindest für eine kurze Zeit.
Ebbe
Ebbe unterhalb der Hopewell Rocks

Der Ort Alma und der Hummer

Flut
Das Wasser in der "Bay of Fundy" war dunkelrotbraun gefärbt und es herrschte auflaufende Flut, als wir die kleine Hafenstadt Alma mit etlichen "Straßenlokalen / Restaurants" und noch mehr Touristen erreichten. 
Hier wohnen tatsächlich nur 280 Personen, aber in der Touristensaison ist der Ort, vor allem bei schönem Wetter, völlig überfüllt. Neben dem Tourismus leben die Einheimischen vom Fischfang, hier insbesondere vom Fang von Hummern und Jakobsmuscheln.
Alma wurde 1856 gegründet und in Erinnerung an eine Schlacht benannt, die 1854 von einer britisch-französischen Armee am Fluss Alma auf der Krim geführt wurde und mit einem Sieg der Alliierten endete.
welcome
Auch für Alma, das in der Bay of Fundy liegt, gilt, dass man auffallende Höhenunterschiede des Wassers während der Gezeiten feststellen kann.  Aufgrund der Flut standen die Boote im Hafen auch gut im Wasser und lagen nicht, wie bei Ebbe, gestützt auf Pfosten, auf Grund.
Hafen Alma
In diesem Ort wurden wir erneut mit einem Superlativ begrüß: "der frischeste Hummer und die weltbesten Jakobsmuscheln von ganz Kanada - Vom Boot auf Ihren Teller!“
Eatery
Wir fühlten uns animiert und so besuchten wir in Alma das Restaurant des Alma Lobster Shops, um dort sowohl eine „Lobster Roll“ (Hummer) als auch „scallops“ (Jakobsmuscheln) zu genießen. Beides war tatsächlich superfrisch und schmeckte hervorragend.
how to eat
Anschließend durchstöberten wir natürlich noch die "Frischfischtheke" des Alma Lobster Shops selbst. 
Das Geschäft ist ein Familienbetrieb, seit 1960 in der dritten Generation betrieben, und bietet neben dem Restaurant auch einen Fischmarkt an.
Krabbe
Hummer
Hummer
Gekochter Hummer, fertig für den Verzehr vor Ort
oder den "außer Haus Verkauf".
In ihm kann man neben Hummer und Heilbutt, Jakobsmuscheln und anderen frischen Muscheln (u.a. Venusmusscheln), hausgeräucherten Lachs und Schneekrabben  kaufen.
Zum Unternehmen gehört eine eigene Fangflotte, so dass alles frisch verarbeitet werden kann.
Im Besondern wird der selbst gefangene Hummer weltweit exportiert.

Wir hatten das Glück, dass wir die Hummerfang-Station vom Alma Lobster Shop besichtigen durften.
Hier erfuhren wir, dass noch auf dem Boot die Scheren der Hummer mit einem Gummiband umhüllt werden, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen - oder gar anfressen! Vorher werden sie jedoch nach Mindesgröße sortiert; zu Kleine kommen wieder zurück ins Meer.
Hummer
Zur Aufbewahrung bzw. zum Weitertransport kommen sie in eine Plastikbox - soviel Exemplare, wie hineinpassen!
Hummer in box
Ein Teil der eingesammelten Hummer wird im Alma Lobster Shop in einer Plastikbox in einem Meeresfrischwasserbecken gehalten, bevor sie zum Transport verladen werden. Ein weiterer Teil wird vor dem Direktverkauf bzw. Export sofort vor Ort gekocht.
gekochter Hummer
Gekochter Hummer in Rückenlage, fertig für den Verzehr
Der Betrieb hat in dieser Region zwei Hummer-Fangzeiten, einmal von Anfang Mai bis Ende Juli und danach von Mitte Oktober bis Ende Dezember. In der Zwischenzeit wird ausgeliefert!