Am Ortsausgang von Scottsbluff fiel uns eine große Zuckerfabrik auf. Seit 1910 spielt die Zuckerindustrie in Scottsbluff eine Rolle. Auch heute noch werden alle Sugarbeets / Zuckerrüben aus der Region in der hiesigen Fabrik von „Western Sugar“ verarbeitet.
Der landwirtschaftlich geprägte Staat Nebraska machte sich weiterhin durch zahlreiche Mais verarbeitende Betriebe rechts und links der Straße bemerkbar - man erinnere sich: Nebraska ist der Staat der „cornhuskers“.
Abgesehen von den landwirtschaftlichen Betrieben begleitete uns die Eisenbahnlinie entlang des Flusses, auf der immer wieder Kohlezüge unterwegs waren. Mit dieser Kohle, die überwiegend in Wyoming abgebaut wird, werden die Kohlekraftwerke im Osten von Nebraska versorgt.
Wir passierten den "Table-Rock" und kamen
nach knapp zwanzig Kilometern zu dem „historical marker“ des Chimney Rocks (chimney = Schornstein). Hier wurden wir schon einmal über die wichtige Funktion des Sandsteinfelsen als Landmarke oder Orientierungspunkt während der Zeit der großen Wanderungen Richtung Westen hingewiesen.
Der Sandsteinfelsen hat eine Höhe von fast 100 Metern, wobei circa 37 Meter auf seine Spitze (Spire) entfallen.
Der markante Felsen spielt für Nebraska eine wichtige Rolle - er ist auf dem State Quarter (25 Cent Münze) abgebildet und war früher auch auf dem Auto-Kennzeichen von Nebraska zu sehen.
Um das Visitor-Center zu erreichen, mussten wir, nachdem wir den Felsen bereits passiert hatten, nach rechts in einen Feldweg abbiegen.
Am Informationszentrum wurden wir mit zahlreichen Schildern vor Klapperschlangen gewarnt, die in der Gegend sehr häufig vorkommen sollen. Im Zentrum erzählte man uns, dass die oft bis zu vier Meter lange Bullsnake ebenfalls häufig vorkommt. Sie ist eine natürliche Feindin der Klapperschlange.
Beim Chimney Rock handelt es sich um eine National Historic Site (Eintritt: 3 $), die seit 1956 vom National Park Service verwaltet wird. Es wird ein Informationsfilm gezeigt, einmal zum Chimney Rock und seiner Entstehung im Allgemeinen und zum Zweiten zu den Erlebnissen der rund eine halbe Million Trail-Pioniere, die hier im Laufe der Jahrzehnte des frühen 19. Jahrhundert vorbeikamen (1841 bis 1869). Ab Ende 1869 konnte man die transkontinentale Eisenbahnlinie nutzen.
Eine interessante Ausstellung befasst sich ebenfalls mit beiden Themen. Außerdem werden zahlreiche Gegenstände zu der Geschichte der Prärie-Indianer aus dieser Region präsentiert. Und auch der Pony-Express wird beschrieben, der am Chimney Rock eine seiner Stationen hatte.
Ein kleiner Exkurs in die Geschichte - warum fanden die Wanderungen Richtung Westen überhaupt statt?
Geschichtlich begann es damit, dass die jungen Vereinigten Staaten von Napoleon 1803 das Land des damalig zu Frankreich gehörenden Louisiana abkauften. Dieser etwa zwei Millionen km² große Landstrich entspricht in etwa den heutigen zehn mittleren USA-Staaten.
1846 einigten sich die USA mit Groß-Britannien, dass das Land südlich des 49. Breitengrades zu den USA gehört. Man nannte dies den Oregon-Kompromiss und damit gehörten die westlichen Gebiete des heutigen Idaho, Washington und Oregon zu den USA.
Von 1846 bis 1848 fand der mexikanisch-amerikanische Krieg statt, der mit einem Sieg der Amerikaner und mit dem Abtritt eines 1,3 Millionen km² großen Gebietes, was den heutigen Weststaaten der USA entspricht, von Mexiko an die USA endete.
Damit gehörte der Westen zu den USA, war aber noch mehr oder weniger unbesiedelt. Gleichzeitig hatte die Bevölkerung des Ostens zwischen den Jahren 1837 und 1841 mit großen ökonomischen Schwierigkeiten zu tun. Man suchte nach neuen Möglichkeiten, sein Leben wieder erfolgreicher zu gestalten. Man machte sich auf Richtung Westen.
Bereits im frühen 19. Jahrhundert waren die ersten Pelzhändler auf von ihnen bevorzugten Routen Richtung Westen unterwegs gewesen. Diese Routen nutzte man später für die großen Bewegungen mit den Wagenzügen Richtung Westen, wobei historisch die ersten Pioniere und Siedler, die unterwegs waren, ab 1841 Richtung Oregon aufgebrochen waren (Oregon-Trail).
Später folgten dann die Mormonen, die aus religiösen Gründen auf ihrem Mormon Trail unterwegs waren. In ihrem damaligen Hauptsiedlungsort Nauvoo in Illinois wurden sie wegen ihrer neuen Religion verfolgt, so dass sie sich für eine Auswanderung entschieden. Sie siedelten nach ihrer Wanderung Richtung Westen überwiegend in Utah und gründeten dort die Stadt Salt Lake City.
Auf dem California Trail waren dann ab 1848 Goldsucher und Glücksritter Richtung Californien zu den dortigen Goldfundstätten unterwegs.
Ja, und natürlich kamen die Reiter des Pony Express hier an dieser Landmarke für etwa
1 1/2 Jahre vorbei und wechselten an einer nahe gelegenen Station ihre Pferde.
1 1/2 Jahre vorbei und wechselten an einer nahe gelegenen Station ihre Pferde.
Der Chimney Rock, der so vielen den Weg gewiesen hat, steht immer noch. Die Spuren der Wanderer, die sich voller Hoffnungen den Strapazen des Weges gestellt hatten, sind größtenteils verschwunden. Hier und da ist noch ein Grabstein zu finden (z.B. im Chimney Rock Cemetery & ). Es wird gesagt, dass vier von zehn Teilnehmern den Westen nicht erreichten. Der Weg war gefährlich. Es gab Überfälle der Indianer, es gab schwere Unfälle und viele starben auch an der Cholera.
Aber hier trifft man auf einen großen Mythos der amerikanischen Geschichte.
Wir verließen diesen Ort der Erinnerungen und übernachteten auf dem Chimney Rock Pioneer Crossing Campground und erlebten hier nicht nur einen spektakulären Sonnenuntergang, sondern den abends beleuchteten Felsen.
- - - - -
heute gefahrene Kilometer: 45
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn Du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest Du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.