Zunächst fuhren wir die ersten 70 Kilometer über den Highway 295 zurück zum Sankt-Lorenz-Strom nach Trois-Pistoles. Von dort ging es über 260 Kilometer wieder auf der Küstenstraße 132 bis nach La Martre.
Trois-Pistoles (3.500 Einwohner) trägt seinen Namen nicht wegen irgendwelcher Waffen, sondern der Name erinnert an eine Goldmünze, die im 16. Jahrhundert in Frankreich als „Louis d’Or“ verwendet und „pistole“ genannt wurde. In Trois-Pistoles besteht eine der wenigen Möglichkeiten, das Nord-Ufer des Sankt Lorenz Stromes zu erreichen. Im Hafen fährt eine Fähre nach „Les Ecoumins“ auf der anderen Seite des Flusses ab. Besonders berühmt ist Trois-Pistoles jedoch wegen seiner Kirche, der „Notre-Dame des Neiges“. Sie hat fünf Glockentürme, was in dieser Region eine absolute Seltenheit ist.
Wir waren nun weitere 60 Kilometer unterwegs und erreichten die größere Stadt Rimouski (50.000 Einwohner). In ihr findet man die „site historique maritime de la pointe-au-père“, hier möchte die Stadt ihren engen Bezug zur Seefahrt auf dem Sankt-Lorenz-Strom präsentieren (siehe gesonderter Bericht). Ausgrabungen haben gezeigt, dass die Region vor Rimouski bereits vor 8.000 Jahren besiedelt war. Im August 1535 beschrieb Jacques Cartier (1491-1557) diese Gegend.
Nur 20 Kilometer weiter erreichten wir Saint Flavie (900 Einwohner), benannt nach der römischen Märtyrerin Flavia.
Im Hintergrund der St. Lorenz-Strom |
Saint Flavie ist das sogenannte Tor zur Gaspésie, der nächsten Verwaltungsregion nach Bas Saint Laurent. In der Sprache der hiesigen First Nation, den Mi’kmaq, versteht man unter dem Wort „Gespegiag“ das „Ende der Welt“. Die Halbinsel wurde von einem nördlichen Ausläufer des Apalachen-Gebirges gebildet. Der höchste Berg ist mit 1268 m der „Mont Jacques Cartier“.
Im nördlichen Bereich von Saint-Flavie kommt man am Centre d’Art von Marcel Gagnon mit seinen Betonstahlfiguren vorbei (siehe gesonderter Bericht).
Nach weiteren 20 Kilometern landeten wir in der Bucht von Métis-sur-Mer (590 Einwohner); der Ort wurde 1850 von Schotten gegründet. Hier hat man traumhafte Blicke auf die Bucht und westlich auf den 1909 errichteten Leuchtturm „la maison du gardien“, der aber in Privatbesitz ist.
Luftaufnahme: entnommen aus Infotafel am Strand |
Der nächste größere Ort auf der Weiterfahrt war nach 40 Kilometern die Stadt Matane (14.000 Einwohner). Die heutige Stadtstruktur erhielt Matane erst 2001 die durch Zusammenlegung mehrerer benachbarter Orte. „mtctan“ ist das „Mi’kmaq-Wort für Biberteich, die Biber gibt es zahlreich in der Gegend. Matane hat in letzter Zeit eine schwere wirtschaftliche Krise erlebt. Jahrzehnte war die Stadt für die Garnelen-Verarbeitung weltbekannt, bis die Garnelen-Betriebe 2024 aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden mussten.
Auf den nächsten 70 Kilometern konnten wir uns weiterhin für das Küsten-Panorama begeistern bis wir in Cap Chat (2.500 Einwohner) ankamen. Der Ort ist nach einem katzenförmigen Felsen im Küstenbereich benannt. Cap Chat ist übrigens ein begehrter Wintersport-Ort.
Viel wichtiger für den Ort ist jedoch, dass er gewissermaßen zu einem Synonym für Windenergie geworden ist. Hier befindet sich der „Le Nordais Park“. Zurzeit laufen dort rund 75 Windkraftanlagen für die Energie-Erzeugung.
Die ersten Windräder an der Gaspésie-Küste |
Interessant war ein Projekt, das man hier in den 1980er Jahren startete. Das Projekt „Eole“ war der Versuch, ein sich vertikal drehendes Windrad zu nutzen. Es handelte sich damals um den weltgrößte Darrieus-Rotor ↗. „Äolus“ ist übrigens der griechische Gott des Windes.
Der seit Jahren stillstehende Darrieus-Rotor |
Die Idee war, dass man mit einem in dieser Form gebauten Windrad die Winde aus allen Richtungen nutzen könnte. Leider konnte das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen nicht weitergeführt werden, denn die Technik zeigte sich (damals) - bei dieser Größe als nicht ausgereift, die Stillstandzeiten (wegen Reparaturen) waren zu häuftig, ... - aber man kann in einem Informationszentrum alle wichtigen Fakten zu dieser technischen Idee erfahren.
Nun fehlten uns bei herrlichem Sonnenschein noch rund 50 Kilometer Küstenstraße bis zu unserem geplanten Zielort „La Martre“ (190 Einwohner).
Kurz vorher, am Cap du Renard (Fuchs), passierten wir einen schönen Wasserfall direkt neben der Straße, den „Voile de la Mariée“ (Brautschleier).
In „La Martre“ befindet sich ein dunkelroter, 1876 errichteter Leuchtturm. 1906 wurde er renoviert. Der Leuchtturm ist fast 20 Meter hoch, hat als besonderes Merkmal eine achteckige Holz-Konstruktion als Basis und dient immer noch als Navigationshilfe für Schiffe und Boote auf dem St. Lorenz-Strom.
Der rote Leuchtturm in La Martre |
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