Auf dem Queen Elizabeth Way fuhren wir in Hamilton startend eine Strecke von etwa 100 Kilometern nach Niagara Falls. Die mehrspurige Straße führt von Toronto über 139 Kilometer weiter bis nach Fort Erie an der US-amerikanischen Grenze. Sie war die erste geteilte Autobahn in Nordamerika.
Der „QEW“ ist nach der Gemahlin von King George VI, Elizabeth (1900-2002), benannt. Sie ist allgemein als „Queen Mum“ bekannt. King George VI war der Vater von Queen Elizabeth II. King George und seine Ehefrau eröffneten die Straße im Jahr 1939 bei einem Staatsbesuch in Kanada.
Wir nutzten bei unserer Fahrt nach Niagara Falls also einen Abschnitt dieser besonderen Autobahn.
Auf unserer Fahrt entlang des Ontario-Sees und der Halbinsel Niagara war etwas besonders auffallend – wir fuhren durch eine Weinbau-Region. Hier gibt es über 100 Weinbaubetriebe und es werden jährlich mehr als10 Millionen Liter Wein produziert. Angebaut werden im Besonderen Riesling, Chardonnay und Pinot Noir, häufig werden Eisweine geerntet.
Schließlich erreichten wir die Stadt Niagara Falls mit knapp 90.000 Einwohnern am Niagara River und eben berühmt durch die hier befindlichen Wasserfälle. Auf der gegenüberliegenden amerikanischen Seite befindet sich die Zwillingsstadt mit demselben Namen (48.000 Einwohner).
Mehrere Brücken verbinden die beiden Orte, wobei die Fußgängerbrücke, die „rainbow bridge“, direkt bei den Fällen die bekannteste ist. Die touristischen Angebote in beiden Städten sind umfangreich und haben nur teilweise mit den Wasserfällen zu tun.
Das Stadtbild von Niagara Falls, die „skyline“, wird durch etliche imposante Hotel- und Spielcasino-Gebäude und im Besonderen den „Skylon-Tower“ ↗ bestimmt. Im Skylon-Tower sind ein Dreh-Restaurant und eine Aussichtsplattform untergebracht
Skylon - Tower |
Der Turm erhielt seinen Namen wegen seinem futuristischen Aussehen, das an eine Projekt-Idee aus der Raumfahrt erinnern soll (1993 gab es erste Entwürfe für eine wiederverwendbare Raumfähre, genannt „skylon“).
Nachdem wir es geschafft hatten, einen Parkplatz für unseren RV zu finden, konnten wir unseren Spaziergang zu den Wasserfällen unternehmen. Es sind drei: Die „American Falls“ und die kleinen „Bridal Vail Falls“ (Brautschleier) liegen auf der amerikanischen Seite, während die „Horseshoe Falls“ (Hufeisen) - rechts im Bild - auf der kanadischen Seite liegen.
Über den Namen „Niagara“ gibt es verschiedene Herleitungen. Die eine besagt, dass „niagara“ in der Sprache der Irokesen „donnerndes Wasser“ bedeutet, die andere leitet ab, dass bereits auf französischen Karten Ende des 17. Jahrhunderts dieser Ort nach einer Irokesen-Siedlung „Onguiaahra“ hieß, was „zweigeteilter Landpunkt“ bedeutete.
Entstanden sind die Niagara-Fälle vor etwa 12.000 Jahren. Damals schmolzen die letzten Gletscher der Eiszeit und brachten den Erie-See zum Überlaufen. Das Schmelzwasser suchte sich einen Weg zum tieferliegenden Ontario-See und bildeten den Niagara-River. Im Bereich der Wasserfälle gibt es eine geologische Besonderheit. Hier befindet sich weiches Schiefergestein unter hartem Dolomit-Gestein. Nach einer längeren Erosion des Schiefergesteins bricht der härtere Dolomit weg und es bildet sich eine Klippe. Hier stürzen die Wasserfälle in die Tiefe.
Die "Horseshoe-Falls" sind 57 Meter hoch.
Die "American Falls" stürzen auf eine Gesteinshalde, die sich 1954 bei einem Abbruch des Geländes bildete, und haben so eine Höhe, die zwischen 21 und 34 Metern variiert.
American Falls links - Bridal Falls rechts |
Die Niagara-Fälle wirken besonders beeindruckend, weil hier die Höhe der Fälle in Zusammenhang mit der hohen Fließgeschwindigkeit des Flusses zu sehen ist (über 50 Kilometer pro Stunde). So kommt es zu den imposanten Bildern des herabstürzenden Wassers, den donnernden Geräuschen und der Nebelbildung.
Man sieht die Fälle von der kanadischen Seite erheblich besser als von der amerikanischen Seite.
Die touristische Attraktion hat dazu geführt, dass man zahlreiche Möglichkeiten angeboten bekommt, um die Wasserfälle zu besichtigen.
Besichtigungssteg zu den Bridal Falls |
Die bekannteste von allen dürfte die „maid of the mist“ (Nebelmädchen) sein. Seit bereits 1846 fahren Boote dieses Unternehmens Touristen bis an die Fälle heran und vor allem beim „Horseshoe Falls“ in den Nebel hinein.
Natürlich werden auch Hubschrauberflüge und der Blick aus einem aufgestiegenen Heißluftballon angeboten.
Auf der kanadischen Seite gibt es die „journey behind the falls“ (kombiniert mit dem "Table Rock Welcome Center" und Aussichtsplattform) und auf der amerikanischen Seite die „Caves of the Winds“ (mit anschließender steiler Treppe). Es handelt sich jeweils um Tunnel, die die Touristen am Ausgang ganz nah an die Wasserfälle heranführen.
Auf der amerikanischen Seite gibt es eine Aussichtsplattform, während man auf der kanadischen Seite vom Skylon-Tower von oben auf die Fälle schauen kann.
Aussichtsplattform (auf der amerikanischen Seite) |
Auch von einem etwas entfernter liegenden Riesenrad, dem „Niagara Sky Wheel“, kann man einen Blick auf die Wasserfälle werfen. Die Wasserfälle werden jeden Abend beleuchtet und einmal in der Woche wird ein Feuerwerk über den Fällen abgeschossen.
Die meisten Touristen nutzen jedoch das Angebot, neben dem "Niagara Scenic Parkway" spazieren zu gehen und so den Blick auf die Wasserfälle zu genießen. Die Straße führt auf der kanadischen Seite direkt am Fluss entlang.
Die Stadt Niagara Falls bietet ein „hop-on-hop-off“-Bussystem an. Die Busse fahren unter der Bezeichnung „WEGO“, was eine Wortkombination von „we“ and „go“ darstellt. Die Haltestellen, die direkt zum oberen Ende des „Niagara Scenic Parkway“ gehören, sind die Haltestellen North and South Queen Victoria Park. Die WEGO- Busse halten noch an vielen weiteren touristischen Punkten.
Neben den touristischen Angeboten sollte man die historische Bedeutung dieses Ortes nicht vergessen. In der Nähe der Horseshoe-Fälle erinnert ein „Historical Marker“ an Louis Hennepin (1626-1705), einem Franziskaner, der 1679/80 an der Mississippi-Erkundung von Cavelier de la Salle (1643-1687) teilnahm und so auch die Niagara-Fälle erreichte. Nach seiner Rückkehr nach Europa veröffentlichte er
1683 ein Buch über seine Reise („Description de la Louisiane“), in dem er erstmals auch die Niagara-Fälle beschrieb.
Ein wichtiger Aspekt neben dem Tourismus ist ein wirtschaftlicher. Mit dem Wasser des Flusses wird seit 1917 Strom erzeugt. Dazu wird das Wasser umgeleitet und treibt große Wasserkraftturbinen an. Der durch Wasserkraft erzeugte Strom deckt den Bedarf von Süd-Ontario und West-New York. Die Kraftwerke ↗ sind nach Sir Adam Beck benannt und können besichtigt werden. Sir Adam Beck (1857-1925) war ein kanadischer Politiker, der am Aufbau der öffentlichen Elektrizitätsversorgung beteiligt war.
Auch oberhalb der Wasserfälle gibt es noch einiges zu sehen. Ein interessantes Fotomotiv befindet sich oberhalb der Fälle; es handelt sich um die „old scow“; scow bedeutet Prahm oder Fähre. Sie war ein Stahlkahn, der 1918 auf Grund lief und dort noch bis heute liegt.
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