Das [rekonstruierte] Fort Ingall ↗ befindet sich am Westufer vom Lac Témiscouata, der rund fünfzig Kilometer südöstlich des St. Lorenz Stromes liegt. Témiscouata bedeutet in der Sprache der hiesigen First Nation, den Mi‘kmaq, „tiefes Wasser“.
Das Fort wurde 1839 erbaut und nur bis 1841 genutzt. Im Laufe der folgenden Jahre verfiel es vollständig. In den 1970er Jahren wurde es von einer privaten historischen Gesellschaft ausgegraben und rekonstruiert. Diese Gesellschaft ist auch der heutige Betreiber, die „Historical and Archeological Society of Temiscouata“.
Der Bau des Forts wurde im Rahmen eines amerikanisch-kanadischen Grenzkrieges, dem sogenannten „Aroostook“-Krieg ↗ veranlasst und sollte vor allem zur Abschreckung dienen. „Aroosstook“ ist der Name eines heutigen Counties (Verwaltungs-Bezirk) im US-Staat Maine und bedeutet in der Mi’kmaq-Sprache „schönes Wasser“ für den Aroostook River, der hier fließt.
Damals ging es darum, dass die amerikanisch-kanadische Grenzlinie im hiesigen Bereich nicht geklärt, d.h. nicht genau festgelegt war. Beide Seiten beanspruchten für sich die hiesigen, wertvolle Holzvorräte und die Vorherrschaft über Handelsrouten.
Kanadische Forts und Niederlassungen im Grenzbereich |
Obwohl beide Seite eine größere Anzahl Soldaten mobilisierten, ging dieser Krieg 1842 mit einem Vertrag, in dem der Grenzverlauf klar festlegt wurde, unblutig und ohne größere Schlachten zu Ende.
Die kanadische Regierung ließ neben Fort Ingall im Verlauf der von ihnen favorisierten Grenzlinie mehrere Forts bauen, um den Amerikanern einen Einmarsch zu erschweren. An dieser Verteidigungslinie wurden zusätzlich u.a. Fort Dégelé, Pétit-Sault-Post, Grand-Sault Post und andere erbaut, die jedoch nicht mehr erhalten sind.
Für die Konstruktion von Fort Ingall war Major Frederick Lennox Ingall (1795-1862) zuständig, der neben dem nach ihm benannten Fort für die Errichtung von insgesamt elf kleineren Forts bzw. Stützpunkten (Posts) zuständig war.
Modell von Fort Ingall |
Das Fort war wie sein Nachbau heute von einem 3,5 Meter hohen Palisadenzaun umgeben. Maximal lebten vor 185 Jahren 200 Soldaten im Fort.
Im Innenbereich befinden sich ein zentraler Treffpunkt mit Fahnenmast und Lagerfeuer, sowie neun weitere Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen.
Die beiden nachgebauten Latrinengebäude waren während der Rekonstruktionsphase von großer Bedeutung. Hier fand man die meisten Artefakte aus der Ursprungszeit – insgesamt über 55.000. Die Soldaten warfen ihren „Müll“ im Latrinenbereich weg.
Outhouse in Fort Ingall |
Funde aus dem Latrinenbereich |
Das ehemalige Pulverhaus war aus Sicherheitsgründen bis zum Dach mit einem Erdwall umgeben. Dies ist heute nicht mehr der Fall.
Ansonsten sind die Mannschafts- und Offiziersschlafsäle neu errichtet, die Küche, das Wachhaus und das Haus des Quartiermeisters, in dem auch die Vorräte für das Fort gelagert wurden, und das Haus der beiden Regiments-Ärzte.
Mannschaftsunterkünfte |
Den beiden Ärzten, insbesondere Jean Etienne Landry ↗(1815-1884), ist zu verdanken, dass man auf genaue Berichte, die das damalige Leben im Fort beschreiben, zurückgreifen kann. Beide führten Tagebücher und schrieben zahlreiche Briefe, die erhalten geblieben sind.
Das Gebäude der Wachmannschaften sowie des wachhabenden Offiziers beinhaltete auch das Gefängniss. |
In den einzelnen Häusern werden mehrere aktuelle Ausstellungen präsentiert, die das Leben im Fort beschreiben, die historischen Hintergründe erklären und beispielsweise auch in einem Film die Zeit der Ausgrabungen und des Wiederaufbaus zeigen.
In den Sommermonaten kann man im Nachbau des Fort Ingall mehrere Events von historischen Gruppen erleben, Führungen mit historisch gekleideten Personen buchen und natürlich wird täglich die forteigene Kanone einmal abgefeuert.
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