In dem Bereich der heutigen „Knife River Indian Village Historic Site“ befanden sich drei Dörfer – Hidatsa Village, Awatixa Xi’e Village und Awatixa Village. Im letzteren soll Sacagawea mehrere Jahre gelebt haben, bevor sie Toussaint Charbonneau heiratete. Gleichzeitig war hier eine Stätte, in der sich Sioux, Cheyenne, Crow, Assiniboine und Ojibwe zum Handeln trafen. Neben dem Handel spielte auch die Landwirtschaft eine wichtige Rolle in der Region.
Der „Knife River“ erhielt seinen Namen gemäß der indianischen Überlieferung aufgrund der langen und spitzen Steine, die in seinem Einmündungsbereich in den Missouri vorkamen. Aus diesen Steinen wurden Messer gefertigt, die ebenfalls gehandelt wurden.
Als die spanischen, französischen, kanadischen und amerikanischen Pelzhändler ab Ende des 18. Jahrhunderts hinzukamen, veränderte sich die Situation für die Hidatsa gravierend. Die Hidatsa-Gesellschaft wurde immer abhängiger von den großen Handelskompanien und verlor ihre Eigenständigkeit.
Aufgrund archäologischer Funde auf dem Gelände der ehemaligen Dörfer geht man davon aus, dass erste Erdhütten hier bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut wurden. Die Dörfer entwickelten sich zu prosperierenden Handels- und Landwirtschaftszentren. 1834 wurden bei einem Überfall der Sioux viele Hidatsa getötet, sodass sich die Überlebenden entschlossen, zwei Dörfer aufzugeben und ein gemeinsames Dorf „Groß-Hidatsa“ zu gründen. Leider führte die Pocken-Epidemie von 1837 dann zur Entvölkerung der Region.
Die „Knife River Indian Village Historic Site“ wurde 1974 gegründet und bietet den Besuchern heute an, ein Informationszentrum und eine rekonstruierte „earth lodge“ zu besuchen.
Das Informationszentrum und die Earth Lodge |
Gleichzeitig gibt es mehrere ausgeschilderte Wanderwege über das gesamte ehemalige Dörfer-Gelände, um auf eigene Faust einige historische Spuren selbst zu erkunden.
Im Informationszentrum erinnert man zwar auch an die Lewis & Clark Expedition und im Besonderen an die Rolle von Sacagawea, die als Dolmetscherin, Friedensvermittlerin und ortskundige Führerin zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat.
Aber vor allem geht es hier darum, die Kultur und Lebensweise der Northern Plains Völker, vor allem der Hidatsa, zu zeigen, zu bewahren und zu erklären.
Im Informationszentrum kann man sich etliche Bilder der Maler George Catlin (1796-1872) und Karl Bodmer (1809-1893) anschauen, die mit ihren Zeichnungen die damaligen Northern Plains Stämme treffend und detailliert dargestellt haben.
Im kleinen Museum wird beispielsweise präsentiert, wie wichtig die Bisons für die Lebensweise der Hidatsa waren und was vom Bison alles verwertet wurde.
Hier nur eine kleine Auswahl der möglichen Verwendung. Man nutzte nicht nur das Fleisch, das man übrigens mit einem speziellen Verfahren auch konservierte (Pemmikan). Das Fell diente als Bettdecke oder wurde zu Leder gegerbt. Aus dem Leder nähte man Kleidung, konstruierte die sogenannten Bullboats daraus oder verwendete es beispielsweise für die Bespannung von Tipis.
Aus den Knochen der Bisons stellte man Gebrauchsgegenstände her, z.B. Hacken aus den Schulterblättern oder Nadeln aus kleineren Knochen. Auch Pfeilspitzen entstanden aus Knochen und Bogensehnen aus Sehnen spielten bei der Waffenherstellung eine wichtige Rolle.
Aus den Hufen kochte man Leim, Fett diente der Seifenherstellung. Aus Blase oder Magen wurden übrigens Tragbeutel und Eimer hergestellt.
Bison-Blase |
Kunstfertige Kleidung, insbesondere mit Perlen bestickte Lederkleidung, wird ebenso präsentiert. Die Fertigkeiten im handwerklichen Bereich, die das Alltagsleben der Hidatsa bestimmten, wie Waffenherstellung, Töpfern, u.ä. werden vorgestellt. Auf den frühen Handel unter den Stämmen, aber auch auf den späteren Pelzhandel mit den Händlern der Pelzhandelskompanien wird detailliert eingegangen.
Rituelle Zeremonien und die kulturellen Vorstellungen im Bezug zu Natur und Religion werden erläutert. Hier hat uns erstaunt, ein gestaltetes Büffelfell mit einem „medicine wheel“ (Medizinrad) mit nur drei Farben vorzufinden, denn normalerweise müssen es vier Felder für die Jahreszeiten oder die Himmelsrichtungen sein.
Grundriss und "Inneneinrichtung" einer Earth Lodge |
Schon der Eingang der „earth-lodge“ vermittelt einen Hidatsa-Gedanken. Bei den Hidatsa sagte man, dass der Eingang einer Erdhütte das „Auge des Hauses“ sei. Der Eingang ist tatsächlich ein „freundliches Auge“, das zum Eintreten einlädt.
Nachdem die zentrale Stützkonstruktion fertig war, errichtete man einen äußeren Kreis aus Pfosten. Auf den äußeren Pfostenkreis und die vier inneren Stützpfosten legte man Querträger, hob diese an und legte dann die Dachsparren darauf. Das gesamte Gerüst wurde mit Weidenzweigen und getrocknetem Präriegras bedeckt. Abschließend belegte man alles mit Grassoden.
In der Mitte der Erdhütte befindet sich eine Feuerstelle, deren Rauch durch ein Loch im Dach abziehen kann. Bei starkem Regen konnte man das Loch mit einem umgedrehten „bullboat“ abdichten. Man saß auf Schilfmatten um die Feuerstelle.
Neben der Feuerstelle ist eine sogenannte „cache pit“, eine Speichergrube / Vorratsgrube, gegraben. Dieses Erdloch wurde mit Weidenzweigen ausgekleidet und diente als Speicher für Lebensmittel.
An den Querträgern der Decke hängen sogenannte „parfleches“. Hierbei handelt es sich um faltbare Tragetaschen, die von allen Plains-Stämmen hergestellt werden. Parfleches wurden traditionell aus Rohleder gefertigt und mit geometrischen Mustern verziert. Das Rohleder wurde durch Reinigen und Entfernen der Haare von der Haut gefertigt. In den Parfleches wurden Kleidung, Handelswaren, Handwerksmaterialien, u.ä. aufbewahrt.
Neben der Eingangstür ist ein kleiner Pferch für die besten Tiere und fur Futter vorhanden, daneben befindet sich ein kleiner Bereich, der für die "Schwitzhütte" genutzt wurde.
Im Außenring stehen mit Fellen belegte Betten und erhöhte Plattformen / Regale, auf denen Alltagsgegenstände (Tontöpfe, Körbe, …) aufbewahrt wurden.
Auf der Rückseite der Hütte befindet sich ein heiliger Schrein mit zeremoniellen Gegenständen. Dieser Bereich durfte nur von Männern betreten werden.
Neben der Erdhütte ist ein kleiner Garten mit Mais, Bohnen, Sonnenblumen und Kürbissen angelegt.
Quellen und weiterführende Informationen:
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