Montag, 11. Juli 2022

Nach Darby


Wieder auf dem Highway 93 fährt man nun entlang eines kleinen Abschnittes des „Continental Divide Trails“, einem nationalen Wanderweg, der über 4.870 Kilometer von der mexikanischen Grenze bis an die kanadische Grenze entlang der „kontinentalen Wasserscheide“ führt.

Contineltal Divide Trail

Wenig später wird man von einem Schild begrüßt, dass einem mitteilt, dass man nun das eigentliche „Bitterroot-Valley“ erreicht hat, aber bitte keine "Wildkräuter" einschleppt.

Bitterroot-valey

Das Tal wird vom Bitterroot-River durchflossen und liegt zwischen der Bitterroot Range (Bitterroot-Kette) und den Sapphire Mountains (Saphir-Gebirge).

Bitterroot-Mountains

Nach so viel „bitterroot“ (Bitterwurzel) nochmals die Erinnerung, dass sich der Name auf die kleine, unscheinbare Krautpflanze bezieht, deren Wurzeln von den „native americans“ getrocknet, gekocht  und verzehrt wurden und die eine so schöne Blüte hat.

Bitterroot

Das Tal erstreckt sich vom Lost Trail Pass über etwas mehr als 150 Kilometer bis zur Stadt Missoula. Ein Teil des Bitterroot Valleys ist auch heute noch für seine Apfelbaum-Plantagen bekannt.

Das Tal war das Stammesgebiet der sogenannten „Bitterroot-Salish“, die, wieder einmal fälschlicherweise, als die „flatheads“ bekannt sind. Es gab im Westen wohl Indianerstämme, die die Schädel ihrer Kinder traditionell „umformten“ – bei den „Bitterroot-Salish“ war diese Prozedur völlig unbekannt.
Auch dieser Stamm wurde zwischen 1855 und 1891 in die Reservation vertrieben  -  dazu findet man mehrere Informationstafeln am Highway 93 Richtung Missoula. Hier kann man lesen, dass außer den „bitterroot Salish“ noch Stammesgruppen der „pend d’oreille“ („Muschelohrring-Träger“) in den Flathead-Reservaten untergebracht wurden.

Remouval


Wir erreichten den nächsten Ort  -  Sula (37 Einwohner/2010). Er war früher unter dem Namen Ross’ Hole bekannt. Alexander Ross arbeitete als Pelzhändler für die Hudson Bay Company und lagerte mit einer Gruppe von mindestens 150 Personen im März 1824 an der Stelle, an der sich heute der Ort Sula befindet. Sie waren westwärts Richtung Snake River unterwegs und mussten hier das Schmelzen des tiefen Schnees abwarten.

Ross-Hole

1889 benannten Siedler, die inzwischen in Ross’ Hole gelandet waren, ihren Ort nach dem ersten nichtindianischen Kind, das hier geboren wurde – Ursula Thompson (kurz „Sula“).

Camp Sula

In Sula befindet sich ein kleiner „interpretive place“ zu der Lewis & Clark Expedition, die hier am 04. September 1805 auf ein großes Lager der Salish-Indianer trafen und freundlich aufgenommen wurden. Auf dem Rückweg vom Pazifik machte das Discovery Corps am 05./06. Juli 1806 noch einmal an dieser Stelle Halt.

Lewis & Clark

Wir fuhren weiter und entdeckten bald darauf in der Ferne den „Trapper Peak“, den mit 1.830 Metern höchsten Gipfel in der Bitterroot Range. Er erinnert mit seinem Erscheinungsbild sehr an den „Watzmann“ im Berchtesgadener Land. Er diente den „Trappern“ in früheren Zeiten als „landmark“, eine Orientierungshilfe auf ihrem Weg durch das Tal.

Trappers Peak

Trappers-Peak

Nach weiteren knapp zwanzig  Kilometern erreicht man den Ort Darby (780 Einwohner/2020), 1889 nach dem Postbeamten James Darby benannt. Darby versucht in der Mitte des Ortes im „western style“ zu erscheinen.

Welcome in Darby

Darby

Ein kleiner „Sacajawea Rest Park“, zwischen zwei Häusern an der Main Street, lädt zum Verweilen ein. Hier steht die Nachbildung einer Sacajawea-Bronzestatue aus dem Fort Clatsup am Pazifik. Die Wände der kleinen Stätte sind mit auf Stahlplatten gemalten Bildern von Schülern der Darby High School geschmückt. Sie zeigen Landschaften, Tiere und Menschen aus der Region des Bitterroot Valley. Weitere Informationstafeln erzählen Geschichten zum Discovery Corps.


Sacajawea

Bild auf Stahlplatte

Lewis & Clark Expedition

In Darby wird in jedem Jahr ein Sacajawea-Tag gefeiert, um daran zu erinnern, dass die Lewis & Clark Expedition sowohl am 04. September 1805 auf der Hin- als auch am 04. Juli 1806 auf der Rückreise durch die Region kam.


Sonntag, 10. Juli 2022

Zum Indian Trees Campground

Wir starteten unsere Rückfahrt von dem Ort Salmon, zunächst bis kurz hinter den Lost Trail Pass, ab unserem Übernachtungsplatz, dem Campground „Wagonhammer“  ↗ .

Wagonhammer Picnic

Der Campingplatz ist nach dem hier benachbarten „Wagonhammer Creek“ benannt, einem kleinen Nebenfluss des Salmon Rivers. Man kann etwa 3 Kilometer entlang des Creeks wandern, bis man die Thompson Gulch (Schlucht) erreicht. Dann ist man auf dem historischen Lewis & Clark Trail angekommen. Der Wagonhammer Creek bekam seinen Namen, als in den 30er Jahren das Civilian Conservation Corps (CCC - Arbeitsbeschaffungsmaßnahme über Präsident Roosevelt für arbeitslose Männer von 1933 bis 1942) den Wanderweg anlegte und dabei Überreste von Planwagen vorfand. Sie stammten wohl von einstigen Goldsuchern oder Versorgungsfuhrleuten, die mit ihren Wagen in Richtung der Goldfundstätten in Gibbonsville unterwegs waren. Hier verläuft auch der Bach mit der Bezeichnung „Wagonhammer Springs“, springs = Federn.

Nach knapp fünf Kilometern erreichten wir eine Abfahrt vom Highway 93, um direkt am Salmon River entlang der Salmon River Road (Route NF 030) zu fahren. Abseits der Straße findet man an dieser Kreuzung eine ungewöhnliche Erinnerung an die Lewis & Clark Expedition – auf einem Stein ist eine Tafel angebracht, die an „Old Toby“ erinnert

Old Toby

Zum Gedenken an den
OLD TOBY
der Shoshone-Indianer
der die Lewis & Clark-Expedition vom Salmon zum Bitterroot Valley führte, nachdem er Captain Clark gezeigt hatte, dass der Salmon River Canyon unpassierbar war.
Old Toby diente dieser berühmten Expedition ohne Honorar, Ruhm oder Belohnung.

Old Toby

Darunter ist eine Plakette angebracht, die die Namen aller Expeditionsmitglieder auflistet.

Members of the Lewis & Clark Expedition
August & September 1805
Zwei Führer wurden im Falle eines Unfalls von einem gestellt
Captain Meriwether Lewis, First Infantry, U.S.A.
(Private Secretary of President Thomas Jefferson)
William Clark, 2nd Lieutenant of Artillery, U.S.A.

Soldiers
Sergeant Patrick Gass • Sergeant John Ordway • Sergeant Nathaniel Pryor • William Bratton • John Collins • John Colter • Reuben Fields • Robert Frazier • George Gibson • Silas Goodrich • Hugh Hall • Thomas B. Howard • Baptiste LePage • Hugh McNeal • John Potts • George Shannon • John Shields • John E. Thompson • William Werner • Joseph Whitehouse • Alexander H. Williard • Richard Windsor • Peter Wiser
Civilians
George Drouillard (called "Drewyer") Chief Hunter
Pierre Cruzat, Head Boatman 
Francis Labiche, Boatman
Toussaint Chaboneau, Interpreter
Sacajawea, seine Shoshone Indianer-Frau 
Little Toussaint Chaboneau, ihr Baby
Old Toby, der indianische Shoshonen Führer
York, Negro, (Captain Clark's Diener)

alle Expeditionsteilnehmer

Wir fuhren nur ein kurzes Stück in der Talstraße am Salmon-Fluss entlang. Rechts und links erhoben sich die Hügel von Salmon National Forest und Bitterroot National Forest. Büsche und Bäume spiegelten sich zeitweise an manchen Abschnitten im noch relativ ruhig fließenden Fluss.

Salmon-River

Salmon-River

Salmon-river

Tal am Salmon-River

Wir sahen mehrere Nester von Habichten / Bussarden, in denen gerade die Jungvögel gefüttert wurden.

Habicht

Wie bereits erwähnt, trägt der Salmon River auch den Namen „river of no return“ wegen seiner Unbefahrbarkeit flussaufwärts. Wir fuhren nicht bis zu dem Flussabschnitt, von dem man die beeindruckenden Stromschnellen im Salmon River Canyon einsehen kann. Wir glaubten den Indianern und W. Clark.

unpassierbar

Deadwater

Zurück am Highway 93 „schraubten“ wir uns langsam die Passstraße zum Lost Trail Pass hinauf, verließen oben am Pass den Staat Idaho in Richtung Montana.

Montana

Nach wenigen Minuten erreichten wir die „Lost Trail Hotsprings“. Lange Jahre waren sie nach ihrem ehemaligen Besitzer „James Gallogly“ benannt und erlebten touristische „Höhen und Tiefen“. Bereits seit einiger Zeit soll das Gelände zu einem Familienresort umgebaut werden.

Hot Springs

Hot Springs

Geöffnet
geöffnet  -  und dennoch nicht offen!

Der nächste Halt war auch gleichzeitig unsere Tagesendstation sowie unser Übernachtungsplatz, der „Indian Trees Campground“. 
Er befindet sich auf einer Höhe von 1.370 Metern und man geht davon aus, dass Lewis & Clark mit ihren Männern nach Bewältigung des Passes hier am  04. September 1805 vorbeigekommen sind.

Indian Trees Campground

Der „Indian Trees Campground“ ist nach den hier zahlreich wachsenden Ponderosa-Kiefern benannt. Die dicke, meist rötlich gefärbte Rinde dieses Baumes wurde von den „native americans“ zur Ernährung genutzt. Im Frühjahr wurde von ihnen die äußere Rinde teilweise abgeschält und die darunter befindliche „frische“ Kambium-Schicht (Dickenwachstumsschicht unter der Borke) gegessen. Die Bäume können unter günstigen Bedingungen eine Wuchshöhe von bis zu 70 Metern erreichen.

Pnderosa Pine

Auf dem Gelände des Campgrounds erfreuten wir uns eines weiteren Naturerlebnisses. Hunderte frisch geschlüpfter Schmetterlinge „tummelten“ sich in den Sonnenstrahlen und begeisterten uns mit ihrer Farbenfrohheit.

Segelfalter

Lorquin´s Admiral
Lorquin´s Admiral (Limenitis lorquini)

Bläulinger

Perlmutfalter

Perlmutfalter

Perlmutfalter

Unseren Abend ließen wir wieder einmal geruhsam an einem Lagerfeuer ausklingen.

Feuerfunken

Freitag, 8. Juli 2022

Sacajawea Interpretive Center in Salmon

Die Lemhi-River-Region in Idaho und im Besonderen der hier befindliche Ort Salmon bezeichnen sich selbst als „Geburtsort von Sacajawea“ vom Stamm der Shoshonen, die als einzige Frau bei der Lewis & Clark Expedition von 1805-1806 teilgenommen hatte  - und das übrigens noch mit ihrem kleinen Sohn.
Über die Schreibweise ihres Namens ist man sich nicht ganz einig, manchmal wird ein „j“, manchmal wird ein „g“ verwendet (Sacagawea). In der Sprache der Shoshonen bedeutet der Name die „Vogelfrau“.
Sacajawea-zentrum

Ihr zu Ehren wurde in dem Ort Salmon am Salmon River das „Interpretive, Cultural and Educational Center“ eingerichtet. Zu dem Informationszentrum gehört noch eine ältere, rot gestrichene Scheune, in dem das Meriwether-Theatre für Präsentationen und Theaterstücke untergebracht ist.
Im Außengelände steht eine ansprechende Bronzefigur von Sacajawea mit ihrem Sohn Jean-Baptiste.

Sacajawea in Salmon

Sacajawea info in salmon

Sacajawea in Salmon

In einem 70 Hektar großen Park sind mehrere Lehrpfade mit vielen Informationstafeln angelegt.

Park Sacajawea

Kulturelle Lebensart

Für den eventuell eigenen mitgebrachten Vierbeiner gibt es den „Seaman’s Dog Park“, an dessen Eingang eine Bronzestatue von Meriwether Lewis Neufundländer „Seaman“ steht.

Seaman

The dog seaman

„Der größte Reisende meiner Art.
Mein Name ist Seaman,
der Hund von Captain Meriwether Lewis,
den ich durch das Innere des Kontinent Nordamerika "
zum Pazifik begleitete (und zurück!)

Im Zentrum selbst werden zwei Schwerpunkte präsentiert: das Leben von Sacajawea als eine Frau aus dem Stamm der Shoshonen mit allen ihren Aufgaben und ihrer Stellung in der Kultur der Shoshonen sowie ihre besondere Rolle während der Lewis & Clark Expedition.

Lhemi Valley

Bei unserem Besuch hatten wir das große Glück, einen Vortrag von Judy Washbon ↗ anhören zu dürfen. Sie ist eine Expertin der Historie der Lewis & Clark Expedition und hält seit über zehn Jahren mitreißende Vorträge.

Sehr lebendig stellte sie uns die Biografie von Sacajawea vor, beginnend mit ihrer Entführung als kleines Mädchen durch die Hidatsa-Krieger, die sie nach North-Dakota (Knife River Village) verschleppten. Auf diesem Weg lernte Sacajawea allerdings viel über die Gegend kennen, was später für Lewis & Clark von Nutzen war. Gleichzeitig beherrschte sie die Sprachen der Hidatsa und der Shoshonen. Ihre Verheiratung mit dem französischen Pelzhändler Charbonneau führte dazu, dass sie Mitglied der Expedition wurde, weil ihr Ehemann von Lewis & Clark als Dolmetscher engagiert wurde. Es zeigte sich schnell, dass ihre Teilnahme sehr vorteilhaft für den Erfolg der Expedition war. Sie erkannte viele Landmarken (z.B. den „Beaverhead“ bei Dillon), konnte so beim Finden der Route behilflich sein und sogar Abkürzungen zeigen (z.B. „Big Hole Pass“). Wenn die Gruppe auf Indianer traf, wurde sie mit ihrem kleinen Kind vorgeschickt, um zu zeigen, dass man in friedlicher Mission kam, denn Krieger hatten keine Frau mit Kleinkind dabei.

meeting the shonone

Letztendlich konnten bei den Shoshonen, wo Sacajawea nach fünf Jahren ihren Bruder, inzwischen Häuptling, wiedertraf, durch ihre Vermittlung Pferde für die Weiterreise erhandelt werden. William Clark honorierte ihren Einsatz, indem er später die Vormundschaft für ihren Sohn übernahm und ihn ausbilden ließ. Wie ihr Schicksal genau nach der Expedition verlief, ist weitgehend ungeklärt.

Land der native americans

Von Judy Washbon haben wir letztendlich eine wichtige Aussage zu Sacajawea mitgenommen – vielleicht ist es nicht wichtig, alle historischen Daten genau zu erfassen, sondern viel wichtiger ist, sich von der Shoshonin Sacajawea inspirieren zu lassen, die wohl mit großer Freundlichkeit, absoluter Zuverlässigkeit und einem außergewöhnlichen Mut ihre historische Aufgabe so ausgefüllt hat, dass sie als große Vermittlerin zu verstehen ist.