Samstag, 25. August 2018

erneut nach Whitehorse

Unsere heutige Reisetour sollte uns vom Tatchun Creek Campground über Carmacks und Braeburn nach Whitehorse führen (202 km).

Nur drei Kilometer nach unserem Start am Tatchun Creek Campground kamen wir bereits an den Five Finger Rapids an.
Bei ihnen handelt es sich um Stromschnellen, die zurzeit des Goldrausches und generell für Flussreisende aus früheren Zeiten einen sehr gefährlichen Ort darstellten. Die Five Finger Rapids haben ihren Namen erhalten, weil die in den Yukon hineinragenden fünf „Conglomerat-Felsen“/“Finger“ fünf einzelne „Kanäle“ bilden. Die sicherste Durchfahrt ist durch den nahesten beziehungsweise den östlichsten Kanal möglich, wobei die Bootsfahrer sich damals dort noch an einem Seil, das am Ufer gespannt war, entlang zogen.

























219 Stufen führen hinab zu einem etwa einem Kilometer langen Weg zu einer Aussichts-plattform, von der man einen näheren Blick auf die Five Finger Rapids hat.



Hier findet man außerdem noch ausführliche Informationen über die so genannten
Wood Cutter“, die in diesem Areal von 1898 bis 1955 Holz für die Sternwheelers schlugen.




Danach fuhren wir weiter Richtung Carmacks.








Am Ortseingang zweigt links der Campbell Highway,
Highway # 4, ab, der auf überwiegend nicht asphaltierter Straße über Faro nach Watson Lake führt.
Der Highway ist nach Robert Campbell, einem Hudson Bay Company-Händler, benannt. Er ist als der erste weiße Mann bekannt, der das Yukon-Gebiet ab 1843 nach einer „Westroute“ erforschte und eine Kette von Handelsposten aufbaute.

An dieser Kreuzung befindet sich „Coal Mine – Campground, Cabins and Food“, wo wir uns an vielen lustigen Sprüchen erfreuten, die am Hauptgebäude an der Wand angebracht sind und in der „Canteen“ zwei richtig gute Burger, einen Cheese- und einen Chickenburger, verzehrten.


Ein Werbeschild des Campgrounds aus früheren Tagen








Dann überquerten wir den Yukon und fuhren
in den Ort Carmacks.

Der Namensgeber für den Ort ist George Carmack, der ab 1890 hier einen „trading post“ betrieb und auch Kohle entdeckte. 1896 zog er mit seiner Familie nach Dawson City und gehörte zu den drei „berühmten“ Entdeckern des Goldes im Bonanza-Creek. Er wurde damals reich, innerhalb eines Winters konnte er in seinem Claim mehr als eine Tonne Gold gewinnen.











Der Ort Carmacks war während der „Sternwheeler-Zeit“ ein wichtiger Stopp und hatte das Glück nach dem Bau des North Klondike Highways nicht in der Vergessenheit zu versinken, weil es erstens direkt am Highway liegt und zweitens aufgrund seiner guten Position zwischen Dawson City und Whitehorse ein optimaler Zwischenstopp auch für heutige Reisende ist. Das zeigt sich z.B. bei dem schön gestalteten „Hotel Carmacks“.
In Carmacks kamen wir zunächst zum Tage Cho Hudän Interpretive Centre, das über die
Lebensweise der „little salmon people“, Northern Tutchone First Nation, informiert. Es wird auch ein Zelt aus Elchhaut gezeigt, aber auch viele Informationen zu Mammuts kann man hier finden.





Hier befindet sich auch der Endpunkt der „historic walking tour“ von Carmacks. Wir fuhren allerdings diese Tour mit dem RV, da sich die zu besichtigenden Punkte Kilometer voneinander entfernt befinden, -


















und der Regen nicht aufhören wollte.

Zunächst einmal wird dazu eingeladen, auf einem Holzsteg, dem „Waterfront Boardwalk“, eine Wanderung entlang des Yukon zu machen. Es gibt viele kleine Aussichtsplattformen und bei schönem Wetter sicherlich ein attraktives Angebot.

Nachdem wir uns einige Loren angeschaut hatten, in denen die geförderte Kohle transportiert wurde, fuhren wir zu












Carmack‘s Roadhouse.
Es handelt sich um ein restauriertes Holzhaus aus der Pionierzeit des Overland Trails.
























Zahlreiche weitere „Cabins“ erinnern an diese Zeit, z.B. die „Hazel Brown Cabin“.


Auch sie wurde Ende der 1990er
Jahre restauriert und so vor dem gänzlichen Verfall gerettet.

















Am Ortsende kamen wir zum „Nordenskiold Cemetery“ am
gleichnamigen Fluss. Leutnant Schwatka, der die Region (1883 - 1885) erkundete, benannte den Fluss nach dem schwedischen Arktisforscher Adolf  ErikNordenskiold.




Wir verließen Carmacks, fuhren weiter auf dem North Klondike Highway und kamen nach 34 Kilometern zu einer „historic site“, dem „Montague Roadhouse“.
Es war eine der insgesamt 52 „Stoppmöglich-keiten“ zwischen Whitehorse und Dawson City zurzeit der „Kutschenroute“  (Overland Trail) - damals bei Mile 99 - und bot Übernachtung und Essen für die Reisenden an.
Der Zahn der Zeit hat an diesem Gebäude genagt. Das Dach wurde abgebaut und dem Roadhouse in Carmacks aufgesetzt;
beim Highway-Bau in den 50er Jahren wurden alle damals noch stehenden Nebengebäude abgerissen; aber es bleibt ein
malerisches Fotomotiv - mit viel Geschichte.














Auf unserer Weiterfahrt passierten wir die Twin Lakes.
Nach weiteren 25 Kilometern kamen wir an einer Haltebucht an, in der Schilder über den Conglomerate Mountain (1.024 m) informieren. Er ist, wie z.B. auch die Felsen bei den Five Finger Rapids, vor ca. 185 Millionen Jahren (Jura-Zeit) entstanden.








Es dauerte noch einmal 15 Kilometer, und wir erreichten die Braeburn Lodge.
Die Werbung „World Famous Cinnamon Bun“ begrüßte uns schon ein gutes Stück vorher. Die „Zimtschnecken“ hielten, was sie versprachen, und „eine würde tatsächlich für eine kleine Familie reichen“. Immerhin nennt die Lodge auch ihre Kleinflug-Landebahn „Cinnamon Bun Strip“.















Die Braeburn Lodge bietet aber nicht nur üppige Zimtschnecken, übrigens auch riesige „Sandwiches“, sondern spielt bei dem „1.000 Mile Yukon Quest International Sled Dog Race“ jedes Jahr im Februar eine Rolle – sie ist einer der offiziellen „checkpoints“.


Ansonsten ist sie, wie viele Gebäude an den Highways, von den Jahren doch recht mitgenommen.

































Und wer möchte, kann hier auch wieder
(richtig) wandern - auf den Spuren des alten
Overland-Trails.









Der nächste für uns sehr interessante Punkt war die „Fox Lake Burn Rest Area“.
Hier konnten wir eine kurze Wanderung durch den „verbrannten“ Wald bis zu einem Aussichtspunkt unternehmen.
Viele Informationstafeln beleuchten verschiedenste Aspekte, die bei einem „wildfire“ eine Rolle spielen. Das Feuer ereignete sich 1998 und wurde durch „unachtsame“ Camper ausgelöst, die ihr Lagerfeuer nicht richtig gelöscht hatten. Nur die Löscharbeiten kosteten damals mehr als 2,5 Millionen Dollar, der Schaden an der Natur ist da nicht einmal mitgerechnet.
Auch nach 20 Jahren erholt sich der Wald erst langsam. Mit zu den Erstbesiedlern nach dem Brand gehört der "Fireweed", der hier bereits seine grünen Blätter in herbstliches Rot getauscht hat.









Die restlichen achtzig Kilometer bis Whitehorse entlang der Fox Lakes und des Lake Laberge verliefen durch eine für uns beeindruckende Landschaft.











Wieder zurück auf dem Alaska Highway!

Für uns persönlich spielte jedoch auch eine große Rolle, dass wir mit dem Erreichen von (City Centre =) Whitehorse "die große Acht“ geschlossen hatten. Wir fuhren vor vielen Wochen von hier Richtung Nordwesten, natürlich mit verschiedenen Abstechern, über Tok und Delta Junction nach Fairbanks. Von dort ging es nach Süden Richtung Anchorage und wieder Richtung Nordosten über Tok nach Dawson City und anschließend Richtung Südenosten zurück nach Whitehorse.

Ein einmaliges Erlebnis, das wir niemals vergessen werden!

Aber, unsere Reise durch Kanada geht ja noch weiter!

Freitag, 24. August 2018

es wird herbst

Auch an einem Ruhetag kann man etwas unternehmen, und wenn es nur ein kleiner Ausflug in die unmittelbare Nähe des Wohnmobils ist.
Aufgrund der bereits länger anhaltenden nasskalten Witterung wussten wir, dass der Sommer nicht nur eine Pause eingelegt hatte. Es wurde allmählich Herbst in der Region, und so zeigte sie sich auch aus auf unserem kurzen Spaziergang.

Überall kamen die unterschiedlichsten Pilze
aus dem feuchten Waldboden.





Nicht essbare, ...

essbare


Nicht nur die große Weite (Kanadas) ist interessant anzusehen,
sondern manchmal auch das Detail am Wegesrand:


z.B. das Blatt links unterhalb des Pilzes;
hier malt die Natur!


Die herbstlich rot gefärbten Blätter des Fireweed
Wildrose
Bunch-Berry
Mountain-Cranberry
Bush-Cranberry
Kinnikinnick-Beere
Red-osier-dogwood
Und als am späten Nachmittag
für einen kurzen Moment
wieder einmal die Sonne schien ...

... waren sie auch wieder da!

Donnerstag, 23. August 2018

zum Tatchun Creek


Zunächst fuhren wir den Silver Trail von Mayo nach Stewart Crossing zurück (53 km) und dann auf dem North Klondike Highway über Pelly Crossing weiter bis zum Tatchun Creek Campground (158 km), kurz vor Carmacks.

Auf der Rückfahrt Richtung Stewart Crossing hielten wir nach etwa 43 km am Parkplatz von Devils Elbow Wetland. Von hier kann man einen relativ steilen, 750 m langen und mit vielen Informationstafeln gesäumten Weg laufen, der zu einer Aussichtsplattform führt, von der man einen schönen Blick auf das Stewart River Tal und seine Feuchtgebiete hat. Devils Elbow werden die hier gelegenen Sümpfe genannt, weil sie wiederum in einer Kehre des Stewart Rivers liegen und die früheren Flussreisenden in den Sümpfen nicht weiter kamen und sich hier oft verirrten.

Die Informationstafeln beziehen sich überwiegend auf die Wanderrouten und die allgemeine Lebensweise der Elche, die in diesem Areal in den Frühlingsmonaten sehr häufig anzutreffen sind („calving time“). Auch über verschiedene Wasservögel wird informiert, wir haben zumindest wieder einmal Trompeterschwäne beobachten dürfen.

Schwanenbalett





























Gleich nach Devils Elbow Wetland sahen wir einen
Kojoten, dem wir länger zuschauen durften.








Nachdem wir die Brücke über den Stewart River passiert hatten, sind wir wieder auf dem North Klondike Highway unterwegs. Die Strecke bis Pelly Crossing zeigte sich relativ eintönig. Wir kamen an einem Abschnitt vorbei, der – wie schon so oft auf unserer Reise in diesen Breiten - von Schwarzfichten und Papierbirken gesäumt ist. Da die Bäume auf schlecht entwässertem Boden wachsen und hier Dauerfrost herrscht, lehnen sich die Bäume beim Auftauen der Erde in alle Richtungen und man spricht dann von einem „drunken forest“.



Für uns ist sehr unangenehm, da der Dauerfrost auch "Frostwellen" auf dem Highway entstehen lässt. Immer wieder standen rote Fähnchen am Straßenrand, die auf diese Wellen hinwiesen. Sollte man kurz unaufmerksam sein und nur ein wenig zu schnell fahren, „sitzt“ man mit dem Auto auf oder wird zur Seite „abgetrieben“.













Und manchmal stand nicht nur ein Fähnchen am Straßenrand






Nach knapp 70 Kilometern kamen wir zu einer Haltebucht mit einem schönen Blick auf den Pelly River und den kleinen Ort Pelly Crossing. Der Fluss wurde 1848 von Robert Campbell, einem Händler der Hudson Bay Company, bei einer Erkundungstour „entdeckt“ und von ihm zu Ehren des damaligen Präsidenten der Hudson Bay Company, Sir  John Henry Pelly, benannt. Campbell selbst eröffnete – etwa 40 Kilometer entfernt - an der Einmündung des Pelly Rivers in den Yukon eine Handelsstation der Hudson Bay Company, aus der später das Fort Selkirk entstand. Dieses wurde erst 1951 aufgegeben, als der North Klondike Highway mit einer Brücke an der Stelle des Pelly Rivers vorbei geführt wurde, wo man bis dahin mit einem Fähre übersetzte.
Pelly Crossing, ein neuer Ort, entstand.












Die verbliebenen Bauten von Fort Selkirk, heute eine historic site, kann man nur noch per Boot oder langer Wanderung erreichen, so dass dieser Ort aktuell aufgrund seiner Abgelegenheit als historische Ausgrabungsstätte dient und man tatsächlich in letzter Zeit etliche Funde einer prähistorischen Besiedlung vorweisen kann.

Ein weiterer Ort wurde wegen Pelly Crossing aufgegeben – der südlich gelegene Ort Minto. Die dort wohnenden Selkirk First Nations siedelten ebenfalls nach Pelly Crossing um, das heute von den Selkirk First Nations, sie gehören zu den Tutchonen, selbst verwaltet wird.

Wir besuchten zunächst das Big Jonathan House, das ein Nachbau dieses Hauses aus Fort Selkirk ist. Big Jonathan war ein Sohn des Tutchone-Chief Hanan, der Robert Campbell 1862 nach einem Angriff der Chilkat das Leben rettete. Aus Dankbarkeit „schenkte“ Robert Campbell Chief Hanan seinen Namen, den die Familie heute noch trägt. Die Chilkat, First Nations von der Westküste, hatten damals angegriffen, weil Campbell die Handelsbeziehungen mit ihnen beendete. Nach seiner Rettung lief Campbell u.a. mit „snowshoes“ über Minnesota nach Montreal (über 2.500 km), um Gelder für einen Gegenangriff auf die Chilkat zu sammeln , aber er war damit nicht erfolgreich. Fort Selkirk konnte dann erst gegen 1890 wieder „zum Leben erweckt“ werden.

Im Big Jonathan House sind viele Gegenstände aus der Kultur der Selkirk First Nation ausgestellt (perlenbestickte Hundedecken, ein Kanu aus Birkenrinde, etc.) und man kann eine „self-guided tour“ über das Außengelände machen. Viele Bücher und Bilder erzählen Geschichten aus der Tradition der Selkirk. Neben dem Big Jonathan House betreiben die Selkirk eine Service-Station mit allen Angeboten, die die lokale Bevölkerung aber auch der Reisende so braucht.

Wir verließen Pelly Crossing weiter auf dem North Klondike Highway und passierten etliche Naturschutzgebiete, rechts und links der Straße gelegen (meadow lake, the ndu lake, ou;tsa lake, …).
Nach 35 km kamen wir an dem ehemaligen Ort Minto vorbei, der einmal eine „Trading post“ und eine Kupfer-Mine vorweisen konnte.


 




Im weiteren Verlauf zeigte die Gegend deutliche Spuren der beiden großen Minto-Feuer (1968 und 1995). Espen-Wälder bestimmen die Landschaft. Unter den Espen sieht man auch heute noch verbrannte Baumstämme des früheren Waldes liegen. Fichten konnten sich dort nicht mehr entwickeln, weil sie für ihre Samenbildung länger als 30 Jahre brauchen und in diesem Zeitraum  wütete leider schon das nächste Feuer.






















Nach weiteren 33 km erreichten wir den Yukon Crossing Viewpoint mit schlechter Sicht wegen der hohen Bäume, aber einer spannenden Informationstafel zu Beringia. Wir erinnerten uns an das Beringia-Museum in Whitehorse. Bis zum Yukon erstreckte sich vor 15.000 Jahren die eisfreie Zone, die von Ostsibirien über Alaska bis zum Yukon reichte. Beringia war eine baumlose Steppe mit interessanten Vorfahren von Pflanze, Tier und Mensch.











Gleich danach kamen wir am Tatchun Creek Yukon Government Campground an, auf dem wir wegen einsetzendem Starkregen, der auch noch die ganze Nacht über andauern sollte, den Reisetag beschließen wollten.