Sonntag, 7. August 2022

Nach Vancouver (Washington)

Gleich nach Home Valley erreicht man westwärts fahrend den an dem Highway 14 gelegenen Touristenort „Stevenson“. Die Bedeutung von Stevenson aus touristischer Sicht entdeckt man sofort – mehrere Reisebusse stehen am Landungspier und haben eine größere Touristengruppe befördert, damit diese nun das bereits wartende „Fluss-Kreuzfahrtschiff“ für eine Columbia-River-Fahrt besteigen können.
American Cruise Lines

Kreuzfahrschiff

Stevenson ist der Hauptort des „Skamania-County“. Er wurde 1893 von den Geschäftsleuten, George und Momen Stevenson ↗ gegründet.
Das Lewis & Clark Expeditionscorps schlug sowohl am 30./31. Oktober 1805 als auch am 12. April 1806 ein kleines Stück stromabwärts ihr Lager auf. Dementsprechend findet man an der "Waterfront" einige Erinnerungstafeln an Lewis & Clark. 
Auffallend ist der „Clark & Lewie´s Travelers‘ Rest Saloon und Grill“ ↗ , der 2014 in dem 1908 errichteten Gebäude des „Old Saloon“ eröffnete. Übrigens wird in der Bezeichnung nicht nur William Clark als Erster benannt, sondern Lewie auch noch mit einem zusätzlichen e geschrieben. 

Clark and Lewie´s

Direkt neben dem Landungspier befindet sich der kleine „Teo Park“. Dort gibt es eine interessante kinetische Windkunst-Skulptur zu bewundern - zahlreiche bunte Bauteile bewegen sich ständig im Wind. Sie wurde von dem Künstler Andrew Carson entworfen, der in Seattle wohnt und dessen Schwerpunkt eben diese Windskulpturen sind.

Windspiel

Im "Teo Park" wird mit einer Tafel an die Lewis & Clark Expedition erinnert, die auf ihrer Rückfahrt Probleme mit den hiesigen Stromschnellen hatte. Nach der Schneeschmelze waren der Wasserstand und damit auch die Stromschnellen im April 1806 um vieles höher und wilder als ein halbes Jahr vorher und das Corps of Discovery verlor an dieser Stelle sogar eines ihrer größeren Kanus. Clark nannte die Stromschnellen „The Great Shoote“↗ ; heute sind sie unter dem Bonneville Stausee verschwunden.

Auf der rechten Uferseite kann man immer wieder recht interessante geologische Formationen sehen.
Hier sind es z. B. Sand- und Kalksteinablagerungen, die von mehreren unterschiedlichen Basaltschichten überdeckt wurden, ehe diese größtenteils wieder abgetragen wurden.

Geologische Formationen

Man verlässt Stevenson westwärts über den Highway 14, der etwas weiter im Landesinneren verläuft als der  „Old Evergreen Highway“.
Als nächsten interessanten Punkt erreicht man die „bridge of gods“↗ . Heute führt an dieser Stelle eine enge, mautpflichtige Brücke über den Columbia River, die den rechtsseitigen Highway 14 in Washington mit der linksseitigen Interstate 84 in Oregon verbindet.

Bridge of the goods

Mautbrücke

Von einer erhöhten Stelle nahe der Brücke kann man eine interessante geologische Begebenheit anschauen – die Reste des Bonneville Slide, ein riesiger Erdrutsch, der den Columbia River einst aufstaute, bis der Fluss schließlich einen Teil der Erdrutschmasse wegspülte. Die Angaben, wann dieser Erdrutsch wohl stattgefunden hat, variieren zwischen 1.100 und 1.500 n.Chr. Auf jeden Fall muss der Damm über 5 Kilometer lang gewesen sein und der aufgestaute See ein Areal von über 5 Quadratmeilen bedeckt haben. Als der Fluss den Damm schließlich durchbrach, bildeten sich an dieser Stelle die "Cascade Rapids“ (Cascade-Stromschnellen), die 1938 nach dem Bau des Bonneville-Damms überflutet wurden. Heute sieht man nur noch eine „Art Landzunge“, die in das Flussbett hineinragt und aus Resten der Erdrutschmasse besteht.

Landzunge

In den Legenden der „native americans“ wird erzählt, dass der Columbia River ein Stück einer „Götterbrücke“ wegriss. Die „native americans“ überquerten wohl für lange Zeit an dieser Stelle den Columbia River über den Damm, der sich durch den Erdrutsch gebildet hatte. Auf der Oregon-Seite ist diese Geschichte am Sockel der Brücke auf einem großen Bild aufgemalt.

Wenige Kilometer danach erfährt man von den "Blockhouses", die rechts und links des Columbia-Rivers für kurze Zeit zum Schutz der durchziehenden Siedler existierten.

Blockhouses


Fort Rains

Fort Rains

Nach weiteren zwölf Kilometern auf dem Highway 14 erreicht man den Beacon Rock und den Beacon Rock State Park. Hierbei handelt es sich um einen freistehenden Einzelfelsen am Ufer des Columbia Rivers.
Beacon Rock State Park

Beacon Rock

Unter einem „beacon“ versteht man ein Leuchtfeuer  -  von der Spitze dieses Felsens früher weit sichtbar im Tal des Columbia Rivers. Der Beacon Rock ist 258 Meter hoch. Es handelt sich bei dem Felsen um einen vulkanischen „Basaltpfropfen“, also den Kern eines Vulkans, der bei einem Ausbruch herausgeschleudert wurde. 1915 kaufte Henry Biddle (1862-1928) den Felsen und baute einen Pfad bis zur Spitze. Seine Kinder schenkten den Felsen 1932 dem Land Washington. Den Pfad kann man heute noch begehen und von der Spitze des Beacon Rock hat man einen atemberaubenden Blick in das Tal des Columbia Rivers.
Pfad nach oben
Der Steig zum Plateau

weg nach oben

Am 31 Oktober 1805 beschrieb William Clark den Felsen als „bemerkenswert hohen, freistehenden Felsen“, der ihm erste Beobachtungen von Ebbe und Flut bzw. des Wasserstandes ermöglichte. Auch Meriwether Lewis konnte am 06. April 1806 auf der Rückfahrt aufgrund des Felsens den höheren Wasserstand im Vergleich zum Herbst des Vorjahres genau beschreiben.

Ein weiterer Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist der Ausblick vom "Cape Horn" auf den Columbia River mit dem Monolithen Phoca Rock  in der Flussmitte. Hierzu schrieb William Clark am 2. November 1805: "passed a rock near the middle of the river, about 100 feet high and 80 feet Diamuter". (Tatsächlich ist er etwa nur 30 feet = 9 m hoch). Auf einer seiner Routenkarten wird dieser Felsen von ihm als „Phoca“ und „Seal Rock“ gekennzeichnet, da sie in der Gegend viele Seehunde gesehen hatten. Dennoch hieß dieser Felsen zwischenzeitlich “Hermit’s Islet”, “Lone Rock” und “Sentinel Rock”, ehe man sich Anfang 1900 an Lewis & Clark "erinnerte.
Bei diesem Monolithen handelt es sich um einen kompakten Erdrutschblock, der sich vom obersten Grande-Ronde-Basaltfluss löste. 

Cape Horn

Phoca Rock

Auf den restlichen rund 55 Kilometern bis zum Tagesziel Vancouver / Portland fährt man wieder entlang des Gifford Pinchot National Forest sowie des Columbia Rivers. Hier findet man einige kleinere beliebte Ausflugsgebiete. Schnell macht sich bemerkbar, dass man nun in einen Ballungsraum hineinfährt, in dem ungefähr 2,5 Millionen Menschen wohnen – vor zweihundert Jahren für Lewis und Clark unvorstellbar!. 

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