„Dismal Nitch“ („düstere Nische“) nannten die Kapitäne Lewis & Clark den Ort am Nordufer im Einmündungsbereich des Columbia Rivers in den Pazifik, den das Corps of Discovery am 10. November 1805 erreichte.
Zu diesem Zeitpunkt waren alle Teilnehmer völlig durchnässt, sie verfügten mehr oder weniger über keine Lebensmittel mehr, die Wellen des Columbia Rivers erreichten eine Höhe von fast zwei Metern und das Wetter entwickelte sich zeitweise zu einem riesigen Hagelsturm. Die Männer retteten sich an Land und mussten feststellen, dass sich hinter ihnen steile Hügel befanden und ihnen von vorne das Wasser näher kam.
Das Wetter wurde immer schlimmer. Umso erstaunter waren Lewis & Clark, als am nächsten Tag bei höchstem Wellengang ein Kanu mit 5 Männern des Kathlamet-Stammes über den Fluss kam. Sie erwarben von den Kathlamets etliche Lachs-Fische und bezeichneten die Männer als die „besten Navigatoren und Kanufahrer, die sie je gesehen hatten“.
„Dismal Nitch“ erreicht man heute am besten, indem man die 6,5 Kilometer lange „Megler Bridge“ ↗ von Astoria aus überquert und dann auf dem State Highway 401 nach Osten abbiegt.
Südseite der Astoria-Megler-Brücke |
Nördliches Brückenende |
Joseph Megler ↗ (1838-1915) hatte in den 1870er / 1880er Jahren gegenüber von Astoria eine Lachskonservenfabrik und eine Fischverkaufsstation betrieben. Nach ihm wurde die große Astoria-Brücke (1966 eröffnet) benannt. Ursprünglich hieß die Stelle des hiesigen Lewis & Clark-Camps „Megler Rest Area“ – seit 2005 wird sie als „Dismal Nitch Rest Area“ bezeichnet.
Die „düstere Nische“ gehörte auf jeden Fall zu den deprimierenden Erfahrungen des Corps of Discovery – man wollte das Meer erreichen, um dort eventuell ein vorbeisegelndes Schiff zu entdecken, das eine Rückreise auf dem Seeweg ermöglicht hätte – tatsächlich saß man nass und hungernd hier am Ufer des Columbia Rivers fest.
Fünf Tage später, am 15. November 1805, erlaubte ein Wetterumschwung der Expeditionsgruppe sich erneut auf den Columbia River zu begeben und weiter Richtung Mündung des Columbia Rivers in den Pazifik zu fahren. Sie versuchten die Pazifikküste entlang des Nordufers des Columbia Rivers zu erreichen und errichteten in einiger Entfernung zur "Dismal Nitch" erneut ein Lager, das "station camp". Dazu wird gesondert in meinem Artikel mit dem Titel „Cape Disappointment“ eingegangen.
Der breite Columbia River von Dismal Nitch aus Richtung Süden gesehen |
Nach dem deprimierenden Aufenthalt bei Dismal Nitch und den wenig erfolgreichen Erfahrungen am Cape Disappointment überquerte das Corps of Discovery den Columbia River schließlich am 26. November 1805 Richtung Südufer des Columbia Rivers.
Hilfreich war, dass sich in diesem Bereich des Flusses viele kleine Inseln / Sandbänke befanden (und auch heute noch befinden), in deren Schutz sie entlang paddeln konnten. Dann umfuhren sie östlich der heutigen Stadt Astoria eine Landzunge, die bezeichnenderweise den Namen „tongue point“ (Zungenpunkt) trägt. Den Namen erhielt diese Landzunge bereits im Oktober 1792 durch den Entdecker George Vancouver, der an dieser Stelle mit seinem Schiff „Discovery“ vorbeisegelte. Auf der Landzunge richtete sich das Corps of Discovery erneut ein Lager ein, das letzte „Camp“ der Hinreise (vom 27. November bis 07. Dezember 1805) vor der Erstellung ihres Winterquartiers in „Fort Clatsop“.
Auch das Lager am „tongue point“ errichteten die Männer nicht freiwillig. Erneut wurden sie durch hohen Wellengang gezwungen, ihre Kanus an Land zu schleppen, denn auch an diesem Ort waren sie weiteren Winterstürmen ausgesetzt. So berichtete William Clark am 28. November 1805 von durch einem Sturm entwurzelte Bäume am „tongue point“.
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