Unweit des Fort Stevens State Park befindet sich die Fort Clatsop National Memorial Site. Hier wird mit einem Visitor Center und einem zweiten Nachbau des Wintercamps an die Zeit erinnert, die die Mitglieder der Lewis & Clark Expedition im Winter 1805/1806 am Pazifik verbrachten.
Die erste Replik von Fort Clatsop wurde 1955 erstellt, brannte jedoch im Jahr 2005 vollständig ab. Eine zweite Nachbildung wurde daraufhin 2006 errichtet.
Vom Gelände starten einige Wanderwege, die auf den historischen Wege von Lewis & Clark führen, die sie während ihres Aufenthaltes nutzten.
Im Visitor-Center wird ein Film zur Lewis & Clark Expedition gezeigt und man kann eine Ausstellung besuchen, die sich mit dem Leben in der Zeit des Winterlagers befasst.
Im Bereich des Forts gibt es verschiedene historische Vorträge - beispielsweise zu den Gewehren, die die Männer damals nutzten, zur Herstellung von Mokassins, ...
Zwischen dem Informationszentrum und Fort Clatsop steht seit 2004 eine Bronzefigur von Sacajawea mit ihrem Sohn Jean Baptist, hergestellt von Jim Demetro - eine Replik dieser Figur befindet sich in dem von uns im Juli besuchten Ort Darby in den Bitterroot Mountains (Montana).
Diese Statue musste leider 2008 für $ 25.000 ersetzt werden, nachdem sie Anfang des Jahres gestohlen und für den Schrotthändler zerschnitten worden war.
Eine interessante Geschichte wird vom Corps of Discovery vom 24. November 1805 erzählt: Nachdem man in mehreren kleinen Gruppen über zehn Tage nahe dem Cape Disappointment die gesamte Region erkundet hatte, ging es um die Entscheidung, welchen Ort man für die Errichtung des „dauerhaften“ Winter-Camps auswählen sollte. Mehrere Optionen standen zur Verfügung:
a) weg von der Küste und damit ein Stück zurück den Columbia River Fluss aufwärts,
b) weiter in den nördlichen Bereich der Flussmündung beim Cape Disappointment
c) oder im südlichen Ufer-Bereich, wo sich heute der Fort Stevens State Park befindet.
Das Besondere an der Geschichte ist, dass alle Expeditionsteilnehmer mitentscheiden durften - auch York, der „schwarze“ Sklave von William Clark, und Sacajawea, die „indianische Frau“ des Übersetzers Charbonneau, - eine „zukunftsweisende demokratische Wahl“. Die Entscheidung fiel für die südliche Uferseite, weil ihnen die „Clatsop-Indianer“ von dort zahlreich vorkommendem Wild erzählt hatten.
Quelle: Infozentrum Fort Clatsop |
Direkt neben dem ausgewählren Standort, dem später genannten Fort Clatsop, befand sich eine Süßwasserquelle und der Netul River, der heute Lewis und Clark River heißt. Somit war sowohl die Versorgung mit Trinkwasser gegeben und auf dem nahen Fluss konnte man mit Kanus bis zum Columbia River fahren.
Blick von der Landungsstelle auf den Fluss |
Am 08. Dezember 1806 begann man mit dem Bau. William Clark entwarf einen Bauplan für einen 50 mal 50 Fuß ( 15 x 15 Meter) großen Bau, der nach militärischen Vorgaben konstruiert und komplett mit Palisaden eingezäunt war. Es gab drei Wohnräume für jeweils 8 der Männer, einen Lagerraum, einen Verwaltungsraum, einen Raum für die beiden Captains und einen kleinen Raum für die Familie Charbonneau.
William Clark zeichnete den Entwurf auf die Rückseite seines Tagebuches, das er in Elchhaut eingeschlagen hatte.
Original siehe unter: https://lewis-clark.org/media/fc_plan_elkskin_bound_jour.jpg ↗
An Holz mangelte es nicht, auch heute wandert man im Bereich des Fort Clatsop durch dichten Wald, der an einigen Stellen an Regenwald erinnert. Die verwendeten Stämme wurden - im Gegensatz zu dem Nachbau - nicht entrindet, da die Holzwände anschließend zum Windschutz mit Schlamm verkleidet werden sollten und dieser auf der rauen Rindenfläche besser halten würde.
Rechte, fensterlose Rückseite |
Eingangsseite für die "Enlisted men´s Quarters" |
Innenansicht "Enlisted Men´s Quarters" mit Kamin |
Lagerraum |
Captains room |
Raum für Sacajawea, ... |
Die Bretter für die Dachabdeckung stellten zunächst ein Problem dar, aber dann fanden die Männer in der Nähe Exemplare der „Western Redcedar“, die sich hervorragend spalten lässt.
Ab dem 24. Dezember konnten nach und nach alle Mitglieder der Expedition in ihre Hütten einziehen, die allerdings noch komplett eingerichtet werden mussten (mit Betten, Tischen, …). Schornsteine wurden errichtet und – gemäß den Vorgaben für ein „kleines Fort“ – bekam auch der Wachhabende einen Unterstand, die „Sentinel Box“ (sentinel = Wächter).
Nordtor - Tor zur Quelle mit Fahnenmast im Innenhof |
Haupttor mit Blick auf den Kamin von "Captains Quarters" |
Nach einer harten Arbeitsphase konnte man schließlich am 31. Dezember das Fort als komplett fertig bezeichnen.
Die Mitglieder der Gruppe wurden mit verschiedensten Aufgaben betreut – es gab eine Jäger-, eine Wachdienst-, eine Holzbearbeitungs-, eine Salzmacher- und eine Erkundungsgruppe.
Nachdem der Bau des "Winter-Forts" beendet war, kamen weitere Aufgaben hinzu – wie Kleidung nähen und Konservieren von Lebensmitteln.
Obwohl man nun einen Schutz vor weiteren täglichen Regenschauern und Stürmen hatte, war das Alltagsleben alles andere als einfach – nicht trocknende Kleidung und Bettwäsche, tausende von Flöhen, schlammbedeckte Böden… das Leben in Fort Clatsop blieb eine Herausforderung.
Es gibt einige beeindruckende Angaben, was während der Zeit in Fort Clatsop von den Männern erledigt wurde – so sollen beispielsweise mehr als 300 Paare Mokassins genäht worden und mehr als 130 Hirsche geschossen und verarbeitet worden sein. In dieser Zeit vervollständigten Lewis & Clark ihre Aufzeichnungen – Lewis beschrieb mehr als 30 Säugetiere, Vögel und Pflanzen, die bis dahin in der westlichen Welt unbekannt waren, während Clark aufgrund seiner während der Reise gesammelten Daten eine Karte der gesamten Route vervollständigte.
In Fort Clatsop herrschte eine klare militärische Disziplin. Das Fort wurde am Spätnachmittag von besuchenden „native americans“ geräumt und die Tore geschlossen. Die Fahne wurde täglich gehisst und es war ein permanenter Wachdienst eingerichtet. Die Alltagsroutine half den Männern dabei, die unwirtlichen Wetterbedingungen von Dauerregen, Nebel und Kälte zu ertragen.
Die damalige Flagge hatte wesentlich weniger "Sterne" als heute |
Vom 07. November 1805 bis zum 23. März 1806 gab es nur zwölf Tage ohne Regen (laut M. Lewis) und man kann sich die Stimmung in der Gruppe vorstellen, wenn die Kleidung nicht mehr trocken wurde, die Betten feucht waren und jeder an Grippe, Erkältung und Husten litt.
Feuchter Wald |
So kann man sich denken, dass die Abreise am 23. März 1806 ohne großes Bedauern, eher sogar mit Freuden erfolgte. Das Fort wurde an den Clatsop-Chief „Coboway“ übergeben, verbunden mit dem Dank für die freundliche Aufnahme während des Winters durch den Stamm der „Clatsop“. Lewis & Clark übergaben dem Catsop-Chief mehrere Zettel mit der Bitte, sie an Personen von am Pazifik vorbeikommenden Handelsschiffen zu übergeben. Auf diesen Zetteln waren die Teilnehmer der Lewis & Clark Expedition aufgeführt und das Ziel und die Durchführung der Expedition kurz beschrieben.
Quellen und weiterführende Informationen:
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