Donnerstag, 4. August 2022

Nach Maryhill


Auf unserem Weg entlang der Lewis & Clark Expeditions Route vom Hat Rock State Park nutzten wir den Highway 14, den Lewis and Clark Trail Highway, Richtung Westen nach Maryhill. Die Distanz beträgt etwas mehr als 150 Kilometer. Man könnte das Ziel auch über die Interstate 84 erreichen, doch sie ist nicht nur etwas weiter, sondern viel befahrener und landschaftlich nicht so reizvoll.

Vom Hat Rock State Park aus fährt man ein kleines Stück westwärts auf dem Highway 730 und überquert dann bei Umatilla den Columbia River über die Umatilla-Bridge.

Brücke

Die Umatilla waren ein Stamm der „native americans“, die einst an den Ufern des Columbia Rivers lebten. Nach der Brücke fährt man - wieder im Bundesstaat Washington - weiter westwärts auf dem Highway 14.


Nach nur wenigen Kilometern erreicht man den kleinen Plymouth State Park, direkt am Columbia River. Dort befindet sich ein „historic marker“ mit einer interessanten Geschichte zur Lewis & Clark Expedition.

Kranich fällt vom Himmel

Als das Corps of Discovery an dieser Stelle vorbeikam, schoss Clark einen weißen Kranich – direkt vor einer kleinen Siedlung von Umatilla-Indianern. Die Indianer hörten den Gewehrschuss und sahen den Vogel vom Himmel fallen, danach kamen die weißen Männer, die Fremden. Sofort war den Indianern klar, dass diese „Fremden auch vom Himmel gefallen sein mussten“ – „strangers from the clouds“ ↗ . Völlig verängstigt flohen sie zunächst. Lewis & Clark bemühten sich, ihre friedlichen Absichten zu vermitteln, aber erst Sacajawea mit ihrem kleinen Sohn konnte für eine Entspannung der Situation sorgen. Dieses Zusammentreffen muss generell unglücklich verlaufen sein, denn als Clark den Männern die Hände schütteln wollte, wurde auch diese Geste missverstanden  -  sie war den Umatilla unbekannt.

Die Reiseroute am Highway 14 führt weiter entlang des Columbia Rivers, der hier durch einen Damm zum Umatilla Lake aufgestaut wird. Dieser "See" erstreckt sich über etwas mehr als 120 Kilometer vom McNary-Damm bis zum John-Day-Damm. Zahlreiche kleine Inseln liegen in der Fluss- bzw. See-Mitte. Die Uferregionen sind teilweise recht steil und immer wieder fallen einzelnstehende schwarze Basalthügel ins Auge.

Columbia-River

Columbia-River

Windpark
Windpark auf dem Hochplateau der linken Flussseite

Recht unwirklich erscheint hingegen die rechte Flussseite mit den einzelnen dunklen Basaltspitzen und dem in der Sonne grellgelb leuchtenden Bunch Grass.

Basaltfelsen

Bunch Grass

Von hier aus kann man auch den noch weit entfernten, schneebedeckten Mount Hood entdecken, den William Clark am 19. Oktober 1805 in seinem Tagebuch beschrieb, ihn allerdings für den Mount St. Helens hielt. Der Mount St. Helens war Lewis und Clark bekannt, weil Kapitän George Vancouver (1757-1798) 1792 den Columbia River vom Pazifik kommend ein Stück hochgefahren war und dabei den Mount St. Helens entdeckte und beschrieb.

Mt Hood

Kurze Zeit später erreicht man den John-Day-Damm, der 1972 fertiggestellt wurde. Nach dem Damm-Bau wurde der Columbia River leichter befahrbar, viele Stromschnellen verschwanden im aufgestauten Bereich.

Day Damm

Day-Dam

Der Damm ist nach dem Trapper John Day (gestorben 1820) benannt, der ein Teilnehmer der von der Pacific Fur Company finanzierten William Price Hunt-Expedition (1811/12) war. Nach ihm ist auch ein Fluss benannt, der kurz vor dem Damm in den Columbia River einmündet. Der Damm hat eine Schleuse für Schiffe, beidseitig eine Fisch-Passage (Fischleiter für Lachse) und ist sowohl für die Stromversorgung der Region als auch für das Hochwassermanagement erbaut worden. Genau wie der McNary-Damm wird er vom US Corps of Engineers betrieben.

Langsam nähert man sich Maryhill und schon von Weitem erblickt man den Stonehenge Memorial Park von Maryhill. Hier befindet sich eine maßstabgetreue Nachbildung des originalen Stonehenge in Wiltshire/Groß-Britannien.

Stonehenge in Maryhill

Das Maryhill Stonehenge Memorial wurde auf Betreiben von Samuel Hill  ↗ (1857-1931) errichtet, der ein erfolgreicher Geschäftsmann im Nordwesten der USA war. Er engagierte sich vor allem im Bereich des Straßenbaus und viele Orte verdanken Samuel Hill ihre gepflasterten Straßen („good roads movement“). Gleichzeitig baute er mehrere Denkmäler; das Stonehenge Memorial ist eines davon. Er gab es in Auftrag, um die im 1. Weltkrieg aus dem hiesigen County Klickitat Gefallenen zu ehren. Zum Todestag von jedem der vierzehn Gefallenen findet noch heute jährlich eine Gedenkzeremonie auf dem Gelände des Memorials statt.

Gefallene

Samuel Hill hatte auf einer seiner Reisen das originale Stonehenge besucht und den Ort fälschlicherweise für eine prähistorische Opferstätte gehalten. Aus dieser Sicht sah er Parallelen zum Weltkrieg, in dem nach seiner Meinung „unsinnig Menschenleben geopfert würden“. Beim Bau entschied man sich für Stahlbeton – der Eindruck einer rauen Steinstruktur wurde nachempfunden, indem man Holzformen mit zerknittertem Zinn auskleidete und anschließend mit Beton überzog. Das Monument wurde 1929 fertiggestellt.

Stonehenge

Stonehenge

Stonehenge

Sonne in Stonehenge

Samuel Hill selbst ist unterhalb des Memorials im Hügel beerdigt. In der Nähe des Memorials steht auch das 1995 eingeweihte Klickitat County Veterans Memorial, das an die hiesigen Gefallenen seit dem 1. Weltkrieg erinnert.

Memorial

Samuel Hill hat in der Region neben dem Stonehenge Memorial noch das Maryhill Museum of Art hinterlassen, das eine umfangreiche Sammlung des Bildhauers Auguste Rodin (1840-1917) präsentiert. Auguste Rodin gilt als der „Schöpfer der modernen Skulptur“.

Vom Stonehenge Memorial hat man einen weiten Blick auf den Columbia River mit der Sam Hill Memorial Bridge. Im diesigen Hintergrund ist halb rechts wieder der Mt. Hood auszumachen.

Columbia River bei Maryhill


Vom Stonehenge Memorial fährt man steil bergab zum Columbia River, entlang von Weinbergen und Obstplantagen, zum Übernachtungsort Maryhill. Dieser Ort wurde bereits 1860 als "Columbus" gegründet, jedoch 1909 in Maryland umbenannt. Da die Post diese Bezeichnung nicht akzeptierte (sie ähnelte zu sehr einem Bundesstaat), wurde der Ort kurzer Hand zu Maryhill.
Von Maryhill aus, da direkt am Columbia-River gelegen, kann man die dem Ort gegenüber liegenden felsigen Klippen besonders bei Sonnenuntergang schön leuchten sehen.

Felsen

Columbia River und Felsen

Bei inlandigem Wind ist auch der Wellengang nicht zu verachten.

Wellengang

Deshalb halten sich die wenigen Wasservögel eher in Totarmen oder kleinen Lagunen auf.

Pelikan

Pelikan


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