Samstag, 6. August 2022

Nach Home Valley

Von Maryhill folgt man dem Highway 14 und damit dem Lewis & Clark Highway Trail weiter entlang am Columbia-River nach Westen.

Lewis & Clark Trail
Das wäre die entgegengesetzte Richtung!

Nach wenigen Kilometern erreicht man den Ort Wishram, der früher eine indianische Fischersiedlung war (zu Ehren des Wishram-Stammes benannt) und sich ab Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem wichtigen Eisenbahnort mit Rangierbahnhof entwickelte, der auch heute noch genutzt wird.

Am Bahnhof von Wishram ist eine historische Dampf-Lokomotive ausgestellt, die Baldwin-Lokomotive Nr. 2507 ↗ , die im Herbst 1923 in Betrieb genommen und 1957 ausgemustert wurde. Sie gehörte zu den „Mountains“ (Berglokomotiven) der Great Northern Railway und war mit einem zusätzlichen Wassertank ausgestattet, wodurch sie eine größere Reichweite erlangte, ehe sie wieder Wasser aufnehmen musste.  Das besondere jedoch war, dass diese Lok mit Diesel befeuert wurde und nicht mehr mit Kohle.
Baldwin Lokomotive

Damit die Lokomotive in Wishram nicht verrostet oder anderweitig beschädigt wird, hat man sie engmaschig eingezäunt und überdacht – ein Fotografieren ist damit eigentlich unmöglich.

Baldwin von vorne

in Memoriam

Einige Meter entfernt von der ausgestellten Lokomotive befindet sich das „Wishram Explorer Monument“. Dabei handelt es sich um zwei Basaltsäulen, die durch Eisenbänder zusammengehalten werden und in der Mitte eine größere Plakette tragen. Das Denkmal ist den „unerschrockenen Pfadfindern und Pionieren gewidmet, die den Columbia River hinauf- oder hinunterreisten und an dieser Stelle vorbeikamen“. 

Gedenkplakette

Aufgelistet sind 43 Personen, die dieses Abenteuer zwischen 1805 und 1841 bewältigten. Die aufgezählten Namen starten mit Lewis & Clark, es folgt der Landvermesser David Thompson (1808, nutzte eine Nordwest-Route), dann dreizehn Männer der Wilson Price Hunt-Expedition, der Pelzfänger Jedediah Smith, vier Naturforscher (der Bekannteste wohl David Douglas, den man durch die „Douglasie“ / Tanne kennt), dann vierzehn Missionare (inklusive der Whitmans) und schließlich etliche Teilnehmer der ersten Oregon-Trails.

Wishram hat heute nur noch wenige Einwohner. Manche jedoch scheinen nichts Wichtigeres zu tun zu haben, als „Müll“ auf den Basaltberg hinter dem Ort tragen zu müssen.

Zeitungsständer

Zeitungsständer auf Bergvorsprung

Lewis & Clark schlugen in dieser Region am 22./23. Oktober 1805 und am 19./20. April 1806 ihre Lager auf und beschrieben bereits damals die Fischersiedlung: „…hier befinden sich 26 Mattenhütten von Indianern der ‚E-nee-sher-Nationen‘ (gemeint war wohl der Wishram-Stamm) … Auf dem Rückweg versuchte William Clark an diesem Ort Pferde zu erhandeln, war aber über die Handelsforderungen der „native americans“ erstaunt und fühlte sich übervorteilt.

Handel

Weiter geht es auf dem Highway 14, rechts entlang des Columbia Rivers. Hier erstreckt sich nun das Gebiet des Gifford Pinchot National Forest. Der Namensgeber Gifford Pinchot (1865-1946) war ein amerikanischer Förster und zeitweise Gouverneur des Staates Pennsylvania. Das Nationalwald-Schutzgebiet wurde bereits 1908 eingerichtet und ist eines der größten Nationalwald-Gebiete der USA.

Es folgt der historic marker „The Columbia Then and Now“ ↗ („Der Columbia  -  damals und heute“).

damals und heute

Als Lewis & Clark mit ihrer Mannschaft vor zweihundert Jahren diesen Landstrick passierten, sah der Fluss um einiges anders aus als heute. Es gab wilde Strudel, das Wasser wurde durch enge Kanäle gepresst und zahlreiche Stromschnellen machten die Flussfahrt sehr ungemütlich. An dieser Stelle befanden sich auch die sogenannten „Celilo Falls“, eine längere Reihe aufeinanderfolgender Kaskaden und Wasserfälle. Der „wilde“ Fluss liegt heute tief unter dem Celilo-Stausee verborgen. Der Celilo-Stausee entstand 1957 durch den Bau des Dalles Dammes ↗ (französische Pelzhändler nannten die Stromschnellen hier „the dalles“). Insgesamt gibt es vier größere Staudämme auf diesem Abschnitt des Columbia Rivers: der McNary Dam ↗ mit dem Wallula-Stausee, der John Day Dam ↗ mit dem Umatilla Stausee, der Dalles Dam mit dem Celilo Stausee und es folgt bei Portland noch der Bonneville Dam ↗ mit dem Bonneville Stausee.


Stromschnellen

Der nächste Besichtigungspunkt auf der heutigen Route liegt im Columbia Hills State Park, der früher Horsethief Lake State Park hieß. Die Landschaft erinnert an den Hat Rock State Park und auch hier ist der markante Basalt-Felsen „Horsethief Butte“ ein Resultat der eiszeitlichen Überschwemmungen.

Horsethief Butte

Horsethief Butte

Horsethief Butte

Neben den interessanten Basaltfelsen findet man in unmittelbarer Nähe noch etwas ganz Besonderes  -  eine größere Anzahl von „Petroglyphen“. Darunter versteht man Felsenkunst, die in Felsen eingeritzt ist.

Petroglyphen

Die hiesigen Petroglyphen befanden sich an den Wänden des „Petroglyph Canyon“, einer Schlucht am Columbia-River, die 1957 nach dem Dalles-Damm-Bau überflutet wurde. Man entschied sich bereits 1956, die Petroglyphen zu „retten“ und meiselte sie aus den Felswänden heraus.

Petroglyphen

Von 1957 bis 1974 lagerte man die Petroglyphen an verschiedenen Stellen in der Nähe des Dalles Damms, von 1974 bis 2003 wurden sie unter der „fish-ladder“ des Dammes aufgehoben und im dortigen Besucherzentrum gezeigt. Seit 2003 befinden sie sich nun im Columbia Hills State Park und können dort besichtigt werden.

Petroglyphen














Die Figuren, die vor Jahrtausenden in die Felsen geritzt wurden, stellen vor allem verschiedene Tiere dar; das Motiv des „Bergschafs“ kommt öfters vor. Viele Vögel werden dargestellt und von besonderer Bedeutung ist die Eule. Des Weiteren sind viele menschliche Figuren, insbesondere stilisierte Gesichter, zu sehen.

Wassergeist
Der Wassergeist

Spedis Owl
Die Spedis Owl

Diesen Ort muss man auf sich wirken lassen, denn die Petroglyphen sollen einem vermitteln, dass wir in enger Verbindung mit der Natur stehen und einen Teil der Geschichte der Vorfahren der "Native Americans" sehen.

Petroglyphen

Neben den Petroglyphen gibt es Informationstafeln zu den ehemaligen Stromschnellen, die das Corps of Discovery an dieser Stelle1805 überwinden musste. Es gibt „the short and the long narrows“ und die Kanus kamen damals auch nicht alle unbeschadet hindurch. Wie so oft, mussten die Männer ihre Boote und das Gepäck über eine Portage am Ufer befördern – eine Herausforderung.
Heute liegen die ehemaligen Stromschnellen tief unter der ruhig erscheinenden Wasseroberfläche. Der teilweise noch Schnee bedeckte Mt. Hood im Hintergrund trägt zur ruhigen Idylle am Columbia River mit bei.

Mt-Hood

Für uns sind es nur noch wenige Kilometer auf dem Highway 14 und wir erreichen Home Valley, das Ziel des heutigen Reisetages.

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