Sonntag, 26. Juni 2022

Hillside Cemetery in Virginia City

Auf diesem Friedhof von Virginia City (Montana), der auf der Stelle angelegt wurde, an dem das „Territorial Capitol Building“ erstellt werden sollte, befinden sich über siebenhundert Gräber; es ist der eigentliche Gemeindefriedhof.

Fiedhof in Virginia Ciy

Das älteste Grab belegt Joseph Watkins, der am 22. März 1865 verstarb. Ein weiteres Grab aus den Anfängerzeiten ist das von Dr. Jabez Robinson (1866).

Dr. Robinson

Das berühmteste Grab ist das von Bill (William) Fairweather, dem Entdecker des Goldes im Alder Gulch - 1863.

Fairweather

Bill fairweather

Aber auch viele andere berühmtere Pioniere aus Virginia City haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. So z.B. der Autor des Buches „Vigilantes of Montana“ Thomas Dimsdale. Zuerst veröffentlichte er die Geschichten und Zusammenhänge als Serie in der Zeitung von Virginia City, ehe sie ebenfalls in Virginia City von der Mountain Post als Buch herausgegeben wurden. Es war damit das erste in Montana gedruckte Buch!

Dimsdale

Wie auch auf vielen anderen Friedhöfen aus dieser Zeit findet man Hinweise auf die hohe Kindersterblichkeit. Oft kleine, liebevoll verzierte, manchmal auch nur schlichte Steine sind die einzigen Zeugen für den Schmerz, die die Eltern damals empfunden haben müssen.

Kindersterblichkeit

sauerbier

Auffallend sind Grabsteine in der Form abgebrochener Baumstämme, die das beendete Leben darstellen sollen. Auch andere Grabmäler im Obelisken-Stil und mit interessanten Motiven auf den Granitplatten zeugen von einem gewissen Reichtum der Verstorbenen in der Zeit um 1870 und später in Virginia City.

Baumstamm-grabstein

abgebrochener Baumstamm als Grab

Aber nicht nur junge Menschen starben in Virginia City. Dass dieser Friedhof immer noch offen, d.h. belegt wird, bezeugen Grabsteine aus der jüngeren Zeit. Doch auch an ihnen nagt bereits der Zahn der Zeit. So ist das Windspiel mit den Kokopellis in sich zusammengefallen und erklingt leider nicht mehr.

Kokopelli

aged 68
Ihre Mühen sind vorbei, ihre Arbeit ist getan.

Im hinteren Teil des Friedhofes existiert seit 2012 ein besonderes Mahnmal für die Verstorbenen der „armed forces“. So ist nicht verwunderlich, dass auch auf diesem Friedhof Veteranen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, die in einem der folgenden Kriege gedient haben.
  • Amerikanischer Bürgerkrieg / Sezessionskrieg /  12.04.1861 – 09.04.1865
  • Spanisch-Amerikanischer Krieg / 21.04.1898 – 10.12.1898
  • 1. Weltkrieg / 28.07.1914 -  11.11.1918
  • 2. Weltkrieg / 01.09.1939 – 02.09.1945 (in Asien)
  • Korea Krieg / 25.06.1950 – 27.07.1953
Schermerhorn
C.W. Vet. Schermerhorn

some gave all

armed forces memorial
Armed Forces Memorial

Boot Hill Cemetery in Virginia City

Nördlich, erhöht über dem Ort Virginia City in Montana befindet sich der zuerst angelegte Friedhof der Stadt, der Boot Hill Cemetery, zu dem in der Hauptsaison fast stündlich der Virginia-Ausflugsbus (ein ehemaliges Feuerwehrauto) Touristen auf einem schmalen Feldweg hinauffährt.
Selbst Anfang des 19. Jahrhunderts bereits war diese Stätte ein kurzer Ausflug für Touristen wert!

Boot Hill 1910

Besucher auf Boot Hill
gesehen: Info-Zentrum Virginia City, Mt

Bei diesem Friedhof handelt es sich um die letzte Ruhestätte von fünf „road agents“ (Straßenpolizisten), die am 14. Januar 1864 von den Vigilanten (Mitglieder der Bürgerwehr) gehängt und später hier oben beerdigt wurden. Es sind die Gräber (v.l.n.r.) von Frank Parish, Jack Gallagher, Boone Helm, Hayes Lyon und George Lane.
Sie starben in ihren Stiefeln -  deshalb spricht man von „Boot Hill Cemetery“. Übrigens, nachdem die „Society of Montana Pioneers“ die Gräber zwar 1899 kennzeichneten, wurden diese Gräber erst 1907 mit Grabtafeln versehen. 

Frank Parish

Boone Helm

Nachdem man die gehängten „road agents“ hier oben bestattet hatte, wollte kein Bewohner von Virginia City mehr, dass seine verstorbenen Angehörigen auf dem „Boot Hill Cemetery“ neben den Kriminellen “ruhen“ sollten und so entstand ein „neuer“ Friedhof, der Hillside Cemetery. Einige „betteten“ die Überreste ihrer verstorbenen Angehörigen sogar um. Lediglich die markierte Ruhestätte von William und Clara Dalton befindet sich noch auf dem Boot Hill Cemetery.

Dalton

Origineller Weise kann man sich noch über die Gräber von vier Mäusen („rodent agents“ – Nagetier-Agenten) „amüsieren“. Ritchie Doyle, der 1998 mit Kollegen in der Sommersaison in Virginia City die „Gold Rush Medicine Show“ veranstaltete, beerdigte diese Mäuse hier oben, nachdem er sie in seinem Schauspielhaus mit Mausefallen „getötet“ hatte.

Mäuse-friedhof
Trapped and killed

Virginia City in Montana

Die Geschichte von Virginia City beginnt am 26. Mai 1863, als Bill (William) Fairweather mit einigen Begleitern an einem kleinen Bach im Alder Gulch (Erlenschlucht) Gold entdeckte. Die Nachricht vom Goldfund verbreitete sich in Windeseile. Innerhalb weniger Wochen kamen tausende Glücksritter im Gebiet an.
Man rechnet, dass sich bereits kein Jahr später mindestens 10.000 Menschen in der Region aufhielten; davon etwa 5.000 allein in Virginia City. 1864 wurde der Ort zur Stadt erhoben. In ihrer unmittelbaren Umgebung lebten und arbeiteten etwa 35.000 Menschen.

Virginia City Info

Man geht davon aus, dass bereits in den ersten drei Jahren im Alder Gulch Gold nach einem heutigen Schätzwert von 30 Millionen Dollar abgebaut wurde. 
Virginia City wurde bereits 1865 zur Hauptstadt des neuen US-Territoriums Montana ernannt, das am 26. Mai 1864 geschaffen wurde. Die Entwicklung der Infrastruktur wurde in den nächsten Jahren durch Virginia City maßgeblich beeinflusst und bis 1875 war die Stadt Knotenpunkt eines weitläufigen Transportnetzes. Bereits 1866 verfügte Virginia City über einen eigenen Telegraphen.

Telegraph

1987 begann eine neue Ära der Goldgewinnung um Virginia City. Fünf große Schaufelradbagger (dredges) wurden von der Firma Conrey Placer Mining Co. installiert, die den Alder Gulch nach Gold durchwühlten. Bis in die 1930iger Jahre wurde dann nur noch von wenigen nach Gold gesucht.

Allerdings leitete die Entdeckung von Gold bei Helena (Last Chance Gulch - 1864) den Niedergang von Virginia City ein und bereits in den 1870er Jahren wohnten nur noch wenige hundert Menschen in der Stadt. Sie verfiel rasant und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast verlassen. Dafür wurde 1875 die Stadt Helena zur Hauptstadt von Montana ernannt  - sie ist es auch heute noch.

Dass man Virginia City heute in einer wohl erhaltenen und touristisch ansprechenden Form besuchen kann, verdankt man dem Ehepaar Charles und Sue Bovey. Nach einem Besuch der beiden in Virginia City im Jahr 1944 (sie suchten nach alten Gebäuden für ihre „Treasure Town“ in Great Falls) erkannten sie die Einzigartigkeit dieses Ortes und schlossen sich mit anderen zu der „Historic Landmark Society of Montana“ zusammen, die sich um die Erhaltung alter Gebäude aus Montana bemühte.


Bovey

Unter der Federführung der Boveys wurden zahlreiche Gebäude gekauft, restauriert und in den Sommermonaten mit Hilfe von College-Studenten für Touristen mittels attraktiver Geschäftsideen (Saloon, Theater, Geschäfte, …) wieder zum Leben erweckt. Bereits 1962 wurde Virginia City von der US-Regierung zum erhaltenswerten Nationalen Denkmal erklärt.

Saving History

A new beginning

Charles Bovey starb 1978, seine Frau Sue 1988. Der Sohn Ford Bovey übergab 1997 das „Werk seiner Eltern“, ein herausragendes Projekt der Denkmalpflege, an den Staat Montana.

Beim Bummel durch die Straßen von Virginia City kann man zahlreiche ihrer restaurierten Gebäude besuchen:
Opera-House mit täglichen Aufführungen während der Saison
Freimaurer-Haus (Masonic Temple)
ein Saloon (in der ehemaligen Allen und Millard Bank)
das „Fairweather Inn“
ein „Wahrsager-Haus“
einen Blacksmith
verschiedene Geschäfte (Spielzeug, Gemischtwarenhändler, Tabak,…)
Montana Post
Telegraphenhaus
Barber Shop
…und viele andere originelle Häuser
und natürlich fährt für die Touristen auch die Postkutsche von „anno dazumal“.

opera-house
Das Opera-House

Masonic-Tempel
Der Masonic-Tempel von Januar 1866

Fairweather-Inn
Fairweather Inn

Blacksmith
Blacksmith

Geschäft

Herrenausstatter
Herrenausstatter

Unterwäsche
Unterwäsche

Geschirr
Nicht nur "silbernes" Tafel- und feines Tisch-Geschirr, sondern auch das
Wasch- und "Nacht-Geschirr" gab es hier zu erwerben.

Lebensmittel aller Art
Lebensmittel (canned food)

Montana Post
Das Zeitungsgebäude in Virginia City von 1863, restauriert 1946

Barber Shop
Blick in den "Barber-Shop"

Postkutsche
Postkutsche

Quelle und weiterführende Infos:

Samstag, 25. Juni 2022

Von Ennis nach Virginia City

Zur leichteren Orientierung soll wieder einmal diese Karte dienen, um unseren derzeitigen Standort  (Virginia City, Montana) ermitteln zu können.
Vor drei Jahren waren wir schon einmal in Virginia City, allerdings in der Stadt in Nevada. Diese Stadt entstand 1859  nach Goldfunden in unmittelbarer Nähe, doch bekannt wurde sie durch die etwas später entdeckten Silbervorkommen. Virginia City in Montana hat eine etwas andere Geschichte, die 1863 beginnt. Doch dazu mehr in einem anderen Kapitel.


Zuerst zu der kurzen Fahrt (23 Kilometer) in diese Stadt, die bereits nach wenigen Kilometern zu einem Aussichtspunkt führt. Es handelt sich um den "Madison Valley Lookout".
Von ihm hat man einen weiten Blick auf das durchquerte Madison Tal und die dahinter liegenden Madison Berge, die sogenannte Madison Range.
Diese 130 Kilometer lange Bergkette gehört zu den Rocky Mountains von Montana und Idaho und wurde 1805 von Meriwether Lewis nach dem damaligen US-Außenministers James Madison, dem späteren US-Präsidenten (1809 bis 1817) benannt. 

Madison Range















Ein markanter Berg in der Sihouette ist der Sphinx-Mountain (3304 m).

Sphinx-Mountain

In unmittelbarer Nähe des Aussichtspunktes wachsen auf Trockenrasen mehrere derzeit blühenden Pflanzen. 

Common Cryptantha
Katzenauge  -  Cryptantha

Common Cryptantha

Bartfaden  -  Penstemon 

Freitag, 24. Juni 2022

Willie’s Distillery in Ennis

Da wir seit vielen Jahren an Whisky / Whiskey interessiert sind und sogar über eine eigene ansehnliche Sammlung verfügen, besuchen wir, wenn es sich einmal so ergibt, lokale Whisky-Destillerien. So „landeten“ wir eher durch Zufall in Ennis bei „Willie’s Distillery“.

Willie´s Distillery

Im Außenbereich kann man einen „Oldtimer-Auslieferungswagen“ und zur Zeit unseres Besuches einige gebrauchte, gestapelte leere Fässer im Hof sehen. 


Dann bewunderten wir das über einhundert Jahre alte Holzgebäude, in dem sowohl einmal ein Pferdestall und später u.a. eine Tankstelle untergebracht waren und sich heute „Willie’s Distillery“ befindet.
Wir betraten den gemütlich eingerichteten „Tasting Room“ und stellten schnell fest, dass wir an einem
besonderen Ort angekommen waren. Zuerst könnte man die zahlreichen Dekorationen bestaunen und anschließend vielleicht einen Cocktail, einen Whisky genießen.

decor

Man begegnete uns mit größter Freundlichkeit und nach dem Probieren von einigen Whisky- und Likörsorten von „Willie’s“ lud uns der Generalmanager, Jeff Berke, zu einer sehr informativen und kurzweiligen Besichtigungstour ein.

proben

In diesem Betrieb fällt sofort auf, worauf hier Wert gelegt wird - alles wird von den Mitarbeitern persönlich erledigt, selbst die Flaschen werden per Hand befüllt, verkorkt und beschriftet.

Danny
Danny Callahan, Production Assistant
beim Beschriften der Labels

label for coffe liqueur
17.5% ALC/VOL | 35 PROOF

Zunächst einmal durften wir uns mit einer Tatsache auseinandersetzen - hier wird „Bourbon“ hergestellt und das aus mindestens 51 % (jedoch höchstens 80 %) Mais (Corn). Als Europäer denken wir meistens an eine Herstellung aus Gerste, aber wir sind im „Land des Bourbon“. Willie’s Distillery bezieht den Mais überwiegend aus Nebraska und Illinois, denn in Montana wird kein Mais angebaut. Die anderen verwendeten Getreidesorten (Roggen, Weizen, Gerste, Hafer) kommen natürlich aus Montana.

Bevor aus Getreide Whisky hergestellt werden kann, wird es in der Regel gemälzt, d.h.das Getreide wird durch Befeuchten gezielt zum Keimen gebracht. Dabei werden Enzyme im Getreidekorn aktiviert, die wiederum die im Korn enthaltene Stärke zu Malzzucker umwandeln. Bei der Bourbon-Herstellung hingegen wird der Mais nicht gemälzt sondern gekocht, um so den enthaltenen Zucker verfügbar zu machen.
nach dem Maiskochen
Läutern: Abfüllen der Würze - Mais nach dem Kochvorgang

Eine weitere Besonderheit bei der Herstellung eines Bourbon Whiskies ist, dass er immer in neuen, frisch ausgebrannten, “getoasteten” Fässern, gefertigt aus der Amerikanischen Weiß-Eiche (Quercus alba), gelagert werden muss. Was die Lagerung bzw. die Reifung im Fass betrifft: dafür ist im Gegensatz zum "Scotsch Whisky" keine Mindestlagerzeit vorgeschrieben. Um jedoch als "Straight Bourbon" verkauft zu werden, muss er mindestens zwei Jahre im Eichenfass gelagert worden sein.
Und noch etwas: bei der Herstellung eines Boubons darf kein Zuckerkulör (Zuckercouleur) [E150] als Farbstoff verwendet werden.
Die Hauptproduktionsstaaten des Bourbons in der USA sind Kentucky und Tennessee.

Auch die nächsten Prozesse werden in dieser Distillery per Hand durchgeführt - das Mahlen des Getreides und die Herstellung der Maische nach bestimmten Rezepten. Nach dem Mahlen kommt alles in einen Maischebottich, wobei immer zunächst der Mais eingefüllt wird; anschließend wird Wasser in einem bestimmten Verhältnis zugefügt und alles wird bei einer bestimmten Temperatur für etwa zwei Stunden aufgekocht. Danach kommen die anderen Getreidesorten hinzu und es wird wieder erhitzt. Bei manchen Rezepten kommt noch 1 Prozent Melasse (Zuckersirup) hinzu. Alles wird anschließend zusammen mit Hefe in den „Fermenter-Tank“ umgefüllt, wo es etwa eine Woche vor dem Destillieren verbleibt.

Destillerieeinheit

Bavarian Technologie
Mash Tun (Maischebottich)

Auf ihre Destillationsanlage ist man in Willie´s Distillery besonders stolz. 
Während man für die Herstellung von Bourbon Whiskey fast ausschließlich mit dem Column Stills Verfahren (Säulenbrennverfahren) arbeitet, ist es hier eine sogenannte kupferne Pot Still, eine Topfdestille oder Topfblase. Diese Destillerie-Anlage wurde speziell vom weltbekannten Destillierhersteller Bavarian Holstein in Deutschland maßgefertigt. Die Destille ist aus Kupfer handgefertigt und handgehämmert, um auf diese Art und Weise eine größere Oberfläche zu schaffen, die mit den Dämpfen der Spirituosen reagiert und so feinste Aromen hervorbringen kann.
2003 fusionierten die "Bavarian Brewery Technology" aus Californien und die Arnold Holstein GmbH vom Bodensee in Deutschland, um ihre hochwertigen Brennereiausrüstungsanlagen in Nordamerika zu vermarkten. Mit ihnen kann man in fein abgestimmten Temperaturbereichen destillieren.

Das Team um die beiden „Distiller“ Terry und Grady ist mit einer Destillations-Charge etwa 4 Stunden beschäftigt, indem sie bei 78 °C (172 °Fahrenheit) mit dem Kondensieren des Alkohols beginnend, langsam weiter hochheizen und den Alkohol je nach Kondensation in drei Phasen auffangen – heads, hearts and tails (foreshot, heart und feints), wobei das „Mitteldestillat – hearts“ direkt für die Fässer bestimmt ist. Die heads- und tail-Phasen kann man verwerfen oder nochmals mitdestillieren. Der dann noch verbleibende Rückstand und der übrigbleibende Treber (nach dem Läutern) geht an einen Schweinezüchter der Region zum Verfüttern.
Nachdem uns Jeff Berke die einzelnen Orte des Herstellungsprozesses gezeigt hatte, führte er uns ins benachbarte Fasslager, wo wir viele Fässer sahen, die senkrecht stehend gelagert wurden.
Auch hinter dem großen Rolltor lagern in einer großen Halle viele weitere gefüllte Fässer.


Innerhalb der Lagerzeit von maximal drei Jahren in Willie´s Distillerie gehen einige % des Inhaltes durch Verdunstung verloren (angels share). So kann man auch in dieser Halle einen bestimmten Geruch wahrnehmen -  nach Whisky und nach Eichenholz.
Es stehen gefüllte, aber auch einige leere Hölzfässer unterschiedlicher Größe im Lager; ein 30 Gallonen-Holzfass (113,5 Liter) kostet - ohne Inhalt - beispielsweise etwa 250 US$. Bevor der „gereifte“ Whisky in dieser Distillery „per Hand“ in die Flaschen umgefüllt, verkorkt und beschriftet wird, muss er noch filtriert (non chilled) werden.
Auch die Produktionskosten waren bei unserer Führung ein Thema, denn im Rahmen der aktuellen Preissteigerungen allgemein kam zur Sprache, dass allein die Kosten für leere Flaschen in der letzten Zeit explodiert sind!

Einige der von „Willie’s“ angebotenen Whiskysorten haben ihre ganz eigene Geschichte:
Der „Devil’s Brigade Whiskey“ beispielsweise hat seinen Namen zu Ehren der First Special Service Force (FSSF), die während des Zweiten Weltkrieges in Fort Harrison, Montana, ausgebildet wurden. Diese Einheit kämpfte dann anschließend während des Krieges zusammen mit einer kanadischen Einheit. Da sie sich vor ihren Kampfhandlungen die Gesichter schwarz anmalten, hatten sie bei den Deutschen den Spitznamen „schwarze Teufel“. Dementsprechend ist der angebotene Whiskey eine Mischung aus bei Willie’s hergestelltem Bourbon und zugekauftem kanadischem Whisky.

devil’s brigade whiskey

Der „montana moonshine whiskey“ hat z.B. folgenden Bezug - Willie, der Besitzer der Distillery, stammt aus der Apalachen-Region in North Carolina. Diese Region wird auch als das „apalachian moonshining country“ bezeichnet, in Erinnerung daran, dass man in dieser abgelegenen Gegend nachts, wenn die Vertreter der Kontrollbehörden schliefen, seinen eigenen, von den Behörden nicht genehmigten Alkohol destillierte  - eben den „moonshine“. Wenn man schon diesen Bezug zur Geschichte hat, dann darf natürlich ein „moonshine whiskey“ im Angebot nicht fehlen.

Montana moonshine whiskey

Neben dem „montana moonshine“ gibt es bei „Willie’s“ noch eine Variation mit zugesetztem Honig, den „Montana Honey Moonshine“.
Zusätzlich zu den verschiedenen Whiskysorten, die bei Willie’s angeboten werden, sind zwei Liköre sehr begehrt  -  dies sind der „Wild Montana Chokecherry Liquer“ und der „Huckleberry Cream Liquer“. Auch ein eigener Wodka und etliche andere Sorten stehen noch zur Auswahl im Regal.

Willie´s-whisky-angeborte

Abschließend noch einige wenige Worte zur Geschichte von „Willie’s Distillery“.
Der Betrieb wurde 2010 von Robin und Willie Blazer in Ennis gegründet, 2012 offiziell eröffnet.
Als Logo wählten sie das an die neue Firma angepasste ehemalige Brandzeichen ihrer Familie.


Willie wuchs in North Carolina auf einer kleinen Farm auf, die sowohl Getreide anbaute als auch Nutztiere züchtete. Er ist Veteran der US-Streitkräfte und war bei dem U.S.Forest Service tätig. Er arbeitete als Sanitäter, als Feuerwehrmann und als „army ranger“ und war auch mehrmals im Ausland tätig. Dementsprechend unterstützt er heute zahlreiche Veteranen- und Ersthelferorganisationen, auch mit seiner Firma. Diese wiederum besuchen gerne seine Destillerie, was mit einigen Ausstellungsstücken im „tasting-room“ dokumentiert wird.


Robin, die Frau von Willi Blazer, stammte in vierter Generation von einer Getreidefarm in der Nähe von Toston im Südwesten von Montana. Sie brachte vor allem Kenntnisse im Marketing und im Bereich Geschäftsentwicklung in die Firma mit ein. Leider ist Robin im Januar 2022 verstorben, aber ihre Ideen und ihre Kreativität sind für immer mit diesem Betrieb verschmolzen und bemerkbar. Und sie erinnert daran, dass die Whisky-Herstellung zwar über die Zeit von Männern dominiert wurde, dass es aber immer wieder Frauen gab, die ihre eigenen Whisky-Destillerien führten.

Auf der Homepage von Willie’s Distillery steht, dass das Unternehmen 2010 mit dem Ziel gegründet wurde, den „unabhängigen Geist und die Originalität des amerikanischen Westens zu verkörpern“. Das wurde uns bei diesem Besuch glaubwürdig vermittelt.

Quellen und weiterführende Informationen:

Mittwoch, 22. Juni 2022

Kanada-Kranich

Auf unserer Fahrt nach Ennis entdeckten wir in einer Wiese ein Pärchen Kanada-Kraniche, die man auch Sandhill-Kraniche nennt.

Kanada-Kraniche

Die Sandhill-Kraniche sind eigentlich Wasservögel, die im ausgewachsenen Zustand eine Körpergröße von bis zu 1,20 Meter, ein Gewicht von bis zu 7 kg (Männchen) und eine Flügelspannweite bis zu 2,10 Meter erreichen können. Die Weibchen unterscheiden sich von den Männchen nicht, sie sind nur kleiner.
Das Federkleid der Kraniche ist überwiegend braun gefärbt. Sie haben eine auffällige rote Vorderkopfseite, weiße Wangen und einen langen, spitzen Schnabel.
Diese Kraniche können 20 Jahre alt werden, in der freien Wildbahn sterben sie jedoch meist früher.
Sie ernähren sich von Fröschen, Fischen und Insekten, sowie Wasserpflanzen und Früchten.

Bei den Kanada-Kranichen gibt es mehrere Unterarten, von denen einige Zug- und einige Standvögel sind. Wir sind keine Ornithologen, denken aber, dass wir ein Pärchen der „gewöhnlichen“ Kanada-Kraniche (grus/antigone canadensis rowani) gesehen haben.

Kanada-Kraniche

















Nachdem wir im letzten Herbst hunderte von europäischen Kranichen, sie gehören der Art „Grauer Kranich“ an, bei ihrem Vogelflug-Zwischenstopp in Norddeutschland beobachten durften, war es uns eine große Freude, hier in Montana Vertreter ihrer nordamerikanischen Verwandten beobachten zu dürfen.

Killdeer

Während einer Rast wurden wir auf einer Wiese erst durch lautes Rufen eines Vogels überhaupt auf ihn aufmerksam. Es handelte sich um den Keilschwanz-Regenpfeifer (Charadrius vociferus).

Eigentlich ist dieser Vogel ein mittelgroßer Küstenvogel, dessen Deckflügel braungrau sind, sein Unterkörper weiß. Auffällig sind zwei schwarze Bändern über der hellen Brust. Kein anderer nordamerikanischer Küstenvogel hat zwei Brustbänder.
Sein leuchtend orangefarbenes Hinterteil ist nur im Flug sichtbar. Dieser Vogel hat einen relativ runden Kopf, ein großes Auge, einen kurzen Hals und mäßig lange Beine. Männchen und Weibchen sehen gleich aus.
Diese Vögel sind eigentlich die am weitesten verbreiteten und bekanntesten Küstenvögel in Nordamerika, weil sie vom Menschen veränderte Lebensräume wie Schotterstraßen, Sportplätze aber auch Rasenflächen in der Nähe von Wasser nutzen. Wir hingegen sahen sie zum ersten Mal.

killdeer

Das Brutgebiet des Keilschwanz-Regenpfeifers erstreckt sich von Alaska und Kanada nach Süden bis nach Südmexiko; im Winter von Südalaska über den oberen Süden der USA bis ins nördliche Südamerika. Diese Regenpfeiferart ist ein Zugvogel.
So ergaben Forschungen, dass diese Vögel z.B. von Alberta (Kanada) nach Kansas und von Pennsylvania nach Florida ziehen. Der Zug nach Südamerika führt vor allem durch die Großen Antillen, Mexiko und Zentralamerika. Anhand der Beobachtung beringter Individuen stellte sich heraus, dass die Tiere häufig über mehrere Jahre hinweg an dieselben Standorte zurückkehren.

Auffallend ist der laute schrille Ruf - selbst im Flug -  dieser Vögel, den man als "kill-dier" übersetzen könnte; dieser gab diesem Vogel dann auch seinen amerikanischen Namen: Killdeer!

killdeer